vorgeschlagen für den 8.März 2020 Sonntag Reminizere
- Grundgedanken zum Text
- Predigttext
- Der Glaube Abrahams
- Glaube = Emuna
- Frucht des Glaubens
- Der Messias
- Gnade und Liebe
- Geht mit dem richtigen Glauben alles glatt?
- Hoffnung = Tikwa
- Der Tod des Gerechten
Grundgedanken zum Text
- Was ist Glaube im biblischen Sinne?
- Wie Jesus mit dem Glauben Abrahams, dem Vater des Glaubens, verbunden ist.
- Klärung der Kernbegriffe Glaube, Frieden, Gerechtigkeit und Hoffnung aus der hebräisch-jüdischen Wurzel
- Glaube kennt Bedrängnis
Predigttext
1 Deshalb, weil wir durch Gott aufgrund unseres Vertrauens für gerecht erachtet werden, wollen wir Schalom mit Gott haben durch unseren Herrn Jeschua den Messias. 2 Und durch ihn und aufgrund unseres Vertrauens haben wir Zugang zu dieser Gnade gewonnen, in der wir stehen; so wollen wir uns der Hoffnung rühmen, daß wir die Herrlichkeit Gottes erfahren. 3 Doch nicht nur das, wir wollen uns auch unserer Bedrängnis rühmen; denn wir wissen, daß Bedrängnis Ausharren hervorbringt, 4 Ausharren bringt Bewährung, und Bewährung bringt Hoffnung; 5 und diese Hoffnung läßt uns nicht untergehen, denn Gottes Liebe zu uns ist bereits in unsere Herzen ausgegossen durch den Ruach Ha Kodesch, der uns gegeben wurde.
aus der Übersetzung: Jüdisches Neues Testament, David Stern, Hänssler-Verlag 1994
6 Denn als wir noch hilflos waren, ist der Messias zur rechten Zeit für gottlose Menschen gestorben. 7 Nun ist es schon ein seltenes Ereignis, wenn jemand sein Leben für einen Gerechten hingibt, obgleich es möglich ist, daß jemand den Mut hat, für einen wahrhaft guten Menschen zu sterben. 8 Gott aber erweist seine Liebe zu uns dadurch, daß der Messias unseretwegen starb, als wir noch Sünder waren. 9 Wenn wir nun durch seinen blutigen Opfertod für gerecht erachtet werden, wieviel mehr werden wir durch ihn aus dem Zorn des göttlichen Gerichts erlöst werden! 10 Denn wenn wir durch den Tod seines Sohnes schon mit Gott versöhnt waren, als wir Feinde waren, wieviel mehr werden wir durch sein Leben erlöst werden, nun, da wir versöhnt sind! 11 Und wir werden nicht nur in der Zukunft erlöst werden, sondern wir rühmen uns Gottes schon jetzt, denn er hat gehandelt durch unseren Herrn Jeschua den Messias, durch den wir diese Versöhnung bereits jetzt haben.
Der Glaube Abrahams
Ein wichtiges Kapitel des Juden und Pharisäers Paulus, das nicht ohne den Bezug zu Kapitel 4 gelesen werden darf, geschweige denn verstanden wird.
Im dem Kapitel erklärt Paulus die Bedeutung des Glaubens anhand des Vaters des Glaubens, Abraham. Paulus zitiert seine geliebte Tora in Rö.4,3: „Denn was sagt die Schrift? «Abraham aber glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit angerechnet.» ( 1.Mo. 15,6).
Dieser zweifelte nicht an dem Einen Gott, der sich ihm inmitten des Götzenkultes seiner Familie zu erkennen gab. Abraham ließ sich auf diesen Einen Gott ein, ließ sich von Ihm in ein fremdes Land führen, das ihm und seinen Nachkommen gehören sollte. Er sollte der Vater vieler Völker werden, obwohl er zu dem Zeitpunkt dieser Verheißung noch kein Kind mit seiner Frau Sarah hatte und beide schon alt waren.
Gen.18,14 Ist denn irgendetwas unmöglich für den Herrn?
Das sollten sowohl Abraham als auch seine Frau Sarah lernen.
Sogar als Abraham seinen einzigen Sohn von Sara auf dem Berg Moriya binden sollte, verzagte er nicht, weil er vertraute, dass Gott selbst Tote wieder lebendig machen konnte. Darum sagte ihm Gott:
Gen.22,18 und durch deinen Samen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden, darum daß du meiner Stimme gehorcht hast.
Glaube = Emuna
Auf diese unumstößliche Gewissheit des Abraham bezieht sich Paulus in diesem 5. Kapitel, das der Predigt zugrunde liegt. Es geht darum, sich in Gott zu verankern, sich in Ihm fest zu machen, was das hebräische Wort Emuna אֱמוּנָה = Glaube bedeutet. Und dafür gibt es kein besseres Beispiel als Abraham, den Stammvater Jesu aus dem Stamm Juda und Pauli aus dem Stamm Benjamin.
Niemals konnte ein Mensch gerecht gesprochen werden, wenn er nicht aus Glauben handelte. Sogar die Opfer, welche Gott in der Tora selbst angeordnet hatte, waren ihm zuwider, wenn nicht das Herz des Gebers in der Gabe war.
Ps.50, 12 Hätte ich Hunger, ich brauchte es dir nicht zu sagen, / denn mein ist die Welt und was sie erfüllt. 13 Soll ich denn das Fleisch von Stieren essen / und das Blut von Böcken trinken?14 Bring Gott als Opfer dein Lob / und erfülle dem Höchsten deine Gelübde!15 Rufe mich an am Tag der Not; / dann rette ich dich und du wirst mich ehren.»
Hos.6, 6 Liebe will ich, nicht Schlachtopfer, / Gotteserkenntnis statt Brandopfer.
Emuna, das Grundwort, dem das Wort Amen entspringt, muss jeder Rechtsprechung zugrunde liegen. Amen, d.h. „Ich mache mich fest in Gott!“ Ich vertraue und zweifle nicht. Und wenn ich wanke, kann ich rufen:
Ich glaube, hilf meinem Unglauben! (Mk.9,24)
Frucht des Glaubens
Aus dem Glauben nach dem Vorbild Abrahams entspringt die Gerechtigkeit, die Zedaka צְּדָקָה, die Gott gefällige Bereitschaft zum Geben und Helfen, wie es der Nächste bedarf. Auch darin war Abraham mit seiner Gastfreundschaft vorbildlich, denn so bewirtete er sogar Engel, die ihm Gottes Plan mit Sodom und Gomorra offenbarten. (Gen.18; Hebr.13,2)
Und aus beiden entspringt der Friede mit Gott, der Schalom שָׁלוֹם. Schalom meint die Ganzheit, meine innere Übereinstimmung mit mir und mit Gott. „Wie geht es dir?“ fragt im Hebräischen: „Wie ist es um deinen Frieden, um deine Ganzheit bestellt?“
Der Messias
Jesus bzw. Jeschua (= Gott wird erretten), der Christus = der Messias = der Gesalbte hat seinen Anteil daran, weil er als Jude diesen Schalom mit sich und dem Vater im Leben und im Sterben vorlebte. Er vertraute wie sein Ahn Abraham, dass Gott ihn von den Toten erwecken würde, weil Gott der Herr über Leben und Tod ist.
Die Gemeinde in Rom setzte sich aus Heiden und Juden zusammen, sodass Paulus eine Sprache finden musste, die Heiden für den einen Gott zu gewinnen. Ehemalige Götzendiener haben es leichter, wenn sie eine Identifikationsperson kennen lernen, die sie mit diesem unsichtbaren Gott in Verbindung bringt. Und so bringt Paulus den Glauben des Abraham und den des Jesus, des Gesalbten, zusammen.
Gnade und Liebe
Nur dieser sich festigende Glaube an den Schöpfer und Vater ermöglicht den Zugang zu Gottes Gnade (Chen חֵן), zu der für jeden Menschen unverdienten Liebe (Chessed חֶסֶד), die den Glaubenden mit allem versorgt, was er benötigt.
Mt.6,33 Suchet vielmehr zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit! dann werden euch alle diese Dinge hinzugefügt werden.
Und ebenso den Zugang zur Hoffnung auf Gottes Herrlichkeit, die dem gläubigen und an Gott gebundenen Juden bekannt ist:
1.Chr.29,11 ZUR Dein, Herr, ist die Größe und die Macht und die Herrlichkeit (Tiferet- תִּפְאֶרֶת), der Glanz und die Majestät! Denn, alles, was im Himmel und auf Erden ist, das ist dein. Dein, Herr, ist das Reich, und du bist’s, der über alles als Haupt erhaben ist.
Diesen Gott zu ehren und zu verherrlichen ist der Lebenssinn eines jeden Juden, und besonders des Juden Jesus, der seine Jünger dieses Gebet lehrte (Mt.6,13b)
Geht mit dem richtigen Glauben alles glatt?
Paulus stellt etwas Wichtiges richtig: Glaube heißt nicht, dass alles so läuft, wie ich es mir wünsche, problemfrei und auf Wolke 7. Glaube bewährt sich gerade in der Bedrängnis, in der Zara צָרָה, was einen Anklang an Ägypten bringt, das auf Hebräisch Mizraim מִצְרָיִם heißt = doppelte Enge, Bedrängnis.
Paulus weiß, was Bedrängnis für sein jüdisches Volk bedeutete, denn in den jüdischen Festen wie Purim, Pessach, Chanukka wird die Errettung aus schrecklicher Bedrängnis gefeiert und bedacht.
Auch das Leben in der Diaspora, in der Paulus aufwuchs und unter der Herrschaft der Römer war eine Bedrängnis, aus der sich selbst die Jünger eine Befreiung durch Jesus versprachen, auch wenn sie nicht sicher waren, wie Jesus die herbeiführen wollte: politisch und mit Kampf oder durch ein Wunder?
Das Festhalten an Gott in der Bedrängnis führte immer wieder zur Hoffnung und zur Erlösung. Die endgültige Erlösung stand auch für Paulus noch aus. Er wusste, dass Jesus als der Messias nochmals kommen musste, bevor die erlöste Zeit anbrechen kann, in der das Kind am Loch der Otter spielt.
Hoffnung
Aber die Hoffnung, die Tikwa תִקְוָה, bleibt.
Hoffnung gemäß dem hebräischen Wort meint: ausgerichtet sein auf Gott wie eine gerade Linie. Eine Buslinie in Israel heißt übrigens קו kaw = Linie. In aller Bedrängnis geht es darum, auf Gott ausgerichtet zu bleiben wie eine gerade Linie, sich nicht ablenken zu lassen von den Bedrohungen. Wenn der Blick auf Gott gewandt bleibt, bleibt auch diese Gewissheit auf die versprochene Erlösung sowie der Schalom, die Übereinstimmung mit sich selbst und mit Gott, der alles in der Hand hat.
Der Tod des Gerechten
Paulus führt die Bedeutung des Todes Jesu in den folgenden Versen weiter aus. Es klingt etwas von dem jüdischen Glauben mit, dass der Gerechte, der in Übereinstimmung mit Gott sein Leben lässt, Segen für die Glaubenden erwirkt, die gewöhnliche Gläubige so nicht erwirken können. Aber durch die Anbindung an Gott kann jeder Glaubende am Segen des Gerechten teilhaben.
Noch heute beten gläubige Juden an den Gräbern großer Gelehrter und weiser Männer, die nicht selten den Märtyrertod starben, oder gerechter Männer, Zaddikim, die in großer Übereinstimmung mit Gott lebten. Manche waren für ihre Wundertaten bekannt. In den Gebeten an diesen Gräbern bittet man Gott, am Segen dieses großen Menschen Anteil bekommen zu dürfen durch Heilung oder Lösung existenzieller Probleme.
V11 legt besonders durch die obige Übersetzung die Deutung nahe, dass Paulus aufruft, sich Gottes zu rühmen, der die Erlösung durch den Messias Jesus erst gebracht hat, der ja gemäß V8 Seine Liebe erwies, indem Er Jesus gab.
Somit geht bei Paulus wie bei Jesus alles Rühmen Danken an Gott, den Vater, der letztlich der Erlöser ist, weil Er den Erlösungsweg bereitet.
Jesus war bereit, durch die Bedrängnis des Kreuzes zu gehen, um damit auch für die heidnischen Völker einen Weg zu dem Einen Gott zu schaffen. Jesus lebte uns die Verbundenheit mit Gott vor, dieses Gefestigt-sein in Gott, dem Vater, sodass die Hoffnung und das Leben am Ende siegen.