als Predigttext vorgeschlagen für So, d. 16.07.2023
1 Jetzt aber, so hat ER gesprochen, dein Schöpfer, Jaakob, dein Bildner, Jissrael, בֹּרַאֲךָ יַעֲקֹב וְיֹצֶרְךָ יִשְׂרָאֵל fürchte dich nimmer, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich mit Namen berufen, du bist mein. 2 Wenn durchs Wasser du ziehst, bin ich mit dir, durch die Ströme, sie überfluten dich nicht, wenn quer durchs Feuer du gehst, verbrennst du nicht, und die Lohe, sie sengt dich nicht an. 3 Denn ICH bin dein Gott, der Heilige Jissraels ist dein Befreier. Als Deckung für dich gebe ich Ägypten, Äthiopien und Sseba statt deiner. 4 Dessen wegen, daß du teuer bist in meinen Augen, ehrenwichtig bist und ich selber dich liebe, gebe ich Menschen statt deiner, Nationen statt deiner Seele: 5 fürchte dich nimmer, denn ich bin mit dir. Von Aufgang lasse ich heimkommen deinen Samen, von Abend bringe ich dich zuhauf, 6 ich spreche zum Norden: Gib her! und zum Süden: Umhafte nimmer, laß kommen meine Söhne von fern, meine Töchter vom Erdenrand, 7 alles, was mit meinem Namen gerufen ward, – zu meiner Ehre habe ich es erschaffen, es gebildet, ja, es gemacht!
Gott spricht zu Seinem Volk Israel, das sich noch im Exil befindet, dessen Ende jedoch bevorsteht! Jetzt עַתָּה ata – in diesem speziellen Augenblick – spricht Gott, dass ER Jaakob neu schuf. ER machte aus ihm eine neue Schöpfung wie am Anfang, eine Schöpfung aus dem Nichts, neu und rein, denn hier wird das Wort wie bei der Erschaffung der Welt benutzt: ברא bara = schaffen aus dem Nichts.
Jaakob, der 3. Stammvater, der Sohn Jizchaks, der sich den Erstgeburtssegen erschlich, weil Gott es seiner Mutter Rebekka vorhergesagt hatte. Jaakob, der dem Lügenwirken seines Schwiegervaters begegnete und schließlich zum Streiter für Gott wurde.
Gott „bildet dich erzieherisch für deine Bestimmung als Israel aus.“[1], denn hier steht das Verb יֹצֶר = jazar = bilden, gestalten.
Der Name Israel, bei dem Gott Sein Volk ruft, muss ständig „errungen“ werden. Jaakob musste in den Namen hineinwachsen und später seine Nachfahren, das Volk Israel. Dieses Volk hat eine Aufgabe, nämlich ein Licht für die Völker zu sein, den Namen Gottes zu verherrlichen, indem es die Gebote der Tora einhält. Es führt einen Namen, der es mit Gott verbindet, einen Namen mit der Schlusssilbe „אל el“ für Elohim אֱלֹהֶים = Gott.
„… in dem Moment, da Gott sich anschickte, sie zu erlösen, nannte ER das Volk selbst mit dem Namen „Israel“ und gab ihm als solches die Bestimmung „Jisra-El“, für die Anerkennung der Herrschaft Gottes in der Menschheit zu wirken.“[2]
Mit dieser engen Verbindung macht Gott das Volk unsterblich, weshalb es nichts zu fürchten hat.
Gott setzte durch das Exil Sein Volk den nötigen Konsequenzen aus, damit es seine wahre Berufung einsähe und seine Fehler bereute. Doch jetzt ist der Zeitpunkt für Gott gekommen, Sein Volk völlig erneuert wieder in seine Berufung einzusetzen. Trotz aller Not und Leidenserfahrungen braucht Israel sich nicht zu fürchten, denn Gott hat es erlöst.
Jaakob selbst erfuhr Erlösung, denn Gott stellt Seine Engel immer wieder um den Stammvater. Jaakob weiß um diese Rettung und Erlösung während seines ganzen Lebens, und im Besonderen, als Esau ihm nach dem Leben trachtete. Am Jabbok rang er mit einem Engel – und wurde erlöst von seiner Angst und vom Hass seines Bruders.
Gen. 48,15 Dann segnete er Jossef und sprach: Der Gott, vor dem einhergingen meine Väter, Abraham und Jizchak, der Gott, der mich weidet, seit ich wese, bis auf diesen Tag, – 16 der Bote, der mich aus allem Übel erlöste, segne die Knaben! gerufen werde in ihnen mein Name und der Name meiner Väter, Abraham und Jizchak! fischgleich mögen sie wachsen zur Menge im Innern des Landes!
Den letzten Vers beten wir täglich, um heute unsere Kinder zu segnen.
Gott erlöst mit Seiner starken Hand und Seinem ausgestreckten Arm auf Seine wunder-bare Art und Weise. Mal rettet ER aus einer trockenen Zisterne und durch den wundersamen Aufstieg eines Totgeglaubten vor dem Welthunger (Jossef), mal bewegt ER eine ganze Nation dazu, ihre Sklaven ziehen zu lassen und spaltet für Sein Volk sogar das Meer (Ägypten). ER tut es, denn dieses Volk Isra-El ist Sein Volk! Gott hat sich diesem Volk verpflichtet, und das Volk ist IHM verpflichtet durch die Tora und deren Werte und Gebote, die eine Verbindung zwischen Gott und Seinem Volk herstellen. Mizwa מִצְּוָה =Gebot von צוה = zawa meint „Verbindung“.
Israel hat die Erfahrung gemacht, dass Gott es im Wasser rettete, das die Fluten es nicht ertränken konnten, sondern den Feind. Genauso wird es die Erfahrung machen, dass es im Feuer geschützt ist.
Dazu schreibt Raschi:[3] „Du wohntest unter den Ägyptern und den Heiden (Völkern), zahlreich wie die Wasser eines Flusses, und sie konnten dich nicht besiegen, um dich zu vernichten. In der Zukunft [wird es heißen]: „Denn siehe, die Sonne kommt und brennt wie ein Ofen“ (Maleachi 3:19), denn ich werde die Sonne über den Bösen brennen lassen, „und die kommende Sonne wird sie verbrennen.“ Auch dort sollst du nicht verbrannt werden.“
Schon Abram sah in einer Vision einen rauchenden Glutofen, der ihm Angst machte. Aber Gott ermutigte ihn und versprach ihm, dass seine Nachfahren zwar durch die Hitze von Hass und Neid würden gehen müssen, dass sie aber zur Verherrlichung Seines großen Namens würden wieder zurückkommen in das Land, dass Gott Abram versprochen hatte. Darin war ein anderes Versprechen beinhaltet, dass nämlich Abram wirklich würde Nachkommen haben.
Durch wie viel Hitze des Hasses gingen die Kinder Israel bis heute! Doch Gottes Versprechen hat Bestand: Sein Volk kam zurück in seine Heimat! ER, der Ewige und Allmächtige, der Vater Israels bleibt der Erlöser Seiner Kinder! Für ihre Erlösung, für ihre Auslösung ist ER bereit, Völker zu geben.
„Und sie waren dein Lösegeld, denn ihre Erstgeborenen starben, und du, mein erstgeborener Sohn, obwohl du die Vernichtung verdientest, wie es in Hesekiel (20:8) heißt: „Und ich dachte daran, meinen Grimm über sie auszugießen … in das Land Ägypten.“ schreibt Raschi in seinem Kommentar.
Trotzdem erwies ER sich denen gegenüber als treu, die den Bund mit IHM geschlossen hatten.
„… durch Meine Tora heilige ich dich und durch die Gestaltung deines Geschicks. … Ich läutere dich und erhalte dich. So, als du zum Volk erst gehen solltest, bestimme Ich Mizraiim zum … eisernen Schmelztiegel, der dich zu reinigen und zu läutern hatte von dir anhaftenden Fehlern und Untugenden.“[4]
Gott läuterte Sein Volk, nicht, weil ER es verworfen hätte! Das Gegenteil ist der Fall, denn wenn Edelmetalle dem Feuer ausgesetzt werden, soll ihr reiner Wert das Endprodukt sein. So hat Gott Sein Volk aus lauter Liebe geläutert.
Seine Liebe wollte es „zu solch sittlicher Höhe emporheben […], dass die Allmenschheit zu dir emporblicke, um durch das Beispiel, welches du gibst, zu lernen, …“[5]
Das Exil vertrieb Israel bis an die vier Enden der Erde. Von überall wird Gott sie zurückholen und das Exil ein für alle Mal beenden. Es gibt keinen Ort, an den der Ruf Gottes nicht gelangt. Es gibt keinen Ort, der Gott verborgen ist, siehe Psalm 139.
Die Himmelsrichtungen müssen Gott gehorchen. Sei es der Osten, in dem alles begann, in dem das erste Licht des Tages erstrahlt, er muss Abrahams Nachkommen herausgeben. Auch vom Westen, vom Untergang der Sonne, führt ER die Versprengten zurück. Dem dunklen Norden und dem heißen Süden erlaubt Gott nicht, die Rückkehr Seiner Kinder zu behindern. Söhne und Töchter, Männer und Frauen in gleichberechtigter Folge, kehren miteinander heim. So sieht Gottes Erlösung aus! ER spricht nur ein Wort, und keine Macht der Welt hält die Heimkehrenden auf, denn zur Ehre Gottes ist er geschaffen!
So wie Raschi sagt:
„Alle Gerechten, die nach meinem Namen genannt werden, und jeder, der zu meiner Ehre geschaffen wurde, den habe ich geformt, ja, ich habe ihn geschaffen. ICH versorgte ihn mit allem, was für ihn nötig war, und ich bereitete alles vor. Das heißt, obwohl sie Exil und Schwierigkeiten erlebten, bereitete ich für sie alles Notwendige für ihre Erlösung vor.“
Wer von Gott bei seinem Namen gerufen wird, hat nichts zu fürchten und kann sich der Erlösung gewiss sein.
[1] Julius Hirsch, Das Buch Jeschaja, Verlag Morascha Basel 2019, S. 454
[2] Ebd. S. 455
[3] Raschi-Kommentar engl. https://www.chabad.org/library/bible_cdo/aid/15974/showrashi/true
[4] Ebd. S. 455
[5] Ebd. S. 456
Ein segensreicher Text, für die Ewigkeit. Dazu brauchen wir einen langen Atem. Viel Vertrauen. G’ttvertrauen. Eingebunden sein in SEINEM SEIN, der ER DA-SEIN wird.