zur Parascha Wajeschew Gen. 37:1 – 40:23 am Schabbat 23. Kislew 5782; 27. Nov., 2021
Obadja zur Parascha Wajischlach: Gen. 32:4 – 36:43 am Schabbat 16. Kislew 5782; 20. Nov. 2021

Der Prophet Amos ist erfahrener Landwirt als Maulbeerfeigenzüchter und Schafzüchter. Er kommt aus der Stadt Tekoa תְּקוֹעַ = Stadt des Widderhornblasens. Amos עָמוֹס von להעמיס  leha’amiß beladen, belastet = der Belastete, der Lastenträger entstammt der Stadt, die für den Widderhornruf zur Umkehr zuständig ist.
Tekoa ist eine Grenzstadt zwischen dem Nord- und dem Südreich. Somit ist Amos spirituell gut ausgerüstet, Rufe zur Umkehr auszurufen.
Propheten bleiben nicht in ihrer Stadt, weil sie in ihrer Heimat nichts gelten und nichts ausrichten können.
Mt. 13,57 Und sie nahmen Anstoß an ihm. Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet ist nirgends verachtet außer in seiner Vaterstadt und in seinem Hause.
Gottes Geist weht, wo er will und ER beruft Seine Propheten an die Orte, die ER will.

In unserem Abschnitt geht Amos mit dem Nordreich ins Gericht. Er übt scharfe Sozialkritik, weil es um die Ärmsten und Benachteiligsten im Volk geht. Dabei hatte Gott doch verheißen:
Dtn. 15,4 Freilich sollte unter dir ja kein Dürftiger sein, denn segnen wird, segnen ER dich in dem Land, das ER dein Gott dir als Eigentum gibt, es zu ererben, 5 hörst du nur, hörst auf SEINE deines Gottes Stimme, tätig zu wahren all dieses Gebot, das ich heuttags dir gebiete.
Der zweite Teil der Vereinbarung wurde vom Volk nicht eingehalten, nämlich der Gehorsam, weshalb es nun doch Armut gab. Gott hatte den Israeliten zudem die Möglichkeit gegeben, durch Wohltätigkeit für Arme zu sorgen, doch diese wurde ebenfalls nicht mehr wahrgenommen.
Jes. 1,17 lernet Gutes tun! Trachtet nach Recht, weiset in Schranken den Gewalttätigen; helfet der Waise zum Rechte, führet die Sache der Witwe! 
Die Gesellschaft war verroht und egoistisch.

Wir erfahren, dass Gerechte für Geld verkauft wurden. Das schafft die Verbindung zur Toralesung, denn schon einmal wurde ein unschuldiger Mensch verkauft.
Gen. 37,28 Derweil schritten Männer vorbei, Händler aus Midjan. Sie holten Jossef aus dem Loch herauf, und sie verkauften Jossef an die Jischmaeliter um zwanzig Silberstücke.
Josef war von seinen Brüdern für 20 Silberlinge verkauft worden! Sein Verschwinden wurde dem Vater als sein Tod „verkauft“ und sein weiteres Ergehen blieb den Brüdern gleichgültig. Sie gingen weiter ihren Geschäften nach und verdrängten die Trauer ihres Vaters.

Amos klagt das Volk an, nach Grundbesitz zu gieren und auf Trauerzeremonien, bei denen sich die Trauernden Asche aufs Haupt streuen, keine Rücksicht zu nehmen. Wer dagegen auf dem Weg der Sanftmütigen gehen will, hat keine Chance. Vater und Sohn schlafen mit derselben Prostituierten. Sie pfänden die Kleider der Armen und schlafen, berauscht vom Wein, in ihnen bei den Kultstätten ihrer verschiedenen Götter. Selbst Menschen, die sich für ein geheiligtes Leben auf Zeit entschieden hatten, verführen sie zur Unreinheit und die Propheten werden bestochen, zugunsten der Könige zu weissagen.

Gott blickt voller Liebe zurück. ER führte doch die Kinder Israel hinauf aus Ägypten in ihr Land und befreite sie von dem Feind. ER gab Israel doch Propheten und heilige Männer. ER führte sie doch sicher durch die Wüste und versorgte sie.

Amos zeigt hier seinen Zuhörern einen verletzten, einen zornigen, brüllenden, feurigen Gott. Trotzdem gibt es keinen strafenden Gott, sondern einen konsequenten Gott. Alles dient dem Tikun תִּקּוּן = Verbesserung.  
Am. 3,2 Es lautet so: Nur euch habe ich ersehen von allen Geschlechtern der Erde, darum will ich auch alle eure Missetaten an euch heimsuchen. (Schlachter)
Mit Israel muss Gott hart umgehen, weil ER Seine Kinder liebt und weil ER mit ihnen einen Bund für alle Ewigkeit schloss. Es geht also nicht um Strafe, sondern um die Reinigung Seines Volkes, das für die Völker ein Licht sein wird. Das müssen auch die heutigen Leser ernst nehmen, denn Gott wird Sein Volk niemals verwerfen. Was ER an Israel tut, sollte die Völker mit Ehrfurcht erfüllen, nicht mit Schadenfreude. Gottes Strenge mit Israel hilft den Völkern, zu verstehen, was Gott wichtig ist, darum sollten sie dem Volk Gottes danken.

Bei Gott gibt es keine Polarität von Liebe und Zorn, sondern nur Einheit. Alles ist in dem EINEN Gott eins und Sein Handeln nur von Liebe motiviert. Das Ziel Seiner Intervention ist die Heiligkeit der Menschen, die IHM angehören. ER will sie zur Einsicht und Umkehr führen. Gottes Feuer läutert. Es ist eine Feuerprobe für die, die gefehlt haben und der Läuterung bedürfen.

Am. 3,8 Der Löwe hat gebrüllt, wer fürchtete sich nicht! mein Herr, ER, hat geredet, wer kündete nicht!
Gott brüllt wie ein Löwe, damit IHN jeder hört. Auf jeden Fall hört IHN Sein Prophet Amos. Und er verkündet Gottes Wort, denn er kann nicht anders. Er ist berufen.

Gott kann aber anders. Das zeigt uns die Haftara der letzten Woche durch den Propheten Obadja עֹבַדְיָה von עֶבֶד ewed = Knecht Gottes. Er richtet seine Botschaft dieses Mal nicht gegen Israel, sondern gegen Edom, also die Nachfahren Esaus, die genauso rücksichtslos und götzendienerisch sind wie er.
Obadja verkündete seine Botschaft zur Zeit Jeremias, etwa um die Zeit, als das Babylonische Exil begann.

„In der Haftara dieser Woche wird die Bestrafung der Edomiter, der Nachkommen Esaus, erwähnt, was an den Konflikt zwischen Esau und Jakob in diesem Tora-Abschnitt erinnert.
Der Prophet Obadia, der selbst ein edomitischer Konvertit zum Judentum war, beschreibt die für das Volk Edom bestimmten Bestrafungen. Die Edomiter hatten den Juden nicht geholfen, als Judäa von den Babyloniern zerstört wurde. Sie hatten sogar an dem Gemetzel teilgenommen. Viele Jahre später zerstören die Edomiter (d.h. das römische Kaiserreich) den Zweiten Tempel. Sie versklaven und töten mitleidslos ihre jüdischen Vettern.
Obwohl das römische Kaiserreich eines der mächtigsten der Erde war, warnt der Prophet: „Wenn du wie ein Adler hochgehst und dein Nest zwischen den Sternen baust, dann werde ich dich von dort herunterholen, sagt der Herr … Und Jakobs Haus soll Feuer und Josephs Haus eine Flamme sein, und Esaus Haus soll Stroh werden, und sie werden es anzünden und vertilgen. Esaus Haus wird keine Überlebenden haben, den der Herr hat gesprochen.“
Nachdem beschrieben wird, wie Esaus Land zwischen den wiederkehrenden Juden aufgeteilt wird, endet die Haftara mit dem bekannten Satz: „Und Retter werden Berg Zion erklimmen, um den Esaus Berg zu richten, und der Herr wird das Königreich regieren.““
https://www.synagoge-karlsruhe.de/parshah/article_cdo/aid/2381995/jewish/Haftara-in-Krze.htm

Am Sonntagabend beginnt das Chanukka-Fest, bei dem Chabad in mehreren großen deutschen Städten wieder die Lichter entzünden wird. Darum bitte ist meine Leser besonders, Rabbiner Mendelson in Karlsruhe mit einer Spende zu unterstützen.
https://www.synagoge-karlsruhe.de/templates/articlecco_cdo/aid/445134/jewish/Spende.htm


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