2.10.2024 / 29. Elul 5784
Heute Abend, am 2.10.2024, ist für Juden der Vorabend von Rosch haSchana רֹאֹשׁ הַשָּׁנָה = Kopf oder Anfang des Jahres, des jüdischen Neujahrsfestes. Wir verbringen es in den USA statt in Israel. Es gilt als Fest aus der Tora, doch sein Name ist dort nicht zu finden. Vielmehr ist dort vom Tag des Schofarblasens die Rede, vom Tag des erschütternden Tones.
Warum ist das so, und warum ist dort im 4. Buch Mose, Kap. 29,1-6 der siebte Monat angegeben? Zur Zeit der Mischna im 2. Jh. trafen die Rabbiner die Entscheidung, wegen der jahreszeitlichen Ernte den 7. Monat zum Jahresanfang zu machen. Die Ernte ist abgeschlossen, und bis ins weltliche neue Jahr wird es keine Früchte geben. Somit neigt sich für den Beobachter der Natur ein Jahr seinem Ende entgegen.
Der Tag des erschütternden, aufrütteln bin Tones ist das Schofarblasen – ihn zu hören, ist das einzige Gebot für Rosch haSchana. Der Ton des Schofars ist so durchdringend, dass er im Hörer dieses Tones das Gewissen wachrütteln und zur Buße führen soll. Vorbereitend wird das Schofar schon jetzt geblasen im Monat Elul, dann aber an Rosch haSchana in einer besonderen Tonfolge. 100 Töne müssen am Rosch haSchana geblasen werden, damit auch der Widersacher eingeschüchtert und vertrieben wird.
Dieses Jahr unterscheidet sich von den vorangegangenen Jahren, war doch das vergangene Jahr das schwerste für die Juden in aller Welt seit der Schoah. Nie wurden seitdem so viele Juden an einem Tag brutal, bestialisch abgeschlachtet und ermordet wie am 7. Okt. 2023! Auch hat Israel noch keinen Verteidigungskrieg gesehen, der ein Jahr anhielt.
Trotz aller Trauer und Dunkelheit hat Israel viele Wunder sehen können. Gerade in dieser Zeit sind viele Juden nach Israel eingewandert, viele meldeten sich zum Kriegsdienst, um ihr Land zu verteidigen. 10.000 und mehr Juden kehrten zu Gott zurück.
Militärisch kann das kleine Land auf große Erfolge zurückblicken. So wurde die Hamas weitgehend zerschlagen, führende Köpfe der Hisbollah und Hamas wurden eliminiert, sogar Nasrallah, der auch von den USA gesucht wurde. Im April und gestern Abend erlebten wir einen Angriff des Iran auf Israel. 300 und letzten fast 200 Raketen wurden auf Israel gerichtet- aber Gottes Hand war Schutz und Schild über Israel! Jordanien half Israel, die Abfangsysteme Israels funktionierten und der Rest landete in unbewohntem Gebiet. Wer Israel kennt, weiß, dass unbewohntes Gebiet dort rar ist. Der einzige Todesfall, der bekannt wurde, ist ein Hamas-Terrorist, der widerrechtlich in die Westbank gekommen war. Ich möchte hier Gedanken von Hillel Fuld wiedergeben, die über Social Media verbreiet wurden:
„Ich glaube wirklich nicht, dass Sie die absoluten Wunder verstehen, die wir letzte Nacht hier in Israel erlebt haben. … Israel hat drei Luftabwehrsysteme, jedes davon ein technologisches Wunder, und das sage nicht ich. Das hat mir Dr. Gold erzählt, der im Grunde den Iron Dome erfunden hat. Das Niveau und die Raffinesse des Iron Dome sind einfach beispiellos. Aber der Iron Dome kann nur Kurzstreckenraketen oder -flugkörper in einer Reichweite von ungefähr 70 km abfangen.
Dann hat Israel das David’s Sling-System. Das weiß, wie man mit Mittelstreckenraketen bis zu ungefähr 300 km umgeht.
Dann haben wir das Arrow-System, das buchstäblich Raketen abfängt, die außerhalb der Erdatmosphäre fliegen können. Das hat eine Reichweite von ungefähr 2.400 km!!
Letzte Nacht, als der Iran ballistische Raketen gegen Israel abfeuerte, wurden alle drei Verteidigungssysteme aktiviert und perfekt implementiert. Die Wahrscheinlichkeit, dass all diese unglaublich komplexen Systeme so fehlerlos im Einklang funktionieren wie letzte Nacht, ist praktisch gleich Null. Wenn etwas schiefgehen würde, wenn eine dieser ballistischen Raketen ein Wohnhaus, ein Einkaufszentrum oder einen Militärstützpunkt treffen würde, würden wir jetzt Hunderte von Israelis begraben.
Und all das ist nicht einmal das größte Wunder. Vor ein paar Stunden bekam ich eine WhatsApp-Nachricht von einem guten Freund, einem leitenden Angestellten bei Microsoft, der nicht gerade ein gottesfürchtiger Jude war. Bis gestern. Hier ist, was er mir schrieb.
„Wenn du nach Wundern suchst, Mann – letzte Nacht habe ich angefangen, daran zu glauben. Überall um mich herum schlugen Raketen ein, aber keine davon traf mein Haus oder überhaupt irgendein Haus.“
Er ging noch etwas ausführlicher darauf ein und teilte Informationen über die Raketen mit, die er nur wenige Meter von sehr strategischen Orten in Israel entfernt landen sah, um es gelinde auszudrücken. Jedes dieser Verteidigungssysteme ist an und für sich schon ein Wunder, aber noch verrückter ist die geringe Zahl der Opfer durch die Raketen und Geschosse, die NICHT abgefangen wurden.
Wo sind diese Raketen hin? Ich sage Ihnen, wo. Sie landeten im Sand, im Wasser und in „leeren Räumen“. Waren Sie schon einmal in Israel? Es ist ein mikroskopisch kleines Land. Welche leeren Räume? Wo sind diese leeren Räume?
Wie konnten Hunderte iranischer ballistischer Raketen entweder alle durch Wundersysteme abgefangen werden oder ihr Ziel völlig verfehlen und in leeren Räumen landen, ohne Opfer zu verursachen und nur minimalen Schaden anzurichten?! Wie??
… Raten Sie mal. Als Gott das Meer teilte, gab es diejenigen, die nicht an ein Wunder glaubten und nicht hineinsprangen. Und es gibt auch diejenigen, die das Bedürfnis haben, es auf natürliche Weise zu erklären. Ok, das ist in Ordnung. …
Letzte Nacht war eine unglaubliche Demonstration der Zusammenarbeit zwischen zwei der Mächte, die das jüdische Volk beschützen: der israelischen Armee und Hashem (Gott).
Die letzte Nacht wird zusammen mit vielen anderen Leistungen Israels in diesem Krieg in die Geschichte eingehen, darunter die Piepser und das beispiellos niedrige Verhältnis zwischen Kämpfern und Zivilisten, als eine Militäroperation, wie sie die Welt noch nie erlebt hat. Niemals! …
Die letzte Nacht wird über Generationen hinweg von Militärstrategen und Experten analysiert werden. Letzte Nacht waren wir Zeugen von Geschichte. Letzte Nacht waren wir Zeugen offener Wunder. Letzte Nacht waren wir Zeugen von Gott in all seiner Herrlichkeit, der über seine Kinder wachte.“
Wenn das Schofar erklingt, haben wir viel zu danken, aber auch nachzudenken, wie es zum Überfall am 7. Okt. kommen konnte. Rabbi Jacobsen erzählte eine Geschichte, in der es darum ging, unser Potential zu entdecken. Wir können, wenn wir uns unserer Fähigkeiten bewusst sind. So auch Israel. Sein Auftrag lautet:
Jes. 42,6 Ich, der EWIGENDE, habe dich berufen in Gerechtigkeit und ergreife dich bei deiner Hand; und ich will dich behüten und dich zum Bundfür das Volk setzen, zum Licht für die Heiden;
Indem die Welt die Tora von den Juden bekommen hat, war das Volk Israel dadurch Licht, denn der Götzenglaube wurde überwunden durch den Glauben an den EINEN Gott. Durch das jüdische Volk und seine Lehre kam Ethik in die Welt. Kinder wurden nicht mehr dem Moloch geopfert. Der Wert des Lebens wurde bekannt. „Wer ein Menschenleben rettet, dem wird es angerechnet, als würde er die ganze Welt retten. Und wer ein Menschenleben zu Unrecht auslöscht, dem wird es angerechnet, als hätte er die ganze Welt zerstört.“ (Sanhedrin 37a)
Heute ist Israel aufgefordert, seine Einheit und Stärke zu zeigen, indem es nicht sein will wie andere Völker, denn Gott hat dieses Volk zu seinem „Heiligtumsvolk“ erwählt, das Gott und nicht den Menschen gefallen soll.
Ex. 19,6 ihr aber werdet mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein! Das sind die Worte, die du den Kindern Israels sagen wirst.
Dtn. 14,1 Söhne seid ihr dem EWIGNEDEN, eurem Gott! … 2 Denn ein heiliges Volk bist du dem EWIGENDEN deinem Gott, dich erwählte der EWIGENDE, ihm ein Sonderguts-Volk zu sein, aus allen Völkern, die auf der Fläche des Erdbodens sind.
Israel muss sich dieser Berufung wieder bewusst werden, denn dann kann es einen guten Einfluss auf die Welt haben. Diese Stärke hat Israel schmerzhaft durch den Krieg wiedergefunden, denn es lässt sich nicht mehr von den Nationen gängeln, sondern hört auf Gottes Stimme und bekämpft seine Feinde, die auch Gottes Feinde sind. So dürfen wir für das neue Jahr hoffen, dass es ein wenig heller wird in dieser Welt.
Rosch haSchana – ein Fest der Besinnung und der Umkehr zu Gott, der auch „Tag des Gerichts“ genannt wird. Rabbi Jacobson hebt hervor, dass niemand gern gerichtet wird. Aber, so führt er aus, unser Richter ist derjenige, der uns besser kennt als wir uns kennen; der uns bedingungslos liebt, der „verrückt“ nach uns ist, sodass er 24 Stunden an 7 Tagen der Woche mit uns Gemeinschaft haben möchte. Er möchte unseren Erfolg und unser Glück! Darum sucht er nicht nach unserem Versagen, sondern nach unserem Potential. Wie er es schon für Israel als Nation ausführte. Wenn dieser Richter alles in sein Buch aufschreibt, so vergleicht Rabbi Jacobsen ihn mit einer Mutter, die seitenlang die Augenblicke mit ihrem Baby aufschreibt, vom ersten Lächeln über die ersten Laute, die ersten Schritte u.v.m
Gott, unser Richter, ist unser Vater und möchte für unsere Zukunft das Beste. Wir entdecken unser Potential am ehesten durch Herausforderungen. Sie bringen uns zu unserem Lebensziel, zu unserer Lebensaufgabe. So Israel als Gottes Volk und so auch jeden einzelnen von uns.
Rosch haSchana ist das Fest, bei welchem wir uns gegenseitig wünschen, dass Gott uns ein gutes und süßes Jahr schenken möge. „Schana towa umetuka“ –“שנה טובה ומתוקה“ . Wünschen wir uns in diesem Jahr mehr als sonst, dass wir in unsere Berufung finden, so wie es Gottes Wille ist.