Predigttext vorgeschlagen für So, d. 27. August 2023

Jes. 29,17 Ists nicht nur noch ein winziges Wenig, dann wandelt Libanon sich wieder zum Garten, und als Wald wird der Garten geachtet. 18 Hören werden an jenem Tag die Tauben Reden der Verbriefung, des Dunkels los, der Finsternis los werden sehen die Augen der Blinden.. 19 Dann werden erneun die Demütigen die Freude um IHN, die Dürftigen der Menschheit jubeln um den Heiligen Jissraels. 20 Hinweg ist ja der Wüterich, der Spötter alldahin, gerodet alle, die nach Arg wachen, 21 Menschen versünden mit Rede, den Mahner im Tore verstricken, den Bewährten durch Irrsal beugen. 22 Darum hat so ER gesprochen auf das Haus Jaakobs zu, er, der einst Abraham abgalt: Fortan soll Jaakob nicht mehr schambleich werden, fortan sein Antlitz nicht mehr erfahlen, 23 denn wann immer er, seine Erzeugten, nun ansieht, was ihm inmitten meine Hände machten, werden sie heiligen meinen Namen, erheiligen den Heiligen Jaakobs, vor dem Gott Jissraels erschauern, 24 die Geistestaumligen erkennen den Sinn, die Hetzer Vernunft erlernen.

Der Libanon ist heute ein Staat, der im Norden an Israel grenzt. Vor 30 Jahren lernte ich bei meinem ersten Besuch im Land der Bibel, dass es sich um den „Guten Grenzzaun“ handelte. Doch das hat sich mit der zunehmenden Macht der Hisbollah deutlich geändert, sodass Libanesische Verantwortliche wie Samy Gemayel ihre Besorgnis über den Zustand seines Landes wegen der Hisbollah und einer maroden Wirtschaft in der Folge ausdrücken. (Mena-Watch 27.7.2023 Hisbollah vernichtet den Libanon)

Die Zeder des Libanon ist nicht zuletzt durch die Bibel bekannt. Sie hatte ihre Bedeutung schon bei den Königen Israels, und König David besang sie sogar in Ps. 92 „Psalmlied. Für den Sabbattag.“ Er vergleicht den Gerechten mit diesem immergrünen Baum.
Ps. 92,13 Der Gerechte wird sprossen wie ein Palmbaum, er wird wachsen wie eine Zeder auf dem Libanon.
Sein Sohn König Schlomo kaufte die starke Zeder zum Bau des Jerusalemer Tempels. Nur Gott kann sie zerbrechen
Ps. 29,5 Die Stimme des EWIGEN zerbricht die Zedern, der EWIGEN zerbricht die Zedern des Libanon, …
So gab es also gute Beziehungen zu diesem nördlichen Nachbarn.

Welche Bedeutung hatte der Libanon zu Bibelzeiten? Hier lebten die Kanaaniter und waren ein Volk mit erfolgreicher See- und Handelskultur. Hier wie in Israel waren später die Großmächte Ägypten, Assyrien und Babylonien die bestimmenden Herrscher.

Wenn wir nun zurückkehren zum Predigttext, so müssen wir ihn in einen größeren Zusammenhang der Kapitels 28 und 29 stellen. Gott ließ Seine ganze Enttäuschung, Seinen Schmerz über Jerusalem spürbar werden, als ER die Konsequenzen für die Stadt aufzählte, die ER hier mit Ariel אֲרִיאֵל = Löwe Gottes anspricht. Der Name beinhaltet das verborgene Potential, das Jerusalem und die Kinder Israel entdecken sollen, die Kraft des Stammes Juda. Doch vorerst kündigt Gott voller Schmerz an, wie die Feinde Jerusalems zahlreich und unersättlich über die Heilige Stadt herfallen. Gott lässt die Kinder Israel geistlich erblinden und gebietet der warnenden Stimme der Propheten Einhalt. Ihre Botschaft wird für jeden Hörer und Leser unverständlich bleiben. Trotz allem erkennt Ariel seinen Schöpfer nicht.

Doch nun tritt unvermittelt der Wandel ein, indem der Libanon zu einer fruchtbaren Landschaft wird. Im heidnischen Libanon kommt es zur Veränderung, da dieses Volk, das heidnischen Göttern diente, umgekehrt ist. Die Erneuerung fängt nicht bei den Kindern Israel an, sondern bei einem fremden Volk, das Gott genauso liebt. Wenn ein Land derart fruchtbar wird, müssen seine Bewohner Umkehr, Teschuwa תְּשׁוּבָה zu dem EINEN Gott getan haben, denn die Natur dankt diesen neuen Lebensweg der Gerechtigkeit und der Nächstenliebe mit unaufhörlichem Blühen und Fruchten. Das ganze Land mit seiner Natur kann vor Freude hüpfen:
Ps. 29,6 Wie ein Kalb läßt er sie hüpfen, Libanon und Ssirjon wie ein Wisentjunges.
Die Bewohner des Libanon mussten keine Juden werden, aber den Schöpfer des Himmels und der Erde anerkennen. Gott will das Volk im Libanon gewinnen, und seine Veränderung ist vorbildhaft für das erwählte Volk Gottes und reizt es zum Guten.

Nun können die Tauben unter den Kindern Israel, deren Ohren Gott verschlossen hatte, wieder Seine Botschaft hören; die Blinden, deren Augen gehalten waren vor der Wahrheit Gottes, können Sein Wirken wieder sehen. Die Dunkelheit wird endlich vom Licht besiegt. Die Freude an dem EINEN und EWIGEN Gott Israels ist wieder zu hören, denn die Tyrannei hat ein Ende. Tyrannen, Spötter, Ankläger, Frevler sind vernichtet! Dankbarkeit und Freude am Heiligen Israels gewinnen Raum.

Ist die Situation vor etwa 2700 Jahren nicht vergleichbar mit der unseren heute? Wie sehr hoffen und beten wir, dass die Frevler und Tyrannen von der Erde verschwinden! Dreimal am Tag, wenn das Schmone Esre, das 18-Bitten-Gebet oder auch Amida עֲמִידָה = das Stehen, gesprochen wird, beten wir:

„Den Verleumdern sei keine Hoffnung, und alle Ruchlosen mögen im Augenblick untergehen, alle mögen sie rasch ausgerottet werden, und die Trotzigen schnell entwurzle, zerschmettre, wirf nieder und demütige sie schnell in unseren Tagen. Gelobt seist du, Ewiger, der du die Feinde zerbrichst und die Trotzigen demütigst!“

Doch Gott scheint im höchsten Maße unzufrieden zu sein. Unsere Welt gebiert jeden Tag neue Katastrophen. Auf der einen Seite wüten wütende Feuer, auf der anderen Seite versinken ganz Landstriche, Städte und Dörfer in brausenden Fluten und Schlammlawinen. Vulkanausbrüche und Erdbeben tun das Ihre dazu. Von einem Ende der Erde zum andern tauchen unerwartet – oder erwartet – neue Kriegs- und Krisengebiete auf. Juden und Christen sprechen von den „Wehen des Maschiach“.

Den Grund für die Unzufriedenheit Gottes erfahren wir im Kapitel 28, welches eine ausführliche Darstellung der Verse 20+21 ist. Dort schilt der EWIGE die taumelnden und betrunkenen Priester und Künder, die ihren Dienst nur noch unwürdig und unfähig ausführen, die kein gerechtes Urteil mehr fällen können. Das einzige, wozu sie fähig sind, ist die Anwendung des Buchstabens des Gesetzes, das zu Unrecht und falschen Anklagen führt. Die Erschöpften trösten sie nicht nach dem Wort Gottes und geben ihnen keine Erquickung, sondern führen sie noch mehr in Zerbrochenheit, Unruhe und Verstrickung. Die Verantwortlichen im Land verbreiten nur Lüge und Irreführung, kümmern sich nicht um Bedürftige und Schwache.

Sind solche Zustände unseren modernen Gesellschaften fremd? Können sie sich rühmen, um so vieles besser zu sein, eben zivilisiert? Nein, denn es geht in unseren Kirchen drunter und drüber. Wer vertraut noch Kinderschändern oder korrupten Kirchenleuten, die ihre Macht ausübten und ihre „Schäfchen“ beurteilten und verurteilten, die Schuld definierten und den Balken im eigenen Auge nicht sahen?
In der Politik gehen manche Entscheidungen am Bürger vorbei. In einigen Staaten führt das gar zur Einschränkung der Menschenrechte und Meinungsfreiheit.
In unseren Gesellschaften gibt es immer weniger Rücksichtnahme. Wer schaut sich noch um nach seinem Nächsten, der hinter ihm geht, und interessiert sich für sein Wohlbefinden?! Wo bleibt die Menschlichkeit bei zunehmenden Vorurteilen und Ausgrenzungen?! Dagegen die als Scheindebatten wirkenden Diskussionen ums Gendern, als wären damit alle Probleme gelöst.
Die Schulen sind ein Spiegel der Gesellschaft, und die dortige Lernunwilligkeit, Respektlosigkeit und Verrohung macht nicht nur Lehrern Angst. Der Fachkräftemangel ist ein Zeichen dafür, dass zu viele Jugendliche aus einer Null-Bock-Haltung heraus nur einen unzureichenden oder keinen Schulabschluss schafften. An unseren Schulen fehlen Lehrkräfte, weil sie sich der Überforderung nicht mehr aussetzen können und erkranken. In unseren Krankenhäusern können wir uns nicht um unsere Kranken kümmern und in Altenheimen nicht um unsere Senioren, weil alles auf Gewinnmaximierung ausgelegt ist. Letzteres ist der Grund, warum wichtige Medikamente fehlen, sogar für Kinder, denn was wird noch in Deutschland produziert, da die Produktion in anderen Ländern doch viel billiger ist! Menschenrechte und Arbeitsbedingungen sind da zweitrangig.
Die Natur wehrt sich auf der ganzen Welt gegen ihre Ausbeutung, gegen Krieg, fehlenden Respekt gegen die gesamte Schöpfung und fehlende Nächstenliebe mit den oben erwähnten Naturkatastrophen.

Was es dringend braucht, ist eine echte Umkehr zu Gott, eine Teschuwa תְּשׁוּבָה, die Verantwortung übernimmt, eine „verantwortende Antwort“ (Martin Buber). Teschuwa bedeutet ebenso die Antwort, die wir Gott schuldig sind. Und dazu braucht es nicht viel, wie der Psalmist weiß:
Ps. 32,5 Meine Sünde wollte ich dir kundtun, mein Fehlen verhüllte ich nicht mehr, ich sprach: »Eingestehen will ich IHM meine Abtrünnigkeiten!« – und du selber trugst den Fehl meiner Sünde.
Oder wie es dreimal täglich in unseren Gebeten heißt:

Führe uns zurück, führe uns zur Umkehr הֲשִׁיבֵֽנוּ haschiwnu, unser Vater, zu deiner Lehre, und bringe uns, unser König, deinem Dienst nahe und lass uns in vollkommener Rückkehr zu dir zurückkehren. Gelobt seist du, Ewiger, der du an der Rückkehr Wohlgefallen hast! –
Verzeihe uns, unser Vater, denn wir haben gesündigt, vergib uns, unser König, dem: wir haben gefrevelt, denn du vergibst und verzeihst. Gelobt seist du, Ewiger, der du gnädig immer wieder verzeihst!“

Wir müssen Gottes Wort endlich wieder ernst nehmen, Seinen Anweisungen Folge leisten, denn ER ist der Schöpfer und der Hausherr, der mit Weisheit Seine gesamte Schöpfung geordnet hat und uns die Gebrauchsanleitung in Seinem Wort anvertraute. Wenn wir wieder gemäß Gottes Spielregeln leben, werden wir den richtigen Weg einschlagen. Gott wird uns Einsicht schenken und wir werden Seine Belehrung dankbar annehmen. Auch darum beten wir im Schmone Esre:

„Du begnadest den Menschen mit Erkenntnis und lehrst den Menschen Einsicht, begnade uns vor dir mit Erkenntnis, Einsicht und Verstand. Gelobt seist du, Ewiger, der du mit Erkenntnis begnadest!“

Dann werden wir uns nicht mehr schämen müssen, sondern, wir werden Gott ehrfürchten, wir werden Gottes Wirken in unserer Mitte sehen wie beispielsweise das Erblühen des Libanon, wenn auch dort das Unrecht ein Ende hat.

In Jesaja 19,23-25 entwirft Gott eine noch größere Vision. Die Länder Ägypten, Assyrien und Israel werden gemeinsam ein Segen für die Welt sein, nachdem Ägypten zum Ewigen heimgekehrt ist und Frieden mit Assyrien schließt. Dann wird Israel sich den beiden ehemaligen Feinden mit Dankbarkeit und Freude anschließen.
Jes. 19,24 An jenem Tag wird Jissrael das Dritte zu Ägypten und zu Assyrien sein, ein Segen im Innern des Erdlands, 25 wozu ER der Umscharte es gesegnet hat, sprechend: Gesegnet Ägypten, mein Volk, und Assyrien, Werk meiner Hände, und Jissrael, mein Eigentum!

Nur bei dem Schöpfer dieser wunderbaren Welt, unserem himmlischen Vater, gibt es Hoffnung auf eine nicht nur bessere, sondern die beste Zukunft.

3 thoughts on “Predigt Jes. 29,17ff Die beste Zukunft durch Umkehr

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