Schabbat 20.06.2020,  28. Siwan 5780

Warum fehlt im Gespräch Gottes mit Mose ein Gebot?

Schlach lecha שְׁלַח לְךָ sind die Worte, die der Parascha den Namen geben. Sie bedeuten in der wörtlichen Übersetzung: „Sende für dich…“ Gott redet zu Mose, aber ER gibt ihm keine zu befolgende Anweisung, sondern ER bietet eine Möglichkeit an: „Wenn du es für richtig hältst, so sende Männer aus, die das Land erkunden.“
„Land in Sicht!“, könnte man sagen, denn das Volk steht direkt vor dem von Gott verheißenen Land. Eigentlich kann die Wanderung zum Ziel bald ein glückliches Ende finden. Immerhin hat das Volk Gottes Versprechen in der Tasche, dass ER es in das Land bringen wird. Und es ist bekannt, dass es ein Land ist, in dem „Milch und Honig“ fließen.
Gott weiß, was ER Seinem Volk schenken wird, aber ER bietet Mose und dem Volk an, sich ein eigenes Bild zu machen. Ein Blick in die spätere Rückschau auf die Ereignisse vor dem Tod des Mose in Dtn.1,22 zeigt, dass das Volk ein solches Ansinnen geäußert hatte. Allein darin sieht Raschi bereits das erste Misstrauen des Volkes, weil ihm die Verheißungen Gottes nicht genügten.
Natürlich kann es ermutigend wirken, wenn die Kundschafter den Segen, der auf dem Land liegt, mit eigenen Augen sehen. Zum anderen können die Kundschafter Informationen mitbringen, die sich bei der Landnahme als hilfreich erweisen können. Wenn man sich auf den Weg in ein unbekanntes Land macht, sind erste Informationen über strategische Punkte nur von Bedeutung. In der Tora und im Talmud gibt es ja auch immer wieder Hinweise darauf, dass der Mensch selbstverständlich in allem Gott vertraut, in allen Herausforderungen aber auch seine eigenen Fähigkeiten unter Beweis stellt. Der Mensch ist nicht eine hörige Marionette, sondern trägt mit Gottes Hilfe Eigenverantwortung. Auf eine Stelle im Talmud Bezug nehmend, kann in unserem Text angenommen werden, dass sich das wehrfähige Volk auf die Landnahme vorbereiten sollte.[1] Die Schlussfolgerung aus dieser Geschichte ist: Verlass dich nicht einfach auf Wunder!
Zum anderen lesen wir im Talmud ebenso, dass Gott uns nichts abverlangt, was wir nicht leisten können: „Gott fordert von dem Menschen nicht mehr, als in seiner Kraft liegt!“[2] Daraus kann der Schluss gezogen werden, dass auch ohne die Kundschafter die Landnahme erfolgreich verlaufen wäre. Das Ende der Geschichte legt die Wahrscheinlichkeit nahe, dass sie ohne die Kundschafter hätte stattfinden können.
Gott gibt grünes Licht für das Bedürfnis des Volkes, Kundschafter zu senden. Als Gott der Liebe und der Fürsorge kommt er Seinen Kindern entgegen und gibt Hinweise, wie diese Aussendung aussehen könnte. Und Mose sendet sie עַל פִּי יְהוָה al pi Adonai, wörtlich: nach dem „Mund“ = Wort des Ewigen. Buber übersetzt es mit „auf Sein Geheiß“, denn es handelt sich nicht um einen Befehl. Raschi erklärt: Mit Gottes Zustimmung, denn ER hielt Mose nicht auf
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Wer ist Josua, der Sohn Nuns?

Num.13,16 berichtet eine interessante Einzelheit. Bevor Mose die Kundschafter aussendet, benennt er seinen treuesten Diener um:
„Den Hoschea Sohn Nuns aber rief Mosche Jehoschua וַיִּקְרָא מֹשֶׁה לְהוֹשֵׁעַ בִּן נוּן יְהוֹשֻׁעַ wajikra mosche lehoschea ben nun jehoschua“
Beide Namen kommen von der Wurzel des Verbs לְהוֹשִׁיעַ lehoschia = retten. הוֹשֵׁעַ hoschea ist der Imperativ und heißt: Hilf! Der Ruf „Hosianna“ – Hoschi’ana הושיעה נא ruft Gott um Rettung an. Durch die Vorsilbe „Jeho“ wird der Name um zwei Buchstaben des Tetragamms, des vierbuchstabigen Namens Gottes“ erweitert und erhält somit die Bedeutung: Gott rettet. Hosea wird durch diese Namensänderung daran erinnert, WER seine Hilfe und Rettung zu jeder Zeit ist, nämlich der Ewige, „der da sein wird, als der ER da sein wird“. Mit diesem Auftrag ist er nicht auf sich allein gestellt. Mit diesem Namen wird er seine Zuverlässigkeit und sein Vertrauen in Gott unter Beweis stellen und später die Nachfolge des Mose antreten. Mit diesem Namen wird er das Volk in das gelobte Land führen, was im ersten Prophetenbuch nach jüdischer Einteilung, das seinen Namen trägt, erzählt wird. Josua = Jehoschua trägt denselben Namen wie Jesus und wird durch seine Führungsrolle, die Gott ihm zuweist, zum Retter des Volkes.
Josua ist der Sohn des Nun. Nun נוּן ist sowohl der hebräische Buchstabe mit dem Zahlenwert 50 als auch ein hebräisches Wort für „Fisch“. Gemäß der jüdischen Zahlenlehre verweist die 50 auf die Übernatürlichkeit, denn die 5 überschreitet die 4, welche die Größe der Materie darstellt. Die Zahl 4 zeigt sich in den 4 Himmelsrichtungen, den 4 Jahreszeiten und den 4 Elementen. Ein Quadrat, ein Würfel bilden in unseren Augen eine perfekte Form. Schauen wir auf unsere Hand, so steht unseren 4 Fingern ein Daumen gegenüber. Das symbolisiert, wie die Materie durch die EINS, durch den EINEN Gott erhoben wird. Und damit sind wir bei der Bedeutung der 5 und der 50.
Josua lernte durch seinen Vater die Lebendigkeit eines Fisches, der auch gegen den Strom schwimmen kann und die Überschreitung der weltlichen Materie in einen Zustand von Transzendenz durch die Verbindung der Welt mit der EINS, mit Gott. Mose hat einen fähigen Mann an seiner Seite.

Die Schuld der zehn Kundschafter

Wenn Gott all dem Vorhaben der Erkundung des Landes zustimmt, so ist die Frage, was so verwerflich am Bericht der 10 Kundschafter war. Sie schildern das, was sie auskundschaften sollten: die Städte, die Siedlungen und die Sicherungen dieser Orte, die Beschaffenheit des Bodens und die Art der Bevölkerung. Die Kundschafter haben ihren Auftrag ausgeführt. Sie bringen riesige Früchte mit aus dem Land, in dem Milch und Honig fließen. Die andere Seite ist aber, dass die Städte befestigt sind, und dass Amalek auf dem Weg dorthin lebt und somit den Einzug gefährdet.
In Ex. 17 begegneten die befreiten Kinder Israel zum ersten Mal Amalek, das sich als feindlich gesonnen zeigte. Die Kinder Israel hatten um Wasser geschrien und Gott misstraut. Gott gab ihnen Wasser aus dem Felsen, doch Amalek erschien und überfiel das Volk hinterrücks. Im Kampf gegen Amalek stützten Chur und Aaron die  betenden Hände des Mose. Und so errang Gott den Sieg für sein Volk. Amaleks Vergehen an den Kindern Israel so kurz nach ihrem Auszug aus Ägypten und in der Notsituation kann ihm nicht verzeihen werden. In der gesamten Geschichte der Bibel  bleibt Amalek DER Feind Israels. Aus ihm kam Haman, der im Buch Ester die Juden vernichten wollte wie später Adolf Hitler. In der jüdischen Tradition wird er ebenfalls Amalek zugeordnet.
So mag es nicht verwundern, dass die Kundschafter über das erneute Zusammentreffen  mit dem ersten Feind in ihrer Freiheit erschraken. Was aber ihr Vergehen betrifft, so lassen sie sich zu einer persönlichen Wertung hinreißen, mit der sie ihre eigene Angst ausdrücken und sogar auf das gesamte Volk übertragen. Ihr Wunsch, das Land vor der Landnahme zu sehen, nutzten sie nicht, um sich strategisch vorzubereiten, sondern um Misstrauen an Gottes Versprechen zu säen. Sie sehen die Bevölkerung Kanaans als Riesen, sich selbst nehmen sie als kleine Heuschrecken wahr.
In der Rückschau auf die Plagen in Ägypten hätten sie sich auch mit der Erinnerung ermutigen können, was so kleine Heuschrecken auf Gottes Geheiß in Ägypten so alles anrichten konnten. Mit Gott im Rücken gibt es vor uns keine riesigen Probleme, weil Gott immer größer ist als jeder Feind. In der ersten Begegnung mit Amalek hatte Gott den Sieg doch schon einmal bewirkt. Das konnte doch als Vertrauensbeweis dienen.
Wer trotz all dieser starken Erfahrungen lieber zurück will in die Sklaverei, der kann nicht erfolgreich nach vorne schauen und siegen. „Wer seine Hand an den Pflug legt und zurück schaut, ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“ (Lk.9,62)
Gott muss Sein Volk in der Wüste wandern lassen, damit sein Gottvertrauen wächst und es seine noch vorhandene Sklavenmentalität ablegt. Nicht nur musste das Volk Ägypten verlassen, Ägypten muss auch die Herzen des Volkes verlassen. Eine schmerzvolle Erkenntnis, von dem in unserer Zeit viele Auschwitzüberlebende berichteten[3]. Die Nachfolgegeneration der Wüstenwanderer, die nicht in Ägypten geboren wurde, soll allein in das Land von Milch und Honig einziehen. Zu lange verstieg sich das Volk in dieser Selbstprophezeiung, Gott wolle es nur in der Wüste sterben lassen. Jetzt erfüllt sie sich.

Die Folgen dieser ersten „Fake News“

Für uns heutige Menschen heißt das, darauf zu achten, welche Nachrichten wir weitergeben. Leider machen wir heute unliebsame Erfahrungen mit Fake News, welche Menschen in die Irre führen und im Weiteren mit Verschwörungstheorien. Beides führt weg von der Wahrheit und damit von Gott.
An der Geschichte dieser Parascha wird deutlich, dass die Mehrheit nicht immer die Wahrheit darstellt. Die zwei andern Kundschafter, die dasselbe gesehen hatten, aber dadurch ihr Vertrauen auf Gott nicht schmälern ließen, wurden gar nicht gehört. Das Volk bleibt bei dieser Selbstprophezeiung und will Josua und Kaleb steinigen. Wer Halbwahrheiten verbreitet und damit die Stimmung ins Negative beeinflusst, handelt gegen Gott!
Num.14,11 Und der Ewige sprach zu Mose: Wie lange noch will mich dieses Volk verachten? Und wie lange noch wollen sie nicht an mich glauben, trotz aller Zeichen, die ich unter ihnen getan habe? 12 Ich will sie mit der Pest schlagen und ausrotten; und ich will dich zu einem Volk machen, das größer und mächtiger ist als dieses!
Gott hat „die Nase voll“! Was soll ER diesem Volk noch anbieten, damit es IHM vertraut?
In der Haggada, dem liturgischen Buch zur Sederfeier am Vorabend von Pessach wird ein Lied gesungen, das all die Wohltaten aufzählt und erklärt, jede einzelne für sich sei schon genug gewesen.

„Wie zahlreich sind die Stufen der Güte des Allgegenwärtigen über uns:…“ Dajenu

Hätte Er uns aus Ägypten herausgeführt, aber keine Strafe über sie verhängt, es hätte uns genügt! (Dajenu!)
Hätte Er Strafe über sie verhängt, aber ihre Götzen verschont, es hätte uns genügt!
Hätte Er ihre Götzen zerstört, aber ihre Erstgeborenen nicht getötet, es hätte uns genügt!
Hätte Er ihre Erstgeborenen getötet, hätte uns aber nicht ihr Vermögen gegeben, es hätte uns genügt!
Hätte Er uns ihr Vermögen gegeben, uns aber das Meer nicht gespalten, es hätte uns genügt!
Hätte Er uns das Meer gespalten, uns aber nicht im Trockenen hindurchgeführt, es hätte uns genügt!
Hätte Er uns im Trockenen hindurchgeführt, unsere Feinde aber nicht darin ertrinken lassen, es hätte uns genügt!
Hätte Er unsere Feinde darin versinken lassen, hätte aber nicht vierzig Jahre für unsern Unterhalt in der Wüste gesorgt, es hätte uns genügt!
Hätte Er vierzig Jahre für unsern Unterhalt in der Wüste gesorgt, ohne uns mit Manna zu ernähren, es hätte uns genügt!
Hätte Er uns mit Manna ernährt, ohne uns den Schabbat zu geben, es hätte uns genügt!
Hätte Er uns den Schabbat gegeben, uns aber nicht an den Berg Sinai geführt, es hätte uns genügt!
Hätte Er uns an den Berg Sinai geführt, uns aber nicht die Tora gegeben, es hätte uns genügt!
Hätte Er uns die Tora gegeben, uns aber nicht ins Land Israel gebracht, es hätte uns genügt!
Hätte Er uns ins Land Israel gebracht, uns aber nicht das Heiligtum (Bejt Hamikdasch) erbaut, es hätte uns genügt!

Pessach-Haggada

Diese Einsicht hatte das Volk in der Wüste noch nicht. Darum wollte Gott es vernichten und mit Mose ein neues Volk gründen. Aber Mose verhandelt mit Gott und setzt sich für gerade dieses Volk ein. Sollte alles Bisherige vergeblich gewesen sein? Will Gott, dass sowohl die Ägypter als auch die kanaanäischen Völker vom Untergang der Hebräer hören und daraufhin an Gott zweifeln? Bei allem, was nun geschieht, geht es um Gott, weniger um das Volk, das seine Strafe verdient hätte. Die Völker werden weitere Fake News verbreiten:
Num.14,16 Weil der Ewige dieses Volk nicht in das Land bringen konnte, das er ihnen zugeschworen hatte, darum hat er sie in der Wüste hingeschlachtet!
Mose erinnert Gott an Sein Wort, das ER zu Mose gesprochen hatte, als er mit dem zweiten Paar Steintafeln zu IHM auf den Berg stieg. Aus der Wolke erklangen die 13 Eigenschaften Gottes, wie er sie hier auszugsweise Gott zitiert:
Num.14,18 Der Ewige ist langsam zum Zorn und groß an Gnade; er vergibt Schuld und Übertretungen, obgleich er keineswegs ungestraft lässt, sondern die Schuld der Väter heimsucht an den Kindern, bis in das dritte und vierte Glied. 19 Vergib nun die Schuld dieses Volkes nach deiner großen Gnade, wie du auch diesem Volk verziehen hast von Ägypten an bis hierher! (vgl.Ex.34,6+7)
Wie der Psalmist, so nahm Mose Bezug auf das, was er bei Gott hatte und stützte sich für seine Argumentation darauf:
Ps.27,8 Dir spricht mein Herz nach: »Suchet mein Antlitz!« – dein Antlitz suche ich, DU!
Num.14,17: Jetzt also zeige sich denn groß die Kraft meines Herrn, wie du redetest, sprechend: …
Das Großartige ist, dass Gott auf das Gebet Seines Knechts hört.
Num.14,20 ER sprach: Ich verzeihe nach deiner Rede.
Abrahams Fürbitte für Sodom und Gomorra kann als großes Vorbild für einen solchen Gebetseinsatz gelten. Wie auch dort, so kann das Unrecht auch hier nicht ohne Konsequenzen bleiben. Aus Sodom und Gomorra rettete Gott die acht gerechten Seelen. Hier in der Wüste müssen die 10 Delinquenten sterben. Sie sind für die Verführung des Volkes zum Ungehorsam verantwortlich. Sie haben die ihnen übertragene Aufgabe missbraucht und das Volk gegen Gott, den höchsten Regenten, aufgehetzt.
Num.14,36 Die Männer aber, die Mose gesandt hatte, das Land zu erkunden, und die wiedergekommen waren und die ganze Gemeinde dazu brachten, gegen ihn zu murren, indem sie das Land in Verruf brachten 37 —diese Männer, die das Land in Verruf gebracht hatten, starben an einer Plage vor dem Ewigen.
Das Thema mit Plagen und Seuchen kommt häufig in der Bibel vor. Ist es so abwegig, dass uns auch heute Krankheiten und Seuchen zur Umkehr zu Gott rufen?
Die Zahl zehn steht hier in der Tradition der 10 Plagen und der 10 Worte. 10-mal prüfte das Volk Gott in der Wüste und 10 Kundschafter brachten das Volk gegen Gott auf.
In der Zehn steckt die Eins, welche auf Gott verweist. Zehn besteht auch aus 2 x 5, aus dem doppelten Begreifen mit unseren Händen und ihren fünf Fingern. Darum steckt in der Zehn sowohl das doppelte Eingreifen Gottes als auch die Chance zu begreifen. Wer sich jedoch der EINS, also Gott, entzieht, bekommt die dunkle Seite der Zehn zu spüren. Er verweigert sich damit Gott sowie Seinen 10 Worten und damit auch allem Begreifen bezüglich des Eingreifens Gottes.
Da aber jeder einzelne für sich selbst die Verantwortung trägt, muss auch das ganze Volk, das den Aufstand probte und zum Morden bereit war, die Konsequenzen tragen: Für jeden Tag, den die Kundschafter unterwegs waren, wird es fortan ein Jahr durch die Wüste laufen.
Num.14,34 Nach der Zahl der Tage, die ihr das Land durchspürtet, vierzig Tage: ein Tag für das Jahr, ein Tag für das Jahr, sollt ihr eure Verfehlungen tragen, vierzig Jahre, ihr sollt mein Befechten erkennen!
Es gibt vorher keinen Weg hinein in das verheißene Land. Ab jetzt ist die Tür geschlossen, ebenso wie die Tür des Paradieses. 40 Jahre wird es dauern, bis die in Ägypten Geborenen, die die Sklavenmentalität in sich tragen, in der Wüste gestorben sein werden. Nur die treuen Kundschafter werden das gelobte Land betreten.
Die Anzahl der Prüfungen, die das Volk Gott zumutete, werden andererseits mit 4 multipliziert, mit der Zahl der materiellen Welt. Auch die materielle Welt muss sich zu Gott hingewendet werden.

Keine Fastfood-Vergebung

Nach diesem Desaster beginnt das Volk zu trauern. Könnten sie doch alles rückgängig machen! Vielleicht können sie Gott jetzt noch schnell beweisen, wie sehr sie IHM doch vertrauen, indem sie sich auf den Weg machen, um das Land einzunehmen. Sie bekennen sich schuldig und meinen, damit sei der vorherige Zustand wieder hergestellt.
Num.14,40 Hier sind wir, wir wollen hinaufziehn nach dem Ort, von dem ER gesprochen hat, denn wir haben gesündigt.
Sie wollen es nicht wahr haben, dass sie die Konsequenzen tragen müssen. Sie hatten ihre Chance. Es gab zwei Kundschafter, die sie eindringlich vor ihrer Überheblichkeit warnten, aber sie wollten nicht hören. Sie hatten eine Nacht Zeit, um die Lage einzuschätzen, die Botschaft zu überschlafen, aber das hatte sie nicht von ihrem Zorn und ihrer „Verschwörungstheorie“, in der Wüste sterben zu müssen, abgebracht. Mittlerweile gab es eine aktuelle Nachricht Gottes mit der Botschaft: Es ist zu spät! ICH gehe nicht mit euch! Spart euch eure Mühe und schont eure Leben! Jetzt werden euch nicht nur die Amalekiter zur Gefahr werden.
Num.14,44 Doch sie erkühnten sich, zum Kamm des Gebirges hinaufzuziehn. Aber der Schrein SEINES Bundes und Mosche wichen nicht aus dem Innern des Lagers.
Vermessenheit, Überheblichkeit sind kein Beleg für unser Vertrauen in Gott. Dafür lieferte leider auch eine christliche Gemeinde in Frankfurt den Beleg, die durch ihren Gottesdienst ohne Beachtung der Corona-Schutzvorschriften zahlreiche Corona-Infizierte hervorbrachte. Aber auch Wohnviertel ultraorthodoxer Juden wurden zu Corona-Hotspots, weil die Vermessenheit des Glaubens übermütig machte.
So auch in dieser Parascha: Die letzte Anweisung Gottes gilt. Die Vergebung ist dir gewiss, aber die Folgen bleiben. Es ist besser, du beugst dich unter Gottes Gericht. Damit könntest du deinen Glauben ehrlich dokumentieren. Aber es kommt, wie es kommen muss: Es gibt keinen Sieg, nur Tote.
Die Ironie der Geschichte folgt, denn Gott gibt Mose Anweisungen für den Tag, an dem das Volk das Land betreten wird (Num.15). Diejenigen, die wissen, dass sie dieses große Ereignis nicht erleben werden, müssen diese Botschaft hören. Und sie müssen sie bewahren und an ihre Kinder weitergeben.


[1] Was ist der praktische Unterschied zwischen ihnen? Der praktische Unterschied zwischen ihnen besteht darin, ob wir uns auf ein Wunder verlassen. Abaye sagte: Wir haben in der Mischna gelernt, dass sich die Türen von selbst schlossen; so viele Menschen wie hinein kamen, kamen hinein, und wir verlassen uns auf ein Wunder, dass sich die Türen schließen, damit nicht eine übermäßige Anzahl von Menschen  eintrete und somit eine Gefahr schaffen (Rabbeinu Ḥananel). Rava sagte: Wir haben in der Mischna gelernt, dass Menschen die Türen schließen würden, und wir verlassen uns nicht auf ein Wunder, um sicherzustellen, dass der Hof nicht überfüllt wird. (Talmud Pesachim 64b)

[2] Talmud Awoda Sara 3a

[3] »Mich hat Auschwitz nie verlassen«: Überlebende des Konzentrationslagers berichten – Ein SPIEGEL-Buch (Deutsch) Gebundene Ausgabe – 21. September 2015; von Susanne Beyer (Herausgeber), Martin Doerry  (Herausgeber)

Ich danke Chabad für das passende Bild zu meinem Beitrag und lege meinen Leserinnen und Lesern ans Herz, diese jüdische Arbeit in Deutschland zur Stärkung jüdischen Lebens mit Spenden zu unterstützen.
https://www.synagoge-karlsruhe.de/parshah/article_cdo/aid/3700809/jewish/Vernnftiger-Auftraggeber.htm
https://www.synagoge-karlsruhe.de/templates/articlecco_cdo/aid/445142/jewish/Chabad-in-Karlsruhe-Baden.htm

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