zum Schabbat Wajakel/ Schekalim am 25. Adar I 5782,  26. Februar 2022

Wir lesen von einem jungen König, der ein Überlebender ist. Als einjähriges Kleinkind sollte Joasch (יְהוֹאָשׁ Jehoasch = das Feuer Gottes) mitsamt den Söhnen Achasjas (אֲחַזְיָהוּ = der von Gott Erfasste-Ergriffene) durch die Hand Ataljas (עֲתַלְיָהוּ = Zeit für Gott) sterben. Sechs Jahre wurde er in Haus Gottes versteckt. Im Alter von 7 Jahren wurde er zum König gesalbt und Atalja getötet. So lange übte sie die Schreckensherrschaft über Juda aus.

Der Beginn dieses Kapitels hat eine schockierende Parallele zur aktuellen Situation in der Ukraine. Hier riss eine Königin die Macht an sich, nachdem ihr Sohn getötet worden war. Sie war bereit, ihre eigenen Enkel töten zu lassen und regierte nun grausam 6 Jahre lang.
Ein Lichtblick war, dass Gott ihre Zeit begrenzte und ER es den Priestern und Oberen des Heeres Seines Hauses ermöglichte, ihrer am Tag der Krönung Joaschs habhaft zu werden.

Die Frage muss Juda sich gefallen lassen, warum Gott es unter eine so furchtbare Herrschaft kommen ließ. Und die Antwort ist klar: Juda hatte sich zur Anbetung Baals durch Atalja verführen lassen. Wie ihre phönizische Mutter Isebel im Nordreich so heiratete sie im Südreich den König Joram aus der davidischen Linie. Mit dem Ausmerzen seines Samens wollte sie letztlich das Judentum ausradieren, weshalb sie kein zwischenmenschliches Interesse an ihrer nahestehenden Familie hatte. Sie wird als blutrünstige, mörderische Diktatorin dargestellt ohne Interesse an einer Regierungsnachfolge. Atalja hatte ausschließlich ein Verlangen nach eigener, diktatorischer Macht.
2.Chron. 22,2 Der Name seiner Mutter: Ataljahu Tochter Omris.
Omri war der Vater König Achabs; letzterer war mit Isebel verheiratet. Sie wird hier Tochter genannt, weil mit dem Ausdruck ein Verwandtschaftsverhältnis ausgedrückt wird, obwohl sie Omris Enkelin war.

Götzendienst ist eine Sünde, die Gott verabscheut, und heute müssen wir uns wieder fragen lassen: Welchen Götzendienst betreiben wir? Sind uns schnelle Autos, Vergnügungen und Konsum wichtiger als Gott? In unseren Gesellschaften muss die Wirtschaft wachsen und wachsen. Wohin? Die Informationsflut im Internet ist überwältigend und birgt Suchtgefahren. Wo bleibt Gott?

In unserer Haftara schließt der Priester Jehojada (יְהוֹיָדָע = die Erkenntnis Gottes) nach der Krönungszeremonie einen Bund zwischen Gott, dem Volk und dem König. Das Volk brauchte eine Bundeserneuerung mit Gott, denn es hatte den Bund vom Sinai gebrochen. Nach dem Umsturz der Machtverhältnisse wollten sie wieder Gottes Volk sein. Die sechs Jahre unter der Herrschaft Ataljas hatten den Judäern die Augen geöffnet. Auch zwischen dem König und dem Volk gab es einen Bundesschluss. Ein König muss zugunsten seines Volkes entscheiden, darf es nicht belügen, und dabei ist er gehalten, Seinem Gott zu gehorchen und jährlich die Tora zu verlesen. Ein König ist der Hirte seines Volkes nach dem Vorbild Gottes, des guten Hirten (Hes. 34). Auf dieser Basis wird nun zwischen König und Volk ein Bund geschlossen. Das Volk verspricht dem König seinerseits Unterstützung und Gehorsam.

Die Basis ist geschaffen und das Volk bereit, das Heiligtum des Baal niederzureißen sowie gegen dessen Priester vorzugehen. Es trennt sich von den Götzen, denn es hat verstanden, wer in Wahrheit ihr Gott ist. Vom Kult befreit, kann der König in seinem Haus einziehen und den Thron besteigen. Zuerst musste jedoch der wahre König Seine uneingeschränkte Macht zurückerhalten. Auch das beinhaltete der Bund zwischen Gott und Seinem Volk, das nun keine Einwände mehr hatte gegen den Tod der vorigen Herrscherin. Ein Tag der Befreiung, der Wiedereinsetzung biblisch-mosaischen Rechts, das Atalja mit Füßen trat, und ein Tag der Freude, nachdem die Voraussetzungen geschaffen waren.

Sechs Jahre musste Juda auf diesen Tag der Befreiung warten. 6 ist die Zahl der irdischen Ausbreitung, die sich nach dem Übergang in die Vollkommenheit des Segens und der abgeschlossenen Arbeit in der 7 sehnt. Der sechste Tag ist der Vorabend des Schabbats. Dieser Tag hat in der Mystik die Bedeutung des Kommens des Maschiach. Bereits am Beginn des Kapitels ordnete der Priester die Heeresführer gemäß ihres Dienstes am Schabbat als Schutz für den neuen König bis zu dessen Krönung an. Beides zusammen zeigt, dass der Gesalbte kommt, auch der endgültige Erlöser.

Kapitel 12 beginnt mit der zweimaligen Nennung der 7: Joasch war 7 Jahre alt und trat die Herrschaft im 7. Jahr Jehus (יֵהוּא = der Ewige ist Gott) an. Damit wird zweimal die Vollkommenheit des Schabbat erwähnt, zweimal der Segen des 7. Tages. 2×7 =14, das entspricht dem Zahlenwert von יד jad = Hand und erinnert an die starke Hand Gottes, mit der ER Israel aus Ägypten rettete, be‘chosek jad בְּחֹזֶק יָד = mit der Stärke der Hand.
Ex. 13,3 Mosche sprach zum Volk: Gedenket dieses Tags, an dem ihr fuhrt aus Ägypten, aus dem Haus der Dienstbarkeit, denn mit der Stärke der Hand hat ER euch von dannen geführt: Gesäuertes werde nicht gegessen.

2.Kö 12,2 und vierzig Jahre hatte er Königschaft in Jerusalem.
40 zeigt die Bedeutung der Herrschaft Joaschs für sein Volk und die umliegenden Länder, denn sie drückt eine universelle Bedeutung aus. Der Buchstabe Mem מ hat ebenfalls den Zahlenwert 40 und bedeutet Wasser מַיִם majim. Wasser dient der Reinigung und schaffte dadurch Erneuerung und Veränderung. Das alles steckt in den Herrschaftsjahren des Königs Joasch.
Doch diese 40 Jahre waren unter Beachtung seines Alters vergleichsweise wenig. Ohne seinen väterlichen Freund und Berater Jehojada war Joasch unfähig zu einer eigenständigen und reifen Beziehung zu Gott, weshalb er von Gott abfiel und mit nur 47 Jahren während einer schweren Krankheit auf seinem Bett getötet wurde. (2.Chron. 24,25)

2.Chron. 24,17 Nachdem Jehojada gestorben war, kamen die Obern von Jehuda und warfen sich vor dem König nieder. Dazumal hörte der König auf sie.
Dieses Verbeugen vor dem König kommt laut jüdischer Auslegung einer Vergötterung des Königs gleich. Trotzdem ist er bereit, auf sie zu hören, was seinen Abstieg bedeutet.

Joasch war schon jetzt nachlässig und inkonsequent, was die Opferhöhen betraf. Diese wurden nicht abgeschafft und das Volk konnte weiter dort opfern. Dafür war das Haus Gottes marode und bedurfte dringender Sanierung. Diese gab der König sofort in Auftrag, ordnete sogar die Finanzierung der Maßnahme an, doch es geschah keine Besserung am Haus Gottes.

Selbst nach 23 Jahren war nichts geschehen. Der Tempel war noch immer baufällig. Die 2 zeigt die ganze Zerrissenheit in der gesamten damaligen Gesellschaft, unter Priestern, Volk und König. Die 3 weist auf eine anstehende Verwandlung hin und die Quersumme 5 auf die Tora, in denen die Gebote niedergeschrieben sind.

2.Kö. 12,10 Doch Jehojada der Priester nahm einen Schrein, er bohrte ein Loch in seine Tür und gab ihn neben die Schlachtstatt, zur Rechten: wann nun jemand in SEIN Haus kam, gaben jeweils die schwellehütenden Priester dorthin alles Silber, das man SEINEM Haus zukommen ließ.
Endlich gibt es eine durchgreifende Reform, die das Spenden für die Reparatur einfacher macht. Jetzt kann anonym gespendet werden und nach dem Vermögen des Gebers. Das Geld wurde in einen Kasten geworfen und von hier aus durch die Priester den Handwerker gegeben, die am Hause Gottes arbeiteten.

Die Priester bekamen somit ihre Autorität zurück, indem sie über die Einnahmen und Ausgaben der Tempelinstandhaltung entscheiden und verfügen konnten. Sie waren nun wieder autonom zuständig für alle Angelegenheiten des Tempels.

Wir müssen verstehen, dass über die Jahre des fremden Kultes ein Schlendrian in allen Lebensbereichen eingetreten war. In der Zeit verließ man Gott und vernachlässigte Sein Haus. Die Worte Gottes hatten keine Bedeutung mehr, denn man diente ja nun dem Baal. Zwar gab es im Südreich noch einige Zeit König Joram (1.Chron. 3,11), der aber ebenfalls Übles tat in den Augen Gottes. Nur Gottes Versprechen an David, dass sein Königreich nicht enden sollte, ließ Gott Erbarmen haben mit dem Südreich.

König Joasch konnte den feindlichen Angriff des Aramäerkönigs auf Jerusalem mit Geldgeschenken abwehren, aber nicht dauerhaft, weil es zu keiner Umkehr zu Gott aus ganzem Herzen kam.

Die Geldgaben für die Restaurierung des Tempels stellen einen Bezug zur Parascha Schekalim her. Was wir jedoch Gott geben oder opfern, muss etwas von uns selbst sein, aus unserem ganzen, hingebungs-vollen Herzen. Es darf nicht im Äußeren bleiben, denn dann ist es halbherzig.

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