Ein Reisebericht vom 04.10.2023 von Daniela Abigail Büscher

Blick über den Kinneret in der Nähe von Poria, in Galilläa


Blick über den Kinneret in der Nähe von Poria, in Galilläa

Am Morgen  des 04.10.2023 lerne ich in Kirjat Yam bei Haifa in der herrlichen Laubhütte von Dr. Yuval Lapide und seiner Frau Debora den wunderbaren Israeli und Kriegsveteranen Baruch Ras kennen. Er ist seit vielen Jahren ein guter Freund der Lapides aus Haifa und Yuval hatte ihn um einen besonderen Ausflug auf die Golanhöhen mit uns gebeten. Wir beide verstehen uns auf Anhieb prächtig, auch wenn mein Hebräisch leider immer noch sehr zu wünschen übrig lässt.  Sein Englisch ist bei Weitem besser als er meint.  So gibt es selbst die Sprachbarriere nicht mehr.

Baruch hat für uns Drei einen besonderen, historischen Ausflug geplant! Das erscheint uns insbesondere heute so, – im Rückblick nach dem brutalen Massaker der Hamas auf Israel vom 07.10.2023, also nur 3 Tage nach unserer Fahrt. Aber von alldem ahnen wir an dem Tag selbstverständlich nichts. Und so fahren wir in seinem bequemen und gut klimatisierten Taxi über Kirjat Motzkin hinaus auf die Schnellstraße 79 in Richtung Yam Kinneret – יָם כִּנֶּרֶת See Genezareth – wie er in den christlichen Bibeln genannt wird.  Auf den ersten Seiten der Bibel kommt, in älteren Übersetzungen, der See mit dem Namen Kinneret dreimal vor in Bezug auf die Landverheißung durch Gott an die 12 Stämme Israels.

Josua 13, 15-27: Land-Verteilung im Ostjordanland
„Also gab Mose dem Stamm der Kinder Ruben nach ihren Geschlechtern,
daß ihr Gebiet war von Aroer an, das am Ufer des Bachs Arnon liegt, …..und von der Stadt mitten im Tal mit allem ebenen Felde bis gen Medeba, Und die Grenze der Kinder Ruben war der Jordan. Das ist das Erbteil der Kinder Ruben nach ihren Geschlechtern, die Städte und ihre Dörfer.Dem Stamm der Kinder Gad nach ihrem Geschlecht gab Mose,  daß ihr Gebiet war Jaser und alle Städte in Gilead und das halbe Land der Kinder Ammon bis gen Aroer, welches liegt vor Rabba, und von Hesbon bis gen Ramath-Mizpe und Betonim, und von Mahanaim bis an die Grenze Debirs, im Tal aber Beth-Haran, Beth-Nimra, Sukkoth und Zaphon, was übrig war von dem Reich Sihons, des Königs zu Hesbon, daß der Jordan die Grenze war bis ans Ende des Meeres Kinnereth, jenseit des Jordans gegen Aufgang.“

Und Josua 19, 32-36
Das sechste Los fiel auf Naphtali, nämlich auf die Kinder Naphtali nach ihren Geschlechtern.
Und ihre Grenze lief von Heleph, von der Eiche bei Zaanannim, und von Adami-Nekeb und Jabneel bis gen Lakkum und endet am Jordan; und sie wendet sich gen Asnot-Tabor gegen Abend und geht von dort bis Hukkok und stößt an Sebulon gegen Mittag und an Asser gegen Abend und an Juda am Jordan gegen Aufgang der Sonne. Und feste Städte waren: Ziddim, Zer, Hammat, Rakkat, Kinneret, Adama.

Es war der fünfte Tag des Sukkotfestes -19.Tischre 5784 nach jüdischer Zeitrechnung. Nahezu alle Menschen haben Ferien und verbringen ihre Festtage gerne in der Natur, so dass auf den Straßen einiges los war. Doch Baruch als erfahrener Taxifahrer beginnt während der Fahrt zu erzählen:

Er erlebte den Jom-Kippur-Krieg vom 06.10. – 25.10.1973 als Soldat und Offizier selbst mit. Er erkämpfte für sein Volk und Land die Sicherheit auf den Golanhöhen mit seinen Kameraden von den Syrern, verteidigte und erobert weitere Sicherheitszonen von ihnen. Von diesem Kampf um das Überleben des Staates Israels im Jahre 1973, der nicht nur auf den Golanhöhen stattfand sondern auch in der Sinai-Halbinseln tobte, will er uns während dieses Tages rund um den Kinneret erzählen und uns besondere  Orte zeigen. Doch bevor es auf den Golan geht, machen wir an einem Aussichtpunkt den ersten Stop und es gibt einen besonders liebevoll vorbereiteten Mittags-Imbiss am “Lookout Hod” mit Blick auf den herrlichen See und im Hintergrund den Golan.     (Foto oben und hier)

Dieser Aussichtspunkt führt uns ein in die Anfänge der Kibbutz-Bewegung und somit der Wieder-Besiedelung des Landes Israel  אֶרֶץ יִשְׂרָאֵל   Eretz Yisrael durch den ersten Kibbutz, Degania דְּגַנְיָה die sogenannte Mutter aller Kibbutzim. Degania bedeutet Kornkammer Gottes! Dieser Kibbutz Degania wurde als eine erste Siedlungsbewegung am 28.10.1910 im fruchtbaren Jordantal bzw. Jordandelta des Kinneret von 12 zionistischen Einwanderern aus Weißrussland gegründet. 

Blick auf den südlichsten Zipfel des Kinnerets mit dem Kibbutz Degania Alef und Degania Bet. Näheres zu der „Mutter aller Kibbutzim“ siehe folgenden Link:  https://www.deutschlandfunk.de/israelische-lebensform-100.html

Die Zionisten hatten den Traum nach einem gerechten Leben und arbeiten in echter Gemeinschaft. Sie wollten diese Vision im gelobten Land, damals noch Britisches Mandatsgebiet mit Namen Palästina, umsetzen. Der Name Palästina wurden im Übrigen durch den römischen Kaiser Hadrian im Jahre 135 n.d.Z. dem Land Judäa/Israel gegeben, weil er durch diesen Akt jegliche Verbindung der Juden zu ihrem Land zerstören und sie dadurch demütigen wollte.

Der erste Kibbutz wurde den wieder zurückkehrenden Juden schnell zu klein und so wurde 1920 Degania Bet gegründet. Im Jahre 2021 lebten 688 Menschen lt. Israels Statistikbüro in diesem Kibbutz.  Ein Infopunkt mit Bandansage an diesem Aussichtspunkt klärt alle Ausflügler und Touristen über die Entwicklung der Kibbutzim, die um den See Genezareth gelegen sind, auf und erläutert, wie wichtig gerade diese ersten Kibbutzim bei der Verteidigung im Unabhängigkeitskrieg im Jahr 1948 und auch im 6-Tage-Krieg 1967 waren. Diese besonders fruchtbare Region Israels hat schon sehr früh Menschen veranlasst,, sich hier niederzulassen, auch aufgrund des einzigartigen Klimas. Der Kinneret liegt 211 Meter unter dem Meeresspiegel, wie man auf dem oberen Bild gut erkennen kann, und ist durch diese einzigartige Sonderstellung als Süßwassersee eine physikalische Lebensader für die Menschen. Damit hat er eine überlebenswichtige Bedeutung.

Durch die Ansiedelung der ersten Zionisten in dieser fruchtbaren Region wurden immer mehr Juden in der Welt angezogen, und es entwickelte sich bereits vor der Staatsgründung eine Einwanderungswelle, die auf den Erfahrungen der ersten Kibbutzim und ihrer landwirtschaftlichen Erfolge in dem Jordantal aufbauen wollten. Eine Übersichtstafel zeigt die Neugründungen der Kibbutzim rund um den Kinneret an.

Die Pioniere im Kibbutz Degania Alef errangen zusammen mit der IDF im  6-Tage-Krieg 1967 einen herausragenden Sieg gegen das syrische Militär  und verteidigten so diesen besonderen Landstrich Israels. Sie kämpften erfolgreich mit ihren bloßen Körpern.   Wie nah die Golanhöhen den See umgeben, erklärt, warum die dauernden Angriffe der syrischen Armee auf dem Golan eine Gefahr für das friedliche Leben in den Kibbutzim in sich bargen. Welche Gefahr sie für die Arbeit auf den Obst- und Gemüsefeldern und Äckern im Jordantal darstellten, kann man anhand des oberen Bildes bereits gut erkennen. Es macht deutlich, von welch strategischen Bedeutung dieser Gebirgszug für Israel ist. Deshalb fährt Baruch uns nun von diesem spektakulären Aussichtspunkt.

Auf dieser Infotafel ist der Kinneret eingezeichnet mit der Lage der ersten Kibbutzim und ihrer Gründungsdaten.

Hinunter geht es in das Jordantal, wir überqueren den Jordan und fahren durch Degania Alef, ganz nah an der aktuellen syrisch-jordanischen Grenze entlang, gut zu sehen unten bei Straße Nr. 92

Die schwarze feine Linie ist der Grenzverlauf.

Hier wird deutlich, warum der See Kinneret heißt, denn er hat von oben besehen, die Form einer Harfe – כִּנּוֹר‎ – kinor auf Hebräisch. 

Der Fluss Jordan ist ebenfalls gut zu erkennen. Jordan נהל הירדן -nahal ha jarden, wörtlich der herabsteigende Fluss. Der Jarden wird in der Landverteilung im Buch Josua vielfach erwähnt und taucht bereits im 1. Buch Mose Kap.13 auf.

Von dort schlängelt sich die Straße 98 hinauf vom Jordantal 200 m u. M. bis auf  das Hochplateau des Golan, an dieser Stelle bei ca 400-500 m ü.M.

Baruch zeigt uns die Überreste der Kämpfe in diesem Gebiet von 6-Tage-Krieg 1967 und dem Jom-Kippur-Krieg 1973, in dem er hier in dieser Region stationiert war und sich auch manches Mal in den Bunkern und den ausgemeißelten Höhlen mitten in den Felsen vor den feindlichen Syrern verstecken musste, um sein Leben zu schützen.

Damals 1973 war es beim besten Willen keine Spielerei, wie es hier möglich war, am 04.10.23. Keiner von uns dachte auch nur im Entferntesten daran,  dass Israel nur drei Tage vom Krieg entfernt sein würde!

Wir fahren entlang vieler stummer Zeugen der vergangenen Kämpfe. Viele Warnschilder von noch immer noch reichlich verbliebenen Minen zeugen von aktueller Bedrohung und Lebensgefahr für die Bewohner, Landwirte, Obstbauern und Weingärtner auf diesem besonderen Teil des Landes.

Im 6-Tage-Krieg 1967 hatte Israel die Golanhöhen von syrischer Herrschaft zurück erobert und 1981 politisch-administrativ annektiert. Doch in den Jahren zwischen 1967 bis zum Jom-Kippur-Krieg 1973 wurde vom Golan aus immer weiter auf die kleinen Dörfer und Siedlungen im Jordantal gefeuert. Die Kinder konnten nur unter Lebensgefahr zur Schule gehen und die Landwirte ebenso nur unter großer Gefahr ihre Äcker bestellen. Das Gebiet auf dem Golan, das Israel 1967 erobert hatte, war ein schmaler Streifen entlang der Kante des Gebirges. Die syrische Armee versuchte durch den Beschuss ins Jordantal die Israelis mürbe zu machen und zum Aufgeben zu bewegen. Doch anstatt dem Raketenhagel nachzugeben, startete die Armee im Oktober 1973 einen Gegenangriff und war innerhalb von 2 Wochen mit nur sehr wenigen gefallenen Soldaten der überraschende Gewinner dieses hinterhältig, am großen Feiertag des jüdischen Volkes begonnenen, Krieges – durch Ägypten und Syrien. Wenn man sich die Statistik dieses Krieges und auch die Erläuterungen von politischer und militärischer Seite in Bezug auf den Krieg von 1967 und 1973 anschaut, dann kann ein rational denkender Mensch m. E. nur zu einer Schlussfolgerung kommen, die ich hier gerade bewusst areligiös formuliere: Das kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen!

Für mich als gläubige Frau, die ich an den Gott der Bibel glaube und die Heilige Schrift der Juden und Christen ernst nehme, kann ich hier nur erkennen, dass ER – der Gott Israels – Seine Hände bei alldem im Spiel hatte. ER steht zu Seinen Verheißungen und ER lässt Sein Volk nicht im Stich, auch wenn es sehr oft in der Jahrtausende alten Geschichte dieses Volkes so ausgesehen hat, als wenn die Juden im Weltenmeer versinken. Nein – mitnichten!!

Der EWIGE verfolgt Seinen Plan mit Seinem Volk und ER schreibt Geschichte!
„Gepriesen sei der HERR, der Gott Israels, der allein Wunder tut. Und gepriesen sei ewiglich der Name seiner Majestät, und die ganze Erde soll voll werden seiner Herrlichkeit! Amen, Amen “ Psalm 72,18+19

Hier zwei Links zur Statistik und Berichterstattungen über den Yom-Kippur-Krieg

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1182117/umfrage/gefallene-im-jom-kippur-krieg/#:~:text=Am%206.%20Oktober%201973%2C%20dem,starben%20insgesamt%20rund%2022.700%20Menschen

https://www.dw.com/de/40-jahre-nach-der-annexion-der-golanh%C3%B6hen/a-60107782

Israel eroberte im Jom-Kippur-Krieg, der ihnen von den feindlich gesinnten Nachbarländern aufgezwungen wurde, wie alle anderen Kriege auch, einen ca. 70 km breiten Streifen auf den Golanhöhen. Diese Pufferzone, wie es auch im o.g. Text ausgedrückt wird, schenkt seitdem Israelis wie auch den dort lebenden Arabern und Drusen Frieden – zumindest einen langjährigen Waffenstillstand! Gott sei Dank! Gerade unter dem Aspekt des Syrienkrieges, der inzwischen seit 2011 das Nachbarland und Volk knechtet und quält,  ist diese Landeinnahme für Israel strategisch von größter Bedeutung. Dazu folgendes Zitat aus dem oben verlinkten Artikel:

Die Sicherheitsdimension hat sich seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien in 2011 nochmal verstärkt. „Neben historischen und emotionalen Gründen liegt die Bedeutung [des Golan] darin, dass er eine Pufferzone ist. Noch immer herrscht Chaos in Syrien und wir sehen die Präsenz des Iran und der Hisbollah“, sagt Eyal Zisser, Historiker und Syrien-Experte der Universität Tel Aviv. „Das Gebiet ist eine Barriere zwischen Israel und dem, was in Syrien passiert. Von einem strategischen Blickwinkel ist es besser für Israel, auf den Höhen zu sitzen als unten im Tal.“

Autorin: Der Golan ist Israel. Punkt. Von Tanja Krämer am 14.12.2021 auf dw.com

Jetzt wachsen hier Olivenbäume und bringen bestes israelisches Öl in die Welt!

Vorbei an diesen blühenden Zeichen der Gottestreue und harter Arbeit der Farmer, Familien, Kibbutznik und Arbeiter auf dem Golan steuert unser besonderer Taxifahrer Baruch nun einen weiteren herrlichen  Aussichtspunkt an: 

Wir kommen beim Mitzpe Hashalom – מצפה השלום  Peace Vista, Aussichtspunkt des Friedens – in Kfar Haruv an und können einen grandiosen Blick über den gesamten Kinneret genießen: der Hermon gen Norden ist mit seinen 2040 Metern der höchste Berg im Golan, sogar mit israelischem Skigebiet, gegenüber der Berg Tabor und gen Süden ein weiter Blick in das Jordantal – einfach überwältigend! Ich hatte mir schon in den vergangenen Jahren immer gewünscht, mal wieder den Norden Israels sehen zu dürfen, und nun wurden meine Gebete so einzigartig erhört! Ich war und bin immer noch zutiefst berührt von Gottes großer Güte!

Wirklich eine herrliche Aussicht, die sich einem dort bietet, hier der Blick gen Nord-West! Dieser Aussichtspunkt wurde von den Bewohnern des Kibbuz Kfar Haruv gebaut, deren Kibbuz auf den Ruinen eines syrischen Außenpostens errichtet wurde. Am Ufer des Sees sieht man den Kibbuz Ein Gev עין גב  – der erste Kibbutz, der nach dem 6-Tage-Krieg auf der östlichen Seite des Kinnerets gegründet wurde.

Dort unten direkt am See entlang verlief die internationale Grenze, die England und Frankreich 1923 als ein Abkommen ihrer Mandatsmächte im Nahen Osten nach dem 1. Weltkrieg eingerichtet hatten. Doch nachdem Syrien seine Unabhängigkeit am 16.04.1946 erlangt hatte und weitere Gebiete für sich als ein Großsyrien behaupten wollte, war Syrien von Anbeginn der Staatsgründung Israels ein sehr feindlicher Nachbar und kriegerischer Aggressor. Die syrische Armee hatte die gesamten Golanhöhen in eine Armeebasis verwandelt, von wo aus sie vom Moment der Staatsgründung an den neuen Staat Israel und seine hier lebenden Menschen bombardierten. Das bekamen in diesem Kibbutz und der gesamten Region alle Menschen durch dauerhaften Raketenbeschuss zu spüren. Die Kinder dieses Kibbutzes wurden damals mit dem Spitznamen „Bunker-Kinder“ genannt, da sie kaum in Freiheit spielen und lernen konnten. An manchen Tagen fielen von diesem Punkt, wo wir nun stehen, bis zu 200 Bomben auf die Region. Ein unhaltbarer Zustand für die Menschen. Im 6-Tage-Krieg gelang es der IDF in einer einzigartigen Aktion, diese Klippen in mutigen Kämpfen zu ersteigen und die Syrer aus dieser Position zu vertreiben. Die syrische Armee wurde wahrhaftig auf wundersame Weise geschlagen und vernichtet und Syrien musste sich zurückziehen.

Seit 2011 gibt es in Kfar Haruv ein besonderes Ferien-Resort “Peace Vista Lodge“  mit diesen kleinen zu mietenden Holzhütten und der spektakulären Aussicht auf den Kinneret, die auf TripAdvisor 5 Sterne erhält.  So wurde aus einem syrischen Armeestützpunkt des Terrors ein Ort des Friedens und der Erholung in herrlicher Natur.

Seit nunmehr 50 Jahren hat Israel die Golanhöhen in seiner Verwaltung und diese besondere Region entwickelte sich zu einem Touristen Highlight für Israelis und für ausländische Gäste. Vom Golan werden alljährlich auch die besten Weine in die Welt exportiert und häufig international prämiert. Israel ist als Land mit seinen Schätzen, den Menschen und seinem Wirken immer wieder ein Segen für die Welt. Auf dem Golan gibt es rund um den Kinneret es ca. 33 Kibbutzim beziehungsweise Dörfer, und es leben ungefähr 40000 Menschen in der Region, Juden und Drusen.

Nach einer kurzen Erfrischung am Kiosk des Plateaus steigen wir alle wieder ins Auto und Baruch fährt einige Kilometer mit uns auf dem Plateau entlang vieler Ackerflächen, aber auch an mit gut sichtbaren Schildern verminten Brachflächen vorbei, zu einem besonderen Ort hier oben. Schon von weitem kann man sehen, dass dort wieder etwas Bedeutsames auf uns wartet.  Dieser Ort heißt Tel Saki – תל סאקי  Dies bedeutet: Hügel der Juden, der Nachfahren Abrahams, Isaaks und Jakobs, Hügel der Israeliten.

Dennoch sagt es bereits der Name vieles aus: Israel יִשְׂרָאֵל‎ – Yisrael = Gotteskämpfer und Gott streitetder mit Gott kämpft und der für Gott kämpft und streitet – der mit Gott gerungen und siegreich überwundenalles das ist impliziert in dem Namen des Landes! Welche tiefgehenden Aussagen alleine in diesem Namen bereits enthalten sind, kann ich hier gar nicht alles ausführen, aber vieles davon schießt mir an diesem Ort durch meinen Kopf und durch mein Herz!

In Israel sind Gedenkorte und Gedenkplätze auch immer Lernorte, so wie das Wort für erinnern – זכור – sachor ein sehr aktives und bewusstes Erinnern bedeutet, wach halten, in den Gedanken festhalten und davon lernen. So verwundert es gerade nicht, dass an solch einem Ferientag viele Familien mit ihren Kindern hier sind. Denn nahezu jede Familie in Israel hatte bereits vor dem  07.10.2023 mindestens ein Opfer der vielen kriegerischen Auseinandersetzungen um das Land und seiner Berechtigung als Staat zu betrauern – und nun noch viel mehr! So steht dieses Bild, mit dem lebendigen Impuls auf diese Gedenkstätte zu rennen, was das Mädchen auf dem Bild unten tut, für das, was sie schon als Kinder wissen und mit der Muttermilch aufsaugen: Zu diesem Volk Israel zu gehören, kostet seinen Preis, und dieser Preis wird zuversichtlich und stolz angenommen!

Hier einige Fakten zu diesem Ort und der Kampfsituation 1973:  Hier auf diesem vulkanischen Boden führte die IDF einen der kritischsten Kämpfe während des Jom-Kippur-Krieges durch. Es standen 11000 syrische Infanterie-Soldaten und 900 syrische Panzer einer verschwindend kleinen Anzahl von 45 israelischen Panzern und 600 Fallschirmjäger gegenüber. Aufgrund des überraschenden Kriegsbeginns am Feiertag Jom Kippur waren nur wenige Soldaten dort oben im Golan. Aber dennoch haben diese Soldaten durch konstantes Feuergefecht die Syrer glauben gemacht, dass auf dieser Anhöhe eine höhere Anzahl von Soldaten und Kampfeinheiten wären. Durch diese überaus mutigen Soldaten, von denen die meisten an diesem Tag ihr Leben ließen, wurde der Durchmarsch der Syrer bis nach Tiberias hinunter verhindert. Dieser Kampf war ausschlaggebend für das Weiterbestehen des Staates Israel.

Auf der rechten Seite der Gedenkstätte finden sich 32 Porträts von den gefallenen Soldaten, die alle genau an diesem Ort während der heftigen Kämpfe gefallen sind. Auf der linken Seite findet sich ein sehr berührender Text der überlebenden Freunde und Kameraden, den ich hier gerne übersetzt widergeben möchte:

„Freunde vergessen niemals die Freunde.
Schaut euch die Augen derer an, die alle Besucher an diesem Ort genau beobachten; seht in die Gesichter derer, die auf euch schauen durch diese Porträts. Dieses sind die Gesichter unserer für immer jungen Freunde, deren Namen wir in Stein gemeißelt haben, nachdem sie im Kampf gefallen sind, hier auf diesem Hügel, im Horror und im Heldenmut des Jom Kippur-Krieges in 1973.
Wir haben die Kämpfe überlebt und sind zu unserem Leben zurückgekehrt. Wir haben dieses Monument für euch Passanten geschaffen, um euch von dieser Geschichte der Hingabe,  des Schenkens und dem Glauben  zu erzählen. Wir proklamieren, das wir immer an sie erinnern werden mit großer Liebe zu unseren Waffenbrüdern, ihrer Schönheit, ihrer Tapferkeit und ihrem Opfer.“

Diese Worte drücken die Gemeinschaft aus, die das Volk Israel so einzigartig stark macht. Man kann es nicht anders sagen, dass es von den Überlebenskämpfen des Staates Israel seit der Gründung 1948 bis in die Neuzeit, viele Berichte von wirklich irrationalem und übernatürlichem Eingreifen in das Kriegsgeschehen zeugen. Dieses Eingreifen bzw. Wendungen lassen sich auf natürliche Weise nicht erklären, sondern weisen auf das Eingreifen ihres Gottes hin – das ist für mich eindeutig!

Hier ein link zu einem sehr eindrücklichen Video über diesen Kampf:  

Rund um den Hügel zeugen verschiedene Spuren von den heftigen Kämpfen, die die mutigen Soldaten 1973 hier geführt haben. Ein Schützengraben auf diesem kleinen Hügel macht die Angriffssituation auf der weiten Fläche sehr deutlich.

Es ist tatsächlich ein großer Unterschied, ob man von solchen Orten nur Bilder sieht oder sich in die Fußstapfen der Soldaten vor Ort versucht hinein zu begeben und ihre existenzielle Bedrohungssituation bereit ist nachzuspüren. Ich muss sagen, dass es mir durch und durch gegangen ist, zumal seit dem Krieg in der Ukraine auch ich mit meinen inzwischen 57 Jahren, ein begnadetes Kind der deutschen Freiheit und des europäischen Friedens, dieser Realität wieder verstärkt ins Auge schauen muss. Auch wenn man in Deutschland tagtäglich von den Kriegen in der Welt hört, sieht und liest, muss ich ehrlich zugeben, dass es mich leider erst wieder richtig erschüttert hat, was Krieg im 21. Jahrhundert bedeutet, seitdem in Europa die Ukraine gegen Russland – quasi unserem Nachbarland – kämpfen muss  und es direkten bzw. indirekten Einfluss auf meinen Alltag hat. Dafür schäme ich zutiefst.

Aber hier an diesem Ort trifft alles Beides nun in mir zusammen und ich bin dem EWIGEN sehr dankbar, dass zur Zeit in Israel, wohlgemerkt am 04.Oktober 2023, nahezu in allen Regionen relative Ruhe herrscht! Denn selbst ich habe bereits zweimal während meiner Israelbesuche Raketenalarm miterlebt, einmal in Ashkelon, wo ich während eines Gottesdienstes mit der Gemeinde in den Keller fliehen musste. Das andere Mal hörte ich nur von Jerusalem aus die Raketen und den Iron-Dome. Aber hier an diesem Ort ist alles sehr real für mich! Dennoch strömt bei all diesen gemischten Gefühlen die Hoffnung durch mein gesamtes Sein! Denn der EWIGE, der Gott Israels, hat noch eine Zeit der Ruhe verheißen, eine Ruhe von Kriegen und ein Aufhören von Tränen und Kampfgeschrei für Seine Kinder und für diese Welt, all derer, die zu Ihm umkehren! Daran will ich an diesem Ort besonders festhalten, dafür beten und dafür mit meinem Leben – in Tat und Wort – ein Zeuge Seiner Realität sein!

Dazu kommt mir diese Bibelstelle des Propheten Hesekiel in Kap. 39 in den Sinn:

25Darum spricht Gott, der HERR, also: Jetzt will ich die Gefangenschaft Jakobs wenden und mich des ganzen Hauses Israel erbarmen und für meinen heiligen Namen eifern.
26Und sie sollen aller ihrer Schmach und ihrer Vergehen, womit sie sich wider mich vergangen haben, vergessen, wenn sie sicher und ungestört in ihrem Lande wohnen,
27wenn ich sie aus den Völkern zurückgebracht und aus den Ländern ihrer Feinde gesammelt und mich an ihnen vor den Augen dieser Heiden als heilig erwiesen habe.
28Daran sollen sie erkennen, daß ich, der HERR, ihr Gott bin, weil ich sie unter die Heiden in die Gefangenschaft führen ließ und sie nun wieder in ihr Land versammle und keinen von ihnen mehr dort zurücklasse.
29Und ich will fortan mein Angesicht nicht mehr vor ihnen verbergen, weil ich meinen Geist über das Haus Israel ausgegossen habe, spricht Gott, der HERR.

Ich werde an die Landverheißungen Gottes erinnert und ich schaue in der Schrift nach, was Gott zu dem Golan גּוֹלָן  sagt.

In 5. Mose 4 bestimmt der Ewige die Freistädte für Totschläger, als Zufluchtsorte.
Da sonderte Mose drei Städte aus jenseits des Jordans, gegen der Sonne Aufgang, daß dahin flöhe, wer seinen Nächsten totschlägt unversehens und ihm zuvor nicht Feind gewesen ist; der soll in der Städte eine fliehen, dass er lebendig bleibe: Bezer in der Wüste im ebnen Lande unter den Rubenitern und Ramoth in Gilead unter den Gaditern und Golan in Basan unter den Manassitern.“ 
Auch im Buch Josua Kapitel 20 und 21 wird diese Stadt der Leviten im Stamme Menasse als Freistadt erwähnt. Dies bedeutet, es wurde dem Volke Israel zugeteilt.

Yuval ließ es sich nicht nehmen in einen der alten originalen Geschütze und Panzer zu klettern und auf seine Art und Weise diesen besonderen Ort zu erleben.

Nach einer gewissen Zeit an diesem besonderen Ort machen wir uns langsam auf den Heimweg,  denn für Baruch liegt noch eine anstrengende Fahrt vor ihm. Von den Golanhöhen im äußersten Osten bis zum Mittelmeer in Haifa sind es gut 120 km.

So fahren wir der untergehenden Sonne entgegen und kommen noch an vielen biblischen Orten vorbei, wie Quatsrin, Chorazin und Mahanayim. Alles sind bekannte Ortsnamen der Bibel. Aber leider ist der Tag bereits weit fortgeschritten und hier in Israel trifft man bei jedem Quadratzentimeter auf geschichtliche und biblische Besonderheiten, so dass man den Schwerpunkt seiner Interessen immer festlegen muss, bevor man in den Tag startet. Ich genieße die sehr bequeme Fahrt im Auto und lasse die herrliche Landschaft mit einem Herzen voller Freude und Dankbarkeit an mir vorbei ziehen. Sauge dabei das Land immer mehr in mich auf, liebe es immer tiefer und atmet die Luft dieser besonderen göttlichen Gegenwart auf diesem Landstrich – bei aller Polarität und Zerrissenheit und Zerbrochenheit! Die Schönheit im physischen wie auch im seelischen überragt für mich Alles!

Angesichts der heutigen Lage in Israel und die Situation für Juden weltweit stelle ich mir die Frage: Warum können so viele andere Menschen dieses Wunder vor ihren Augen nicht sehen? Unsere Generation hat die unbeschreibliche Gnade geschenkt bekommen, Zeitzeuge der langersehnten Rückkehr des jüdischen Volkes in ihr Heimatland zu sein. Ich war zwar 1948 noch nicht geboren, dennoch gehöre ich zu der Zeitzeugen-Generation für dieses neuzeitliche und über alle Maßen umkämpfte Wunder.

Für mich ist immer noch unvorstellbar, dass jetzt wieder auf deutschen Straßen öffentlich gegen Juden gehetzt wird, und das mit unsagbar grässlichen Slogans, die ich hier nicht zu Papier bringen möchte. Aber das Erschütterndste ist für mich persönlich, dass die überaus große Masse der Menschen zu dem Unrecht gegen den jüdischen Staat und seine Bewohner, gegen Juden weltweit, einfach wieder schweigt! Dazu fällt mir das Zitat vom Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel ein:
«Neutralität hilft immer dem Unterdrücker, nie dem Opfer. Stillhalten ermutigt die Peiniger, nie die Gepeinigten.»

Viele Menschen in Deutschland stellen sich nicht an die Seite Israels. Bei öffentlichen Kundgebungen oder Mahnwachen für Israel hält sich die Teilnehmerzahl doch sehr im Rahmen. Haben wir in Deutschland also doch eher nichts aus der Geschichte gelernt? Ich fürchte tatsächlich, dass dies der Fall ist. Denn heute sind die Gründe, nicht für Israel auf die Straße zu gehen und sich an seine Seite zu stellen: die Unverhältnismäßigkeit des Rückschlages, die Unmenschlichkeit des Bombardements auf den Gazastreifen etc. Doch was ist wirklich eine verhältnismäßige Reaktion auf eine solche Barbarei gegen unschuldige Zivilisten? Der Kampf gegen die Hamas und seine beabsichtigte Auslöschung ist ein Kampf gegen den Terror, der sogar bis zu uns nach Deutschland schwappen kann. Es ist kein Kampf gegen ein Volk, gar gegen Zivilisten. Heute wie damals hatten die Menschen, übrigens nicht nur die Deutschen, alle möglichen Erklärungen, warum sie etwas gegen Juden hatten. Heute meinen die Menschen, ihre Argumente seien besser und im Sinne der Menschlichkeit gerechtfertigt. Mitnichten!

Auch heute geht es den Feinden Israels wieder um die komplette Auslöschung jüdischen Lebens und nicht um territoriale Landansprüche. Den antisemitischen Feinden Israels geht es um deren bloße Existenz, die sie nicht ertragen und deshalb dieses kleine, aber so bedeutende Land von der Landkarte vertilgen wollen. Die Hamas macht daraus jedenfalls keinen Hehl. 

Doch wohin soll das jüdische Volk deiner Meinung nach ausweichen? Israel hat seit Staatsgründung allen Menschen friedlichen Sinnes die Hand des Friedens ausgestreckt und mehrere Male um des Friedens willen auf Land verzichtet, wie z.B. 2005 den Gazastreifen komplett geräumt.  Diese Tatsache stellt bereits eine 2-Staatenlösung dar. Dennoch findet sich kein Frieden für Israel. An dieser Tatsache ist am allerwenigsten Israel schuld. Wenn diese Welt immer wieder zeigt, dass sie mit ihrem Antisemitismus im Innersten nicht aufräumt, dann bedeutet es weiterhin, dass für Juden nirgendwo auf dieser Welt Platz ist. 

Ich möchte jedem Leser und jeder Leserin meines Berichtes zurufen: Beschäftige dich mit der Geschichte dieses Volkes, durch weltliche Medien, auch in Bibliotheken, wo nicht nur elektronische Enzyklopädien über dieses Volk Auskunft geben. Denn leider hat auch im WorldWideWeb der Antisemitismus bereits reichlich Einzug gehalten. Die wichtigste Quelle über dieses Volk, ihr Land und ihren Gott ist allerdings die Bibel. Dieses „alte Buch“ in seiner Originalsprache, dem Hebräischen, ist die Quelle an Weisheit, Inspiration, Trost und Hoffnung für alle Zeiten. In dieser Schrift findet sich die klare Aussage, dass der lebendige Gott, der Gott Israels, einen Plan für diese Welt hat. Bei der jetzigen Weltlage erscheint es mir einfach nur angemessen, sich mit dem Schöpfer des Himmels und der Erde zu befassen! Ich bin sicher, du wirst Hoffnung dort finden.

Hatikwa -הַתִּקְוָה  – die Hoffnung- so heißt übrigens die National-Hymne Israels!

Solange noch im Herzen
eine jüdische Seele wohnt
und nach Osten hin, vorwärts,
ein Auge nach Zion blickt,
so lange ist unsere Hoffnung nicht verloren,
die Hoffnung, zweitausend Jahre alt,
zu sein ein freies Volk, in unserem Land,
im Lande Zion und in Jerusalem!

https://de.wikipedia.org/wiki/HaTikwa

Meine Worte des Dankes über diesen besonderen Tag bringe ich dem EWIGEN und leihe sie mir gerne bei König David aus Psalm 100:

Ein Lobgesang. Jauchzet dem HERRN, alle Welt!
2Dienet dem HERRN mit Freuden, kommt vor sein Angesicht mit Jubel!
3Erkennet, daß der HERR Gott ist; er hat uns gemacht, nicht wir uns selbst, zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide.
4Gehet zu seinen Toren ein mit Danken, zu seinen Vorhöfen mit Loben; danket ihm, preiset seinen Namen!
5Denn der HERR ist gut; seine Gnade währt ewiglich und seine Treue von Geschlecht zu Geschlecht.

Ich danke für diesen unvergesslichen Tag in Israels Norden ebenso von ganzem Herzen Yuval Lapide und seiner lieben Frau Debora und meinem neuen Freund aus Haifa, Baruch Ras! Shalom euch Allen!   Shalom Israel!

                Am Yisrael Chai   עַם יִשְׂרָאֵל חַי   das Volk Israel lebt!

Für meine Bibelzitate benutze ich Schlachter 1951, www.bibel-aktuell.org

Kommentar verfassen