Predigttext vorgeschlagen für Sonntag, d. 9.02.2025
Mk. 4,35 Und an jenem Tag, als es Abend geworden war, sprach er zu ihnen: Lasst uns hinüberfahren an das jenseitige Ufer! 36 Und nachdem sie die Volksmenge entlassen hatten, nahmen sie ihn mit, wie er da in dem Schiff war; es waren aber auch andere kleine Schiffe bei ihm. 37 Und es erhob sich ein großer Sturm, und die Wellen schlugen in das Schiff, sodass es sich schon zu füllen begann. 38 Und er war hinten auf dem Schiff und schlief auf einem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir umkommen? 39 Und er stand auf, befahl dem Wind und sprach zum See: Schweig, werde still! Da legte sich der Wind, und es entstand eine große Stille. 40 Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Wie, habt ihr keinen Glauben? 41 Und sie gerieten in große Furcht und sprachen zueinander: Wer ist denn dieser, dass auch der Wind und der See ihm gehorsam sind?
Jehoschua stillt den Sturm auf dem See Genezareth. Wer ist er, dass er so etwas bewirken kann?
Bei den Evangelisten Matthäus und Lukas verweist Jehoschua selbst auf den Propheten Jona, der in Seenot geriet. In Mt.12,38ff fordern Pharisäer und Schriftgelehrte ein Zeichen von ihm, nachdem er bereits verschiedene Heilungen und Zeichen getan hatte. Auf diese Forderung antwortet er:
Mt. 12,39 Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht begehrt ein Zeichen; aber es wird ihm kein Zeichen gegeben werden als nur das Zeichen des Propheten Jona.
Was geschieht in diesen beiden Geschichten?
Jona war ein Prophet, Nawi נָּבִיא = Künder, der Gottes Wort überbringt und kündet (נָבִיא nawi = wir werden bringen), den Gott berief, um das Volk in Ninive zur Buße zu rufen. Das war insofern ungewöhnlich, da es sich um ein heidnisches Volk handelte. Jona wusste um Gottes Gnade, die er den Ninivitern nicht gönnte. Darum floh er mit dem nächsten Schiff vor Gott. Dieses geriet in einen bedrohlichen Sturm.
Jona 1,5 Jona aber war in den untersten Schiffsraum hinabgestiegen, hatte sich niedergelegt und war fest eingeschlafen.
Selbst auf dem Schiff אֳנִיָּה onija war er in das unterste Deck hinabgestiegen יָרַד jarad, um vor Gott in Sicherheit zu sein. Im Wort אֳנִיָּה onija steckt das Wort אֳנִי ani ich. Jona war in sein Ich, in sein Ego geflohen. Die Menschen in Ninive interessierten ihn nicht. Das Wort יָרַד jarad wird verwendet, wenn jemand aus Israel weggeht oder auswandert. Wer das Land der Verheißung verlässt, steigt immer hinab und entfernt sich von Gott.
Eigentlich hätte es Jona besser wissen müssen:
Ps. 139,7 Wohin soll ich gehn vor deinem Geist, wohin vor deinem Antlitz entlaufen! 8 Ob ich den Himmel erklömme, du bist dort, bettete ich mir das Gruftreich, da bist du. 9 Erhübe ich Flügel des Morgenrots, nähme Wohnung am hintersten Meer, 10 dort auch griffe mich deine Hand, deine Rechte faßte mich an. 11 Spräche ich: »Finsternis erhasche mich nur, Nacht sei das Licht um mich her!«, 12 auch Finsternis finstert dir nicht, Nacht leuchtet gleichwie der Tag, gleich ist Verfinsterung, gleich Erleuchtung.
Es gibt kein Entrinnen vor dem Schöpfer des Himmels und der Erde!
Die heidnischen Seeleute hörten Jonas Geschichte.
Jona 1,9 Ich bin ein Ebräer, und IHN, den Gott des Himmels, fürchte ich, der das Meer und das Trockne gemacht hat.
Sie verstanden sofort, besser als der Prophet, dass man vor seinem Gott nicht weglaufen darf. Jona wurde, wenn auch widerwillig, ins Meer geworfen und der Sturm verstummte. Daraufhin brachten die Heiden Gott ein Opfer und gerieten in große Ehrfurcht. Somit hat nicht Jonas Glaube ungläubige Herzen gewonnen, sondern Gott benutzte seine Flucht und führte die Menschen, die ER geschaffen hatte und liebt, zu sich.
Schließlich verschlang ein großer Fisch דָּג גָּדוֹל dag gadol Jona. Fische bekommen bei ihrer Erschaffung einen Segen vor allen anderen Lebewesen. Dadurch, dass sie die Augen nicht schließen, gelten sie als Gottes stumme, aber aufmerksame Diener Gottes. Dag דָּג hat den Zahlenwert 3+4 = 7, גָּדוֹל gadol 4+3+6+30 = 43 = 7. Der große Fisch steht im Zeichen der irdischen Vollkommenheit, denn am 7. Tag legte Gott Seine Arbeit nieder und heiligte den 7. Tag.
Der große Fisch als gehorsamer Diener Gottes spuckt nach 3 Tagen Jona genau dort aus, wo der Ewige ihn haben wollte. Die 3 weist auf die Transformation hin. Es wird eine Veränderung zum Guten geben.
Wie verhielt es sich bei Jehoschua? Er hatte einen erfüllten Tag der Lehre von Gott, nach der die Menschen seiner Zeit hungerten, hinter sich. Nun verlangte er nach Ruhe und Schlaf. Seinen Schülern gab er Anweisung, an das andere Ufer des Kinnerets, des Sees Genezareth, zu fahren. Er hatte eine Menschenmenge belehrt und sie Gott näher gebracht. Nun legte auch er sich auf dem Schiff nieder, gemütlich auf einem Kissen, und schlief ein. Er floh weder vor Gott noch vor Menschen. Er nahm seine Berufung, seine Sendung zu den Menschen sehr ernst, sie zu korrigieren und auf den Weg zum Vater zurückzuführen. Er liebte sie, weil sie wertvolle Geschöpfe des höchsten Gottes sind. Deshalb hatte er es nicht nötig, sich auf dem Schiff zu verbergen. Er legte sich in Geborgenheit nieder, wie es im Psalm heißt:
Ps. 3,6 Ich legte mich nieder und schlief; ich bin wieder erwacht, denn der Ewige hält mich.
Seine Schüler müssen Jehoschua wecken, weil sie sich in dem großen Sturm סְעָרָה גְדוֺלָה ße’ara gdola fürchten. Sie sind keine Heiden, aber sie fürchten sich ebenso wie diese. Sturm סְעָרָה ße’ara 60 – 70 – 200 – 5 hat in der Quersumme den Zahlenwert 11 = 2. Die Zwei zeigt die Zwei-fel der sich Fürchtenden! Furcht hat mit Zweifel zu tun! Die doppelte Eins zeigt, dass die Überwindung von Angst und Zweifel in die Einheit geführt werden kann.
„Kümmert es dich nicht, dass wir umkommen?“, so sagen sie ihm vorwurfsvoll in ihrer Not. Sofort steht Jehoschua auf und gebietet dem Sturm, zu schweigen. Die Wellen und das Meer beruhigen sich. Es entstand nach dem großen Sturm eine große Stille דְּמָמָה גְדוֺלָה demama gedola 4 – 40 – 40 – 5 hat in der Quersumme den Zahlenwert 17, was gut = tow טוב bedeutet. In der Stille steckt das Gute, die Rettung, auf die die Schüler Jehoschuas so sehr warteten. In der Stille ist der Ewige zu finden, wie wir von Elijahu (Elia) wissen:
1.Kö. 19,11 Es sprach: Heraus, steh hin auf den Berg vor MEIN Antlitz! Da vorüberfahrend der Ewige: ein Sturmbraus, groß und heftig, Berge spellend, Felsen malmend, her vor SEINEM Antlitz: der Ewige im Sturme nicht – und nach dem Sturm ein Beben: der Ewige im Beben nicht – 12 und nach dem Beben ein Feuer: der Ewige im Feuer nicht – , aber nach dem Feuer eine Stimme verschwebenden Schweigens.
Das ist jedoch nicht alles. Jetzt kommt Jehoschuas Kritik: „Was seid ihr so furchtsam? Wie, habt ihr keinen Glauben? Wo ist euer Vertrauen in Gott? Ihr kennt doch den Vater, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Sprecht doch direkt mit IHM!“
Jehoschua will seine Schüler im Glauben festigen, aber sie zittern vor Angst. Sie fürchten sich sogar, weil ihr Lehrer den Sturm stillen konnte. Wer ist ihr Meister? Warum kann er das? Warum erwartet er mehr Glauben von ihnen?
Jehoschua versteht sich in den Evangelien immer wieder als Gesandter Gottes. Er weiß, dass Menschen, die Glauben haben, Macht über die Schöpfung haben. Und er weiß sich ganz abhängig vom Vater:
Joh. 5,19 Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selbst aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.
Und er sagt ebenso, dass sie dasselbe tun können wie er, ja, sogar noch größere Wunder als er, denn Gott zeigt Seine Macht durch Seine Kinder, die IHM Hände und Füße, den Mund und alle Sinne zur Verfügung stellen.
Joh. 14,12 Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zu meinem Vater gehe.
Hier meint Jehoschua denselben Glauben, den das Volk Israel an Mosche hatte.
Ex. 19,9 Da sprach der EWIGE zu Mosche: Siehe, ich werde in einer dichten Wolke zu dir kommen, damit das Volk meine Worte hört, die ich mit dir rede, und dir für alle Zeit glaubt.
In der Schabbatlesung dieser Woche geht es um die Spaltung des Schilfmeeres, als die Kinder Israel sich in der Klemme befinden: Vor ihnen das Meer, hinter ihnen die gewalttätigen Ägypter. Das Volk hat Angst, aber Gott ermutigt es:
Ex. 14,18 die Ägypter sollen erkennen, daß ICH, der Ewige, es bin, da ich mich erscheinige an Pharao
Dann bekommt Mosche einen Befehl, aber der Handelnde ist Gott:
Ex. 14,21 Mosche streckte seine Hand übers Meer, und zurückgehen ließ der EWIGE das Meer durch einen heftigen Ostwind all die Nacht und machte das Meer zum Sandgrund, so spalteten sich die Wasser. 22 Die Söhne Jissraels kamen mitten durchs Meer auf dem Trocknen, Wand war ihnen das Wasser zu ihrer Rechten und zu ihrer Linken.
Doch die beängstigende Situation ist noch nicht durchgestanden. Die Ägypter nutzen denselben Weg, auf dem die Kinder Israel sicher flohen. Niemals können sie so schnell sein wie der Feind. Menschlich gesehen haben sie keine Chance zu entkommen. Doch Gott verwirrte die Ägypter, sodass sie in Angst und Schrecken gerieten. Dann sagte ER zu Mosche:
Ex. 14,26 Der EWIGE aber sprach zu Mosche: Strecke deine Hand übers Meer, kehren werden die Wasser über Ägypten, – über sein Fahrzeug, über seine Reiter. 27 Mosche streckte seine Hand übers Meer, und das Meer kehrte, um die Morgenwende, zu seiner Urstatt wieder, indes die Ägypter ihm entgegenflohn. ER schüttelte Ägypten mitten ins Meer.
Diese lebensbedrohliche Situation bestreitet der EINE Gott mit Seinem Knecht und Vertrauten Mosche. Mosche gibt IHM seinen Gehorsam uns seine Hände, um für die Kinder Israel Gottes Wunder zu vollbringen. Mosche ist nicht Gott, sondern Sein Kanal, Sein Gesandter.
Unsere Rabbiner sagen, dass derjenige, der seinen Glauben nur an Gott festmacht, wunderbare Wunder vollbringen kann. Er ist ein Kanal für Gott, DER innerhalb oder außerhalb der Naturgesetze wirken kann, die ER ja selbst geschaffen hat. Jehoschua hatte diesen unverbrüchlichen, weshalb er den Sturm stillen konnte. Auch er muss durch diese Wunder nicht Gott sein, sondern Sein Diener und Gesandter wie Mosche.
Gleichzeitig sah er, dass seine Schüler dasselbe hätten tun können, wenn sie ihren Glauben geschult hätten.
In Psalm 107 lesen wir – und Jehoschua sowie seine Schüler kannten ihn natürlich -, dass so ein großer, bedrohlicher Sturm die Seele unsicher und ängstlich macht.
Ps. 107,25 – wie er sprach und stellte den Wind auf, den Sturm, und er hob seine Wogen – , 26 himmelan stiegen sie, urwirbeltief sanken sie, ihre Seele berstend im Übel, 27 sich drehten, schwankten wie ein Betrunkener, all ihre Weisheit verwirrt, 28 die zum EWIGENDEN schrien in ihrer Drangsal, die er führte sie aus ihren Nöten heraus, 29 bannte den Sturm zur Stille, daß ihre Wogen sich legten, 30 und sie freuten sich, daß die ruhten, und er leitete sie zum Hafen ihres Wunsches: 31 danken werden sie dem EWIGENDEN seine wohltätige Liebe, seine Wunder an den Menschenkindern, 32 Den EWIGENDEN erheben sie in der Versammlung des Volks, im Sitze der Alten preisen sie ihn.
Aber wer in seiner Drangsal und Not zum ewigen Vater schreit, erfährt Rettung, erfährt, wie Gott den Sturm in Stille verwandelt. Dafür gebührt dem Schöpfer der Dank, denn ER führt Seine Kinder in den sicheren Hafen, ER verherrlicht sich durch Wohltat an ihnen. Darum ist zweifelndes Fragen wie das der Vertrauten Jehoschuas unangebracht, sondern vielmehr Lobpreis und Jubel.
Wir können in Nöte geraten, bei denen wir das Gefühl haben, in einem Wasserstrudel zu versinken. Die Meereswellen schlagen über uns zusammen. Mit Glauben = Emuna אֱמוּנָה, dem sich-Festmachen an Gott, rufen wir zu unserem Vater im Himmel und erleben, wie das beängstigende Brausen zur Ruhe kommt, wir in die Stille, in die Nähe des Vaters und in den Frieden kommen. Das lehrte Jehoschua seine Schüler und uns heutigen Lesern seiner Botschaft.
Dafür müssen wir herauskommen aus Jonas Ich-Bezogenheit, offene Herzen haben wie die heidnischen Seeleute, die schließlich Gott erkannten, nicht am Zweifel festhalten wie die Schüler Jehoschuas, sondern von dem vertrauenden Rabbi Vertrauen lernen.
Ich möchte dir einfach mal „Danke“ sagen für die tiefgehenden Einsichten, die du mir mit deinem Text geschenkt hast. Die Verbindung zwischen Jona, Jehoschua und Mosche – und letztlich unser eigenes Ringen mit Vertrauen und Glauben – hat mich sehr berührt. Es ist eine Erinnerung daran, wie wichtig es ist, in stürmischen Zeiten nicht in Angst zu verharren, sondern sich im Vertrauen auf den Ewigen festzumachen.
Deine Worte waren wie ein sanftes Licht in der Dunkelheit, das mich daran erinnert hat, dass Stille oft die tiefste Gegenwart des Vaters birgt.
Danke für diese wertvolle Perspektive!
Wenn es mir gelungen ist, durch meine Worte Licht und Glauben zu verstärken oder neu zu finden, dann danke ich Gott, dass ich Sein Kanal sein darf.