Predigttext vorgeschlagen für Sonntag, d. 10.9.2023

Luk. 17,11 Und es geschah, als er nach Jerusalem reiste, dass er durch das Grenzgebiet zwischen Samaria und Galiläa zog. 12 Und bei seiner Ankunft in einem Dorf begegneten ihm zehn aussätzige Männer, die von ferne stehen blieben. 13 Und sie erhoben ihre Stimme und sprachen: Jesus, Meister, erbarme dich über uns! 14 Und als er sie sah, sprach er zu ihnen: Geht hin und zeigt euch den Priestern! Und es geschah, während sie hingingen, wurden sie rein. 15 Einer aber von ihnen kehrte wieder um, als er sah, dass er geheilt worden war, und pries Gott mit lauter Stimme, 16 warf sich auf sein Angesicht zu [Jesu] Füßen und dankte ihm; und das war ein Samariter. 17 Da antwortete Jesus und sprach: Sind nicht zehn rein geworden? Wo sind aber die neun? 18 Hat sich sonst keiner gefunden, der umgekehrt wäre, um Gott die Ehre zu geben, als nur dieser Fremdling? 19 Und er sprach zu ihm: Steh auf und geh hin; dein Glaube hat dich gerettet!

Jehoschua liebt Jeruschalajim, die Stadt Gottes, die der Höchste sich erwählte, wie das Volk Israel erwählt ist! Israel wurde durch die Erwählung ein Licht für die Völker (Jes. 42,6) und von Zion (Jeruschalajim) geht Gottes Weisung aus:
Jes. 2,3 hingehn Völker in Menge, sie werden sprechen: »Laßt uns gehn, aufsteigen zu SEINEM Berg, zum Haus von Jaakobs Gott, daß er uns weise in seinen Wegen, daß auf seinen Pfaden wir gehn! Denn Weisung fährt von Zion aus, von Jerusalem SEINE Rede.«
Jehoschua sucht die Stadt immer wieder auf, in der sich das Haus Gottes befindet sowie die Priester, die dort den Dienst für Gott verrichten. Dabei muss er durch das Grenzgebiet zwischen Samarien und Galiläa, doch davor scheut er sich nicht. Zum einen geschah dort etwas, es ereignete sich eine wichtige Begegnung, welcher Jehoschua nicht ausweicht. Er ist ein Hebräer wie sein Vorvater Abraham, ein Iwri עִבְרִי = Grenzgänger, denn er geht durch dieses oft gemiedene und gefährliche Grenzgebiet – וַיַּעֲבֹר waja’awor er durchquerte die Gegend.

Ein nicht näher benanntes Dorf in dieser Gegend ist der Ort des Geschehnisses. Eigentlich ist es nicht ungewöhnlich, Menschen mit Aussatz zu begegnen. Ihre Krankheit war nicht ansteckend, denn es handelte sich nicht um Lepra, sondern eine seelisch bedingte Hauterkrankung, die auf üble Nachrede zurückging. Die Krankheit hieß צָּרעַת Zara’at = Aussatz. Darin steckt dieselbe Wurzel wie im Wort Ägyptenמִצְרַיִם Mizrajim, nämlich zar צר = Enge und ra רע = böse. Darum waren die betroffenen Mensch verpflichtet, andere aufmerksam zu machen, damit sie sich fernhalten und sie so für sich alleine über ihr Vergehen nachdenken konnten.
Lev. 13,45 Der Aussätzige, an dem der Schade ist, seine Kleider seien zerfetzt, sein Kopfhaar sei entfesselt, den Lippenbart mumme er, Maklig! maklig! rufe er.
Ihm wird eine Zeit der inneren Einkehr gewährt, bevor er sich wieder dem Priester zeigen muss, der allein seine Heilung feststellen und bescheinigen durfte.

Mirjam, Mosches Schwester, erkrankte an Aussatz, nachdem sie schlecht über Zippora, dessen Frau, gesprochen hatte, weil sie eine dunkle Hautfarbe hatte. (Num. 12,8-10) Sieben Tage wartete das Volk, bis Mirjam wieder in die Gemeinschaft aufgenommen werden konnte.

Als die aussätzigen Männer den Wanderrabbi sehen, rufen sie: „Rabbi Jehoschua, erbarme dich über uns!“ Vielleicht haben sie von ihm und seinem Wirken gehört und waren voller Hoffnung. Auch das war in jenen Tagen nicht ungewöhnlich, dass ein Meister bzw. Rabbi – רַבֵּנוּ Rabbenu = unser Meister – mit wunderwirkenden Kräften ausgestattet war. Bis heute ist es so, dass großen Rabbinern aus Geschichte und Gegenwart Wunderwirken und heilende Kräfte zugeschrieben werden, weil diese Männer in ihrem Leben Zaddikim צַדִּיקים = Gerechte waren. Darum schenkte ihnen Gott dieses Wirkvermögen, um in Seinem Auftrag in der Welt zu wirken. Juden beten zu Gott, dass der oder jener Rabbi seine großen Verdienste mit ihnen teilen darf, denn sie wissen, dass alle Hilfe zu jeder Zeit von Gott kommt.

Jehoschua geht auf ihre Bitte gar nicht ein, denn er schickt die Aussätzigen zu den Priestern, die allein den Auftrag zur Untersuchung und Therapie hatten. Sie gehen, und indem sie den ersten Schritt wagen, werden sie heil! Nicht ein Gebet oder ein Zuspruch heilte sie, kein Mensch, sondern ihr Gehorsam, nach Jeruschalajim zu den Spezialisten zu gehen. Jehoschua kennt die Gebote und verändert sie nicht, denn kein Tüttelchen der Tora wird vergehen (Matth.5,17)!
Vielmehr fordert er die Männer auf: Geht auf dem Weg Gottes und Seiner Gebote, Seiner Mizwot מִצְּוות, denn die Mizwa מִצְּוָה schafft eine Verbindung = צוה z-w-a = zawa zwischen euch und Gott, den ihr lange vergessen, über dessen Kinder ihr schlecht gesprochen habt. Indem ihr zumindest dieses eine Gebot befolgt, spürt ihr neu die Verbindung und Nähe zu Gott, eurem Vater.
Jehoschua hält an den Geboten fest, lehrt sie die Aussätzigen und schickt sie in das Haus Gottes! Haben sie nicht selbst daran gedacht? Schämten sie sich vielleicht und meinten, diese peinliche Situation umgehen zu können? Von Jehoschua erfuhren sie nichts anderes, als diesen Weg zu gehen. Er sprach ihnen keine Vergebung und keine Heilung zu, sondern ließ alles in des Vaters Hand.

Warum bedankt sich dann einer von ihnen bei Jehoschua? Der Mann sieht ein, dass der Rabbi sie an den rechten Weg erinnerte. Geh zu Gott, dem Vater und sieh, was ER zu tun gedenkt! Darum lobt und preist er Gott, der ihn heilte und dankt Jehoschua für den weisen und hilfreichen Rat.

Wieder einmal ist dieser achtsame und dankbare Mann ein Samariter wie im Gleichnis vom barmherzigen Samariter in Luk. 10. Damit übt Jehoschua innerjüdische Kritik, indem er die neun undankbaren Juden – יְהוּדִי jehudi = Jude, der Dankbare, הוֹדָה hoda = er dankte – dem von der jüdischen Gesellschaft verachteten Samariter gegenüberstellte. Der Eine verweist in der jüdischen Zahlenlehre auf den EINEN Gott, neben dem es keinen weiteren gibt. Dieser eine Geheilte wusste das zu tun, was Juden in ihrem Namen tragen – danken.
„Danken schützt vor schwanken; loben zieht nach oben!“

Im Buch der Könige wird uns berichtet, wie ebenfalls ein Fremder, der Aramäer Naeman, vom Aussatz geheilt wurde. Daraufhin drückte er seine Dankbarkeit aus, indem er zu Elischa, dem Mann Gottes zurückkehrte יָּשָׁב jaschaw und bekannte:  
2.Kö. 5,15 Da kehrte er zu dem Mann Gottes zurück, er und all sein Troß, kam, stand vor seinem Antlitz und sprach: Nun erkenne ich doch, daß in allem Erdland kein Gott ist als nur in Jissrael!
Diese Rückkehr ist gleichzeitig eine Umkehr zu dem EINEN Gott, eine Teschuwa תְּשׁוּבָה.

Diese Umkehr fehlt Jehoschua bei den neun Männern, die erst noch eine Erneuerung erleben müssen, was die Zahl neun ausdrückt. Sie gehen zwar den Weg der Gebote, aber noch ohne innere Anteilnahme, vielleicht ohne tiefen Glauben Emuna אֱמוּנָה, was im tieferen Sinn bedeutet, dass sie sich festmachen an Gott.

Die Umkehr sucht Jehoschua nicht für sich. ER möchte, dass Gott geehrte wird, der Hausherr, der Schöpfer, der sowohl die Krankheit חולי choli schuf als auch die Gesundheit בְּרִיאוּת bri’ut. Letzteres kommt von בְּרִיאָה bri’a Schöpfung und meint somit, dass Gesundheit eine neue Schöpfung darstellt. חול chol dagegen heißt neben krank auch Alltag oder Sand, etwas sehr Profanes. Wer sich nur mit Profanem beschäftigt, dem rinnt seine Gesundheit wie Sand durch die Finger, er wird krank.

Den Fremden hat sein Glaube, seine Festigkeit in Gott gerettet, gesund werden lassen als Gottes neue Schöpfung, weil er beides miteinander verband: Dankbarkeit gegen Gott und Umkehr zu Gott.

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