Schabbat 11. Adar 5780; 7.März 2020
Tezawe heißt übersetzt: Verpflichte!
Mose, der angesprochen, aber namentlich nicht erwähnt wird, soll die Kinder Israel verpflichten, reines Olivenöl für den Leuchter im Tempel zu bringen. Olivenöl ist kostbar und mühsam herzustellen. Blätter durften nicht mit in die Presse gelangen. Die Steine wurden entfernt, damit das Öl keinen bitteren Beigeschmack bekam. Dann wurden die Oliven in der Ölpresse gepresst. Das Öl, welches durch geringen Druck abfloss, war das bessere Öl. http://www1.biologie.uni-hamburg.de/b-online/bibel/PB02_oelbaum.html
Wir wissen aus dem Chanukka-Wunder, dass es 8 Tage brauchte, bis frisches Olivenöl hergestellt war.
Die Bedeutung des Öls ist aufgrund seiner aufwändigen Herstellung und des daraus resultierenden Wertes groß und zeigt, dass im Tempel zur Ehre Gottes nur das beste Material und die besten Grundstoffe zu benutzen sind.
Andererseits waren und sind Oliven im Orient häufig vorkommende Früchte. Sie stehen also jedem Menschen als Speise zur Verfügung, egal ob arm oder reich. Somit sind Oliven etwas, das jeder bringen kann. Keiner ist ausgeschlossen, sich an dieser Gabe zu beteiligen.
Der Druck aber, den die Oliven benötigen, um ihr Öl abzugeben, ist ein Gleichnis für uns Menschen und den Druck in unserem Leben. Dieser Druck dient nicht dazu, uns auszulöschen, sondern im Gegenteil, um uns stärker und reiner leuchten zu lassen.
Goethe formulierte es im West-Östlichen Diwan so:
Im Atemholen sind zweierlei Gnaden:
Die Luft einziehen, sich ihrer entladen;
Jenes bedrängt, dieses erfrischt;
So wunderbar ist das Leben gemischt.
Du danke Gott, wenn er dich preßt,
Und dank ihm, wenn er dich wieder entläßt.
Lassen wir also unser Licht leuchten. Gott möchte, dass wir für Ihn brennen, denn wie wir in der letzten Parascha schon lernen konnten, soll jeder von uns für Ihn ein Tempel sein. Lebt Gott in uns, wird es uns ein Leichtes sein, für Ihn zu brennen. Dann werden wir sehen, dass wir gerade in Situationen der Bedrängnis und des Drucks gestärkt werden in unserem Glauben, in unserem Festsein in Ihm und in der Hoffnung. Diese Erfahrung lässt uns reifen und leuchten.
„Eine ewige Flamme anzuzünden“ (Ex. 27:20).
Raschi sieht in dieser Flamme die Seele des Menschen, die wir bei unserem Nächsten entzünden sollen, bis dieser selbst für Gott brennt.
Kleider für den Hohepriester
Acht Kleidungsstücke sollten für den Hohepriester angefertigt werden, von denen vier auch von den regulären Priestern getragen wurden. Alle trugen Hose, Oberkleid, Turban und Gürtel. Der Hohepriester trug zusätzlich den Brustschild, das Efod, Unterkleid und Stirnband. Niemand trug Schuhe oder eine vergleichbare Fußbekleidung. Das erinnert daran, dass Mose bei seiner Berufung die Schuhe am brennenden Dornbusch ausziehen sollte, da er auf geheiligtem Boden stand. So ist der Boden des Tempels heilig, sodass die Priester keine Trennung zwischen sich und dem Boden haben sollen. Ebenso sollte es zwischen der Bekleidung und dem Körper des Priesters keine trennende Kleidung geben.
Acht Kleidungsstücke für den Hohepriester! Acht ist die Zahl mit der Bedeutung der Unendlichkeit und der Transzendenz. Damit symbolisiert die Anzahl der Kleider die Beziehung des Hohepriesters zu Gott.
Sein Obergewand war aus azurblauer Wolle. Diese Farbe des Himmels steht für den Himmel und für Gott. Im Tanach ist Himmel häufig ein Synonym für Gott. Die goldenen Glöckchen am Saum sollten sein Kommen hörbar werden lassen und die Granatäpfel dazwischen ausdrücken, dass sein Dienst reiche Frucht tragen sollte.
Der Brustschild bestand aus einem rechteckigen Stoff, auf dem 12 Edelsteine aufgenäht waren. Auf jedem war der Name eines Stammes eingraviert. Sie funkelten im Licht und konnten dem Priester als Urim (Lichter) und Tumim (Wahrhaftigkeiten) Antworten auf seine Fragen an Gott geben.
Auf dem goldenen Stirnband stand geschrieben: Dem Ewigen geweiht.
Hosen und Untergewänder waren aus reinem, weißem Linnen. Diese Einfachheit und Reinheit sollte den ganzen Menschen umgeben.
Der Hohepriester – ein Vertreter des Volkes
Bei der aufwendigen und wertvollen Kleidung, die der Hohepriester tragen sollte, könnte man den Eindruck gewinnen, er solle damit seine Wichtigkeit vor den Augen des Volkes präsentieren. Aber das Gegenteil ist der Fall. Seine Kleidung soll ihm ins Bewusstsein rufen, vor wem er selber während seines Dienstes steht, welche Verantwortung er trägt und welch heilige Aufgabe er zu erfüllen hat.
Als Vertreter des Volkes soll der Hohepriester mit seiner Kleidung „die Würde und glühende Hingabe des Volkes“ präsentieren. (aus: Chumasch Schma Kolenu, S.422f)
Sowohl die Baumaterialien als auch die Priesterkleidung sind also von beeindruckendem Wert. Trotzdem sind sie nicht um ihrer selbst willen gewählt, nicht zur Verehrung des Bauwerks oder des Menschen, sondern allein zur Würdigung der Größe und Ehre des unsichtbaren Gottes.
Die Fotos habe ich aufgenommen im Modell der Stiftshütte in Timna, Südisrael
Empfehlenswert:
https://www.synagoge-karlsruhe.de/parshah/article_cdo/aid/462357/jewish/Eine-ewige-Flamme-anzuznden.htm
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