Israelsonntag, d. 4. Aug. 2024

20 So hat ER der Umscharte gesprochen: Noch ists, daß Völker kommen, Insassen vieler Städte, 21 und die Insassen der einen gehen zu einer andern, um zu sprechen: Den Gang werden wir gehn, SEIN Antlitz zu sänftigen! und: IHN den Umscharten aufzusuchen gehen werde auch ich! 22 Sie kommen, viele Völker, mächtige Stämme, IHN den Umscharten aufzusuchen in Jerusalem, SEIN Antlitz zu sänftigen. 23 So hat ER der Umscharte gesprochen: In jenen Tagen ists, da werden fassen zehn Männer von allen Stämmewelt-Zungen, anfassen den Rockzipfel eines jüdischen Mannes, sprechend: Mit euch werden wir gehn, denn, wir habens gehört, Gott ist mit euch.

Was für ein wunderbarer Predigttext am Israelsonntag, und in dieser besonderen, dramatischen Situation Israels! Wie sehr braucht Israel in diesen Monaten seit dem 7. Okt. 2023 echte, beständige Freunde, die sich nicht von Propaganda beeinflussen lassen, sondern anhand des Tanach die Lage in Israel beurteilen können.

Es lohnt sich, das ganze Kapitel 8 des Endzeit-Propheten zu lesen, denn es berichtet von Gottes Sehnsucht nach Zion:
V 2 So hat ER der Umscharte gesprochen: »Ich eifre um Zion eines großen Eifers, in großer Glut eifre ich drum.« 3 So hat ER gesprochen: »Ich kehre nach Zion, ich wohne ein inmitten Jerusalems.« – Jerusalem wird gerufen: Stadt der Wahrheit, und SEIN des Umscharten Berg: Berg der Heiligkeit. –

Gott kehrt nach Zion zurück, zu Seinem Wohnort! לָשׁוּב laschuw meint genauso die Umkehr, also eine innere Rückkehr und Umkehr nach Zion. Gott kehrt um, noch bevor Seine Kinder es tun! Gott ist bereit. ER lässt Seine Herrlichkeit in Jerusalem wohnen: לִשְׁכּוֹן lischkon wohnen hat dieselbe Wurzel wie die Schechina שכינה, die Einwohnung. In Jerusalem יְרוּשָׁלִָם  Jeruschalajim, Stadt „des doppelten Friedens“ oder auch der Stadt des doppelten Erbes יְרֻשָּׁה = Jeruscha = Erbe wird Gott verbindlich Seine Heiligkeit wohnen lassen.

V4 So hat ER der Umscharte gesprochen: »Noch werden sitzen Greise und Greisinnen auf den Plätzen Jerusalems, jedermann seinen Stützstab in seiner Hand wegen der Menge der Tage. 5 Und die Plätze der Stadt werden voll sein von Knaben und Mädchen, die auf ihren Plätzen spielen.« 6 So hat ER der Umscharte gesprochen: »Wenn das in den Augen des Überrests dieses Volkes wunderbar ist in den Tagen da, soll es auch in meinen Augen wunderbar sein?« Erlauten ists von IHM dem Umscharten. 7 So hat ER der Umscharte gesprochen: »Wohlan, ich befreie mein Volk aus dem Land des Sonnenaufgangs und aus dem Land der Sonnenrüste, 8 ich bringe sie herbei, einwohnen sollen sie in der Mitte Jerusalems, sie werden mir zum Volk werden und ich, ich will ihnen werden zum Gott in Wahrheit und in Gerechtigkeit.« 

Jerusalem ist immer wieder umkämpft, in Kampfhandlungen oder ideell mittels unbiblischer Forderungen wie die Beseitigung der Juden aus Ostjerusalem (UN). Und doch hat sich mit der Gründung des Staates Israel dieses Wort erfüllt: Kinder spielen auf den unzähligen Spielplätzen der Stadt, alte und jüngere Menschen laufen geschäftig durch die Straßen, viele als orthodoxe Juden erkennbar. Und jeder, der einmal Jerusalem besucht hat, spürt die Heiligkeit dieser Stadt. Gott bringt Sein Volk zurück, Seine Stadt wird wieder aufgebaut, wie z.B. die Churva-Synagoge 2010, die seit 1948 zerstört war. Dort wird wieder gebetet, dort lernen Jeschiwa-Studenten Tora und Talmud. Die einst verlassene und tote Stadt ist wieder belebt.

Gerade während dieser Kriegszeit wandern viele Juden beispielsweise aus Frankreich, USA, Kanada in Israel ein, mehr als in den friedlichen Zeiten vorher. Der weltweite Antisemitismus treibt sie an, nach Israel einzuwandern, עֲלִיָּה Alija, den Aufstieg, Einwanderung nach Israel in ihre Heimat zu unternehmen.

Gott ist ein eifernder Gott, einer, der Seinen ganzen Eifer für Sein Volk einsetzt. Diesen Eifer spürt es auch, wenn Gott zornig über die Untreue des Volkes Israel war, als ER es unter die Völker vertrieb. Dort erlebten Juden so viel Ungerechtigkeit, Hass, Verfolgung, Vertreibung und Mord, dass Gott sagt: „Das Maß ist voll! Kommt heim!“

In Israel erleben wir, wie seine Feinde unter der grausamen Federführung von Iran, Hamas, Hisbollah und Huthi gegen Gottes Volk ankämpfen, es vertreiben wollen von dem seit Abraham versprochenen Land. Letztlich kämpfen sie damit gegen den Schöpfer der Welt, der das Recht hat, jedem Volk sein Land zu geben. Christliche Länder lassen sich in diese Propaganda einspannen und können es nicht ertragen, dass Juden sich wehrhaft verteidigen, anstatt sich wie ein Schaf zur Schlachtbank führen zu lassen. „Nie wieder!“ klingt da nur wie eine leere Worthülse. Denn dass Israel ausgelöscht werden soll, dass an ihm ein neuer Genozid verübt werden soll, das wird gerne übersehen, während Israel um sein Überleben kämpft. Wenig berichtet wird ebenso über den andauernden Beschuss aus Gazas Schulen!, Krankenhäusern! und Moscheen! und aus dem Libanon, sodass Zehntausende evakuiert werden mussten und darauf warten, in ihre Häuser zurückzukommen. Dass der Norden, der Golan brennt, über den es im vergangenen Jahr noch einen Reisebricht in meinem Blog gab[1], bekommt von den Medien wenig bis keine Aufmerksamkeit.

Und es WIRD ÜBERLEBEN, weil Gott Israels starker Helfer und Erlöser ist. Wenn sich das Wort erfüllt, dass die Welt gegen Israel aufsteht und kämpft, dann erfüllt sich das Wort, dass Gott die Feinde besiegt, dass ER mit Seinem Volk zurückkehrt, genauso!

V12  Saat des Friedens ists! Der Weinstock gibt seine Frucht, das Erdland gibt sein Gewächs, der Himmel gibt seinen Tau, all das eigne ich zu dem Überrest dieses Volks. 13 Werden solls: Wie ihr eine Verwünschung seid worden unter den Weltstämmen, Haus Jehuda und Haus Jissrael, so befreie ich euch, daß ihr Segen werdet. Fürchtet euch nimmer, festigen werden sich eure Hände!
Nach diesem Krieg wird es Frieden geben! Ganz Israel vertraut auf Gott und Seine Verheißungen durch die Propheten. Jetzt endlich werden die Völker, die riefen: „Die Juden sind unser Unglück! Tod den Juden!“ erkennen, dass die Juden ein Segen sind, dass die einst hasserfüllten Völker nun voller Barmherzigkeit hineingenommen werden in diesen Segen, wie Gott es Abram versprach:
Gen. 12, 2 Ich will dich zu einem großen Stamme machen und will dich segnen und will deinen Namen großwachsen lassen. Werde ein Segen. 3 Segnen will ich, die dich segnen, die dich lästern, verfluche ich. Mit dir werden sich segnen alle Sippen des Bodens. 

V19 So hat ER der Umscharte gesprochen: Das Fasten des Vierten, das Fasten des Fünften, das Fasten des Siebenten, das Fasten des Zehnten, werden wirds dem Hause Jehuda zu Lust, zu Freude, zu guten Festgezeiten, – aber die Wahrheit und den Frieden liebet!

In diesem Vers sieht man, wie ernst die Kinder Israel Gottes Wort nehmen. Der Fasttag im Vierten Monat ist der 17. Tamus (Durchbrechen der Mauer Jerusalems), im fünften Monat der 9. Aw (Zerstörung der beiden Tempel)[1], im siebten Monat Zom Gedalja am 3. Tischrei und Jom Kippur (Sünde des goldenen Kalbes) und der zehnte Fasttag ist der 10. Tewet (Bresche in die Mauer Jerusalems)[2]. Die Monatszählung richtet sich nach der Zählung in der Tora, wo der erste Monat der Nissan ist, an dem die Kinder Israels aus Ägypten herauszogen. Diese Trauertage werden in Festtage verwandelt werden, wenn nur an der Wahrheit und am Frieden festgehalten wird!

Und nun werden die Völker kommen, denn sie haben erkannt, dass der EWIGE in Jerusalem wohnt. Sie wollen direkt dort den EWIGEN suchen und vor IHM flehen, denn sie haben viel Unrecht auf sich geladen, als sie den Augapfel Gottes (Sach. 12,2) antasteten, als sie ihre jüdischen Geschwister verleumdeten, Lügen über Sein erwähltes Volk verbreiteten.

V23 So hat ER der Umscharte gesprochen: In jenen Tagen ists, da werden fassen zehn Männer von allen Stämmewelt-Zungen, anfassen den Rockzipfel eines jüdischen Mannes, sprechend: Mit euch wollen wir gehn, denn, wir habens gehört, Gott ist mit euch.

Die Völker haben erkannt, was Karl Barth in seiner Kirchendogmatik hervorhob:
„Gast im Hause Israel ist die ganze heidenchristliche Gemeinde aller Zeiten und aller Länder. Aufgenommen in seine Erwählung und Berufung, lebt sie in der Gemeinschaft mit seinem König [Gott, dem König]. Wie könnte sie da Israel missionieren wollen? Der durch so viele Kalamitäten seiner Geschichte hindurch – man muss schon sagen: wunderbar – bewahrte Jude[nmensch] … ist als solcher bis auf diesen Tag das natürlich -geschichtliche Monument der Liebe und Treue Gottes, in konkreter Gestalt der Inbegriff des frei erwählten und begnadeten Menschen, als lebendiger Kommentar zum Alten Testament der einzige, dafür schlagende außerbiblische Gottesbeweis. Was hätten wir ihn zu lehren, was wir nicht vielmehr bei ihm zu lernen hätten?“ [3]

Karl Barth, Kirchendogmatik 13/IV, S. 1005f

Menschen aus den Völkern sind bereit, in Israel während des Krieges jüdischen Landwirten zu helfen. Dazu trauen sie sich sogar, ins umkämpfte Land zu reisen. Menschen aus den Völkern sind bereit, von Juden zu lernen. Auch das gibt es heute als Teil der prophetischen Erfüllung. Über YouTube gibt es viele Sendungen von Juden, die auch Nichtjuden hören können, von Christen und Juden wie z.B. von Pfarrer Rickleff Münich, der für sein „Wort zum Schabbat“ Rabbiner einlädt. Yuval wird von vielen Menschen gefragt, ob sie in seine WhatsApp-Gruppe aufgenommen werden. Er sagt humorvoll, er trage extra ein größeres Gewand, damit viele ihn anfassen und von ihm lernen können. Seine YouTube-Sendungen werden gerne gehört, vor allem, da er keine Präsenzseminare mehr hält.

כְנַף kanaw – Rand des Gewandes, ursprünglich Flügel, Schwinge. Im Buch Rut gibt es beide Übersetzungen:
Rut, 3,9 Er sprach: »Wer bist du?« Sie sprach: »Ich bin Rut, deine Sklavin. Breite deinen Kleidzipfel כְנַף kanaw über deine Sklavin, denn ein Löser bist du.«

Schlachter übersetzt statt Kleidzipfel Flügel. Es ist strenggenommen nicht nur ein Zipfel, sondern der untere Teil eines Gewandes, den Boas über Rut werfen kann, ein Überwurf wenn man so will. Beides birgt das Bild des Schutzes in sich.

Die Völkerwelt fühlt sich geschützt und sicher in der Nähe der Juden, weil Gott mit ihnen ist. Das war bereits am 14. April zu sehen, als keine Rakete Irans ihr Ziel erreichte. Sicher können wir den Verbündeten danken, aber der letzte Schutz lag beim Höchsten.

Noch sind wir nicht am Ziel angekommen, aber einzelne Etappen zeigen, dass Gott Sein Wort erfüllen wird. Seiner Wahrheit können wir vertrauen.


[1] https://deine-wurzel.de/auf-den-spuren-des-jom-kippur-krieges-auf-den-golanhoehen/

[2] https://de.chabad.org/library/article_cdo/aid/1234161/jewish/Was-sind-die-Drei-Wochen.htm

[3] https://de.chabad.org/library/article_cdo/aid/2816236/jewish/Die-vier-Fasttagen.htm

[4] In: Pinchas Lapide, Ein Prophet für San Nicandro. Eine ungewöhnliche Glaubensgeschichte, Grünewald Mainz 1986

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