1948 kamen die Angreifer aus Gaza auf den Kibbuz Yad Mordechai zu
1. Joh. 2,7 Brüder, ich schreibe euch nicht ein neues Gebot, sondern ein altes Gebot, das ihr von Anfang an hattet; das alte Gebot ist das Wort, das ihr von Anfang an gehört habt. 8 Und doch schreibe ich euch ein neues (erneuertes) Gebot, was wahr ist in Ihm und in euch; denn die Finsternis vergeht, und das wahre Licht scheint schon. 9 Wer sagt, dass er im Licht ist, und doch seinen Bruder hasst, der ist noch immer in der Finsternis. 10 Wer seinen Bruder liebt, der bleibt im Licht, und nichts Anstößiges ist in ihm; 11 wer aber seinen Bruder hasst, der ist in der Finsternis und wandelt in der Finsternis und weiß nicht, wohin er geht, weil die Finsternis seine Augen verblendet hat.
Es steht in der christlichen Bibel geschrieben, dass der Mensch seinen Bruder lieben soll. Johannes schreibt von einem alten Gebot, das von Anfang an zu hören war:
Lev. 19,18 … Halte lieb deinen Genossen, dir gleich. ICH bins. וְאָהַבְתָּ לְרֵעֲךָ כָּמוֹךָ אֲנִי יְהוָה we’ahawta lere’echa kamocha ani Adonai.
Doch müssen wir zunächst einmal fragen, an wen Johannes schreibt. Wer sind die Brüder? Und was ist das alte – neue Gebot?
Johannes Jochanan יוחנן = Gott begnadet mich, vermutlich ein Schüler Jehoschuas, schreibt an Menschen, die das alte Gebot, das von Anfang an galt, kennen. Sie müssen demnach Juden sein, die Jehoschua nachfolgen. Sie sind mit den Traditionen und dem Tanach vertraut. Einige Theologen gehen von heidenchristlichen Adressaten aus, doch der vor uns liegende Abschnitt unterstellt den Hörern und Lesern seines Briefes die Kenntnis der Tora. Seine Adressaten sind auf jeden Fall auch Juden.
Er redet sie mit Brüder – אַחַי achai meine Brüder – an. Mit ihnen teilt er seinen Glauben, seine Tradition, seine Volkszugehörigkeit. Und selbst jene, die aus den Heiden kommen, erkennt er als Ebenbilder Gottes an.
Das alte Gebot ist gleichzeitig ein neues, erneuertes, denn es muss von jedem Menschen neu gehört und verstanden, neu praktiziert werden. Wenn dieses Gebot neu praktiziert wird, weicht die Finsternis und die Täter des Gebots wandeln im Licht. Das wahre Licht scheint, wenn Gottes Wort getan wird. Ansonsten bleibt es finster. Wer Gott liebt, kann nicht hassen:
1.Joh. 4,20 Wenn jemand sagt: »Ich liebe Gott«, und hasst doch seinen Bruder, so ist er ein Lügner; denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann der Gott lieben, den er nicht sieht? 21 Und dieses Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, auch seinen Bruder lieben soll.
Johannes geht es um das Gebot der Nächstenliebe, das ein sehr altes Gebot ist.
„Die Schüler fragten eines Tages den Rabbi von Slozow: »Es heißt im Talmud, unser Vater Abraham habe die ganze Tora erfüllt. Wie ist dies möglich, da sie ja damals noch nicht gegeben war?« »Es tut nichts not«, antwortete der Rabbi, »als Gott und seine Geschöpfe zu lieben! Willst du etwas tun und du merkst, es könnte deine Liebe mindern, so wisse: es ist Sünde; willst du etwas tun und merkst, daraus wird sich deine Liebe mehren, so wisse: dein Wille ist in Gottes Willen geschickt. So hielt es auch unser Vater Abraham.«“[1]
Licht und Finsternis unterscheiden die Menschen, die lieben oder hassen. Wer liebt, lebt im Licht, das ein Synonym für Gott ist. Das Licht – Gott – umgibt ihn, weist ihm den Weg. Wer liebt, gewinnt Freunde und ist nicht allein. Wer liebt, sieht die Not des anderen und sucht nach Wegen der Hilfe, des Trostes, des Stärkens. Wer liebt, ist ein Beweis der Liebe Gottes und ein sichtbares Zeugnis für die Kraft des Glaubens, der Emuna אֱמוּנָה, der Festigkeit in Gott.
Der Mensch, der hasst, kennt nicht einmal den Weg, auf dem er geht; es ist ihm nicht einmal bewusst, dass er sich in der Finsternis befindet. Wer hasst, kann seinen Nächsten nicht sehen, sondern sieht nur sich und seine Interessen. Wer hasst, freut sich am Unglück anderer und ist im tiefsten Inneren einsam.
Nächstenliebe und die Liebe Gottes sind eins, denn in der Nächstenliebe ahmen wir Gott nach, der den Menschen nach Seinem Bilde schuf, ihn von Anfang an mit Güte und Barmherzigkeit begleitete, obwohl der Mensch viele Fehler machte.
„Daß Gottes Einzigkeit und seine Liebe unzertrennlich verbunden sind, entnimmt Joseph Albo, einer der großen Religionsphilosophen des Spätmittelalters, aus der Tatsache, daß die beiden hebräischen Worte für Liebe (ahawah אהבה) und einzig (echad אחד) den gleichen Zahlenwert von dreizehn besitzen. Dreizehn ist aber die Zahl der Attribute Gottes in seiner Selbstoffenbarung (Ex 34,6-7), wobei all seine Eigenschaften im Inbegriff der freien, unverdienten Gnadenliebe enthalten sind.“[2]
Die Adressaten des Johannesbriefes werden mit Brüder angesprochen, doch geht es in dem oben zitierten Gebot um Nächstenliebe. Wer ist nun dieser Nächste? Ich möchte zu diesem Thema meinen Schwiegervater Pinchas Lapide mit dem Buch zu Wort kommen lassen, das mein Leben veränderte:
„So bringen es so gut wie alle deutschsprachigen Bibelausgaben seit Martin Luther, wobei jedoch das erste Hauptwort nicht ganz richtig wiedergegeben wird. »Der Nächste« wird nämlich weder dem griechischen »Plesion« gerecht, das »der Nahe« oder »Nahestehende« bedeutet, noch dem hebräischen »re’a« das ihm zugrunde liegt. »Re’a« als Genosse ist, wie Buber klargestellt hat, der Mensch, mit dem ich gerade zu tun habe, der mir eben jetzt Begegnende; der Mensch also, der mich in diesem Augenblick »an-geht«, gleichviel ob er mir blutsverwandt oder wildfremd ist. … Ebenso klar ergeht aus Lev 19, daß die Liebesbedürftigen, über alle Volksgrenzen hinweg, zu Gottes Erstlingen gehören. Um den Armen, den Fremdling, den Tagelöhner, den Tauben, den Blinden und den Geringen geht es hier, die vor jedweder Benachteiligung, Verleumdung, Diskriminierung oder Verunglimpfung bewahrt werden müssen, denn: »Ich bin der Herr, euer Gott«, wie es fünfmal als Begründung heißt. Will sagen: Ich bin der Schöpfer allen Lebens, der kleine Leute und arme Schlucker genauso liebt wie euch, die ich aus Liebe vom Elend der ägyptischen Sklaverei befreit habe, damit ihr aus Leid-Erfahrung die Liebeslektion lernt, und dadurch mein Volk als Vorbild für die Völker werdet.“ [3]
„Daher genügt es nicht, zu betonen, daß der »re’a« auch den Fremdling mit umschließt, denn gerade der Fremdling war es, der das Gebot der Liebe entstehen ließ. Erst als der suspekte Fremdling zum Menschenbruder aufrücken konnte, wurde die Fremdlingsliebe zum Maßstab der allumfassenden Menschenliebe im biblischen Israel. »Re’a« war ursprünglich der Weidgenosse und kann als solcher auch ein Ägypter sein (Ex 11,2), der einst der Zwingherr war. Er ist also keineswegs nur »der Nächste« (der Neheste – wie Martin Luther übersetzt) als Superlativ einer geistigen, konfessionellen oder ethnischen Nähe, sondern kann auch der Fernste sein – was seine persönlichen Eigenschaften betrifft -, der dir aber jetzt als Menschenbruder gegenüber steht. Andererseits kann »der Nächste«, der dir blutsmäßig am nächsten steht oder örtlich hautnahe ist, dein ärgster Gegner sein, wobei gerade seine allzu spürbare Nähe ihn unerträglich macht. … Kein Ebenbild Gottes ist heil-los oder lieb-los oder ungeliebt! Das ist die Frohbotschaft der Hebräischen Bibel, die unwiderlegbar aus der All-Einheit Gottes gefolgert werden muß.“[4]
Was aber ist mit dem Menschen, der hasst? Kann es nicht sein, dass jemand es verdient hat, gehasst zu werden?
„Und wen Gott liebt, wer darf den hassen? In den Worten Rabbi Nathans: »Jeder, der seinen re’a haßt, entwurzelt Gott aus dieser Welt« (ARN 30)[5]. Nur wenige Rabbinen billigen daher die Einschränkung der Nächstenliebe, wie Paulus sie empfiehlt: »Lasset uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an den Glaubensgenossen!« (Gal 6,10). Die Bibel Jesu kennt keine Sonderrechte, keine Prioritäten solcher Art. Sie gebietet den »re’a« (Lev 19,18) auch als Fremdling (Lev 19,34) »zu lieben wie dich selbst.«“ [6]
Selbst der Feindeshass entbehrt im Tanach jedweder Grundlage.
„Aus diesen und ähnlichen Bestimmungen [Jer. 22,16 – Anm.d.V.] lassen sich weder Chauvinismus noch Xenophobie entnehmen – vom Feindeshaß ganz zu schweigen -, wohl aber ein abstrichloser Universalismus der Gleichberechtigung, der messianisch angehaucht ist. Heißt es doch vom Mitmenschen: »Du sollst nicht hassen deinen Bruder in deinem Herzen!« (Lev 19,17). Damit wird nicht nur tatsächliche Feindseligkeit verboten, sondern auch Gefühlsregungen wie Neid, Rachsucht, Eifersucht oder Mißgunst, die das Herz verderben, das dem Menschen zum Lieben gegeben worden ist.
Dieser re’a ist also der Gar-nicht-Nahe, in all seinem gottgewollten Anderssein, der auf uns zukommt, wenn es darauf ankommt, wahrer Mensch zu sein. Denn nach Gottes Willen geht das nur zu zweit, im Teilen und Mitteilen jener Liebe, die er eingestiftet hat. Denn zutiefst gesehen ist der Mensch kein Einzelwesen, sondern ein dialogisches Geschöpf, das den re’a braucht, um sein keimhaftes Menschsein zur vollen Blüte zu bringen. Unvergänglich eingemeißelt steht im Schöpfungsplan, daß jedes Ich sein Du benötigt, um an ihm zu wachsen, heranzureifen und mündig in seiner Menschlichkeit zu werden.
Dieser re’a, als der andere, ist aber immer auch der konkrete, unberechenbare Erdenbürger, dem wir begegnen – auch in der Entgegnung, oder gar der Ver-gegnung, die uns der Liebespflicht nicht entbindet.“[7]
Dieser neutestamentliche Text, der als Epistel am Internationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus gelesen werden kann, trifft letztlich die Fragestellung dieses Gedenktages genau: Warum konnten die Juden so gehasst werden, nur weil sie Juden waren? Wie war das möglich, da doch die Nächstenliebe sogar im Neuen Testament das zentrale Thema ist?
Genauso lässt der 7. Oktober 2023 fragen, wie Menschen zu einem solchen Hass fähig sind! Wie können Menschen sich jeden Augenblick ihres Lebens damit befassen, wie sie bestialisch morden und vernichten können? Die eine Antwort enthält unser Text: Sie wandeln in der Finsternis und wissen nicht, wohin sie gehen, weil die Finsternis ihre Augen verblendet hat.
Die andere Antwort finden wir bei Rabbi Heschel:
„Rabbi Joschua Heschel, einer der großen Religionsphilosophen unseres Jahrhunderts, sagte: Liebe deinen Nächsten; er ist wie du. Was will der Schöpfer uns damit beibringen? Worauf der Rabbi antwortete:
Gott spricht: Ich habe euch beide als Träger meines Ebenbildes geschaffen, so daß jeder Nächstenhaß nichts anderes ist als verkappter Gotteshaß. Indem du deinem Nächsten etwas nachträgst, ihn schmähst, verabscheust oder geringschätzt, so tust du all dies dem Göttlichen Funken an, der in seinem Herzen brennt und ihm den Adel des Menschturns verleiht.“[8]
Wer seinen Nächsten hasst, der hasst Gott. Wer Israel hasst, den Augapfel Gottes, der hasst Gott.
Sach. 12,2 Ja, wer euch anrührt, rührt meinen Augapfel an!
Deutschland initiierte die menschenverachtende Judenverfolgung und blieb mit dieser barbarischen Tat weltweit nicht alleine. Überall fanden sich Nachahmer, nicht zuletzt im Britischen Mandatsgebiet Palästina, wo Mohammed Amin al-Husseini, Großmufti von Jerusalem, schon ab 1933 Hitler unterstützte. Ab 1941 lebte er in Deutschland und verbreitete die NS-Ideologie im gesamten arabischen Raum. Durch seine Blockade der Fluchtwege für Juden kamen tausende von Kindern in der Schoa ums Leben. Nach dem Krieg wurde er als Kriegsverbrecher festgenommen, fand aber Asyl in Ägypten und befeuerte von dort 1948 den Krieg gegen den jungen Staat Israel. Er war Lehrer und Förderer von Jassir Arafat. Seine antisemitische Einstellung beeinflusste sogar die Charta der Hamas, in welcher die Vernichtung Israels festgeschrieben ist.
Es ist erschreckend, wenn man so die Zusammenhänge zwischen 1933-45 und dem 7. Oktober 2023 deutlich vor Augen hat! Umso deutlicher wird Deutschlands politische Verantwortung für den einzigen jüdischen Staat Israel! Das Wunder heißt Israel! Sein Wiedererstehen und Bestehen umgeben von all seinen Feinden sind ein reines Wunder, ein Beweis für die Erwähltheit Israels durch den Gott der Väter.
Damals wollten es die Nazis nicht wahr haben, dass hinter den Juden der allmächtige Gott steht. Wie Pharao sah sich Hitler als Vollstrecker des angeblichen Willens Gottes, wenn er die Juden vernichtete. Heute sind seine „Schüler“ in der Rolle, sich gegen den Staat Israel und damit gegen Gott zu erheben. Pharao, Hitler, Hamas – sie alle beten zu Gott, ohne Gott zu kennen. Sie nehmen Sein Wort nicht WAHR, nicht ernst und übersehen und überlesen Gottes erste Wahl am Berg Sinai und schon vorher bei Abraham. So wie die Kirche seit ihrem Bestehen im 4. Jh. das Judesein Jehoschuas nicht WAHRnahm, sondern grobfahrlässig vergaß und ihren Mitgliedern vorenthielt. Stattdessen ließ sie sich zur Ersatztheologie hinreißen und verkündete christlichen Judenhass.
Wir müssen wenigstens heute als wahre Freunde an der Seite Israels stehen, das einen Kampf gegen das Böse kämpft, einen Kampf, den die westlichen Staaten zu kämpfen haben werden, wenn das Böse nicht dort an der Front besiegt wird. Israel übt nicht Rache, sondern es unternimmt diesen Kampf, damit von Gaza keine Hass- und Mordattacken mehr verübt werden können, egal ob gegen Juden, Drusen, Araber oder Christen, die gerne im Land Gottes leben und mit in der Armee kämpfen.
Das Wort נְקָמָה nekama wird häufig mit Rache, לִנְקוֹם linkom mit rächen übersetzt, aber es handelt sich um das Wiederaufrichten des Rechts, denn es steckt das Wort לָקוּם lakum erstehen bzw הוּקַם hukam errichtet darin. Darum versucht Israel auch bestmöglichst, die Zivilbevölkerung in Gaza zu schützen, weil jedes Leben wertvoll ist. Und da jedes Leben, anders als bei den Terroristen, so wertvoll ist, muss Israel sich und seine Bevölkerung vor weiteren Angriffen schützen.
Aus dem allen sehen wir, wie weit Nächstenliebe geht, den der Nächster רֵעֲָ re’a kann dir auch Böses wollen, denn die Wurzel רע ra = böse, schlecht ist in dem Wort enthalten. Der Weidegenosse konnte ebenso ein bitterer, abscheulicher Konkurrent sein.
Was mich nach all dem Grauen, das von Deutschland ausging und dessen Opfer wir am 27. Januar gedenken, am meisten berührt, sind die Worte, die Leo Baeck betete. Als ich sie vor 21 Jahren zum ersten Mal las, war ich überzeugt – und bin es bis heute -, dass sein Gebet verhinderte, dass Deutschland mit Hilfe des Morgenthau-Plans ausgelöscht wurde. Dieses Gebet bedarf keiner weiteren Worte.
„»Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!« (Lk 23,34), so betete einst Rabbi Jeschua am Römerkreuz für seine Peiniger. Anno 1945 übte Rabbi Baeck all seinen persönlichen Einfluß aus, um die deutschen Wärter und Wachmannschaften vor Racheakten zu schützen – und sobald er sich geistig und körperlich erholt hatte, gehörte er zu den ersten, die Versöhnung zwischen Deutschen und Juden befürworteten.
Sein Gebet aus den ersten Nachkriegsjahren bedarf keines Kommentars:
»Friede sei den Menschen, die bösen Willens sind, und ein Ende sei gesetzt aller Rache und allem Reden von Strafe und Züchtigung … Aller Maßstäbe spotten die Greueltaten; sie stehen jenseits aller Grenzen menschlicher Fassungskraft, und der Blutzeugen sind gar viele … Darum, 0 Gott, wäge nicht mit der Waage der Gerechtigkeit ihre Leiden, daß du sie ihren Henkern zurechnest und von ihnen grauenvolle Rechenschaft forderst, sondern lasse es anders gelten!
Schreibe vielmehr den Henkern und Angebern und Verrätern und allen schlechten Menschen zu gut und rechne ihnen an all den Mut und die Seelenkraft der anderen, ihr Sich bescheiden, ihre hochgesinnte Würde, ihr stilles Mühen bei alledem, die Hoffnung, die sich nicht besiegt gab, und das tapfere Lächeln, das die Tränen versiegen ließ, und alle Opfer, all die heiße Liebe, … alle die durchpflügten, gequälten Herzen, die dennoch stark und immer vertrauensvoll blieben, angesichts des Todes und im Tode, ja auch die Stunden der tiefsten Schwäche … Alles das, 0 mein Gott, soll zählen vor dir für die Vergebung der Schuld als Lösegeld, zählen für eine Auferstehung der Gerechtigkeit – all das Gute soll zählen und nicht das Böse. Und für die Erinnerung unserer Feinde sollen wir nicht mehr ihre Opfer sein, nicht mehr ihr Alpdruck und Gespensterschreck, vielmehr ihre Hilfe, daß sie von der Raserei ablassen … Nur das heischt man von ihnen – und daß wir, wenn nun alles vorbei ist, wieder als Menschen unter Menschen leben dürfen und wieder Friede werde auf dieser armen Erde, über den Menschen guten Willens, und daß Friede auch über die anderen komme.«[9]
(Leo Baeck in: Angst-Sicherung-Geborgenheit, von Th. Bevet, Bielefeld 1975.)
[1] Pinchas Lapide, Die Bergpredigt – Utopie oder Programm?, Matthias-Grünewald-Verlag 1982, S. 87
[2] Ebd. S. 81
[3] Ebd. S. 82
[4] Ebd. S. 84/85
[5] Awot deRabbi Nathan = Weisheitssprüche des Rabbi Nathan
[6] Pinchas Lapide, Die Bergpredigt – Utopie oder Programm?, Matthias-Grünewald-Verlag 1982, S. 85
[7] Ebd. S. 86
[8] Ebd. S. 88
[9] Ebd. S. 97/98