Mt. 5,13 Ihr seid das Salz der Erde. Wenn aber das Salz fade wird, womit soll es wieder salzig gemacht werden? Es taugt zu nichts mehr, als dass es hinausgeworfen und von den Leuten zertreten wird.
14 Ihr seid das Licht der Welt. Es kann eine Stadt, die auf einem Berg liegt, nicht verborgen bleiben. 15  Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; so leuchtet es allen, die im Haus sind. 16 So soll euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Nach den Seligpreisungen lehrt Jehoschua seine Zuhörer, was ihre Aufgabe als gesegnete und gottesfürchtige Menschen auf Erden ist. Sie werden das Salz der Erde sein. Salz im Tanach ist durchaus ambivalent. Feuer und Schwefel(-Salze) fielen vom Himmel und ließen Lots Frau zur Salzsäule erstarren. Dasselbe sagt Gott voraus, wenn Sein Volk IHM nicht gehorcht und anderen Göttern nachläuft. (Dtn. 29,22)

Dagegen wird Salz im Tempel für das Opferfleisch gebraucht, um es haltbar zu machen und des Weiteren der Speise Geschmack zu verleihen. Darum schreibt auch Esra Salz mit auf die Bedarfsliste für den Tempel, den sie mit Hilfe der persischen Könige Kyrus und Darius wieder aufbauen durften (Esr. 6,9).
In 2.Kö. 2 erbittet Elischa eine Schüssel voll Salz, um ungenießbares, schlechtes Wasser damit zu heilen. Das ist die reinigende Wirkung von Salz, die wir heute gerne für unsere Atemwege nutzen.

Menschen, welche das Salz der Erde sind, prangern also Missstände deutlich an, denn nur durch solch reinigende Klarheit und die darauf folgend, Teschuwa תְּשׁוּבָה = Umkehr und Antwort an Gott kann Heilsames geschehen. Sünde, die das Herz belastete, erfährt so Vergebung und ein Mensch gesundet von Verbitterung und den daraus resultierenden Krankheiten.
Menschen, welche das Salz der Erde sind, hängen ihr Fähnchen nicht nach dem Wind, sind weder lau noch fad oder opportunistisch, sondern sind präsent, unzweideutig und unmissverständlich. Sie haben die Tora und ihre Ethik, welche die Gebote ausdrücken, allezeit vor Augen. Die Anordnungen Gottes sind allein ihre Messschnur für Kritik und Zurechtweisung oder Ermutigung und Zuspruch. Damit kommen ihre Eigenschaften denen eines Propheten oder Nawi נָּבִיא = der Künder, der Gottes Wort überbringt und kündet (נָבִיא nawi = wir werden bringen), eines Künders des Willens Gottes, nah.

Wer jedoch Gott nicht liebt, keinen tiefen Glauben in Gottes unergründliche Macht hat, kann kein Salz der Erde sein, kein Zeuge Gottes. Er kann keine Veränderung in seiner nächsten Umgebung oder der Gesellschaft bewirken. Er wird passiv, gleichgültig und fad.

Als Licht für die Völker bezeichnete schon der Künder Jeschajahu das Volk Israel in Jes. 42,6 und Jes.49,6, was Jehoschua mit seinen Beispielen verdeutlicht. Menschen, die Gott lieben, bringen Licht in ihre Umgebung. Gott nimmt in ihnen Wohnung und lässt Sein Licht durch Seine Kinder leuchten. Suchende lieben ihre Nähe und halten sich gern bei ihnen auf, denn sie geben Orientierung, Wärme und Liebe.  

Kennen Sie die nordisraelische Stadt Safed? Sie liegt hoch über Galiläa, ist ein Ort der rabbinischen Gelehrtheit und der Kabbala, denn hier lebten, lehrten, eiferten und starben die berühmtesten Rabbiner Israels zur Zeit der Mischna. Diese Stadt ist auffällig von den verschiedensten Plätzen Galiläas, besonders rund um den See Genezareth, zu sehen. Selbst bei Regenwetter scheint sie zu strahlen, und es ist nicht ausgeschlossen, dass Jehoschua an diese Stadt dachte, als er von der Stadt auf dem Berge sprach, zu der jeder aufblickt.

Aber was erhellt dieses Licht? Es scheint auch in der Finsternis der Welt, in die düsteren Situationen, welche durch Unrecht entstanden sind.  Es trifft selbst die dunklen Kammern unserer Herzen. Licht zerrt das hervor, was ein Mensch zu verbergen sucht. Doch gerade dadurch führt es uns zur Umkehr, zur Teschuwa, zur Veränderung und zur Heilung.
Das Licht muss allerdings am Brennen erhalten werden, was durch das Studium des Wortes Gottes geschieht und durch Gebet.

„Durch diese spirituellen Handlungen [Tora-Studium, Gebet und Meditation] laden wir unsere spirituellen Batterien auf, um uns zu rüsten für die anstehenden, materiellen Aufgaben in der uns umgebenden, materiellen Welt. Dann erst können wir uns ganz in die Dunkelheit werfen, voller Licht der zuvor erworbenen Erleuchtung, um die uns umgebende Dunkelheit zu erleuchten.“

Yuval Lapide, Das Herz der Kabbala, Mystische Weisheiten für jeden Tag des Jahres, !5. Juni

Wo jemand das Licht allerdings scheut oder sich entscheidet, sein Licht für sich zu behalten, stellt er es unter einen Scheffel. Es muss über kurz oder lang verlöschen, weil es keinen Sauerstoff mehr bekommt. Selbst wenn der Scheffel als Getreidemaß ziemlich groß ist, ist es doch nicht seine Aufgabe, Licht zu verdecken und Leben zurückzuhalten. Gerade ein Scheffel ist berufen, Leben durch Nahrung für den Leib zu bringen. Der Scheffel wird also missbraucht. Ein solcher Mensch, der nicht leuchten will, glaubt nicht mit voller Emuna, mit vollem Glauben an Seinen großen Gott, bekennt nicht Seinen großen Namen und lebt somit gegen seine Berufung.

Wozu hat Gott Seine Menschen geschaffen und ausgesandt?
Das Licht eines Menschen entsteht durch seine Gebotserfüllung, die zu seinen guten Taten führen. In dem Maße, in dem so ein Lichtträger Gott liebt, liebt er auch seine Mitmenschen. Sie sind schließlich Gottes Ebenbild, wodurch wir alle in unserem Vater eins sind. Wir können nicht sagen, dass wir Gott lieben, wenn wir unseren Bruder, unsere Schwester nicht lieben. (1.Joh. 4,20) Liebe muss konkret werden, muss sich im Handeln an unserem Nächsten zeigen. So wie es heißt:
Lk. 10,20 Er aber antwortete und sprach: »Liebe den Ewigen, deinen Gott, mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft und mit deinem ganzen Denken, und deinen Nächsten wie dich selbst!«
So fasst Jehoschua die beiden wichtigsten Gebote der Tora zusammen, das Gebot aus dem Schma Israel (Dtn. 6,4) und das Gebot der Nächstenliebe (Lev. 19,18).

Durch die guten Taten werden Menschen als gottesfürchtig erkannt, sodass ihr Vater im Himmel gepriesen wird. Die Freude über ihre Wohltaten anderen gegenüber ist so groß, dass ein großer Dank und Lobpreis an Gott gerichtet wird, denn der Dank allein an den Wohltäter wäre zu wenig. Gott wird als der erkannt, der hinter allem steht, besonders hinter Menschen, die Gottes Willen tun.

Darum gehört eigentlich das nächste Thema noch zu diesem hinzu, denn Jehoschua kam nicht, um die Tora תּוֹרָה = die Weisung sowie die Propheten aufzulösen, sondern um sie aufzurichten, ihnen Geltung zu verschaffen, wie er es mit diesen seinen Ausführungen tut. In dieser Tora sind all die Gebote der Nächstenliebe aufgeführt, auf die er zuvor hingewiesen hat und die bei Menschen, die Licht und Salz sind, eine weg-weisende Rolle spielen.

One thought on “Mt. 5,13-16 Licht und Salz

  1. Stimmig, mit einer Stimme, mit Klarheit und Licht, leuchtend klar, weisend den Weg. Wir müssen ihn nur gehen! Das jeden Tag.

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