Predigttext vorgeschlagen für den 1. Advent am 3. Dez. 2023
1 Von Dawid, ein Harfenlied. SEIN ist die Erde und was sie füllt, der Boden und seine Siedler. 2 Denn selber er gründete ihn über Meeren, festigte über Strömungen ihn. 3 – Wer darf SEINEN Berg ersteigen? wer darf stehn an seinem Heiligtumsort? 4 – Der an Händen Unsträfliche, der am Herzen Lautere, der zum Wahnhaften nicht hob seine Seele und zum Truge nicht schwur. 5 Segen erhebt er von IHM, Gerechtigkeit vom Gott seiner Hilfe. 6 Dieses ist das Geschlecht derer, die nach ihm fragen. – Die dein Antlitz suchen, Jaakob ists. / Empor!/ 7 – Hebet, Tore, eure Häupter, erhebt euch, Pforten der Weltzeit, daß der König der Ehre komme! 8 – Wer ists, der König der Ehre? – ER, sieghaft und heldisch, ER, heldisch im Kampf. 9 – Hebet, Tore, eure Häupter, hebt sie, Pforten der Weltzeit, daß der König der Ehre komme! 10 – Wer ist das, der König der Ehre? – ER, der Umscharte, das ist der König der Ehre. / Empor!/
Dieser Psalm wird gerne am heutigen 1. Advent gelesen, denn es geht um die Ankunft des Königs der Erde. Und es wird sich die Frage stellen, welcher König empfangen wird.
Gott, dem Schöpfer, gehört die ganze Erde mit allen Erdenbewohnern, so stellt der Psalmist fest. Gott sammelt das Wasser, sodass das Trockene sichtbar wird, und nennt es Erde und die Sammlung der Wasser nennt ER Meer. So lesen wir es im Schöpfungsbericht zu Beginn des dritten Tages.
Nach der Begegnung mit diesem Schöpfergott sehnen sich die Bewohner der Erde. Doch wer darf vor den höchsten Hausherrn treten, wer darf Seinen heiligen Berg besteigen?
„Obwohl alle Bewohner der Welt Ihm gehören, verdient nicht jeder, Ihm nahe zu kommen, außer diesen: derjenige, der reine Hände hat.“
Kommentar Raschi
Das Herz des Menschen, der Zugang zum Berg Gottes hat, dem späteren Tempelberg, muss ein reines Herz und unschuldige Hände haben. Wir wissen, dass König David den Tempel nicht bauen durfte, weil an seinen Händen das Blut vieler Kriege klebte. Auch das Blut Urias, des Mannes der Batscheba, die später die Mutter König Schlomos – Salomos – wurde. Aber David trat trotzdem vor Gott und redete vertraut mit IHM. Wie war das möglich? Weil sein Herz immer auf Gott ausgerichtet blieb und er bußfertig war, als er die schwere Sünde beging, mit der er für Urias Tod sorgte, um seinen Ehebruch mit Batscheba zu vertuschen.
Zu den Menschen reinen Herzens gehören alle, die die Gebote Gottes beachten, auch Gottes Namen nicht unnütz gebrauchen. Darin darf sogar die Seele nicht verwickelt sein. So lässt Raschi Gott fragen: „Wer hat nicht umsonst bei Meinem Namen und Meiner Seele geschworen?“ Und er findet die Antwort: „Wir finden einen Ausdruck eines Eides, der mit der Seele (נפש nefesch) geschworen wird, wie es heißt (in Amos 6,8): „Der Herr, Gott, hat bei sich selbst geschworen (בנפשו bnafscho).“ Gott allein steht es zu, bei Seinem Namen zu schwören, doch Menschen können schnell schuldig und unrein werden. Der rein bleibt, erlangt den Segen und die Gerechtigkeit Gottes, der sich der Heiligkeit und Ehre seines Gottes bewusst ist.
Darum gibt es im Judentum die Halacha הלכה = das zu Gehende, die mit der Erklärung der biblischen Gebote und mit ihrer teilweisen Verschärfung derselben einen „Zaun“ um die Gebote baut und somit verhindert, dass Gottes Anweisungen versehentlich übertreten werden. So sehr ist man sich der Größe und Ehre des Schöpfers bewusst.
Jehoschua – Jesus – erzählt selbst das Gleichnis von den Schafen und Böcken (Mt. 25,31-46), in welchem er fordert, dass der Mensch sich um seinen Mitmenschen kümmert, also Gerechtigkeit übt. Hungernde, Durstige, Nackte, Kranke, ja sogar Gefangene bedürften unserer liebevollen Hilfe. Nur wer durch sein reines Herz diese Verantwortung spürt und zum Handeln getrieben wird, wessen Seele bodenständig der Not einer Mit-Seele begegnet, der darf auf den Berg des Ewigen steigen. Dieser Mensch erfährt Gottes Segen, Gottes Gerechtigkeit, denn er selber übt die Gerechtigkeit, die über das erforderliche Maß hinausgeht. Der Ewige ist mit Seiner Hilfe stets bei einem solchen Menschen, gibt ihnen die richtigen Ideen und zeigt ihnen Wege zum Nächsten auf. ER gibt dem Menschen die Mittel Begabungen, mit denen dieser helfen kann.
Heute sind es Flüchtlinge, die nicht nur ein Dach über dem Kopf brauchen, sondern Helfer bei Behörden, Freunde und Nachbarn, die ihnen das Einleben und Zurechtfinden erleichtern und Unterstützung beim Erlernen der fremden Sprache.
Es sind aktuell besonders, aber unwidersprochen schon immer, Jesu leibliche Brüder und Schwestern, die zwar heute ihren eigenen Staat haben, deren Leben aber überall auf der Welt gefährdet ist. Das hat der 7. Oktober 2023 auf schockierende Weise und schmerzlich gezeigt! Jetzt brauchen diese Brüder und Schwestern Jesu gerade von Christen Unterstützung und kein: „Ja, aber …“ Denn Gott gab dieses Land den Juden, was selbst der Koran in Sure 17 feststellt und den Juden zuspricht! Wer sollte es Seinem Volk dann streitig machen können?!
Aber welches Menschengeschlecht fragt überhaupt nach Gott? Wer sucht Gottes Antlitz im Gebet? David sah zu seiner Zeit nur das Geschlecht Jaakobs, der später zu Israel umbenannt wurde.
Doch warum taucht hier der Name Jaakob auf, der Fersenhalter? Es handelt sich um den Namen des Mannes, der seinem Bruder Esau das Erstgeburtsrecht abkaufte für den Preis eines Linsengerichts. Er brachte Esau zudem um seinen Erstgeburtssegen, weil seine Mutter Rivka – Rebekka ihm dazu verhalf, die Blindheit seines Vaters Jizchak – Isaak – für diesen Segen auszunutzen. Dadurch wurde Jaakob der dritte Stammvater der Hebräer. Er ging bei Laban und später durch den Verlust seiner geliebten Frau und später seines Sohnes Jossef durch eine harte Lebensschule.
Jaakob steht für den Mann, der sich entwickelt: vom Fersenhalter zum Gotteskämpfer, vom Zweifler zum Vertrauenden. Sein Name zeigt, dass er sein Potential immer wieder neu ent-decken, immer wieder neu ent-falten und leben muss. Als das Geschlecht Jaakobs stehen die Kinder Israel vor ihrem Gott. Sie sind nicht perfekt, sie ringen sich immer wieder durch zu dem Ewigen, dem Gott ihrer Hilfe, die sie so nötig brauchen. Nur das Suchen nach Gott, die Rückkehr zu IHM, machen ihr Herz lauter. Und als solche treten sie auf dem Berg Gottes vor ihren König.
Die ganze Welt, die gesamte Schöpfung bereitet sich auf das Kommen des höchsten Königs vor, denn ER kommt zu ihnen! Sie muss nicht zu IHM aufsteigen. Auch ER sehnt sich nach Seiner Schöpfung, nach Seinen Geschöpfen!
Der König der Ehre kommt zu uns, wenn wir uns vorbereiten. Es bedarf einer kosmischen Vorbereitung der gesamten Schöpfung, wie es der zweite Teil des Psalms ab Vers 7 darlegt. Das Kommen des Königs ist nicht selbstverständlich, sondern muss herbeigebetet werden, muss vorbereitet werden durch Umkehr – Teschuwa תְּשׁוּבָה.
Der König der Ehre, der König des Kawod כָּבוֹד, von כָּבֵד kawed = schwer, meint die Präsenz Gottes, Seine Wichtigkeit, Seine Bedeutsamkeit. Gottes Einwohnung ist gemeint, Seine שְׁכִינָה Schechina, die herbeigefleht, herbeigesehnt, herbeigetan wird durch gute Taten, nicht durch leere Worte.
Wenn Gottes Präsenz so gewichtig ist, wie wichtig ist es dann erst, dass sich auch die ewigen Festen der Erde zurüsten. Sie werden im Psalm als ewige Tore und Pforten bezeichnet, die schon von Anbeginn bestehen. Sie müssen mit den Vorbereitungen der Menschen über-ein-stimmen, mit einer Stimme die Ankunft des ewigen Königs erflehen, IHN willkommen heißen in einer Welt, die sich durch gerechtes Handeln zugerüstet hat auf das Kommen dessen, der im guten Sinne die Weltherrschaft antreten wird.
Von König Salomo erzählt Raschi: „In den Tagen seines Sohnes Salomo, als dieser kam, um die Bundeslade in das Allerheiligste zu bringen, und die Tore aneinander klammerten, rezitierte er [Salomo] vierundzwanzig Lobpreisungen, aber ihm wurde nicht geantwortet, bis er sagte (2. Chron. 6,42): „Wende das Angesicht deines Gesalbten nicht ab; Erinnere dich an die guten Taten deines Dieners David.““
Kommentar Raschi
Für wen bereitet sich die Erde mit ihren Bewohnern vor? Wer ist dieser große König? Es ist kein Geringerer als Adonai, der Gott der Heerscharen, יְהוָה צְבָאוֹת Adonai Zewa’ot. ER kämpft und siegt für Sein Volk, so wie Israel einst für Gott kämpfte, IHN bezeugte. Und so kämpft ER auch heute für Sein Volk zur Ehre Seines heiligen Namens. ER kämpft mächtig und stark für die Bedrohten und von der Welt Unverstanden. ER ist ein Mann des Krieges (Ex. 15,3) und weiß, wann es Not-wendend ist, als der Ewige der Heerscharen zu kämpfen. Kein menschlicher König, kein Gesalbter tritt hier die Herrschaft an. Am Ende der Tage wird Gott allein regieren.
Sach. 14,9 ER wird werden zum König über alles Erdland. An jenem Tag wird ER der Einzige sein und sein Name der einzige.
Paulus, der Schüler des großen Rabban Gamaliel aus Mischna-Zeiten, bezeugt:
1.Kor. 15,28 Wenn ihm aber alles unterworfen sein wird, dann wird auch der Sohn selbst sich dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles in allen sei.
Somit gibt es sogar nach der Aussage des Zweiten Testaments am Ende der Tage nur EINEN, der als König regieren wird – Adonai Zewa’ot, der Schöpfer der Welt.
Juden bereiten sich in dieser Weise auf die Ankunft des Königs besonders im Monat Elul vor, dem Monat vor Rosch haSchana, dem jüdischen Neujahrsfest. Dieser Monat voller Freude, voller Erwartung und voller Umkehrbereitschaft bahnt dem König den Weg zu Seinem Volk. In meinem Beitrag „Tage der Trauer, Tage des Trostes“ habe ich ihn als „Jüdischen Advent“ bezeichnet.
In diesem Jahr 2023 wurde der Feiertagsreigen, der von Rosch haSchana bis zu Simchat Tora, dem Fest der Freude an der Tora, mit Gewalt im schlimmsten Sinn durchbrochen, als an diesem letzten und fröhlichsten Feiertag Terroristen in Israel eindrangen und hunderte Zivilisten meuchelmörderisch umbrachten, vergewaltigten, verbrannten und als Geiseln nahmen.
Am Ende dieser Auslegung muss die Frage heißen: Wie stehst du zu Israel?
John Hagee, dem Amerikanischen Prediger aus San Antonio, Texas wird der Ausspruch zugeschrieben: „Wenn du ein Problem mit Israel hast, dann hast du kein Problem mit Israel, sondern du hast ein Problem mit dem Gott Abraham, Isaaks und Jakobs.“ (If you have a problem with Israel, then your problem is not with Israel, but your problem is with the God of Abraham, Isaac and Jacob.)
Diese Frage wird gerade für Nichtjuden, die zu Advent diesen Psalm mit romantischen Gefühlen lesen, der Lackmustest sein, ob sie auf dem Berg des HERRN dem Ewigen begegnen dürfen oder nicht. Dabei geht es nicht um politische Einstellungen. Man muss nicht mit jeder politischen Entscheidung Israels konform gehen. Aber warum weiß jeder, ob er oder sie in Israel war oder nicht, ob er oder sie die Landessprache spricht oder nicht, was richtig oder was falsch ist, wie Israel zu handeln hat?! Kennt er oder sie etwa die orientalische Mentalität, kann er oder sie die Feinde Israels wirklich einschätzen?! Hinter Israel stehen heißt auch, sich zurückzuhalten in dem Wissen, dass ich eben nicht alles weiß in dieser komplexen Situation des „Heiligen Landes“ und einfach für Gottes Land zu beten.
Das ist liebevoll geschrieben. Von einer Brückenbauerin. Empfehlung an Christen: singt die Adventslieder ohne das Denken an ein Christkind, sondern an das Kommen des Maschiach, den Messias, den Gesalbten. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?
Ich probiere es mal danke und Schalom
von der Seite der Schafe zu denen ich mich zähle
bete ich für Israel und Frieden auf Erden