Daniel 9,4 ff vorgeschlagen für Sonntag, d. 9. Mai 2021

Das Gebet Daniels
9,4 Ich betete zu IHM, meinem Gott, ich bekannte und sprach: »Ach doch, mein Herr, großer und furchtbarer Gott, wahrend den Bund und die Huld denen, die ihn lieben und seine Gebote wahren! 5 Wir haben gesündigt, wir haben uns verfehlt, wir haben gefrevelt, wir haben uns empört, sind abgewichen von deinen Geboten und von deinen Rechtsgeheißen,
9,16 mein Herr, all deinen Bewährungen gemäß kehre sich doch dein Zorn und deine Glut ab von deiner Stadt Jerusalem, dem Berg deiner Heiligung, denn durch unsre Sünden und durch die Verfehlungen unsrer Väter sind Jerusalem und dein Volk zum Spott worden für alles rings um uns her. 17 Jetzt aber höre, unser Gott, auf das Gebet deines Knechts und auf sein Gunsterflehn und lasse dein Antlitz leuchten über dein Heiligtum, das verstarrt ist, um meines Herrn willen, 18 neige, mein Gott, dein Ohr und höre, öffne deine Augen und sieh unsre Starrnisse an, die Stadt, über der dein Name gerufen ist! Denn nicht auf unsere Bewährungen hin lassen wir unser Flehn vor dich fallen, sondern auf dein großes Erbarmen hin. 19 Mein Herr, erhöre! Mein Herr, verzeih! Mein Herr, vernimm und tu! Säume nicht, um deinetwillen, mein Gott, denn dein Name ist über deiner Stadt und über deinem Volke gerufen!«

Übersetzung Martin Buber/ Franz Rosenzweig

Welch ein wunderbares Gebet des Daniel, das wert ist, in voller Länge gelesen zu werden. So ist es zumindest bei Juden üblich, ganze Kapitel oder Einheiten zu lesen, weil nur so der Zusammenhang klar wird.

Daniel, der als junger Mann von Nebukadnezer mit seinem Volk verschleppt nach Babel wurde, hat eine enge Beziehung zu seinem Gott durch das Gebet. Seine Weisheit bekannte Nebukadnezer mit den Worten:
Dan. 2,47 Der König hob an zu Daniel, er sprach: »Wahrheit ists, daß euer Gott der Gott der Götter ist und der Herr der Könige und der Offenbarer der Geheimnisse, da du dieses Geheimnis zu offenbaren vermocht hast.«
Schon zu Anfang des Exils hatte Daniel auch den Zusatznamen Beltschazar durch den Oberen der Kämmerer bekommen (Dan. 1,7), was einer Kompromittierung gleichkam, denn der Name bedeutet: „Die Weisheit des Bel“. Daniel aber wusste sehr wohl, dass seine Weisheit von Gott, dem Höchsten, kam.
Erst in Kapitel 4, am Ende seiner Regierungszeit, erkennt Nebukadnezer endgültig durch das Zeugnis und die Weisheit Daniels den Einen Gott an: Dan.4,34 Jetzt lobe und erhöhe und verherrliche ich, Nebukadnezar, den König des Himmels, dessen Waltungen alle Wahrheit sind und dessen Wege Gerechtigkeit, und die im Hochmut einhergehn, vermag er zu niedern.

Daniel דָּנִיֵּאל, Gott ist mein Richter, ist sehr aufmerksam auf die Worte der Propheten. Im 1. Jahr des neuen Machthabers Darius wird ihm erneut bewusst, was Jeremia angekündigt hatte. Hier findet im Buch Daniel ein Rückgriff statt, denn drei Kapitel vorher erfahren wir schon von diesem 62jährigen Perserkönig.
Zwei Mal lesen wir vom 1. Jahr der Herrschaft des Darius, was von Bedeutung ist, denn Zahlen erzählen. Wenn das erste Regierungsjahr im Vordergrund steht,- vor allem nach seiner Einführung in Kap. 6,- ist das ein Hinweis, dass Daniel eine neue Ausrichtung auf den Einen Gott vornimmt. Er nimmt Sein Wort neu wahr, auch wenn er es schon zum x-ten Mal gelesen hat.
Jer. 25,11 zur Ödnis, zur Starre soll werden all dieses Land, dienen sollen diese Stämme dem König von Babel siebzig Jahre.
Jetzt löst diese Prophetie Resonanz in ihm aus. Jetzt wendet er sich an den Einen mit ganz neuem Elan, denn er hat den Eindruck, dass sich die 70 Jahre des Exils bald ihrem Ende zuneigen.

70 ist die Zahl der Vollkommenheit in dieser Welt, sowie der 7. Tag die Schöpfung vervollkommnete. Die 7 steht in Verbindung mit dem Multiplikator 10, der wiederum auf das doppelte Eingreifen Gottes hinweist. 2×5=10, zweimal die fünf Finger an jeder Hand Gottes, die eingreifen und Hilfe schaffen.

Daniel praktiziert das Gebet, so wie es das hebräische reflexive Verb beten lehitpalel לְהִתְפַּלֵּל meint: mit sich ins Gericht gehen, sich einer kritischen Selbstbeurteilung unterziehen. Nicht als erstes Bitten an Gott richten, er möge Krankheit, Armut, Exil wegnehmen, sondern seine eigene Verantwortung im Leben ehrlich ansehen.

Daniel betet zu dem großen und furchtbaren Gott, obwohl er um dessen Vatergüte weiß. Jetzt aber ist Gott zornig, und das zurecht. Daniel hat keine Angst, IHM sein Gesicht zuzuwenden, denn er will ehrliche Bilanz vor dem höchsten König ziehen, nachdem ein neuer, weltlicher König sein Amt angetreten hat und der Umbruch vom babylonischen Reich zum persischen Reich eintritt. Es wird ein Wendepunkt in der Geschichte des Exils werden, denn zum persischen Reich gehört auch König Cyrus. Er wird den Juden viel Freiheit geben, auch die Rückkehr ermöglichen, dass sich die Mehrheit der Juden sich wohl fühlte und blieb. So entstanden auf dem Boden des Babylonischen Exils ein Ort jüdischer Gelehrsamkeit und später die geistige Brutstätte des weltberühmten Babylonischen Talmuds, der den Palästinischen Talmud bei weitem überflügelt.

Daniel kommt in seinem Gebet sofort zur Sache: Wir alle haben gesündigt und dein Wort missachtet, wir alle, König, Obere und alles Volk, zu denen die Propheten Gottes redeten. Alle waren sie gewarnt, denn in der Tora des Mose stand schon alles Schwarz auf Weiß. Ob es die Fluchworte auf dem Berg Ebal sind oder die mahnenden Wort Mose in
Dtn. 30,15 Sieh, gegeben habe ich heuttags vor dich hin das Leben und das Gute, den Tod und das Böse, 16da ich heuttags dir gebiete, IHN deinen Gott zu lieben, in seinen Wegen zu gehn, seine Gebote, seine Satzungen, seine Rechtsgeheiße zu wahren: leben wirst du, wirst dich mehren, ER dein Gott segnet dich in dem Land, wohin du kommst es zu ererben. … 19 Zu Zeugen habe ich heuttags gegen euch den Himmel und die Erde genommen, das Leben und den Tod habe ich vor dich hin gegeben, die Segnung und die Verwünschung, wähle das Leben, damit du lebst, du und dein Same: 20 IHN deinen Gott zu lieben, auf seine Stimme zu hören, an ihm zu haften, denn das ist dein Leben und Länge deiner Tage beim Siedeln auf dem Boden, den ER deinen Vätern, Abraham, Jizchak, Jaakob, zuschwor ihnen zu geben. Lauschet, ihr Himmel

Gott spielte immer mit offenen Karten. Besonders Götzendienst bedeutete einen Bruch in der Beziehung mit Gott, denn der Götzendienst schadet ja den Menschen, nicht Gott! Menschen begeben sich in die Hände von Scharlatanen, von Statuen aus Holz und Stein, die nicht hören, geschweige denn helfen können. Wenn Seine Kinder sich in den Machtbereich solcher Lügen begeben, stehen sie außerhalb von Gottes Segen. Gott will dann nichts mehr für Seine Kinder tun. Das ist die Bedeutung von Fluch, es ist der Entzug des Segens, ein Vakuum, das dann entsteht. Vergleichbar ist es in etwa, ob ich mich entscheide, in einer Diktatur oder einem freien Land zu leben. Ich kann nicht von einem Diktator die Vorzüge der Freiheit verlangen. In wessen Machtbereich begebe ich mich? Gott kann, aber ER will nicht in den fremden Herrschaftsbereich eingreifen, für den ich mich entschieden habe. „Gott führt dich auf dem Weg, auf dem du dich entschieden hast, zu gehen.“ – Sowohl ins Verderben als auch ins Gedeihen. (Babylonischer Talmud, Traktat Makot, Blatt 10, S.2)

An Daniels Gebet können wir uns ein Beispiel nehmen, denn wie oft machen wir Gott für Krankheiten, Katastrophen oder Rückschläge verantwortlich. Wir sollten im Gebet zuerst mit uns ins Gericht gehen. Wo waren wir oberflächlich, haben Gottes Wort nicht mehr ernst genommen? Wo sind wir lieblos oder gedankenlos mit unserem Nächsten umgegangen? Waren uns Profit und Vergnügen wichtiger als die Zeit, die jemand gebraucht hätte, um sich auszusprechen? Welche Werte gelten heute in der Wirtschaft, in Betrieben? Wer hat da eine Chance? Haben wirklich Alleinerziehende eine Chance oder stören sie, weil sie auch auf die Bedürfnisse ihrer Kinder achten? Wie steht es um Lohndumping und die Situation von Saisonarbeitern? Wie um den Wert von Pflegeberufen gegenüber Fußballern? Wie um die Fremden in unseren Toren?
Wir haben viel, womit wir vor Gott aufräumen könnten. Vielleicht sollten wir das wie Daniel tun, bevor wir Gott unsere Coronalage und Coronamüdigkeit vortragen. Vielleicht dürfen wir noch etwas lernen, damit nicht einfach alles wird wie vorher.

König David musste am Ende seiner Regierungszeit einsehen, dass er mit seinem Tun verantwortlich war für eine schwere Seuche. Er entschied sich, nicht in Menschenhand fallen zu wollen, da Gottes Barmherzigkeit größer und zuverlässiger ist:
2.Sam. 24,10 Aber Dawids Herz schlug ihn, nachdem er das Volk gezählt hatte Dawid sprach zu IHM: Ich habe sehr gesündigt in dem, was ich tat, jetzt aber, DU, lasse doch den Fehl deines Knechts vorbeigeschritten sein, denn ich war sehr betört. … 15 Da gab eine Pest ER über Jissrael vom Morgen bis an die bestimmte Frist, sterben mußten vom Volk, von Dan bis Berscheba, siebzigtausend Mann.

In der Lesung für diesen Gottesdienst (Ex. 32,7-14) geht es um den Bau des goldenen Kalbes, das Gott sehr erzürnte. Mose betet zu Gott und erinnert IHN an Seine Versprechen gegenüber den Erzvätern Abraham, Isaak und Jakob. Sollte Gott wortbrüchig werden? Außerdem hatte ER Sein Volk unter spektakulären Begebnissen aus Ägypten geführt. Sollen sich jetzt die Völker ins Fäustchen lachen, dass Gottes Volk nun in der Wüste untergeht? Gottes Name steht doch auf dem Spiel! Mose geht sogar noch weiter. Nachdem er ohne Umschweife die Sünde des Volkes eingestand, bietet er sein Leben für das Leben des Volkes.
Ex. 32,32 Nun aber, wenn du ihre Versündigung trügst – ! Und wenn nicht, wische mich denn aus deinem Buch, das du geschrieben hast!

Gott lässt mit sich reden; ER ist barmherzig, jedoch müssen nach der Sünde des goldenen Kalbs 3000 Mann sterben, diejenigen, die Gott als Schuldige ausgemacht hatte. Gott ist gnädig und gerecht. Wer keine Umkehr leistet, keine Einsicht in sein Fehlverhalten hat, der wird zur Rechenschaft gezogen. Das ist im AT und NT gleich, denn auch Jesus spricht für die Uneinsichtigen von „Heulen und Zähneklappern“.

Wir sehen bei Mose und Daniel, was Gebet bedeutet und was aufrichtiges Gebet bewirkt. Wir müssen unsere Konsequenzen tragen, ob heute oder damals, ob durch Corona oder das Unglück von Meron oder von Duisburg vor 11 Jahren. Menschliches Versagen ist schrecklich, aber es gibt Entlastung und Neuanfang im aufrichtigen Gebet.

So beten Juden heute noch jeden Morgen mit ähnlichen Worten wie Daniel:
Meister aller Zeiten! Nicht auf unsere Verdienste gestützt schütten wir unsere Gewährungsbitten vor Dir aus, sondern gestützt auf Dein großes Erbarmen. Was sind wir, was ist unser Leben, was unsere Liebe, was unsere Gerechtigkeit, was unsere Hilfe, was unsere Kraft, was unsere Stärke! Was sollen wir vor Dir, Gott, unser Gott und unserer Väter Gott, sagen! Sind doch alle Helden wie nichts vor Dir und Männer von Namen als wären sie nie gewesen, und Weise wie ohne Wissen und Einsichtige wie ohne Verständnis. Denn die Masse ihrer Taten ist Unding, die Tage ihres Lebens sind nichtig vor Dir und der Vorzug des Menschen vor dem Tier ist verschwunden, denn alles ist nichtig.

Birkat haSchacharit, Siddur Schma Kolenu S. 29

Wir dürfen Antwort auf unser Gebet erwarten. Auch Daniel bekam sie, aber später, als erwartet. Eines wird bei allen Gottesmännern deutlich, und an ihnen können wir uns ein Vorbild nehmen: Es ist gut, sich auf die Barmherzigkeit Gottes zu verlassen. Es ist entlastend, wenn wir nicht immer Schuldige für unsere Situation suchen, sondern vor Gott mit uns selbst ins Gericht gehen und eindeutige Bilanz ziehen.
So verstehe ich auch Paulus mit seiner Aussage:
1.Kor. 11,31 Denn wenn wir uns selbst richteten, würden wir nicht gerichtet werden; 

Wer das Kapitel im Ganzen liest, sieht, dass der Engel Gabriel, der Engel für endzeitliche Botschaften, zu Daniel kommt und ihm die Frage der Zahlen und der Zeit erklärt. In Gottes Augen ist Daniel ein Liebling, dem ER alles offenbaren möchte. Im Buch Daniel sind Aussagen der Endzeit wie die Erwartung des endzeitlichen Messias. Die Bibel könnte Namen nennen, tut es aber nicht, damit nicht ein Menschenkult entsteht. Solche gab es auch im Judentum, weshalb es sehr vorsichtig gegenüber solchen Aussagen ist. Immer gilt die Prämisse: „Das Friedensreich ist noch nicht angebrochen, also kann der Messias noch nicht da sein.“ Rabbi Akiba irrte sich in Bar Kochba, den er für den Messias hielt und im 17. Jh. irrten sich hunderte von Anhängern in Sabbatai Zwi. Im 18. Jh. hielt man Jakob Josef Frank für den Messias, dessen Bewegung bis ins 20. Jh. wirkte.  Darum lässt auch Daniel einen möglichen Namen weg.
Einer anerkannten, rabbinischen Auslegung nach wird hier Cyrus als Messias angenommen, weil dieser Perserkönig der Gesalbte Gottes ist.
Jes. 45,1 So hat ER gesprochen zu Cyrus, zu seinem Gesalbten: Den ich faßte an seiner Rechten, Stämme vor ihm niederzustrecken, öffnend der Könige Hüftgurt, Türen vor ihm zu öffnen, Pforten, daß sie sich nicht mehr schließen,

Wer auch immer am Ende der Tage der rettende Messias sein wird, bis dahin haben die Juden den Auftrag, ein Zeichen oder Licht für die Völker zu sein.
Jes. 10,11 Geschehn wirds an jenem Tag: der Wurzelsproß Jischajs, der als Banner der Völker (= le‘nes amim לְנֵס עַמִּים) steht, die Weltstämme suchen ihn auf, seine Ruhestatt ist ein Ehrenschein.
Jes. 62,10  – Zieht, zieht durch die Tore! bahnet dem Volke den Weg! dämmet, dämmet die Dammstraße auf! räumt die Steine hinweg! hebt ein Banner den Völkern (nes al amim –
נֵס עַל הָעַמִּים) zu!
Jes. 49,6 er sprach: Zu gering ists dafür, daß du mir Knecht wardst [Jissrael V3], zu erstellen Jaakobs Stäbe, die Bewahrten Jissraels umkehren zu lassen, – den Weltstämmen gebe ich dich zum Licht (le’or goyim
לְאוֹר גּוֹיִם ), daß meine Freiheit werde bis an den Rand des Erdreichs.

Das wird Israelsy Auftrag bleiben, bis Gott alle Seinen Gesalbten sehen lässt.

Zum Schluss noch eine rabbinische Geschichte aus dem Talmud, die uns lernen lässt, wie wir mit Katastrophen umgehen können:

Wer zuletzt lacht, lacht am besten

„Einst gingen Rabban Gamliel, Rabbi Jehoschua, Rabbi Elasar ben Asarja und Rabbi Akiba nach Rom. Sie hörten den Lärm des Getümmels der Großstadt schon von Puteoli, vierzig Meilen weit. Sie begannen zu weinen. Aber Rabi Akiba lachte.
Sie sagten zu ihm: Akiba, warum weinen wir, und du lachst?
Er sagte zu ihnen: Ihr, warum weint ihr?
Sie sagten zu ihm: Sollen wir nicht weinen, wenn die Heiden, die Götzendiener, die den Nichtsen opfern und vor Götzenbildern sich niederwerfen, in Ruhe und Sicherheit dasitzen, während wir und das Haus des Fußschemels unseres Gottes der Verbrennung durch Feuer preisgegeben sind und zur Wohnung für die Tiere des Feldes dienen?
Er sagte zu ihnen: Gerade deshalb habe ich gelacht. Wenn er denen so tut, die ihn ärgern, um wie viel mehr wird er tun denen, die seinen Willen tun?

Ein anderes Mal gingen sie nach Jerusalem hinauf. Sie gelangten zum Skopus und zerrissen ihre Kleider. Sie gelangten zum Tempelberg und sahen einen Fuchs aus dem Allerheiligsten herauskommen. Sie fingen an zu weinen, aber Rabbi Akiba lachte.
Sie sagten zu ihm: Akiba, immer setzest du uns in Erstaunen; denn wir weinen, und du lachst!
Er sagte zu ihnen: Und ihr, warum habt ihr geweint?
Sie sagten zu ihm: Sollten wir nicht *weinen über einen Ort, von dem geschrieben steht: ‚Wenn ein Unberufener sich daran macht, soll er getötet werden’ (4. Mose 1,51). Siehe, nun kommt sogar ein Fuchs aus ihm heraus! Über uns erfüllt sich: ‚Darob ist unser Herz krank geworden, darob sind unsere Augen trübe, dass der Berg Zion wüste liegt, dass Füchse darauf streifen’ (Klgl 5,17f.).
Er sagte zu ihnen: Gerade darum habe ich gelacht. Siehe, es heißt: ‚Und bestelle mir glaubwürdige Zeugen, Uria, den Priester, und Sacharja, den Sohn Jeberechjas’ (Jer 8,21). Und hat etwa Uria etwas zu schaffen bei Sacharja? Was sagte Uria? ‚Zion wird zum Acker gepflügt werden, und Jerusalem wird zum Steinhaufen werden, und der Tempelberg zur Waldhöhe’ (Jer 26,18). Was sagte Sacharja? ,So spricht der Herr der Heere: Noch kommt die Zeit, da Greise und Greisinnen wieder sitzen auf den Plätzen Jerusalems‘ usw. ‚die Plätze der Stadt sollen voll sein von Knaben und Mädchen, die dort spielen’ usw. (Sach 8,4f.).
Rabbi Akiba sprach: Siehe, da habe ich diese beiden Zeugen: Wenn die Worte des Uria sich erfüllen, dann erfüllen sich auch die Worte Sacharjas; und wenn die Worte Urias zunichte werden, dann werden auch die Worte Sacharjas zunichte. Ich habe mich gefreut, dass sich die Worte Urias erfüllt haben;  denn am Ende wird auch die Erfüllung der Worte Sacharjas kommen.
Und auf dieses Wort hin sagten sie zu ihm: Akiba, du hast uns getröstet! Akiba, du hast uns getröstet!“
(Midrasch Sifre zu Deuteronomium, § 43)

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