Ab Donnerstagabend, dem 10. Dezember, 25. Kislew, feiern wir 8 Tage lang das jüdische Lichterfest, das an ein Wunder im Tempel erinnert. Das Öl für den Tempelleuchter reichte nur noch für einen Tag, aber zur Tempeleinweihung nach der Reinigung des Tempels geschah das Wunder, dass das Fläschchen für 8 Tage reichte.
Gerne denken wir an solche Wunder und singen frohe Lieder zum Fest. Aber wie war die Zeit der Makkabäer, die im zweiten Jahrhundert v.d.Z. lebten und kämpften, wirklich? Es war eine grausame Zeit, da die Seleukiden die Herrschaft hatten. Zuerst waren sie den Juden noch wohlgesonnen, doch als sie selber unter den Druck der Römer gerieten, verboten sie die Tora-Gläubigkeit, die Beachtung der Tora-Gebote, den Schabbat, die Beschneidung. Die gläubigen Juden mussten in den Untergrund gehen, da sie mit dem Tod bedroht wurden. Der Tempel wurde verunreinigt, Schweine hineingetrieben und der heilige Ort anderen Göttern geweiht. Juden wurden gezwungen, Schweinefleisch zu essen. Den Todesstrafen gingen grausame Foltern voraus, die wir uns nicht vorstellen können. Es war nichts heimeliges, es gab kein Kerzenlicht, bei dem man hätte Zuflucht nehmen können. Man versteckte sich in den Höhlen Judäas, und wurde sogar dort oft noch gefunden.
Die Schilderungen dieser Zeit liegen nicht in hebräischen Dokumenten vor, sondern nur in den apokryphen, griechischen Schriften, die nicht zum Kanon der jüdischen Bibel gehören. Man kann im 2. Makkabäerbuch nachlesen, welchen Verfall des Glaubens es auch unter Juden gab, die mit dem Hellenismus sympathisierten, aber auch welche Märtyrer auf heroische Weise ihrem Gott die Treue hielten.
Eleaser zum Beispiel war bereits ein alter Schriftgelehrter, den man zum Schweinefleischessen zwingen wollte. Er wollte lieber ein gutes Vorbild sein und für seinen Gott sterben.
2. Makk. 6,30 Als sie ihn aber geschlagen hatten, daß er jetzt sterben sollte, seufzte er und sprach: Der Herr, dem nichts verborgen ist, der weiß es, daß ich die Schläge und großen Schmerzen, die ich an meinem Leibe trage, wohl hätte können umgehen, wo ich gewollt hätte; aber der Seele nach leide ich’s gern um Gottes willen. 31Und ist also verschieden; und hat mit seinem Tod ein tröstlich Beispiel hinterlassen, das nicht allein die Jugend, sondern jedermann zur Tugend ermahnen soll.
Auch Kapitel 7 gibt Einblick darein, wozu Menschen fähig sind, wenn Machtgier und Rechthaberei sie antreiben.
Judas Makkabäus nimmt den Kampf mit den Seleukiden auf, denn er vertraute Gott, der ihm helfen würde. 6000 Mann hatte er zusammengebracht. In dem Namen Makkabäer steckt das Akronym für „Wer ist Gottheit wie du“ – Mi kamocha Adonai – מִי אֵל כָּמוֹךָ
2.Makk. 8,2 Und sie riefen Gott an, daß er das arme Volk, welches von jedermann geplagt war, ansehen wolle, und sich erbarmen über den Tempel, welchen die gottlosen Menschen entheiligt hatten … 5 Und Makkabäus mit seinem Haufen plagte die Heiden wohl; denn der Herr ließ von seinem Zorn und ward ihnen wieder gnädig. … 24 Aber der allmächtige Gott stand ihnen bei, daß sie das ganze Heer in die Flucht schlugen, und viele wund machten und verstümmelten, und bei neuntausend erschlugen.
So ist das eigentliche Wunder, dass eine kleine Schar mutiger und gläubiger Menschen die Menge der Feinde besiegten. Daraufhin wurde der Tempel gereinigt und wieder eingeweiht, weshalb das Fest Chanukka = Einweihung heißt. Zu dieser Einweihung musste auch der siebenarmige Leuchter wieder jeden Tag brennen. Man fand ein Fläschchen mit Öl, das nur für einen Tag ausreichte, aber durch das Ölwunder 8 Tage reichte, bis neues, reines Olivenöl hergestellt werden konnte. Dieses Wunder finden wir nicht im biblischen Bericht, sondern im Talmud, wo die Anweisung für das Fest zu finden ist.
Wenn wir heute der mutigen und wenigen Makkabäer gedenken, die sich gegen die hellenistischen Juden durchsetzten, spüren wir, dass auch wir heute den Auftrag haben, Licht in die Welt zu bringen. In uns ist durch die Hoffnung auf den Ewigen vielleicht nur ein winziges Tröpfchen reinsten Öls, das aber ausreicht, die Funken der Hoffnung und des Lichts in diese von Corana beherrschte Zeit zu tragen.
Am Leuchter wird jeden Tag ein Licht mehr entzündet, bis am 8. Tag alle Kerzen brennen. Es soll heller werden in unserer Welt, besonders in dieser Corona Zeit. Wir sind gefordert, Gott zu bezeugen, der einer kleinen Gruppe von Menschen die Kraft und das Geschick gab, den großen Feind zu besiegen. Allein der Glaube und das Vertrauen auf den einen Gott helfen uns, standfest zu bleiben in Hoffnung und lichtvollem Handeln. Nicht umsonst heißt es, dass die Juden ein Licht für die Völker sein werden. Dass die Völker im Dunkeln und in der Finsternis wandeln, aber ein großes Licht sehen werden. Dass Gott das Leben hell macht.
Ps. 27,1 Ein Psalm Davids. Der HERR ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten! Der HERR ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen!
Chanukka mag so ein Lichterfest voll strahlender Leuchtkraft werden, indem selbst unsere kleinen Lichter leuchten lassen.
Jes. 60,1 Mache dich auf, werde licht! denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir.
Oft wird aus diesem Fest gerne Weihnukka gemacht, obwohl die beiden Feste nichts miteinander zu tun haben. Was man vergleichen kann, ist die unheilige, alltägliche Zeit, in der die Römer die Juden mit hohen Steuern und Auflagen in den Ruin treiben. Auch hier war die Zeit brutal. Von Weihnachtsatmosphäre und stiller Nacht war nichts zu erahnen.
Wussten Sie, dass auch Jesus Chanukka feierte?
Joh. 10,22 Es fand aber in Jerusalem das Fest der Tempelweihe statt; und es war Winter.
Maos Zur
Dieses Lied wird gesungen im Gedenken an all die Leiderfahrungen Israels und Befreiung daraus.
1. Dank
Zuflucht, Fels meiner Hilfe
Dich geziemt es zu preisen.
Gründe das Haus meines Gebetes,
und dort Dankopfer werden wir opfern.
Zurzeit wenn Du bereitest die Schlachtstätte (Strafe)
von dem Bedränger dem bellenden,
dann vollende ich mit Gesang
das Lied der Einweihung des Altares.
2. Ägypten
Von Leiden war satt meine Seele,
in Kummer meine Kraft war dahin.
Mein Leben hatten sie verbittert mir Härte,
durch die Knechtschaft des (König-)Reiches
des kalbgleichen, und durch Seine Hand
die große hat er hinausgeführt das Kleinod (auserwählte Volk)
das Heer von Pharao und all sein Nachkomme
sanken hinunter wie ein Stein in die Tiefe.
3. Babylonisches Exil
In das Innerste Seines Heiligtums hat er mich gebracht,
und auch dort bin ich nicht zur Ruhe gekommen
und es kam der Verfolger und hat mich fortgeführt,
weil Fremden (Göttern) hatte ich gedient,
und den Wein des Taumelns hatte ich getrunken
doch kaum war ich hinweggegangen,
(kam) das Ende von Babylonien durch Serubabel
am Ende von siebzig (Jahren) wurde mir geholfen.
4. Königin Esther
Zu fällen den Stamm der Tanne, (Zypresse, Eiche)
wollte der Agagi (Haman, Nachkomme Agags), der Sohn von Hamdatha
Und es wurde ihm zur Falle
und sein Hochmut wurde zurückgehalten.
Das Haupt des Binjamin hast Du erhoben
und des Feindes Namen hast Du ausgelöscht.
Die Menge seiner Söhne und seiner Güter
auf dem Baum hast Du gehenkt.
5. Seleukiden
Griechen versammelten sich gegen mich
Damals in den Tagen der Chaschmonaim (Hasmonäer)
und sie rissen ein die Mauern meiner Türme
und sie verunreinigten alle Öle.
Und von dem Rest der Krüge geschah
das Wunder den Rosen dem rosengleichen Volk.
Die Söhne der Einsicht, (d.h. die Weisen)
der Tage acht setzten sie fest Gesang und Jubel.
6. Messianische Zeit
Enthülle den Arm Deiner Heiligkeit
und bringe näher die endgültige Rettung.
Räche die Rache des Blutes Deiner Diener
von dem Staat dem schlechten,
denn es ist schon lange (erwartet)
von uns die Rettung und es ist nicht (abzusehen)
ein Ende für die Tage des Leidens.
Verstoße den Roten (Esau) in den Schatten der Hölle,
stelle auf uns der Hirten sieben.
Mehr zu Chanukka, dessen Bräuche und Bedeutung finden Sie hier:
https://www.synagoge-karlsruhe.de/holidays/chanukah/default_cdo/jewish/Hanukkah.htm