Deboras Antworten zum Rätsel von Yuval Lapide zu Pessach 2023
- Was bedeutet der Name Pessach?
- Vergleich zwischen Mosche und Pharao
- Die vier Namen des Pessachfestes
- Zehn Plagen – zehn Worte (Gebote)
- Was bedeuten die erste und die letzte Plage im Zusammenhang?
- Blut an den Türpfosten
- Grillen, nicht kochen
- Der Auszug geschah nächtens und in Eile – Warum?
- Nächtliche Siegesereignisse
- Die Verstockung Pharaos
- Die zehn Plagen
1. Was bedeutet der Name Pessach?
Warum nennt die Tora der Juden das Fest des Auszugs der Juden aus Ägypten Pessach פסח – Übersprungs Ereignis – welche theologische Dimension wohnt diesem Worte inne, die ein immerwährendes Wesensmerkmal jüdischer Existenz auf Erden ist?
Ex.12,12 Durchschreiten will ich das Land Ägypten in dieser Nacht und alljeden Erstling im Land Ägypten schlagen, von Mensch zu Tier, an allen Göttern Ägyptens will ich Gerichte tun, ICH bins. 13 Das Blut aber werde zum Zeichen für euch an den Häusern, darin ihr seid: ich sehe das Blut und überspringe euch וּפָסַחְתִּי; nicht euch zum Verderber sei der Stoß, wenn auf das Land Ägypten ich einschlage.
Der Todesengel resp. Gott, der als „Ich“ spricht wird dort keinen Menschen töten, wo er das Blut an den Türpfosten sieht. Diese Häuser wird ER „überspringen“, an denen wird Er „vorübergehen“. פָסַחְתִּי pasachti, sagt Gott, ich ging vorüber an euren Häusern und verschonte euch. Daraus wurde der Name des Festes: פֶּסַח Pessach = Übersprungsfest (M. Buber)
Wann immer sich Juden in der Diaspora in großer Not befinden, die ihnen von den fremden Völkern zugefügt wird, verschont Gott Sein Volk, sodass es heute noch besteht. Der Gott der Juden ist ein treuer Gott, der zu Seinem Wort steht und gnädig an Seinem Volk vorübergeht, um es zu erhalten. Das bedeutet für den einzelnen durchaus Schmerz, denn bedeutet nicht, dass Gott Seine Kinder vor Leid und Schmerz verschont, aber ER hilft ihnen, zu überleben. Am Jisrael chai עם ישראל חי! Das Volk Israel lebt!
Und dieses Fortbestehen nach Jahrtausenden ist ein beredtes Zeugnis für die Völker!
2. Vergleich zwischen Mosche und Pharao
Welche dialektische Beziehung besteht zwischen dem Urjuden und Urhebräer Mosches משה und dem Urägypter Pharao פרעה in der gesamten Pessach-Erzählung unserer großen Tora – welche fundamentale Gegensätzlichkeit zwischen den beiden Protagonisten ergibt sich, wenn man die beiden Namen sprachlich Hebräisch genau untersucht?
Als Jude ist Mosche ein aus tiefstem Herzen Dankbarer und als Hebräer ein Grenzgänger zwischen der Welt seines Volkes, welche von dem Schöpfergott bestimmt ist, und der heidnischen Welt Pharaos.
Mosche ist der „aus dem Wasser Gezogene“ מִן הַמַּיִם מְשִׁיתִהוּ min ha’majim meschitihu = aus dem Wasser zog ich ihn. Damit ist er der Gereinigte und der Überlebende eines Massenmords. Diese Erfahrungen prägen ihn sein Leben lang, weshalb er später mit dem Volk Israel aus Ägypten „herausziehen“ kann.
Pharao dagegen hat seine Machterfahrungen; er kennt sein Land mit seinen Göttern, aber keine Menschlichkeit. Er war für den Tod der Jungen verantwortlich, was Mosche mit Gottes Hilfe überlebte.
Pharao (Par’o פַּרְעֹה) von Para פַּרְע = der Ungezügelte ist der Despot, der Anarchist, der nur gemäß seinen eigenen Lüsten lebt und sein Volk tyrannisiert. Er kennt keine Werte, geschweige denn Gebote, die sein Leben bestimmen. Nur Götzen bestimmen Ägypten, für die Pharao seine Zauberer hat.
Während Mosche auf Gott hört und breit ist, für sein Volk sein Leben zu lassen, hört Pharao auf niemanden, akzeptiert keine höhere Macht über sich, sondern sieht sich selbst als Gottheit und achtet das Leben nicht, sondern tötet nach seinem eigenen Willen.
3. Die vier Namen des Pessachfestes
Welche vier traditionellen Namen trägt das Pessach Fest – sowohl in biblischer als auch in nachiblischer Deutung?
Einen weiteren Namen erhielt es als „Fest der ungesäuerten Brote“, weil Gott befahl, nur Ungesäuertes zu dem Lamm zu essen und in Zukunft die gesamten sieben Tage, die das Fest dauern sollte.
Ex.12,15 Sieben Tage sollt ihr ungesäuertes Brot מַצּוֹת (Mazzot) essen; nämlich am ersten Tage sollt ihr den Sauerteig aus euren Häusern tun. Wer gesäuertes Brot ißt vom ersten Tage an bis auf den siebenten, des Seele soll ausgerottet werden von Israel.
Im jüdischen Kontext erhielt es noch einen weiteren religiösen Namen חַג הַחֵרוּת chag ha’cherut – Fest der Freiheit, da Gott Seine Kinder aus der Sklaverei befreite und sie aus dem Sklavenhaus herausführte.
Dtn. 4,34 oder ob ein Gott erprobt hat zu kommen, sich zu nehmen einen Stamm aus dem Innern eines Stammes mit Proben, mit Zeichen, mit Erweisen, mit Kampf, mit starker Hand, mit gestrecktem Arm, mit großen Furchtbarkeiten, allwie ER euer Gott für euch tat in Ägypten, vor deinen Augen!
Dadurch bedeutet es auch, dass es das Fest „unserer Erlösung“ ist Chag ge’ulatenu חַג גְּאֻלָּתנו, denn Israel wurde erlöst von einem sündigen und gottlosen Leben in Ägypten.
Ps. 77,16 du erlöstest mit dem Arme dein Volk, die Söhne Jaakobs und Jossefs.
Alle Wallfahrtsfeste sind durch Erntezyklen gekennzeichnet, die in eine bestimmte Jahreszeit fallen. So ist Pessach gleichfalls das Frühlingsfest חַג הַאָבִיב chag ha’avaiv.
4. Zehn Plagen – zehn Worte (Gebote)
Wenn wir die zehn Plagen, die Gott den Ägyptern zufügte, mit den zehn Worten, die Gott uns Juden am Berge Sinai verkündete parallelisieren – welche pädagogisch theologische Bedeutung ergibt sich bei dieser Betrachtung?
ICH bin dein Gott, der dich aus Ägypten führte – zeigt als erstes Wort Gottes, wer der Hausherr ist und welche vertrauensbildende Maßnahme von IHM ausging. Auf diesen Gott ist Verlass!
Die Plagen dagegen zeigen, welches Chaos in Ägypten herrscht und wen sich die Ägypter zu Göttern erkoren haben. Keinen Gott außer DEM EINEN werden wir haben, wenn wir erkennen, wie machtlos die Götzen wie der Gott der Fliegen oder der Frösche sind. Darum werden wir uns auch kein Bildnis von jeglichen Gestalten machen, die wir dann anbeten könnten.
Vielmehr werden wir uns wieder an die gute Schöpfungsordnung Gottes erinnern und IHN mit Seinem Ruhen nachahmen. Ägypten zeigte, was es heißt, keinen Ruhetag feiern zu können; keinen besonderen Tag zu haben, an dem wir Gottes Nähe genießen und IHN besser kennen lernen können. Im Gegensatz zu Ägypten wird in Israel auch der Fremde von der Ruhe des Schabbats profitieren. Arbeit und Ruhe erfahren Wertschätzung, die es in Ägypten nicht gab. Dort musste Gott die Ägypter zur Ruhe zwingen, indem ER ihnen die Finsternis schickte. Diese zeigte ihnen, in welcher Finsternis sie sich gleichfalls innerlich befanden.
Die Ehrung der Eltern steht zwischen den Geboten, die sich auf Gott beziehen und zieht als erstes Gebot eine Verheißung nach sich. Die Eltern erziehen ein Kind an Gottes statt. Dass Eltern Mitarbeiter Gottes sind, dieses Verständnis gab es in Ägypten nicht. Alle waren den Göttern unterworfen, besonders dem Pharao, der sich als Gottes Sohn auf Erden verstand. Darum musste er untergehen.
Mord gehört auf die Seite der Verbote. Gegen dieses verstieß Pharao, nicht nur, indem er die Knaben töten ließ, sondern durch jeden Hebräer, der unter der Anstrengung der Zwangsarbeit oder unter den Schlägen der Aufseher starb.
Ehebrechen, Diebstahl, falsches Zeugnis gegen seinen Nächsten ablegen, das spielte besonders für den Pharao keine Rolle. Er sah sich in der Position, dass ihm alles gehörte und er sich nehmen konnte, wonach es ihn gelüste. Gott aber nahm ihm durch die Plagen alles: Wasser, Ernte, Tiere und seinen Sohn. Seine Sicherheit war dahin, auch wenn er sie nach außen vortäuschte. Frösche und Insekten oder Krankheiten machten auch vor dem Pharaonenpalast nicht halt. Nicht umsonst bat er Mosche immer wieder, für ihn zu beten und die Plage von ihm zu nehmen.
Pharao musste durch die Plagen materiell, naturhaft gezüchtigt werden, während die Kinder Israel spirituell erzogen.
5. Was bedeuten die erste und die letzte Plage im Zusammenhang?
Warum beginnt die erste Plage mit dem Blut im Nil und endet mit dem Tod der Erstgeborenen Ägyptens?
Der Nil war bereits rot vom Blut der Söhne der Hebräer. Wie Pharao die Kinder seiner Sklaven umbrachte, so zeigt Gott ihm, dass ebenso das Blut der Söhne der Ägypter fließen wird. Gott wird das Recht der Hebräer wieder aufrichten, indem ER nach der Vorgabe „Maß für Maß“ die Ägypter dasselbe Leid erfahren lässt.
Ex. 4,22 Dann aber wirst du zu Pharao sprechen: So hat ER gesprochen: Mein Erstlingssohn ist Jissrael, 23 ich sprach zu dir: Schicke meinen Sohn frei, daß er mir diene, und du hast dich geweigert, ihn freizuschicken. Nun bringe ich deinen Erstlingssohn um.
Der Nil war die zentrale Gottheit, die Pharao sehr verehrte. Er wurde mit Blut getränkt, da das, was eigentlich Leben garantiert, nun den Tod bringt. Durch die Mischung von Wasser und Blut, beide Lebensspender, doch als Mischung widernatürlich, stellen die gesamte Schöpfungsordnung auf den Kopf, auf die Pharao sich verließ.
Wenn wir die Abfolge der Plagen beachten, so stellen wir fest, dass Gott damit die gesamte Schöpfung aus den Angeln hebt, sie sozusagen zurück ins Chaos stürzt.
6. Blut an den Türpfosten
Warum mussten die Hebräer in der Nacht vor ihrem Auszug aus der Versklavung die Türpfosten ihrer Häuser mit dem Blut des Lamms bestreichen – was liegt dem Göttlichen Befehl dieser Vorschrift spirituell zugrunde?
Das Blut spielt in der Geschichte vom Auszug eine zentrale Rolle. War es für die Ägypter im Nil ein Todeszeichen, wurde es für die Hebräer zum Lebenszeichen. Sie zeigten damit ihr Vertrauen auf ihren Gott, denn den Gott der Ägypter hatten sie Gestalt des Lammes geschlachtet. Das Blut des getöteten, feindlichen Götzen wird verwandelt in ein Symbol der Errettung vom Tode. Darin liegt ein typisch jüdisches Verwandlungsverständnis, denn der Tod des Lammes wird zum Lebensgarant des werdenden jüdischen Volkes.
7. Grillen, nicht kochen
Warum musste das Pessach Lamm in den Abendstunden der Nacht vor dem Auszug gegrillt und nicht gekocht werden – warum musste es pro zusammen gekommener Familie in feierlicher Haltung gegessen werden?
Warum dürfen die Juden das Lamm nicht kochen (V9)? Warum muss es über dem Feuer gebraten werden? Dieses Opfer muss mit dem reinigenden Feuer in Berührung kommen, denn auch die Israeliten müssen wissen, dass sie nach der langen Zeit in der heidnischen Umgebung Ägyptens der Reinigung bedürfen. Sicherlich haben sie in all den Jahren viele Weisungen, die ihnen von den Vätern überliefert waren, vergessen. Sie zeigten sich oft zerrissen, wenn Mosche sie auf Gottes Versprechen hinwies. Sie zweifelten, sobald Pharao seine Gesetze wieder verschärfte und ihre Knechtschaft bis ins Unerträgliche steigerte.
Außerdem ist das Feuer ein Zeichen des Feuers Gottes, mit dem ER für Sein Volk am Werk ist. So offenbarte Gott sich später auf dem Berg Sinai.
Ex.24,17 Und die Herrlichkeit des HERRN war anzusehen wie ein verzehrendes Feuer auf dem Gipfel des Berges vor den Israeliten.
Nicht zu vergessen ist, dass der Geruch von am Feuer gebratenem Fleisch sich sehr intensiv verbreitet. Das musste die Ägypter reizen, deren „Gott“ dort über dem Feuer brannte und verspeist wurde.
Der Duft des Fleisches ist zudem ein Hinweis auf den neuen Geist der Befreiung und des Glaubens. Das zeigt im Hebräischen die Verwandtschaft der beiden Wörter: רֵיחַ re’ach = Geruch und רוּחָ ru’ach = Geist. Bei den Opfern lesen wir später im Buch Levitikus von einem besonderen Feueropfer, das einen wohlgefälligen Geruch zu Gott empor steigen ließ. אִשֵּׁה רֵיחַ נִיחוֹחַ (isché re’ach nicho’ach) Feueropfer des Wohlgeruchs (für Gott) (Lev.1,9.13.17; 2,2.9; 3,5; 23,13.18)
17x findet sich dieser Ausdruck in der Tora.
Gott will in diesem Opfer nicht das Fleisch, von dem ER keinen Genuss hat, sondern den aufsteigenden Rauch, der ein Zeichen für die Transformation ist, die das Feuer am Fleisch vornimmt; eine Transformation, die der Opfernde in seinem Herzen mit vollziehen soll.
8. Der Auszug geschah nächtens und in Eile – Warum?
Warum führte Gott uns Juden in der Nacht und in Eile aus Ägypten, mit Ranzen auf dem Rücken und mit dem Stock in der Hand aus der Versklavung heraus und nicht am helllichten Tage beim staunenden Anblick der Ägypter anlässlich dieses großen Siegeszuges?
Nacht ist die Zeit der Verwandlung, denn das Bewusstsein wird ausgeschaltete, damit Gott über das Unbewusste wirken kann. Gemäß der Schöpfung eignet sich die Nacht dazu, das Neue entstehen zu lassen. Wie es heißt: Es war Abend und Morgen … Die Unberechenbarkeit der Nacht geht dem Aufbruch des Neuen am Tage voraus.
Die Eile und das ungesäuerte Brot im Ranzen während des nächtlichen Auszugs verkörpern die überragende göttliche Logik im Gegensatz zur begrenzten Logik des irdischen Verstandes. Nicht menschliches Denken und Bequemlichkeit, sondern die vertrauensvolle Hingabe an Gottes übernatürliche Planung:
Jes. 55,8 Denn: „Nicht sind meine Planungen eure Planungen, nicht eure Wege meine Wege.“ ist SEIN Erlauten. 9 Denn: »Hoch der Himmel über der Erde, so hoch meine Wege über euren Wegen, mein Planen über eurem Planen.
9. Nächtliche Siegesereignisse
Nenne weitere mitternächtliche bzw. spät nächtliche Siegeserfahrungen in der Tora Israels, die Gott uns Juden widerfahren ließ – welch spirituelle Bedeutung trägt die biblische Nacht-Erfahrung in Verbindung mit unserem Schöpfer?
Ein Lied während der Seder-Liturgie thematisiert nächtlichen Siegeserfahrungen in der Tora:
Gen. 14 Kampf der vier gegen die fünf Völker unter der Leitung Abrams
Gen. 20 Gott erscheint der philistischen König Abimelech von Gerar
Gen. 31 Gott erscheint dem Aramäer Laban des Nachts
Gen. 32 Jaakob kämpft gegen den Mann Gottes in der nächtlichen Einsamkeit
Ex. 12 Tötung der männlichen Erstgeburt
Ri. 7 Gott erschüttert das feindliche Lager der Midianiter
Ri. 4+5 Gott führt den Sieg Deboras und Baraks gegen die Kanaanäer
2. Kö. 19,35 Gottes Engel tötet die feindlichen Assyrer
Dan. 2 Daniel deutet den Fall Nebukadnezars mittels seines Traumes
Dan. 5 Daniel deutet den Fall des Königs Belschazars während eines nächtlichen Gelages
Dan. 6 Daniel überlebt die Löwengrube
Est. 6 König Achaschwerosch und Haman schliefen nicht
Jes. 63 Der endgültige Sieg Gottes über die Edomiter am Ende der Tage. Gemäß Jes. 21,(11) wird die Erlösung am Morgen zuteilwerden und in der Nacht zuvor wird Edom vernichtet werden.
Sach. 14,7 Der Kampf von Gog und Magog wird in einer übernatürlichen Nacht sein
Jes. 62,6 Die endgültige Neuerrichtung Jerusalems wird in der Nacht erfolgen
10. Die Verstockung Pharaos
Das verstockte Herz Pharaos wirft unentwegt christlicherseits die Frage auf, welche Eigenverantwortung dieser Judenmörder trägt, wenn doch Gott sein Herz verhärtet im Angesicht seiner Unwilligkeit, das Volk Gottes aus der Versklavung zu entlassen. Wie deutet die rabbinische Exegese diese Herzensverhärtung in Verbindung mit der unbenommenen eigenen Entscheidung des Judenschänders Pharao, par’o hha’rascha פרעה הרשע, des bösen Pharao?
Der Text in Ex. 12 setzt nach der 9. Plage ein, auf die Pharao abweisend wie üblich reagiert hatte. Er setzte seinen Weg des verhärteten Herzens fort, obwohl er gewarnt wurde, was ihm und den Ägyptern bevor stehen sollte (Kap.11). In den Kapiteln 7-9 ist 7-mal zu lesen, dass der Pharao sein Herz verstockte gegenüber all den Plagen Gottes und den Reden des Mosche. Darum sagt Gott in Kap.11, 10 dass nun ER Pharaos Herz verstockte, weil der sich für diesen Weg entschieden hatte. Gott führt den Menschen auf dem Weg, für den er sich entscheidet! Nun aber, mit der zehnten Plage, will Gott sich an Seinem Volk als machtvoll verherrlichen. Es wird erst jetzt, nach der endgültigen Verstockung Pharaos, zu einer Antwort Gottes auf die Ermordung der hebräischen Jungen im Nil geben. Gott hatte lange Geduld.
11. Die zehn Plagen
Bitte nenne in chronologischer Reihenfolge die zehn Plagen, die auf die heidnischen Ägypter herab kamen, und versuche die dahinter stehende symbolische und tatkräftige Göttliche Korrektur der ägyptisch verfehlten, götzendienerischen Weltanschauung herauszuarbeiten!
Blut: Der Nil ist für die Ägypter eine Gottheit. Apis und Osiris waren Gottheiten des Nils und Khnum der Wächter des Nils. Diese Götter werden durch das Blut im Nil entmachtet.
Frösche: Aber auch gegen die ägyptische Gottheit Heqet, die mit einem Froschkopf dargestellt wurde und die die Göttin der Geburt war, richtete sich diese Plage. Frösche wurden zu Ehren ihrer Gottheit eigentlich nicht getötet, doch nun waren sie in jedem Winkel des Hauses zu finden, sodass man sich ihrer nicht erwehren konnte. Die toten, stinkenden Tiere wurden auf sichtbare Haufen geworfen (Ex.8,10).
Stechmücken: Die Plage der Stechmücken richtete sich gegen den Wüstengott Set und traf noch alle Bewohner Ägyptens.
Während sich die ersten beiden Plagen im Wasser und auf dem Land ereigneten, ist bei dieser Plage auch die Luft betroffen. Es ist das erste Mal, dass die Zauberer des Pharao die Plage nicht nachmachen können, auch nicht die Umkehrung der Plage. Sie leiden am heftigsten unter dem zu Flöhen oder Mücken gewordenen Staub. Darin erkennen sie Gottes Wirken, nur Pharao nicht. Benno Jacob bringt es mit einem Satz auf den Punkt: Es war nicht „ein Wettkampf zwischen Zauberer und Zauberer, sondern das ohnmächtige Bemühen menschlichen Zauberschwindels, gegen das schöpferische Wunder des allmächtigen Gottes aufzukommen.“ (S.215)
Fliegen/ wilde Tiere: Diese Plage richtet sich gegen den Fliegengott Uatchit. Gemeint ist vermutlich eine Art von Fliegen, die Hundsfliege bei Philo oder eine Form fliegender Ameisen.
Es fällt auf, dass Gott ab jetzt die Kinder Israel in Goschen vor den Plagen verschont. Das Land Goschen ist ein wie durch die Kinder Israel geheiligter Boden.
Viehseuche: Nach dem Midrasch mussten die Kinder Israel die Tiere hüten und sich selber vor den Pflug spannen, um dort anstelle der Tiere zu dienen. Nun erkranken diese Tiere ernstlich und sterben.
Es ging zudem gegen die Göttin Hathor und den Gott Apis, die beide als Rinder dargestellt wurden.
Eiterbeulen: Der Midrasch sagt, die Ägypter pflegten einen Körperkult und ließen sich darum von den Hebräern pflegen aus Angst vor Hautkrankheiten. Wovor sie sich fürchten, das kommt über sie.
Die Götter der Heilung können nicht helfen, sind entmachtet. Sogar die Magier sind zu schwach, um vor Mosche zu stehen. Die Seuche kommt nun aus dem Himmel durch die Luft hinab.
Ex. 9,11 Nicht vermochten die Magier vor Mosche zu bestehn wegen des Geschwürs, denn an den Magiern war das Geschwür wie an allem Ägypten.
Hagelschlag: Die Hebräer mussten laut Midrasch die Feldarbeit leisten, während die Ägypter Steine auf sie warfen. Nun kommen die „Steine“ zurück auf die Ägypter.
Gott warnte Pharao sogar, sein Vieh in Sicherheit zu bringen, aber nur diejenigen taten es, die Gott fürchteten.
Die Himmelsgöttin und der Gott der reichen Ernte waren außer Kraft gesetzt.
Das Besondere an dieser Plage war, dass Hagel vom Himmel und Feuer am Boden gemeinsam ihr Zerstörungswerk anrichteten. Somit überlebte niemand, der draußen geblieben war. Nur das Land Goschen war ausgenommen von der Plage. Land, Himmel und die Luft waren von dieser Plage betroffen, so groß war sie. In Ägypten war die Ernte zerstört.
Heuschrecken: Diese Plage richtete sich gegen Nuit, die Göttin der Gestirne; Osiris, Gott der Wiedergeburt, des Totenreichs und des Nil und den Wüstengott Set, der auch für Stürme und Unwetter zuständig war.
Die Heuschrecken fressen nicht nur alles weg, sie verfinstern die Erde! Die Plage nimmt Ausmaße für Ägypten an, wie sie die Sintflut für die Erde hatte. Das geht zu Herzen, berührt die Seele! Es ist ein Vorgeschmack auf die noch kommende Finsternis.
Finsternis: Ohne Vorwarnung kommt die nächste Plage. Es herrscht eine Finsternis, wie es sie niemals gab auf der Erde. Es war nicht einfach nur Nacht; die Finsternis war undurchdringbar, wie es richtiger heißen müsste. Kein Licht konnte die Finsternis durchbrechen. Auch kein Sonnenaufgang!
Diese Plage der tiefen Dunkelheit war ein Angriff auf Re, den Sonnengott und den Pharao, der sich für dessen Inkarnation hielt.
Laut Midrasch mussten die Kinder Israel Tag und Nacht arbeiten, ohne Pause. Nun war in Ägypten keine Arbeit möglich, aber Goschen betraf die Plage nicht.
Tod der Erstgeborenen: Es geht immer noch um die Erkenntnis Gottes, die jeder Mensch aus eigenem Herzen gewinnen muss. Dabei ist Gott gnädiger als der Pharao, denn der verlangte, alle männlichen Neugeborenen zu töten; Gott beließ es bei der Erstgeburt, weil Israel Sein Erstgeborener ist.
Das ist auch für uns heute sehr wichtig, denn Gott erwählte Israel als Seinen Erstgeborenen, und von dieser Erwählung trat Gott nie zurück. Neben dem „Maß für Maß“, wie Gott den Ägyptern mit den Plagen zurückgab, was sie „gesät hatten“, ist die Tötung der Erstgeburt eine Abrechnung mit Isis, der Göttin, welche die Kinder beschützte.
https://deine-wurzel.de/das-pessach-fest-jesu-aus-der-juedischen-wurzel-erklaert-teil-1/
https://deine-wurzel.de/das-pessachfest-jesu-aus-der-juedischen-wurzel-erklaert-teil-2/
Großartige Zusammenstellung und Erläuterung. Dabei nutze ich bewußt ‚Läuterung‘ wie eine Klär-ung. Vieles schon gewußt, aber nicht alles. Daher: diese Ausarbeitung ist ein großes Geschenk. Toda raba. Shlomo