Springbrunnen im Rosengarten

Dieser Beitrag wurde geschrieben von Daniela Büscher in Zusammenarbeit mit Debora Lapide

Seit einigen Jahren schon sehnte ich mich danach, endlich wieder ein „richtiges“ Pessachfest feiern zu können – am liebsten in Israel – wo 1980 bei meiner ersten Reise mit einem Sederabend meine große Liebe zu Israel begann. Allerdings musste ich seit meinem letzten Besuch in Israel, den ich in großer Freude und Dankbarkeit am 06.10.2023 beenden durfte, realisieren, dass es auch in diesem Jahr kein Pessach in Eretz Yisrael für mich geben würde.

Ich erzählte in den vergangenen Wochen Yuval und Debora Lapide von meiner Sehnsucht, und da kam bei mir der Gedanke auf, ob ich das Fest – zumindest zum Teil- mit ihnen gemeinsam feiern könnte. Da ich aufgrund meines baldigen Umzugs allerdings nur die Zwischentage des Festes frei haben würde, bat ich um eine Möglichkeit, mit ihnen im Haus der ZWST (Zentrale Wohlfahrtsstelle) „Beni Bloch“ in Bad Kissingen feiern zu dürfen. Die Möglichkeit wurde mir geschenkt und so durfte ich die Chol haMoed – die heiligen Zwischenfeiertage – mit Schabbat in der Pessachwoche – in Bad Kissingen verbringen. Baruch Hashem – Gesegnet ist der Ewige! Es war und ist ein unendlicher Strom des Segens! In dieser Gemeinschaft von ca. 70-80 jüdischen Menschen die Lebendigkeit ihres Glaubens mit den traditionellen Gebeten und Mahlzeiten erleben zu dürfen, und das in Deutschland in dieser so kritischen und erschütternden Zeit! Was für ein großes Gnadengeschenk! HalleluYAH!

Ich wurde von den Menschen freundlich in ihrer Mitte begrüßt und angenommen. Debora unterwies mich in den notwendigen Regeln im täglichen Beisammensein, und ich durfte die Gemeinschaft im Hören der Tora in der heiligen Sprache, im Gebet und Gesang mit meinem ganzen Sein wahrnehmen! Die Lesung des Propheten Jecheskel/Hesekiel 37 als Haftara im Original war für mich und dem tiefsten Innern meiner Seele ein ganz besonderes Erleben! Solche Regie kann nur der EINE führen! ER wusste und weiß, was dieses Prophetenwort mir ganz persönlich bedeutet!

Die Gruppe hatte am Tag vor meiner Anreise an einer Stadtführung auf den Spuren jüdischen Lebens in Bad Kissingen teilgenommen, und so durfte ich unter Deboras Führung ebenfalls einen kleinen Eindruck davon mitnehmen.

An diesem Ort in der Stadt wurden bis 2019 jüdische Gottesdienste in der Synagoge gefeiert, die im alten jüdischen Gemeindehaus liegt. Dieser Gebetsraum wurde bis zur Nazi-Diktatur auch als Synagoge genutzt. Leider sah sich die Stadt nach dem Angriff auf die Synagoge in Halle a.d. Saale nicht im Stande, das Haus angemessen zu schützen, sodass die Versammlungen nun im gesicherten Haus Beni Bloch stattfinden müssen. Aber der Rabbiner wohnt hier und leitete zusammen mit einem Gast-Kantor die Pessachwoche in Bad Kissingen. 

Die alte prächtige Synagoge, die unweit dieses Hauses stand, war ähnlich der Oranienburger Synagoge in Berlin mit ebenso prunkvoller Kuppel. Dieses Modell konnte ich im Kurheim „Beni Bloch“ fotografieren. Die Schönheit von außen lässt sich ohne jede Fragen durch die einzigartige äußere Form erahnen und auf das Innere projizieren. Solche Bilder und Denkmäler der zerstörten Synagogen in Deutschland, im Modell (s.u.) oder auch als Mahntafeln nach den Schandtaten der Nazis 1938, machen immer wieder nur wütend, traurig und sprachlos zugleich. Erst Recht wenn man heutigen Tags die gleiche antisemitische Haltung vieler Menschen in Form von Gleichgültigkeit oder gar offenem Hass gegen jüdisches Leben zur Kenntnis nehmen muss. Aber wir dürfen nicht schweigen und passiv bleiben, sondern Stellung beziehen und jüdisches Leben fördern und unterstützen in jeder uns zur Verfügung stehenden Art!

An dem Ort, wo diese prächtige Synagoge einst stand, befindet sich heute der schmucklose Bau mit Standesamt der Stadt Bad Kissingen. Im Gedenken an die zerstörte Synagoge weist diese Gedenktafel darauf hin. (s.o. links) Bei dem Novemberpogrom 1938 wurde die prächtige Synagoge eigentlich nur innen durch Brandstiftung und Schändung beschädigt und hätte bestehen bleiben können. Aber die Nazis geboten der Jüdischen Gemeinde, die Synagoge komplett abzureißen.

Seit dem 13. Jahrhundert gab es nachweislich Juden in (Bad) Kissingen, die bis zur  Judenemanzipation 1813 im sogenannten „Judenhof“, einer Ghettoisierung innerhalb der Stadt, zusammenlebten.

„1942 wurden alle Kissinger Juden deportiert und es gab nach Kriegsende kein jüdisches Leben mehr in der Stadt. Noch 1925 gehörte die jüdische Gemeinde mit 504 Mitgliedern zu den 10 größten in Bayern.“ (Quelle: Wikipedia Bad Kissingen)
„Bereits im Oktober 1938 war die Synagoge von Kreisleiter Heimbach mit der Andeutung besichtigt worden, dass „die Existenz der Synagoge […] nur eine Frage der Zeit“ sei.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdische_Gemeinde_Bad_Kissingen#Emanzipation_nach_1813)

Die Stadt wurde während des 2. Weltkrieges wohl kaum zerstört, sodass noch immer viele alte Gebäude zu sehen sind. Darunter nicht wenige, die auf Juden als Motor der Wirtschaft hinweisen. So gibt es Geschäfte, in denen früher jüdische Tuchhändler oder Juweliere, Metzger und Bäcker zu Hause waren. Aus dem Judenhof hatten sie sich hochgearbeitet und so die Entwicklung zu einem Bad wesentlich mitgetragen. So gab es jüdische Hotels und Sanatorien, was uns heute unvorstellbar ist. Heute ist das Kurheim „Beni Bloch“ das einzige jüdische und koscher geführte „Hotel“ in Deutschland!

Dieses Geschäftshaus gehörte den Vorfahren von Henry Kissinger

Umso erstaunlicher und erfreulicher ist es, dass dort durch das Kurheim Beni Bloch ein besonderer Ort für jüdisches Leben und Erleben wiedererstand, an dem auch ich teilhaben durfte, und wo meine hungrige Seele auf der Suche nach den lebendigen Quellen des Ursprungs wieder erquickt wurde!

Vielen Dank für dieses große Geschenk zum Befreiungs- und Erlösungsfest der Juden!            
Großen Dank an Yuval und Debora Lapide und großem Dank unserem Schöpfer des Himmels und der Erde!

PS: Mich erinnerte der Springbrunnen oben sehr an das Bild einer Leben spendenden, sprudelnden Menora! Es sind genau 13 Fontänen – 2 kerzengerade Fontänen als Rahmen, als die zwei Zeugen für den EINEN! Die EINE Hauptfontäne in der Mitte wird gestärkt durch die 5 an jeder Seite, die Hände des EWIGEN, der Ströme des lebendigen Wassers zu jeder durstenden Seele fließen lässt! Da ließe sich noch viel interpretieren …

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