Schabbat Ki Tisa 18. Adar I 5782, 19. Febr. 2022
Drei Jahre herrscht Hungersnot in Israel, weil Gott keinen Regen fallen ließ. Nun begegnet König Achab erstmalig wieder Elijahu, den er für das Verderben in Israel verantwortlich machen will. Doch nicht Elijahu trägt die Schuld an der Hungersnot, sondern der König und sein Haus, alle Götzendiener Israels. An erster Stelle steht Isebel, die sogar Propheten Gottes umbringen ließ.
König Achab läßt auf Elijahus Anordnung hin ganz Israel auf den Berg Karmel kommen, „samt den 450 Baalspropheten und den 400 Propheten der Aschera, die vom Tische der Isebel essen.“
Zweimal kommt die Zahl 400 vor. Die 4 weist auf die universelle Bedeutung dieses Ereignisses hin. Die Quersumme 9 zeigt, dass eine Neugeburt ansteht. Eine Geburt ist ein schmerzhafter Prozess mit einem meist guten und freudigen Ausgang.
Elijahu ist bereit für die Begegnung mit Israel, das durch Königin Isebel zum Götzendienst verführt wurde. Nun ist es unentschieden. Es kennt Gott, aber es sucht Sicherheit durch sein synkretistisches Verhalten. Anstatt dem Einen und barmherzigen Gott zu dienen, opfert es zusätzlich dem Baal und der Astarte. Darum ruft Elijahu eindringlich:
1.Kö. 18,21 Bis wann noch wollt ihr auf den zwei Ästen hüpfen?! Ist ER der Gott, geht ihm nach, ists der Baal, geht ihm nach! Sie aber, das Volk, hatten nichts zur Antwort zu reden.
Wir würden sagen: Wie lange wollt ihr zwischen zwei Stühlen sitzen? Warum könnt ihr euch nicht entscheiden? Wie lange hüpft ihr hin und her wie kleine Kinder? Wie lange wollt ihr die Grenze zwischen zwei Gottheiten überspringen?
In dem Verb פֹּסְחִים pos’chim = hüpfen steckt auch das Verb פָּסַח passach = überspringen von Pessach. Hier findet ein ungutes Pessach statt, denn sie überschreiten eine Grenze, die Gott in der Tora verbietet. Wer auf die andere Seite will, der soll das tun, aber Gott ist nicht mit einer Ersatzrolle einverstanden, nicht mit der zweiten Wahl. Darin steckt offensichtlich Zwei-fel am mächtigen Gott Israels, der Seine Kinder aus Ägypten führte und ihnen ein Pessach zur Befreiung schenkte.
„Wenn du Zweifel hast“, so sagt Elijahu, „dann an Baal und Astarte und allen Götzen, und dann wende dich mit ganzem Herzen dem Einen Gott zu.“
Das Volk bleibt die Antwort schuldig, selbst nach der langen Zeit der Hungersnot.
Gegen die Zwei-fel der Israeliten zeigt Elijahu seinen Einsatz für Gott. Indem er allein den feindlichen Kündern gegenübersteht, steht er auch als einziger dort. Einzig und allein mag sich auch Gott fühlen, der von Seinem Volk an die Götzen verraten wurde. So bezeugt Elijahu die Einzigkeit Gottes und Seine Verletztheit.
1.Kö. 18,22 Allein ich bin als Künder IHM überblieben
Gott sei Dank sind noch mehr von den Kündern Gottes übriggeblieben, mindestens die 100 Männer, die Obadjahu versteckte und versorgte (1.Kö. 18,4). Auch 100 bezeugt Gottes Einheit, die Einzigkeit des Schöpfers des Himmels und der Erde. Aber diese Geretteten hat Elijahu nicht im Blick, den in dieser Auseinandersetzung weiß er sich allein auf Gott geworfen. Außerdem führt er den Israeliten vor Augen, dass sie mit schuldig sind am Tod der Gottesmänner.
Elijahu nimmt zwei Stiere, die den Zweifel ausdrücken. Die Gruppe der Baalspropheten soll sich einen Stier auswählen, den anderen wird Elijahu zerteilen. Er fordert eine Entscheidung schon durch die Eins heraus: Nur einer kann Gott sein, nicht zwei! Aber auch jetzt können die Angesprochenen sich nicht entscheiden, denn sie nehmen den Stier, der ihnen gegeben wird. (1.Kö.18,26)
Raschi erzählt in seinem Kommentar einen Midrasch:
„Einer der Stiere entschlüpfte ihnen, damit er nicht dem Götzen angeboten würde. Er entkam unter dem Rock von Elias Umhang. Elia sagte zu ihm: Geh! Durch euch beide wird der Allgegenwärtige geheiligt.“
Kommentar Raschi
Aus der Tora kennt Elijahu seinen Gott als einen eifernden und feurigen Gott, darum wird ER in dieser brenzligen Situation selbst durch das Feuer für das Minchaopfer antworten.
Gott zeigte sich Abram mit Feuer und Rauch beim Bund zwischen den Fleischstücken (Gen. 15,17),
ER strafte Sodom und Gomorra mit Feuer und Schwefel (Gen. 19),
ER erschien Mosche im Feuer des brennenden Dornbusches (Ex. 3,2),
ER strafte die Ägypter mit Hagel, Donner und Feuer (Ex. 9,23f).
Das Feuer brannte auch auf dem Altar und war ein heiliges Feuer. Doch als Aarons Söhne ein ungehöriges Feuer brachten, starben sie im Feuer vom Himmel (Lev. 10,2).
Genauso erging es der Rotte Korach und 250 Männern, die Gott ein unlauteres Opfer brachten (Num. 16,32-35).
Neben all diesem strafenden Feuer war Gott als ein gutes, schützendes Feuer um Israel her, denn bei Nacht begleitete ER sie als Feuersäule, tagsüber als Wolkensäule (Ex. 13,21f)
Mit dieser Feuersäule hielt er die Feinde Seines Volkes ab und verwirrte sie (Ex. 14,24)
Die Tora übergab ER an Mosche im Feuer (Ex. 19,18).
Feuer ist ein Zeichen der Reinigung, denn das Alte wird verbrannt zu Asche. Und es ist ein Zeichen für Gottes Heiligkeit. So wusste Elijahu, was er erbat, als er sagte:
1. Kö. 18,24 dann ruft ihr an eures Gottes Namen, ich aber, ich rufe SEINEN Namen an, so soll es sein: der Gott, der mit Feuer antwortet, er ist der Gott. Alles Volk antwortete, sie sprachen: Gut ist die Rede.
Nun gibt es ein – im wahrsten Sinne des Wortes – Heidenspektakel auf dem Karmel, dem eigentlich fruchtbaren Weinberg Gottes. Die Baalspriester verletzen sich sogar selbst, um vom Baal eine Antwort zu bekommen. Solche Praktiken lehnt der Gott Israels rigoros ab. ER hat den Menschen als unversehrtes Wesen geschaffen, und diese Unversehrtheit darf nicht mutwillig zerstört werden!
Zu den üblichen Gebets- und Opferzeiten am Morgen und Mittag finden die Baalspriester keine Erhörung. Diese Opfer und diese Prozedur sind Gott ein Greuel. IHN interessiert kein Minchaopfer, das am Nachmittag geopfert wird. Gott sagt durch den Mund der Propheten in unterschiedlichen Worten:
Amos 5,22 ja, wenn ihr mir Hochgaben darhöht und eure Hinleitspenden, schätze ichs nicht zugnaden, eurer Mastochsen Friedmahl blicke ich nicht an.
Darum hat ER auch an den Opfern der Baalspriester und der Zweifler kein Gefallen. Der Baal konnte nicht antworten, denn er hat weder Augen, Ohren noch Mund – und Gott tat es nicht.
Elijahu beginnt vor den Augen des Volkes mit Heilung: Er heilte וַיְרַפֵּא wa’jerape den zerbrochenen Altar Gottes. Damit sieht er Gottes Schmerz über die Untreue Seines Volkes. Indem er die Anzahl Steine gemäß der Anzahl der Stämme Israels nimmt, spricht er ein wichtiges Programm aus:
„Israel, du Kämpfer Gottes! Jetzt ist es an der Zeit, dass du FÜR deinen Gott kämpfst!“
Elijahu erinnert das Volk an die Umbenennung Jakobs, der in seine Rolle als dritter Stammvater und als Gotteskämpfer, als Kämpfer mit Gott oder als Kämpfer für Gott hineinwachsen musste und durfte. Dessen soll sich das Volk Israel bewusst sein: Sein Name ist Programm!
Schließlich lässt Elijahu 3×4 Eimer Wasser über das Opfer gießen, insgesamt 12 Eimer, so viel wie die Anzahl der Stämme. Er verdeutlicht damit die universale Bedeutung dieser Handlung, denn wenn Götzen und Götzdiener von der Welt verschwinden, hat das weitreichende Gültigkeit. Drei zeigt uns, dass eine Transformation ansteht. Die eine Rinne, die Elijahu füllen lässt, um die Kraft Gottes umso eindrucksvoller zu demonstrieren, verweist uns aus den Einen Gott.
1.Kö. 18,36 Es geschah, da man die Hinleitspende darhöht: Elijahu der Künder trat herzu, er sprach: DU, Gott Abrahams, Jizchaks und Jissraels, heute werde erkannt, daß du Gott in Jissrael bist und ich dein Knecht bin und aus deiner Rede all dieses tat, – 37 antworte mir, DU, antworte mir, sie sollen erkennen, dieses Volk, daß DU der Gott bist und du selber ihr Herz zurückgewandt hast..
Elijahu tritt vor Gott zur Zeit des Minchaopfers und ruft zu dem Einen Gott der drei Patriarchen, wobei er Jakob wiederum Israel nennt. Ziel dieses ganzen Spektakels ist es, dass Israel den wahren Gott erkennt! Dieses Anliegen trägt er zweimal vor. Erst in nachgeordneter Linie führt Elijahu seine Berufung an. Das Volk Israel wird gleichzeitig erkennen, dass Gott ihre Herzen zurückwandte zu IHM. Nur ER hat den Zugriff auf die verwirrten und ungehorsamen Herzen. Auch Gott heilt Sein Volk vom Ungehorsam, wie der Prophet Jeremia sagt:
Jer. 3,22 Kehret um, abgekehrte Söhne, ich will eure Abkehrungen heilen.
Als nun endlich das Feuer Gottes vom Himmel fällt und das Opfer mitsamt dem Wasser aufleckt, ist das Volk überwältigt und überzeugt:
1.Kö. 18,39 Alles Volk sahs, sie fielen auf ihr Antlitz, sie sprachen: ER ist der Gott, ER ist der Gott!
Gott mag Synkretismus nicht. Wir können uns nicht vor Unglück schützen und versichern, indem wir zwei Herren dienen. Im Unglück oder Schmerz die Hand Gottes zu sehen, ist tröstlicher, als unentschlossen an vielen Stellen Antworten zu suchen. Gott hat uns geschaffen, damit wir mit IHM Gemeinschaft haben. Alles andere außer IHM stellt unser Vertrauen auf die Probe. Aber wie heilsam, wie gut und richtig ist es, dem wahren und wahrhaftigen Gott zu dienen und IHM zu vertrauen. Auf den barmherzigen Gott und Vater sein Vertrauen zu setzen, ermöglicht die Umkehr, wenn wir uns verrannt haben, wenn die Angebote unserer verwirrten Zeit uns in die Irre führten.
Wir müssen uns dringend gegen jede Art von Götzendienst entscheiden, denn: ER ist Gott!