am Schabbat 16. Tammus 5781, 26. Juni 26 2021

Die Auslegung zur Parascha entstammt einem Zoom-Seminar, das mein Mann Yuval just an diesem Wochenende hielt. Die tiefen Einblicke, die ich nun zur Verfügung stellen darf, kommen darum mit Verspätung, die aber durch den Reichtum des jüdischen Wissens wettgemacht wird.

Balak und Bilam

Die Wüstenwanderung geht nach fast 40 Jahren auf ihr Ende zu. Viele Situationen hat das Volk erlebt, in denen es um sein materielles Wohlergehen ging und aus denen Gott es gerettet hatte. Nun ist es einer spirituellen Gefahr ausgesetzt, aus der Gott es wiederum erretten wird. Dabei merkt es von dieser Gefahr nichts, denn die Geschichte ereignet sich ohne irgendeinen Bezug zum Volk Israel oder zu Mosche.
Zwei Männer spinnen ihre sinisteren Gedanken über das Volk Gottes. Und diese zwei Männer sind Bilam und Balak. Balak, der König von Moab, fürchtet Israel, weil er mitbekommen hat, wie Gott gegen die Amoriter vorgegangen ist. Dabei entging ihm, dass zuvor die Amoriter dem Volk Israel den Weg verschlossen und selbst den Kampf suchten. Er kennt nur die halbe Wahrheit, aber die reicht ihm für seine Panik.
Balak schickt seine Boten den weiten Weg ins Zweistromland, dem heutigen Irak, um von dort einen damals bekannten Magier ins Ostjordanland kommen zu lassen. Es ist die ursprüngliche Heimat Abrahams, aus der Gott ihn rief, da er in dem dortigen Heidentum keinen neuen Anfang mit Gott finden konnte. In seinen Augen ist das Volk so groß, dass es „den Anblick der Erde“ verhüllt. Nur ein antisemitisch denkender Mensch kann ohne Kenntnisse und ohne Nachfrage sich derart in Angst versetzen lassen und das kleine Volk so durch ein Brennglas sehen.
Beide Männer, die sich in unserer Wochenlesung zusammentun, haben ähnlich scheußliche Namen. Bilam heißt: ein Mann ohne Bindung an ein Volk, ohne Moral. Sein Name kann auch bedeutet: Volksverschlucker von בלע bala = verschlucken und עַם am = Volk.
Balak aus hebräisch בְּלִי bli ohne und רֵיק rek leer heißt: ein leerer Mann. Sie lassen sich von Furcht leiten, wogegen sich Jitro, der Schwiegervater Mosches aus Midian, von der Ehrfurcht leiten ließ gegen so einen großen Gott, der Israel aus Ägypten befreite.
Ex. 18,9 Jitro freute sich ob all des Guten, das ER an Jissrael getan hatte, da er es aus der Hand Ägyptens rettete, 10 Jitro sprach: Gesegnet ER, der euch rettete aus der Hand Ägyptens, aus der Hand Pharaos, der das Volk rettete unter der Hand Ägyptens hervor.
Auch Rachab hörte von Gottes Handeln an Israel, doch zieht sie ganz andere Schlüsse als Balak.
Jos. 2,9 und sprach zu den Männern: Ich weiß: ja, euch hat ER das Land gegeben, ja, von euch her stürzt Entsetzen auf uns, ja, alle Insassen des Landes wanken vor euch, 10 wir habens ja gehört: das, wie ER die Wasser des Schilfmeers trocknete vor euch her bei eurer Fahrt aus Ägypten, und wie ihr den beiden Amoriterkönigen tatet, denen jenseit des Jordans, dem Ssichon und dem Og, wie ihr sie banntet, 11 wir hörtens, unser Herz schmolz, in niemand mehr hob ein Geist sich vor euch, ja: ER, euer Gott, er ist Gott, im Himmel droben, auf Erden drunten!

Die Eselin

Gott kommt ins Spiel, als Balaks Männer zu Bilam kommen.
Num.22,9  Gott aber kam zu Bilam und sprach: Wer sind diese Männer bei dir?
Warum fragt Gott den Bilam? ER weiß doch alles. Doch mit dieser Frag macht ER ein für allemal deutlich, dass ER Herr ist über den Okkultismus. Kein Okkultismus, keine Verwünschung kann jemals Israel oder irgendeinem  gläubigen Menschen etwas anhaben.
Hier handelt es sich um eine innerheidnische Situation zwischen Gott, Moab und Bilam. Der Heide Bilam hat eine eigenartige Beziehung zu Gott. Er redet mit dem Schöpfergott und redet doch nicht mit ihm. Er weiß um Seine Existenz, versteht ihn aber oftmals nicht. Im jüdischen Midrasch heißt Bilam, der Bösewicht, Bilam haRascha הרָשָׁע. Das sticht nicht auf den ersten Blick ins Auge, weil er sehr unterwürfig klingt und somit gerade durch seine unaufrichtige, unabsehbare, nicht greifbare Art gefährlich ist. Wir werden das im Verlauf der Geschichte sehen.

Num.22,12 Gott sprach zu Bilam: Du wirst nicht mit ihnen gehn, du wirst dem Volk nicht fluchen, denn gesegnet ist es.
Israel ist seit Abraham gesegnet, und das wird so bleiben. Segen heißt, dass Israel unter Gottes persönlichem Schutz steht, den ER nie von ihm nehmen wird. Gottes Segen und Gottes Macht sind so groß, dass Bilam Gott dienen wird, und zwar so wie das Volk Israel selbst. Doch Bilam wird es gegen seinen eigenen Willen tun. Gott bereitet Bilam und Balak kein schnelles Ende, denn Bilam hat noch eine wichtige Aufgabe zu erfüllen mit eschatologischen Auswirkungen bis in die messianische Zeit.
Bilam behauptet Balak gegenüber zwar immer wieder, dass er nur nach Gottes Anweisungen handeln könne, dass auch viel Geld seine Meinung nicht ändern könne, aber er ist unaufrichtig, ein Spieler, der sein Fähnchen nach dem Wind hängt.
In V20 erlaubt Gott Bilam schließlich, mit den Männern Balaks zu gehen, aber zwei Verse später entbrennt Sein Zorn gegen Bilam. Was ist passiert? Hat Gott es sich überlegt?

Die Antwort liegt im hebräischen Urtext. Gott sagte Bilam, er könne mit den Männern gehen. לֵךְ אִתָּם lech itam – Gehe mit ihnen, aber bleibe distanziert, mach dich nicht eins mit ihnen. In V21 heißt es dann: וַיֵּלֶךְ עִם wajelech im … und ging einmütig, in Übereinstimmung mit den Herren aus Moab. Die zwei Präpositionen, mit denen das Hebräische das Mit-Gehen ausdrückt, verrät etwas über die innere Haltung Bilams. Und die lässt Gottes Zorn entflammen, denn in seinem Innersten ist Gott ganz auf der Seite der Moabiter.

Num. 22,22 Aber Gottes Zorn entflammte, daß er so ging, und SEIN Bote vertrat den Weg ihm als Hinderer לְשָׂטָן, während er auf seiner Eselin ritt, zwei seiner Knaben bei ihm.
Bilam und 2 Knaben, das sind 3 Männer und eine Eselin, also 4, sind auf dem Weg . Und Bilam geht mit ihnen, עִמּו imo, in Eintracht und Übereinstimmung. Aber es steht etwas Großes an, das uns die Zahl 4 verrät.
Gott schickt Seinen Boten als Hinderer, als Satan לְשָׂטָן, auf Bilams Weg. Die Aufgabe des Satans ist es, ein Hindernis zu sein und durch dieses den Menschen zu Gutem herauszufordern. Durch ein Hindernis haben wir die Wahl, wie wir reagieren. Auch Bilam hat diese Wahl. Durch Satans Hindernisse werden wir aufgefordert, das Böse in Gutes zu transformieren.

Bilam ist mit seiner Eselin unterwegs. Warum mit einer Eselin, nicht mit einem Esel? Im Hebräischen gibt es für die Eselin ein eigenes Wort. Der Esel heißt חֲמוֹר  Chamor, die Eselin אָתוֹן Aton. Sie wurde überwiegend von reichen Leuten benutzt, da sie einen besonderen Charakter hatte. Bilam wollte durch sie zeigen, dass er ein besserer Mensch war. In Aton stecken zudem die Personalpronomen אַתְּ at (weiblich) und אַתָּה ata (männlich) = du. Damit hat sie eine Ansprechbarkeit, über die der Esel nicht verfügt. Sie ist feinfühliger, während der Esel ein Lasttier ist. Chamor חֲמוֹר bedeutet Materialität.

Gott kann mit Bilam nicht in der Tiefe sprechen, sodass die Kommunikation nun auf die Eselin und den Engel, den Hinderer,  verlagert wird. Die Eselin kann den Engel sehen, von dem Bilam keinen Schimmer hat. Ihre Augen wurden geöffnet und sie sieht den Engel mit einem gezückten Schwert. Nur Josua und David sehen einen Engel mit gezücktem Schwert. Sie erkennen die Macht Gottes in dieser Erscheinung, die selbst die Eselin erkennt.
Jos. 5,13 Es war, als Jehoschua bei Jericho war: er hob die Augen und sah, da, ein Mann steht ihm gegenüber, sein Schwert in seiner Hand gezückt. Bist du von uns oder von unseren Gegnern? 14 Er sprach: Nein, sondern als ein Obrer SEINES Heers bin ich jetzt gekommen. Jehoschua fiel auf sein Antlitz zur Erde, er warf sich nieder und sprach zu ihm: Was will mein Herr zu seinem Knechte reden?
1.Chr. 21,16 Dawid erhob seine Augen, er sah SEINEN Boten, zwischen Erde und Himmel stehend, sein gezücktes Schwert in seiner Hand über Jerusalem gestreckt.

Dagegen schlägt Bilam zu, wie es seiner Mentalität entspricht. Seine ganze Primitivität kommt in dieser Situation zum Vorschein. Die Bibel karikiert Bilams Ignoranz, als seine Eselin zum zweiten und zum dritten Mal den Durchblick hat. Und sie hat Respekt! Beim dritten Mal kniet sich die Eselin nieder, während Bilam erneut auf sie einschlägt.
Er versteht nichts! Anstatt Gott zu fragen, was seine treue Gefährtin hat, ist er sogar bereit, sie zu töten. Wo bleibt seine angebliche Beziehung zu Gott?
Bilam muss nun mit der Eselin sprechen, weil er das Gespräch mit Gott verweigert.
Num. 22,28  ER aber öffnete den Mund der Eselin, sie sprach zu Bilam: Was habe ich dir getan, daß du mich schlugst, die dreimal? 29 Bilam sprach zur Eselin: Daß du mir mitspielst! Wäre nur ein Schwert in meiner Hand! drum daß nun ich dich umbrächte! 30 Die Eselin sprach zu Bilam: Bin ich nicht deine Eselin, auf der du reitest von jeher bis auf diesen Tag? war gewohnt ich, gewohnt, dir solches zu tun? Er sprach: Nein.
Was spricht die Eselin hier aus? Sie spricht die Fragen im Auftrag des jüdischen Volkes aus. „Warum willst du mich verfluchen? Was habe ich dir getan, dass du mich töten, dass du mich vernichten willst? Ich habe dir doch immer gedient! Ich habe dich doch immer gesegnet!“
Wie bei Bilam können aus Maulhelden, aus harmlosen Schwätzern schnell Mörder werden, wenn sie eine Waffe zur Hand haben. Antisemiten sehen nicht, welchen Gewinn, welchen Segen sie durch Juden in ihrer Gesellschaft haben, sondern sind blind wie Bilam.

Da geschieht das zweite Wunder. Bilam werden die Augen geöffnet und er sieht den Engel.
Num. 22,31 ER aber machte Bilams Augen bar, er sah SEINEN Boten den Weg vertretend, sein Schwert gezückt in seiner Hand. Er bückte sich und warf sich auf seine Stirn. 32 SEIN Bote sprach zu ihm: Warum schlugst du deine Eselin, die dreimal! Ich da fuhr aus als ein Hinderer, denn überstürzt ist der Weg, zuwider mir.
Der Engel konfrontiert Bilam. „Warum ist deine Sprache die Gewalt? Warum siehst du nicht ein, was hier passiert ist? Öffne deine Augen für den Segen, den wir Juden euch geben. Lass ab von deinem bösen Vorhaben!“
Num. 22,34 Bilam sprach zu SEINEM Boten: Ich habe mich versündigt, ich wußte ja nicht, daß du mir entgegen den Weg vertrittst. Nun aber, ists übel in deinen Augen, kehre ich heim.
Bilam ist nicht zur Einsicht zu bringen. Er bleibt bei Platituden und auswendig gelernten Beteuerungen, die nur halbherzig gemeint sind. Als Einsichtiger hätte er sagen können: „Ich war blind. Ich habe versagt. Ich schäme mich, dass ich zum Fluch bereit war. Ich danke dir, dass du mir die Augen geöffnet hast. Ich will dein Volk segnen, weil du den Segen schon Abraham versprochen hast.“ Das wäre wahre Einsicht und tiefe Reue.

Gott durchschaut, dass Bilam seine Gesinnung nicht geändert hat. Weiterhin geht er „עִם im“ mit innerer Einmütigkeit mit Balaks Männern. Er hat noch immer große Lust, die Juden zu verfluchen. Durch die sprechende Eselin wird zumindest dem Leser gezeigt, dass Gott eine Veränderung schaffen wird, auch gegen Bilams Willen. Er wird gegen seinen Willen zum großen Segensspender für Israel. Bilam ist käuflich und manipulierbar. Diese Eigenschaften machen ihn zu einem typischen Antisemiten. Die Souveränität Gottes ist größer als die irgendeines Antisemiten.
Augen öffnen und Herzen wandeln kann nur Gott, in diesem Fall die Augen der Eselin und die Augen Bilams sowie den Mund der Eselin. Bei Gott ist nichts unmöglich.
Die Geschichte mit der sprechenden Eselin zeigt uns noch eine andere Eigenart von Antisemiten. Bilam kennt das Volk, das er verfluchen will, gar nicht. Er folgt demselben Grundmuster, wie es auch Pharao hatte.
Ex. 1,8 Ein neuer König erstand über Ägypten, der hatte Jossef nicht gekannt. 9 Er sprach zu seinem Volk: Da, das Volk der Söhne Jissraels ist uns zu viel und zu stark. 10 Auf, überlisten wirs, sonst mehrt es sich noch, und es könnte geschehn, wenn Krieg sich fügt, daß auch es unsern Hassern sich zugesellte und uns bekriegte und sich vom Land weg höbe.
Dabei waren die Juden immer eine Minderheit. Sie wollten Gott dienen und eine Unterstützung für die gastgebende Nation sein. Durch die Geschichte mit der Eselin soll deutlich werden, dass das Gespräch mit dem Volk Israel gesucht werden muss. Antisemiten sind dagegen nicht bereit, auf die vorgefasste Meinung zu verzichten.
Durch das Gebet „Schema Israel! שְׁמַע יִשְׂרָאֵל Höre Israel!“ weiß das Volk Gottes, dass es auf Sein Wort hören muss und nicht auf den Augenschein allein vertrauen darf. Die Eselin ist die Verkörperung des dialogfähigen Menschen. Die Eselin kann, was Menschen wie Bilam nicht können. Bilam und Balak stellen den Prototyp des Antisemiten dar, der keinen Kontakt zu Juden hatte.
Der Leser jedoch sieht, dass ein Mensch ohne Gott nichts ausrichten kann, selbst wenn er fluchen will, nicht.

Segen statt Fluch

Gott will, dass Sein Segen über Israel ausgesprochen wird, so wie ER es seit Abraham immer wieder segnete. Auch das schlimmste Böse benutzt Gott, um daraus das ultimativ Gute zu machen. So entstehen Verwandlungswunder! Die Destruktivität Bilams wird in vierfachen Segen verwandelt. Der Segen geht weit über das Gute hinaus, weit über die Zeit der Israeliten hinaus, denn es ist ein eschatologischer Segen. Und alles begann mit dem Segen an Abraham:
Gen. 12,3 Segnen will ich, die dich segnen, die dich lästern, verfluche ich. Mit dir werden sich segnen alle Sippen des Bodens.
Vierfacher Segen wird von dem Heiden Bilam ausgesprochen, der sogar den großen Prophetenworten nahe kommt, 3 Segensworte an Israel und ein weiteres Wort des Untergangs gegen die Feinde Israels. Es erfüllt sich, dass ein Segen von den Heiden auf Israel zurückkommt für den Segen, den es selber gibt.

Num. 22,40 Balak schlachtete Rinder und Schafe und übersandte davon Bilam und den Herren, die mit ihm אִתּו waren.
Nun geht es ans Eingemachte, denn Balak opfert seinen Göttern und zu Ehren seines Gastes. Doch die Herren, die mit ihm אִתּו ito waren, sind im Gegensatz zu Bilam distanziert. Sie haben aus der Situation mit der Eselin etwas gelernt. Das, was hier geschieht, ist in ihren Augen nicht koscher.

Mit den heiligen Zahlen des Judentums will Bilam okkulte Praktiken betreiben. 3×7 kommt im ersten Vers vor, mit denen die Verfluchung vorbereitet wird. Bilam handelt nicht in Absprache mit Gott, sondern auf seine eigene Initiative hin. Wieder verrät uns das Hebräische, wie Bilam Gott sieht:
Num. 23,3 … gar wohl mag fügen sich ER mir zur Fügung יִקָּרֵה יְהוָה לִקְרָאתִי, jikare Adonai likrati
Mit dieser Wendung wird gesagt, dass Gott zufällig etwas geschehen lassen soll! Gott als Zufall? Als hätte Gott keinen Plan oder wäre wankelmütig?
Doch Gott geht auf Bilam ein und Gott fügte sich her zu Bilam. וַיִּקָּר אֱלֹהִים wa’jikar Elohim ER ist dazu bereit, denn Er wird Bilam genauso manipulieren, wie Bilam es mit Gott vorhatte. Gott wird Bilam zwingen, denn ER ist Herr über unsere Sinnesorgane.
Ex. 4,11 ER sprach zu ihm: Wer hat einen Mund dem Menschen gemacht oder wer macht stumm oder taub oder klaräugig oder blind? bins nicht ICH?
Und als nächstes spricht Bilam eine Vision aus:
Num. 23,9 Ja, ich seh es vom Haupte der Felsen, ich erspähe es von den Hügeln: Da, ein Volk, einsam wohnt es, unter die Erdstämme rechnet sichs nicht. 10 Wer zählt den Staub Jaakobs, ermißt das Gewühl Jissraels! Sterbe meine Seele das Sterben der Geraden, meine Nachkunft werde wie er!
Er muss nun aussprechen, dass er ein sterblicher Mensch ist und zugeben, dass er dieses Volk nicht verfluchen kann. Bilam sieht ein kleines, einsames Volk, von dem keine Gefahr ausgeht, ganz im Gegensatz zur Panik Balaks. Die Juden werden immer für sich leben und anders sein als andere Völker, weil sie das Volk Gottes sind. Sie müssen Botschafter Gottes sein und nach Seinen Geboten leben. Das unterscheidet sie von anderen Völkern bis heute. Zahlenmäßig ist das Volk nicht groß, sondern spirituell. Bilam spricht erstmalig über die tiefste Identität des Volkes Israel.

Balak ist entsetzt über diesen Segen. Wenn Bilam es schon nicht verflucht, so sollte er es wenigstens nicht segnen! Ein neuer Versuch steht an, gegen den sich Bilam nicht wehrt.
Warum sagt er nicht: „Ich sagte das, weil Gott durch mich gesprochen hat und mich ausgeschaltet hat. Ich muss bekennen, dass dieses Volk nicht zu verfluchen ist!“ Er könnte mit einem klaren Bekenntnis dem ganzen Spuk ein Ende machen. Aber Gott hat andere Pläne.
Erst einmal will Balak die Sicht auf Israel ändern. Damit will Balak Gott durch seine krummen Praktiken manipulieren und an Magie festhalten. An einem anderen Ort will er Gott zwingen.
Num. 23,15 Er [Bilam] aber sprach zu Balak: Tritt hier neben deine Darhöhung, und mir werde hierher Fügung  (אִקָּרֶה ikare Zufall).
Bilam wartet noch auf Zufall, schätzt Gott noch immer als unzuverlässig und manipulierbar ein.
Num. 23,16 ER fügte sich her zu Bilam, er legte Rede in seinen Mund und sprach: Kehre zu Balak, und so sollst du reden.
Nirgendwo in den Prophezeiungen steht, dass Gott sich einem Propheten „zufügt“. Gott nimmt im Gegenzug Bilam nicht ernst und manipuliert ihn seinerseits. ER spielt mit Bilam wie Bilam mit IHM. Hier redet ER nicht zu Bilam wie bei anderen Propheten, ER erscheint ihm nicht, offenbart ihm nichts. Das wiederum merkt Bilam nicht.

Balak fragt sehr abfällig, was Gott denn nun gesagt habe, doch was er von Gott als Antwort hört, kann ihm nicht gefallen. Gott steht über Balak und über den Menschen. Man kann IHN nicht benutzten, ER ist auch nicht manipulierbar.
Num. 23,18 Er aber hub sein Gleichwort an, er sprach: Auf, Balak, höre! herlausche mir, Zipporsohn! 19 Nicht ein Mann ist Gott, daß er täuschte, noch ein Menschensohn, daß er sichs leid sein ließe, er, er sollte sprechen und nicht tun, reden und es nicht vollenden! 20 Da, zu segnen habe ich übernommen, gesegnet hat er, ich kanns nicht wenden. 21 Nicht gewahrt man in Jaakob Arg, nicht sieht man in Jissrael Harm, seine Gottheit, ER, ist bei ihm, Jubelschmettern dem König in ihm.
Israel wird niemals dem Bösen verfallen, denn Gott wird vor dem Bösen beschützen. Selbst auf Abwegen ist Gott da. Sogar in Seinem Zorn erbarmt ER sich. Wer kann gegen so einen machtvollen, liebevollen und erbarmenden Gott Israel etwas anhaben?

Num. 23,22 Der Gott, der aus Ägypten sie führte, wie des Wisents Gehörn ist er ihm. 23 Denn in Jaakob ist nicht Zeichen-Erahnung, in Jissrael nicht Wahrsagerei, zur Zeit wird es Jaakob und Jissrael zugesprochen was Gott im Werk hat.24 Da, ein Volk, wie eine Löwin stehts auf, wie ein Leuentier erhebt es sich, streckt sich nicht, bis es Raub verzehrte und Blut der Durchbohrten trank.
Bilam und Balak werden durch diese Vision bloßgestellt. Das, was sie treiben, diese Praktiken gibt es nicht in Israel. Das Volk gehorcht seinem Gott! Magie hat keine Macht über Israel! Aber wenn Gott will, wird Israel gegen seine Feinde kämpfen und sie vernichten. Der Ausspruch geht schon über die Wüstenzeit hinaus und verweist auf König David und König Salomo.

Balak hat Angst vor dem Segen, denn er weiß, dass der Segen Gottes wirkt. Balak hält die Augen und den Blick für entscheidend. Er meint, der Augenschein sei wichtig. Hier entlarvt Balak das Götzenbild der Heiden. Der Götze lässt sich umstimmen, lässt sich manipulieren. Der Gott Israels ist nicht so und darum für Balak nicht fassbar. Zum 3. Mal bereiten Bilam und Balak Opfer vor wie zuvor. Sie verstehen nicht die Größe und Souveränität Gott. So entmachtet Gott durch ihre Verblendung den Götzendienst. Balak und Bilam werden am Ende sterben. Amoriter, Moabiter, Midianiter – alle sterben wegen ihres Götzendienstes und ihres Widerstandes gegen Gott, allein das jüdische Volk überlebt. Am Israel chai! עם ישראל חי!
Nur der Monotheismus bleibt bestehen.

Segen für Israel – Fluch für die Völker

Nun werden wir Zeuge eines Verwandlungswunders!
Num. 24,1 Bilam aber sah, daß es gut war in SEINEN Augen, Jissrael zu segnen, und er ging nicht wie Mal um Mal aus aufs Gefüge der Ahnungszeichen, sondern wandte sein Antlitz zur Wüste.2 Bilam erhob seine Augen und sah Jissrael wohnend nach seinen Zweigen, und über ihm war der Geistbraus Gottes.
Wenn Sie dieses Kapitel lesen, achten Sie einmal darauf, wie oft es um die „Augen“ geht. In Gottes Augen ist es gut, dass Israel gesegnet wird, woraufhin Bilam seine Augen erhebt und Israel endlich sieht! Er geht nicht mehr zu den Ahnungszeichen wie zuvor, denn er selber erkennt Gott, der ihm die Augen öffnet. So erkennt er, dass es unpassend ist, Israel zu verfluchen, und dass es noch schlechter ist, Okkultismus zu treiben. Bilam wendet sich zur Wüste hin, wo er endlich das Volk sieht, wahrnimmt und erkennt.
Der Geist Gottes begeistet ihn, denn ohne Gott kann er nicht auftreten. Bilam lässt seinerseits Gottes Geist zu, weil Gott ihn verwandelte. Er bekennt, dass er zum Hörer des Wortes Gottes geworden ist und zum Seher Seiner Wahrheit. Er redet diesmal in Verzückung, in einer Vision, für die Gott ihm die Augen öffnete. Das lesen wir wiederum drei Mal.

Num. 24,5 Wie sind deine Zelte, Jaakob, schön gut, deine Wohnungen, Jissrael!
Dieser Ausruf des Bilam fand Eingang in die Liturgie des Judentums und wird beim Betreten einer Synagoge gebetet. Bilam sieht Israel lagern in Harmonie und Einheit, ein Volk, in dessen Mitte Gott wohnt.
„Ich sehe in Israel die Güte Gottes und die Ordnung der Kinder Israel.“ Damit drückt er Wertschätzung gegenüber dem Volk aus, das er bisher nicht kannte. Es bildet die Antithese zu den heidnischen Völkern, denn Israel wird nach Gottes Ordnung geführt. Gott lebt eine Liebesbeziehung mit seinem Volk, die sichtbar ist.
Bilam sieht in seiner weiteren Vision und in seinen blumigen Worten das Volk in einer universellen Ordnung mit Anspielung auf den Garten Eden.
Agag war König der Amalekiter, mit denen er nun abrechnet, weil sie Feinde Israels sind. Gott ist größer als irdische Könige. Nun spricht Bilam endlich aus, was Gott für Israel bedeutet und Israel für Gott. Und die Beziehung zu Israel ist eine überirdische Beziehung. Sie schließt zwar Leid mit ein, aber Gottes Beziehung zu Seinem Volk ist nicht anders zu verstehen. Das Wasser in V7 ist ein Bild des Garten Edens, ein Bild für die Liebe Gottes.

Num. 24,8 Der Gott, der aus Ägypten es führte, wie des Wisents Gehörn ist er ihm. Es verzehrt die Stämme, die es bedrängen, es zermalmt ihre Gebeine, die auf es einhaun, zerhaut es.
Israel ist das Geweih Gottes, eine Perle in Seinem Diadem. Wenn Gott Israel die Kraft gibt, wird es seine Feinde besiegen, die es angreifen. Das macht Bilam noch einmal klar. Wenn die Gefahr zu groß ist, dann wird Israel wie eine Löwin kämpfen und mit Gottes Hilfe siegen. Wenn es nötig ist, sind Israeliten harte Kämpfer im Verteidigungskampf. Endlich wiederholt Bilam auch den ursprünglichen Segen an Abraham, der an dessen Söhne und Enkel weitergegeben wurde und der bis heute Gültigkeit hat! Damit warnt er Balak, der sich nicht nur mit Israel anlegt, sondern mit Gott!

Num. 24,10 Balaks Zorn entflammte gegen Bilam, er klatschte in die Hände, Balak sprach zu Bilam: Meine Feinde zu verwünschen habe ich dich gerufen, und da segnest du, segnest, – die drei Male! 11 Jetzt aber entweich du an deinen Ort! Ich hatte gesprochen, ehren wollt ich dich, ehren, aber da hat ER dich der Ehre versagt.
Balak schlägt sich empört in die Hände. 3x hat Bilam gesegnet! Immer wieder kommt die Drei vor. Sie bedeutet Transformation, mit der auch Bilam verändert wurde. Balak ließ an 2 verschiedenen Orten 7 Opferstätten für 2×7 Tieropfer bauen. Das gibt 2x3x7 = 42. An ebenso vielen Stationen hatte Israel in der Wüste zu rasten.
42 = 7×6 was bedeutet: das Maß ist in alle Richtungen voll. Gott hat ein vollkommenes Maß über die Erde gegeben, an dem diese IHN erkennen kann.
Bei der Frage nach dem Umgang mit Israel geht nicht um menschliche Ehre, sondern um Gott! Die Freundschaft Balaks mit Bilam ist schnell zu Ende, denn sie beruhte auf den nichtigen Götzen. Balak erkennt zumindest an, dass Gottes Größe unumgänglich ist und dass ER es war, der Bilam die menschliche Ehre nicht zuteilwerden ließ. Dafür erkannte Bilam:
Num. 24,13 Gäbe mir Balak seines Hauses Fülle an Silber und Gold, nicht vermag ich SEIN Geheiß zu überschreiten. Gutes oder Übles von meinem Herzen aus zu tun, was ER zu mir redet, das muß ich reden?
Bilam drückt endlich aus, was in seinem Herzen ist. Er erkennt an, dass er das tun MUSS, was Gott redet. Er kann nicht tun oder reden, was in seinem Herzen ist, denn das ist böse und das verwehrt ER. Gott ist machtvoll über ihm.

Bevor er sich von Balak trennt, packt Bilam unaufgefordert aus, was am Ende der Tage geschehen wird. Er spricht tiefe Wahrheiten aus. Bilam hat Visionen zu verkünden wie Hesekiel, Daniel und Sacharja, die großen Endzeitpropheten, weshalb ihm auch im Talmud die Fähigkeit dieser Propheten zugesprochen wird, wenn er kein Heide gewesen wäre. Er hat einen Drang zur Mitteilung und redet zum 4. Mal! 4 bedeutet Universalität. Jetzt wird sich zeigen, was Israel Balaks Volk antun wird.
Das Überleben des jüdischen Volkes ist nur mit Gott zu denken. ER wird für Israel kämpfen und Israel kämpft mit Gott Gottes Kampf für die Menschheit! Beide Bedeutungen stecken in dem Namen Israel, dem Gotteskämpfer.

Endlich ist Bilam ein HÖRER, wie er schon zum zweiten Mal bekennt! Er hört und sieht mittlerweile und er ERKENNT die Reden Gottes, das Wissen Gottes bzw. das Erkennen des Höchsten יֹדֵעַ דַּעַת עֶלְיוֹן jid’a da’at Elion. Damit wird eine Intimität ausgedrückt, die uns wissen lässt, dass bei Bilam sein Hören und Sehen nicht an der Oberfläche bleiben. Gott weiht ihn ein. Beide Sinnesorgane sind nun offen und bereit für Gott. Bei der Eselin war das Nichthören und das Nichtsehen sein Versagen. Jetzt endlich erkennt er, was er schon viel eher hätte hören und sehen sollen. Er hört auf Gottes Inspiration, er schaut hin und erkennt hin zu Gott.

Num. 24,17 Ich sehe ihn, aber nicht jetzt, ich erspähe ihn, aber nicht nah: aus Jaakob bewegt ein Stern sich, aus Jissrael ersteht ein Zepter, das wird Moabs Schläfen zerhauen, den Scheitel aller Söhne des Aufruhrs.18 Edom wird Erbschaft, Erbschaft wird Sseďr seinen Feinden, Jissrael aber gewinnt Macht.
Bilam spricht das Ende Moabs aus. Der zum Fluch rief, hört nun seine eigene Verfluchung aus dem Mund Gottes. Der Stern bedeutet die göttliche Kraft von oben. Die Rebellen gegen Gott werden vernichtet werden. Das Zepter steht für ein Königtum, das noch in der Zukunft liegt. Es ist das Königtum Davids und Salomos, unter denen Edom und Moab verschwinden. Edom entstammt der Linie Esaus und wird ebenfalls untergehen.

Num. 24,19 Schalten  Regieren wird man von Jaakob her, aus jener Stadt das Entronnene schwenden vernichten.
Immer wieder wechselt die Bibel zwischen Jakob und Israel. Jakob ist der sich noch Entwickelnde, der Werdende, Israel der Gewordene. Juden haben die Aufgabe, sich immer stärker zu einem Israel zu entwickeln, und das in jeder Generation. Um sich vor der Völkerwelt zu behaupten, hat Israel auch nach außen hin diesen Verwandlungskampf zu führen, um zu einem machtvollen Gebilde zu werden.
Bilam sieht, wie sich die Städte Israels verteidigen. In ihnen werden Israels Feinde keine Zuflucht finden. Mit Edom, Amalek, Moab, den drei Erzfeinden Israels, rechnet Bilam ab.
Eine Vision über Amalek zeigt, dass dieses Volk darum ein Erzfeind Israels ist, weil es sich als erstes gegen das noch schwache Volk Gottes stellte. In Ex.17 lesen wir, wie es Israel bald nach dem Auszug aus Ägypten auslöschen wollte. Darum ist es ein Gebot, die Erinnerung an Amalek auszulöschen.
Ex. 17,14 ER sprach zu Mosche: Schreib das zum Gedächtnis ins Buch und legs in die Ohren Jehoschuas: ja, ich wische, wische das Gedenken Amaleks unter dem Himmel hinweg.
Dtn. 25,19 Es sei: wann ER dein Gott dir Ruhe gewährt vor all deinen Feinden umher in dem Land, das ER dein Gott dir als Eigentum gibt, es zu ererben, wegwische das Gedenken Amaleks ringsunter dem Himmel, vergiß nicht!

Die Keniter kommen in Ri. 4+5 vor. Es ist ein alter Stamm, ein Abkömmling der Midianiter, aus dem Jael stammt, die Gefährtin von Debora. Dieses Volk kam sich unbesiegbar vor, aber es wird wie die Weide abgeweidet werden, weil die Assyrer (Aschur) die Keniter besiegen werden. Gott benutzt sie dazu. dieser Kain ist nicht der Sohn von Adam und Eva.
Die Frage für Balak wird sein, wer kann überleben, leben kann, bestehen kann gegen Gott! Gottes Urteil ist größer als Heidenurteile oder jede Magie!
Die Kittäer könnten sich im nördlichen Ostafrika befunden haben. Eber stammt aus der Zeit Abrahams. Die Botschaft heißt: Alle bisherigen Stämme und alle zukünftigen Mächte, die sich gegen Israel stellen, werden verschwinden und vernichtet werden! Wer gegen Israel kämpft, kämpft gegen Gott!

Num. 24,25 Bilam machte sich auf, er ging, an seinen Ort zu kehren, und auch Balak ging seines Wegs.
Bilam geht an seinen Ort zurück. Bilam kehrte um וַיָּשָׁב wa’jaschaw. Da „Ort“ ein Synonym für Gott ist, kehrte er um zu Gott. Eine kleine Umkehr, eine Teschuwa תשובה, eine Antwort auf Gottes Ruf hat stattgefunden, die aber leider nicht bis zu seinem Ende anhält. Der Prophet Hesekiel warnt in Kap. 18, sich zu überprüfen. Wir dürfen nicht eines Tages im Götzendienst stecken, denn was wir heute tun, hat Bedeutung. Unsere Rechtschaffenheit in der Vergangenheit nützt uns nichts.

Balak geht seinen Weg, nicht Gottes Weg. Er geht in seinen Untergang.
Nach einer rabbinischen Meinung ging er auch seinen Weg, um die Juden zu verführen und so die Beziehung zu Gott zu zerstören, weil sie nicht zu verfluchen waren. Darum folgt nun der

Ausblick über die Parascha hinaus

In Kapitel 25 finden wir Israel zusammen mit den Töchtern Moabs. Sie treiben Unzucht, Sakralprostitution und Götzendienst. Hat Bilam Balak auf die Idee gebracht, weil es nur der Götzendienst ist, der den Gott Israels verärgert? Als sie „zum Haupt des Peor“ (רֹאשׁ הַפְּעוֹר rosch ha’peor = der Verwilderte, der Zügellose, Kap.23,28) kamen, einem der Götter Moabs, könnte er diesen Hinweis gegeben haben, wie einige Rabbiner den Zusammenhang zwischen Kapitel 23 und 25 verstehen.

Schittim heißt Akazienstätte, aber auch Dummheit von Stut שׁטוּת (auch Stuss). Das Kapitel zeigt, wie gefährlich und dumm die Moabiter waren. Sie nahmen die Sittsamkeit Israels aufs Korn, die doch nach dem Gebot Gottes gewahrt bleiben muss. Moab ist dekadent und sittenlos, und Israel ist verführbar. Dabei sind die Ethik und die Sittsamkeit Grundlagen Israels für seine Beziehung zu Gott. Es ist, als hätten die Kinder Israel den Sinaibund vergessen. Ein Bund muss täglich neu gelebt und mit Leben gefüllt werden.

Gott ist zornig! Der Hebräer sieht bei Zorn Flammen der Empörung aus der Nase Gottes kommen – ein wutschnaubender Gott. Gott ist so empört, sodass ER hier ein Sühneopfer fordert, das in Richtung Sonne gebracht werden soll, das meint den Ursprung. Besonders nach Bilams Segen ist Gott erzürnt. Auch wenn Israel von der Geschichte nichts mitbekam, wirkt der Segen auch unsichtbar.
Die Hauptleute begannen mit dem Götzendienst und verführten andere, sodass es für sie keine Umkehr gibt. Sie infizierten sich mit Götzendienst und Tempelprostitution wie mit einem Virus. Dass sie nach 40 Jahren Wüstenwanderung und nach der Erfahrung der großen Wunder Gottes so gottlos handeln konnten, ist in Gottes Augen unverzeihlich. Sie können nicht umkehren!
Zwar ist die Gemeinschaft entsetzt über diese Perversion, deren Zeuge sie wird, doch ist diese Gruppe nicht groß genug.
Ein Mann kommt, der öffentlich und vor aller Augen sündigt. Die Augen sind noch immer ein Schlüsselwort, denn Bilam sah erst nicht und erkannte dann. Die Israeliten sahen und sahen doch nicht den Willen Gottes.
Darum schickte Gott eine Plage, die 24000 Todesopfer forderte. 2000 Todesopfer pro Stamm, das drückt Gottes Verletztheit aus, denn die 2 bedeutet Polarität.

Num. 25,7 Pinchas Sohn Elasars Sohns Aharons des Priesters sahs er erhob sich mitten aus der Gemeinschaft, er nahm eine Lanze in seine Hand, 8 er ging dem Mann aus Jissrael nach in den Hehlraum, er durchstach die beiden, den Mann aus Jissrael und das Weib in ihre Bauchhöhle.. Gehemmt wurde der Niederstoß [מַּגֵּפָה magefa = Seuche] über den Söhnen Jissraels. 9 Es waren aber der durch den Niederstoß Gestorbnen vierundzwanzigtausend. 10 ER redete zu Mosche, sprechend: 11 Pinchas Sohn Elasars Sohn Aharons des Priesters hat meine Glut über den Söhnen Jissraels abgewendet, indem er meinen Eifer eiferte in ihrer Mitte, daß ich die Söhne Jissraels nicht vernichtete in meinem Eifer.
Pinchas bedeutet: der stählerne Mund; Elasar – Gott ist meine Hilfe; Aaron – das Licht Gottes. Daraus kann man in einem Satz einen Theologie bilden: „Das Licht Gottes ist die Hilfe Gottes in Gestalt des Pinchas, der mit stählernem Mund entschlossen erhob.“
Pinchas ist das Gegenprogramm zu Bilam. Während Letzterer das Volk verfluchen wollte und später unter der Einsicht Gottes segnet, eifert Pinchas von Anfang an für Gott. Gott selber ein eifernder Gott, ein leidenschaftlicher Gott. Und deshalb lobt ER Pinchas. Gottes Eifer kennt keine Grenzen, wenn Grenzen überschritten werden, die das Wertesystem Israels in Frage stellen. Gott zeigt die Grenzen auf.

Pinchas und Elija eiferten für Gott und handelten unaufgefordert. Pinchas ist die neue Generation, die in der Wüste geboren wurde und das Land einnehmen wird. Er spürt, was Gott will, wenn die Ordnung gefährdet wird. Gott war voll bedrohlicher Glut, sodass Pinchas diesen Zorn Gottes abwehren musste. Sonst hätte Gott Israel vernichtet. Ob ER das getan hätte, bleibt dahingestellt, denn der Orientale liebt Hyperbolik. Weil jedoch Pinchas die Gesinnung hatte, Gott zu befrieden und die Ordnung in Israel wieder herzustellen, schließt Gott einen Bund des Friedens mit IHM.
ER schließt mit Pinchas einen Bund mit der priesterlichen Linie, weil es einer neuen Treueverkündigung bedurfte. Dabei tat Pinchas etwas, das überhaupt nicht priesterlich war. Er tat etwas Außergewöhnliches, das Gott lobt, obwohl er zwei Menschen tötete.
„Deine Gesinnung werde ich dir hoch anrechnen und dir und deiner Linie im Bund dieses Lob zusprechen. Gewalt ist in besonderen Situationen wie dieser von mir gewollt und geduldet, denn sie dienen zur Heiligung Meines Namens.“
Und so bekommt er den Friedensbund – Brit Schalom בְּרִיתִ שָׁלוֹם.
Es gibt eine römische Maxime: „Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor. – Si vis pacem para bellum.“
Wenn du anhaltenden Frieden willst, müssen die Störenfriede beseitigt werden.
Es gibt zwei Exzesse in der Tora, die ein Trauma des jüdischen Volkes sind. Der eine ereignete sich kurz nach dem Auszug, die Sünde mit dem goldenen Kalb. Der zweite ist der Götzendienst bei Baal-Peor kurz vor der Landnahme. Zwei Ereignisse, die aus heutiger Sicht unverständlich und unverzeihlich sind.

4 Mal wird der Eifer Gottes genannt, was für das jüdische Gottesbild unabdingbar ist. Gott muss ganzheitlich gesehen werden, denn auch Seine Liebe kann entbrennen und ER kann sich in Liebe für Sein Volk ereifern. Gott ist leidenschaftlich! Wenn der ein oder andere Schwierigkeiten mit diesem Gott hat, sollten sich die Leser erinnern, dass solche Begebenheiten auch im Neuen Testament vorkommen, denn Jesus ist so leidenschaftlich wie Gott und Seine Propheten:
Lk 12,49 EIN Feuer auf die Erde zu bringen, bin ich gekommen, und wie sehr wünschte ich, es wäre schon entfacht!
Jesus wird im Tempel handgreiflich und es heißt in:
Mt. 10,34 Meinet nicht, dass ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.

Num. 25,14 Der Name aber des erschlagnen Mannes aus Jissrael, der erschlagen ward mit der Midjanitin, war Simri Sohn Ssalus, Fürst eines schimonitischen Vaterhauses, 15 und der Name des erschlagnen Weibs, der Midjanitin, war Kosbi Tochter Zurs, Hordenhaupt eines Vaterhauses in Midjan war der.
Schimon war der 2. Sohn der Lea, der Hörende. Diesem Stamm entstammt der Mann, der nicht auf Gott hörte und das שמע Schema= Höre! nicht ernst nahm.
Die übrigen Namen bedeuten:
Salu סָלוּא bedeutet das Gegenteil von Schalom. Der Namensträger pervertiert den Frieden; er ist der Friedensverkehrer.
Sanu – verhasst
Simri זִמְרִי– semer זִמְרִ = der Fehltönende, er singt seinen eigenen Gesang für seine Götter
Kosbi כָּזְבִּי – die Verräterin, die Verleumdende
Zur צוּר – Fels, eigentlich ein Name für Gott, der das Bindeglied zum jüdischen Volk darstellt. Midian ist ein Nachkomme Abrahams und Keturas. Trotzdem heißt es nun:
Num. 25,17 Bedrängt die Midjaniter, schlaget sie! 18 denn sie bedrängen euch mit ihren Ränken, mit denen sie euch umränkelt haben.
Gott gebietet die Auslöschung Midians. Damit bewahrheitet sich die Vision Bilams, die sagte, dass Israel sich gegen seine Feinde wehren wird wie eine Löwin.
Moab und Ammon sind ein Verwandte, die aus dem Inzest Lots mit seinen Töchtern entstanden. Moab bedeutet Vaterwasser zeugt von der Liebe des Vaters. Trotzdem wurden zu den Feinden Israels.

Ein Wortspiel im Hebräischen soll verdeutlichen, wie eng Freund und Feind beieinander sind.
ohew אוֹהֵב = lieben, der Liebende, ojew אוֹיֵב = der Feind. Der Unterschied liegt nur in einem Buchstaben. Mit zwei Strichen macht ein Schreiber aus einem Feind einen Liebenden und umgekehrt. In jedem Feind ist der potentielle Liebhaber, was auch umgekehrt gilt. Gott kann den Feind in einen Liebhaber verwandeln, denn die Buchstaben, die den Unterschied ausmachen, sind יה  J-H -> JAH, die Kurzform des Namens Gottes.
Beispielhaft sind auch die drei Frauen aus den feindlichen Völkern, die echte Liebende des jüdischen Volkes wurden: Die Schwiegertochter Davids Naama נַעֲמָה = die Liebliche war eine Ammoniterin.
1.Kö.14,21 In Jehuda aber hatte Königschaft Rechabam Sohn Schlomos. Einundvierzigjährig war Rechabam, als er die Königschaft antrat, und siebzehn Jahre hatte er Königschaft in Jerusalem, der Stadt, die ER, seinen Namen dort einzusetzen, aus allen Volksstäben Jissraels wählte. Der Name seiner Mutter: Naama die Ammoniterin.
Ruth, die Moabiterin, wurde die Ahnherrin König Davids und des kommenden Messias.
Jitro stammte aus Midian und seine Tochter Zippora wurde die Frau von Mose.

Es lohnt sich also, auf die „Entfeindungsliebe“, wie Pinchas Lapide sie nannte, zu setzen und auf Gottes Verwandlungswunder.

Für das Beitragsbild danke ich Chabad Karlsruhe. Die Seite empfehle ich zur Lektüre. Wem sie gefällt, kann Rabbiner Mendelson gerne mit Spenden unterstützen.
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