Predigttext vorgeschlagen zum Israelsonntag am 21.08.2022

17 Denkt nicht, ich sei gekommen, die Tora und die prophetischen Schriften außer Kraft zu setzen! Ich bin nicht gekommen, sie außer Kraft zu setzen, sondern sie zu erfüllen. 18 Wahrhaftig, ich sage euch: Bevor Himmel und Erde vergehen, wird von der Tora nicht der kleinste Buchstabe und kein einziges Häkchen vergehen, bis alles getan wird. 19 Wer nur ein einziges dieser Gebote außer Kraft setzt, und sei es das kleinste, und die Menschen entsprechend lehrt, wird in Gottes Welt als klein gelten. Aber wer sie befolgt und lehrt, wird in Gottes Welt groß genannt werden. 20 Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht über die schriftgelehrte und pharisäische Gerechtigkeit hinausgeht, werdet ihr nicht in Gottes Welt kommen.

Bibel in gerechter Sprache © 2006, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, Verlagsgruppe Random House GmbH. 

Dieser Sonntag ist ein besonderer Sonntag in der Evangelischen Kirche: der Israelsonntag. In Wikipedia erfahren wir zu seiner Geschichte und Veränderung:
„Der Israelsonntag (früher Judensonntag) ist ein Sonntag im Kirchenjahr der Evangelischen Kirche in Deutschland, der das Verhältnis von Christen und Juden zum Thema hat. Er wird am zehnten Sonntag nach Trinitatis, also elf Wochen nach dem Pfingstfest, begangen. … Im Entwurf der Neuordnung der gottesdienstlichen Lesungen und Predigttexte von 2014 stehen beide Proprien wieder gleichberechtigt nebeneinander, unter der Voraussetzung, dass Kirchen den „Gedenktag der Zerstörung Jerusalems“ nicht mehr antijudaistisch instrumentalisieren, sondern als Anlass zur christlichen Selbstkritik nehmen: „Das Weinen Jesu über Jerusalem wird als Trauer Gottes angesichts der traditionellen christlichen Blindheit gegenüber dem jüdischen Volk aktualisiert.““
Die EKD schreibt über den Israelsonntag:
„Der Israelsonntag erinnert an das enge Verhältnis von Christen und Juden. Die Trauer über das Unrecht, das Juden im Laufe der Geschichte angetan wurde; die Schuld die Christen und die Kirche auf sich geladen haben und die Beziehungen zwischen Juden und Christen im Glauben an den selben Gott stehen aber auch das Bekenntnis zur bleibenden Erwählung Israels stehen an diesem Tag im Mittelpunkt der Gottesdienste. Der Israelsonntag wird am zehnten Sonntag nach Trinitatis gefeiert.“[1]
Ebenso sind die weiteren Darlegungen lesenswert.
Dass sich die Gestaltung des Gottesdienstes an diesem Sonntag einigen Pfarrern und Pfarrerinnen schwer fällt, beklagt die Arbeitshilfe Juden und Christen und bietet darum Predigthilfen an.[2] Auch ihre Seite empfehle ich zum Weiterlesen.

Nach diesen Informationen wenden wir uns dem Predigttext zu. In ihm lernen wir Jesus als den jüdischen Rabbi Jehoschua inmitten seiner Schülerschaft kennen. In diesem Text kommt er uns in seinem geliebten Judentum nahe, was besonders durch die Übersetzung der BigS deutlich wird.

Für diese Auslegung werde ich das Rad nicht neu erfinden, sondern lasse meinen Schwiegervater Pinchas Lapide zu Wort kommen. Ich zitiere aus seinem Buch „Die Bergpredigt – Utopie oder Programm“, welches mein Leben veränderte. Ergänzend zitiere ich Susanne Schmid-Grether, ebenfalls eine Schülerin von David Flusser.

Schon die Einleitung in Vers 1+2 stieg er auf den Berg; und als er sich setzte, traten seine Jünger zu ihm. Und er tat seinen Mund auf [zu einer Rede], lehrte sie … führt uns in Jehoschuas jüdisches Umfeld.
„Bei einem Rabbi, und so titulieren ihn die Evangelisten nicht weniger als vierzehnmal, weist das unzweideutig auf eine Belehrung hin, die nach den Regeln der großen Toraschulen immer im Sitzen erfolgt. So z.B. „sitzen“ die Schriftgelehrten und Pharisäer „auf dem Stuhl Mosis“ (Mt 23,2) und Jesus selbst „hat täglich im Tempel gesessen und gelehrt“ (Mt 26,5)
Wichtig ist auch die Unterscheidung, daß die Lehre nach rabbinischer Praxis immer nur an eingeweihte Jünger im engen Kreis ergeht, während die großen Ansprachen an „die Vielen“, wie ist es öfteren heißt, gerichtet sind, aber meistens nur in Parabelform, um auch für Bauern und Hirten verständlich zu sein.“
[3]

Wir haben es also bei diesem Textabschnitt nicht mit einer Predigt zu tun, sondern mit einer Lehre. Bis heute wird die Tora an Jeschiwot – יְשִׁיבָה Jeschiwa = das Sitzen – im Sitzen und diskursiv mittels Fragen, die an den Text gestellt werden, gelehrt und gelernt.

Auch Jehoschuas Nennung der Tora und der Propheten, in anderen Bibelübersetzungen fälschlich mit „Gesetz und Propheten“ wiedergegeben, führt uns zu dem, was das Wichtigste in seinem Leben war.
„‘Torah und Propheten‘ war damals ein feststehender Ausdruck, den jedermann verstanden hat. Das erkennt man daran, dass er nicht weiter erklärt ist. Er wird von Jesus des öfteren verwendet. … Mit Torah und Propheten ist die ganze Bibel gemeint. Sie wird im Gebot der Nächstenliebe zusammengefasst.“[4]

Jehoschua setzt seine Talmidim תַּלְמִידים und Talmidot  תַּלְמִידות = Schüler und Schülerinnen sofort ins rechte Bild über das, was er ihnen vermitteln will. Dabei wird es unter keinen Umständen um eine neue Lehre gehen.
„Um diesen Verdacht im Keime zu ersticken, beginnt Jesus mit einer nachdrücklichen Betonung der ewigen Gültigkeit aller Sinaitischen Gebote. Jesus begnügt sich jedoch mit einer prinzipiellen Grundsatzerklärung keineswegs, sondern hebt in dreifacher Formulierung nicht nur seine Treue zur Tora hervor, sondern sucht auch etwaige Vorwürfe zu entkräften, daß er durch seine kühne Bibelauslegung den ursprünglichen Sinn des Schrift aufheben wolle“ [5]

Jehoschua will die Tora „erfüllen“. Bedeutet das wirklich, dass Christen darum die Tora nicht mehr halten müssen, weil Jehoschua bereits alles getan hat? Mitnichten!
„Ein zweiter Übersetzungsfehler betrifft das Zeitwort „erfüllen“, das dem semitischen Sprachgeist im Zusammenhang mit der Tora fremd ist. Während des Zeitwort „auflösen“ dem jüdischen Sprachgebrauch im Sinne von „abschaffen“ oder „außer Kraft setzen“ bekannt ist, kämen als Gegenstück für Juden die Vokabeln „halten“ (Mt19,17), „tun“ (Röm 2,13) oder „aufrichten“ im Sinne von „zur Geltung bringen“ (Röm 3,31) in Frage.[6]
Gibt es denn überhaupt die Möglichkeit, irgendein biblisches Gebot abzuschaffen? Wenn kein einziger Buchstabe der Tora vergehen kann, solange die Welt besteht, erübrigt sich die Antwort.“
[7]

Die hebräische Bedeutung der beiden Begriffe lernen wir bei Pfarrerin Schmid-Grether:
„Der Ausdruck „Torah aufheben“ oder „Torah erfüllen“ kommt in der rabbinischen Literatur oft vor. Das hebräische Wort für aufheben heisst לבטל – levatel, was „zunichte machen“ oder „aufheben“ bedeutet. Dieses Wort wird oft im Zusammenhang mit der Schriftauslegung gebraucht und meint dann „falsch auslegen“. Wer die Torah nicht richtig versteht, legt sie falsch aus und hebt sie dadurch auf. Wer den Sinn der Torah nicht versteht, kann den Geboten Gottes nicht gehorchen und seinen Willen nicht erfüllen. Dadurch wird die Torah aufgehoben.
Das hebräische Wort für „erfüllen“ heisst  לקים  – leqajem – aufrecht erhalten, bestätigen, Gültigkeit verleihen. Wer den Sinn der Torah versteht, sie richtig auslegt, der verleiht ihr Gültigkeit, d.h.er erfüllt die Torah. Nur wer die Torah richtig versteht, kann Gottes Geboten gehorchen und seinen Willen tun. Richtige Auslegung der Torah bringt Leben und Lebendigkeit in die Worte der Bibel und ist somit Anleitung zu einem Leben nach dem Willen Gottes.“
[8]

Matthäus lässt Jehoschua den Lesern des Evangelium ganz ehrlich und unverblümt sagen, dass er die Tora aufrichtig lehrt, denn sie wird ewigen Bestand haben. So hat es später Maimonides in seinen „Dreizehn Glaubenssätzen“ erklärt:

  1. Ich glaube in ganzem Glauben, dass die Kündung unseres Lehrers Moses, Friede ihm, die Wahrheit und dass er von allen Propheten, früheren wie späteren, der Vater war.
  2. Ich glaube in ganzem Glauben, dass diese Tora, wie wir sie jetzt besitzen, die gleiche ist, die unserem Lehrer Moses übergeben wurde.
  3. Ich glaube in ganzem Glauben, dass diese Tora unverwechselbar ist und dass es nie eine andere Lehre vom Schöpfer her, gelobt sei sein Name, geben wird.[9]

Nicht der kleinste Buchstabe wie ein י jud wird von der Tora verloren gehen oder die Tüttelchen, welche in dem kostbaren Wort Gottes zur Verzierung angebracht wurden oder solche, die als Gesangshilfen dienen. Nichts von dem Kleinen, Unscheinbaren wird verloren gehen, wenn Jehoschua die Tora lehrt und auslegt (לְפָרֵשׁ lifrosch = auslegen; Peruschim פירושים = die Ausleger, die Pharisäer).

„Im gesamten rabbinischen Schrifttum kenne ich kein eindeutigeres, flammenderes Bekenntnis zur Gotteslehre und zur Heiligen Schrift Israels als diesen Vorspann zur Berglehre. Jesus ist hier noch radikaler als Rabbi Chija Bar Abba und Rabbi Jochanan, die beide bereit waren, auf „einen Buchstaben aus der Tora“ zu verzichten, „damit der Name des Himmlischen öffentlich geheiligt (und nicht entweiht) werde“ (Jeb 79a)“[10]

Auch andere warnt Jehoschua vor einer Lehre, die irgendein Gebot für ungültig erklärt. Aber was sind kleine Gebote?
„Ebenso klar ist es, daß das Judentum zwar „leichte“ und „schwere“ Gebote kennt (vgl. „das Schwere des Gesetzes“ in Mt 23,23), aber kein „geringstes Gebot“.
Jesus hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gesagt, daß jeder, der auch nur eines der leichten Gebote aufhebt – wie etwa den Zehnten von Minze, Dill und Kümmel (Mt 23,23) -, im Reich Gottes „leicht“ befunden werden wird – ganz im Sinne von jenem Gottesurteil über Belschazar, dessen Reich „gezählt … gewogen und zu leicht befunden wurde“ (Dan 5,25).“
[11]

Susanne Schmid-Grether führt dazu aus:
„Jesus nimmt damit einen Gedanken auf, der in der jüdischen Überlieferung oft erwähnt wird, nämlich dass ein leichtes Gebot genauso wichtig ist wie ein schweres Gebot: „R. Abba b. Kahana hat gesagt: Die Schrift hat das geringste unter den Geboten dem schwersten (wichtigsten) Gebot gleichgestellt. Das geringste Gebot ist das betreffs des Loslassens der Vogelmutter … 5. Mose 22,6 f und das Schwerste ist das betreffs der Ehrerbietung gegen die Eltern … 2. Mose 20, 12; und bei beiden steht (der gleiche Lohn) geschrieben: auf dass du lange lebst.“ (Jerusalemer Talmud yQid 1,61b)
Die Übertretung eines leichten Gebots kann die Übertretung eines schweren Gebots nach sich ziehen. Deshalb ist es so wichtig, auch die leichten Gebote einzuhalten:
„Ben Assai spricht: Eile zu einem noch so geringen Gebot und fliehe vor der Übertretung, denn eine Gebotserfüllung zieht eine andere nach sich und eine Übertretung eine andere Übertretung, denn der Lohn einer Gebotserfüllung ist eine (weitere) Gebotserfüllung, und der Lohn einer Übertretung ist eine  (weitere) Übertretung.“ (Sprüche der Väter 4,2)“
[12]

Ein anderer Begriff kommt hier vor, den wir Westeuropäer uns erklären lassen müssen, denn wir vermeinen, das Wort Gerechtigkeit צְדָקָה zedaka zu kennen, aber die Differenzen zwischen indogermanischen und semitischen Sprachen ist zu gravierend.

„Mit „dikaiosyne“ ist, auf den Menschen bezogen, das Rechtsein der Hebräer gemeint, oder wie Martin Buber übersetzt: die Bewährung vor Gott. Als „zedaka“ (der Begriff, der sicherlich in der semitischen Vorlage des Matthäus benutzt wurde) ist das Bedeutungsbündel jedoch vielschichtiger und umfasst auch die Güte Gottes in seiner Hinwendung zum Menschen. Dieses urhebräische Wort, das jeder Übersetzung trotzt, bringt die beiden Hauptattribute Gottes gleichzeitig zum Ausdruck, indem es Güte und Gerechtigkeit zur höheren Einheit verschmilzt. Denn nur die Harmonie der beiden entspricht dem jüdischen Weltbild eines gerechten Schöpfers und einer mündigen Menschheit.
Was bei der Übersetzung verloren ging, war die Stimme der göttlichen Liebe, die unüberhörbar im Prophetengeschrei nach Gerechtigkeit mitschwingt, und das Bewußtsein, daß mein Recht im Rahmen der „zedaka“ immer das Recht des Nächsten einschließt.

…, sondern an diese Harmonie von richterlicher Barmherzigkeit und recht-schaffender Liebe, die zum Kernstück der jüdischen Imitatio Dei gehört. Sie ist fest verankert in der hebräischen Glaubenswahrheit, daß Gott der Gerechte ist – der „Zaddik“, wie er in der Bibel heißt, der selbst diese „zedaka“ übt und sie dem Menschen als Träger seines Ebenbildes zur Daseinsaufgabe setzt. Denn schließlich und endlich ist das ganze Spektrum der ethischen Grundwerte in dieser so verstandenen Gerechtigkeit einbegriffen.
Weder um Großzügigkeit noch um herablassende Mildtätigkeit geht es hier, sondern um die Erfüllung einer Pflicht, die dem Bruder gebührt, als rechtmäßiger Anteil an der Fülle der unverdienten Gaben, mit denen Gott seine Welt beschenkt. Solch eine Pflicht kann weder im bloßen Wohlwollen noch im müßigen Lippendienst ausmünden. Sie muss viel mehr getan werden, tagtäglich, stets von neuem und mit einer unermüdlichen Entdeckerfreude, die keinen Status Quo gut zu heißen bereit ist.“
[13]

Wenn wir nun die Zedeka verstanden haben als die Verschmelzung von der Güte und Gerechtigkeit Gottes, von meinem Recht, das das Recht meines Nächsten einschließt, von etwas, das getan werden muss, was meint Jehoschua mit „Wenn eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht weit übertrifft,“ (Schlachter)? Wie sollen sich treue Schüler und Schülerinnen der Tora von Pharisäern und Schriftgelehrten absetzen? Jehoschua verwirft deren Gerechtigkeit nicht, aber sie genügt ihm wohl nicht.

„Bei den letzten fünf Worten handelt es sich um einen so gut wie unübersetzbaren Hebraismus, den der Evangelist Matthäus mit „der besseren Gerechtigkeit“ (Mt 5,20) wiederzugeben versucht hat. In diesem Begriff kommt eine Suche nach jener Sinntiefe von Recht und Gerechtigkeit zum Ausdruck, die den Mut aufbringt, das Gebot der Nächstenliebe bis zur Konsequenz durchzudenken. Konkret gesprochen – und die Rabbinen dachten immer konkret – geht es dabei um die Gebotserschwerung als selbstauferlegte Pflicht der geistigen Elite, des freiwilligen Rechtsverzichts zum Zweck persönlicher Konfliktentschärfung, der Gehorsamsverweigerung im Fall von befohlenem Nächstenhass, der Über-Erfüllung aller sozialen Satzungen zum Nutzen und Schutz des Mitmenschen und um die Priorität der Nachgiebigkeit in allen Streitfragen.“[14]

Jehoschua hat also nicht die Tora überwunden! Er liebt sie und gehört nicht nur zu denen, welche die Tora in der mündlichen Diskussion leicht machen wie Hillel. Nein, die Tora ist für ihn so heilig und überaus wichtig, dass er bereit ist, die Regeln der Tora zu verschärfen wie Schammai. In den Sprüchen der Väter heißt es:

Mose empfing die Tora vom Sinai und gab sie Josua weiter, und Josua den Ältesten, und die Ältesten den Propheten. Und die Propheten gaben sie den Männern der Großen Synagoge weiter. Diese sagten drei Dinge: Seid zurückhaltend im Gericht, und zieht viele Schüler heran, und macht einen Zaun um die Tora.

Pirke Awot 1,1

Der Zaun סיג Siag – ein altes talmudisches Wort – sollte die Gebote der Tora vor absichtlicher und unabsichtlicher Übertretung schützen. Jehoschua unterstützt dieses Anliegen und will damit der Tora zu mehr Gültigkeit verhelfen. Wie tragisch ist es doch, dass die Kirche solche Worte Jehoschuas immer ins Gegenteil verkehrte. Sie lernte nicht aus ihrer heiligen Schrift, dem Neuen Testament, sondern bog es genauso zurecht wie Inhalte der Tora. Damit entfernte sie sich von ihrem Heiland und entfremdete ihn dem Judentum. Alles musste zur Lehre der Kirche passen, anstatt wie Jehoschua wirklich die Schrift zu lehren. Der Gegensatz zwischen „Gesetz und Evangelium“ ist ein künstlicher.

„Im christlichen Sinn des Wortes ist diese Bibel Jesu und der ersten Christen vor allem und hauptsächlich „Evangelium“ – die Frohbotschaft von der Liebe Gottes und von der Gott geschenkten Freiheit eines Judenmenschen. Alle Freiheit jedoch, die nicht freiwillig „das Joch des Himmelreiches“ auf sich nimmt, wie die Rabbinen ihre Göttliche Weisung nennen, führt zwangsläufig zu Anarchie und zur Selbstversklavung an alles Triebhafte und Tierische, das noch immer im Menschenherz gärt und giert.
Denn genau wie der Jude sich diese Welt nicht ohne Gott und Israel nicht ohne die Völkerwelt vorstellen kann, zu deren Dienst er berufen wurde, genauso sind für ihn Liebe und Gebot kein Gegensatz, sondern Harmonie, denn aus Liebe wurde die Tora gegeben und aus Liebe wird sie befolgt. „Ihre Wege sind Wege der Anmut,“ sagt die Liturgie von ihr, „und all ihre Pfade zu führen zum Frieden hin.““
[15]


[1] https://www.ekd.de/israelsonntag-57928.htm
[2] https://www.arbeitshilfe-christen-juden.de/themen/israelsonntag
[3] P. Lapide, Die Bergpredigt – Utopie oder Programm, Matthias-Grünewald-Verlag 1982, S.17
[4] S. Schmid-Grether, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Wetzikon 1999 JCFV, S.55
[5] Ebd. S. 19
[6] Ebd. S. 24
[7] Ebd. S. 25
[8]Schmid-Grether S. 57
[9] https://judentum.hagalil.com/dreizehn-glaubenssaetze/
[10] P. Lapide S. 19
[11] Ebd. S. 25 & 26
[12] S. Schmid-Grether, S. 59
[13] P. Lapide S. 27 & 28
[14] Ebd. S. 30
[15] Ebd. S. 21 & 22

2 thoughts on “Predigt Mt.5,17-20 Jesus und die Tora

  1. Im Sitzen lehren, die Weisung gehen. Deine Gedanken zu ‚Gerechtigkeit‘ sind groß. Aber besonders gewichtig: Die Tora falsch auslegen und die christliche Auslegung. Da sehe ich den traurigen, unverantwortlichen Missbrauch an den sich gläubig anvertrauenden Menschen. Wann kommt das Heil zu den Christen? —

    1. Das Heil kommt zu den Christen, indem sie Gott vertrauen, von dem Jesus selber sagte, dass ER der Eine und Einzige sei, indem er das Schema Israel in Mk. 12 zitierte. Wenn sie dem Gott Israels vertrauen, der durch Seine Gesandten wirkt und lehrt, und nicht nur die „schönen“ Worte für sich annehmen, die eigentlich an Gottes erstgeborenen Sohn gerichtet sind – an Israel! Gott ist bereit zu den Völkern zu kommen, denn alle Menschen sind IHM lieb und wertvoll.

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