Predigttext Gen. 11,1-9, vorgeschlagen für Pfingstsonntag;
Nach einem numerologischen Seminar mit meinem Mann Yuval Lapide
Die Sprachverwirrung
Gen. 11,1-9
Martin Buber mit Korrekturen von Yuval Lapide
1 Über die Erde allhin war eine אֶחָת Mundart und einerlei אֲחָדִים Rede [Anliegen]. 2 Da wars wie sienachvom Osten מִקֶּדֶם wanderten: sie fanden ein Gesenk im Lande Schinar und setzten sieh dort fest. 3 Sie sprachen ein Mann zum Genossen: Heran! backen wir Backsteine und brennen wir sie zu Brande! So war ihnen der Backstein statt (diente ihnen als) Bausteins und das Roherdpech war ihnen statt Roterdmörtels. 4 Nun sprachen sie: Heran! bauen wir uns eine Stadt עִיר und einen Turm מִגְדָּל, sein Haupt bis an den Himmel שָּׁמַיִם, und machen wir uns einen Namen שֵׁם, sonst werden wir zerstreut übers Antlitz aller Erde!
5 ER fuhr nieder, die Stadt und den Turm zu besehen, die die Söhne des Menschen bauten. 6 ER sprach: Da, einerleiVolk עַם אֶחָד ist es und eine Mundart שָׂפָה אַחַת in allen, und nur der Beginn dies ihres Tuns – nichts wäre nunmehr ihnen zu steil, was alles sie zu tun sich ersännen. 7 Heran! fahren wir nieder und vermengen wir נָבְלָה dort ihre Mundart, daß sie nicht mehr vernehmen לֹא יִשְׁמְעוּ ein Mann den Mund des Genossen. 8 ER zerstreute sie von dort übers Antlitz aller Erde, daß sie es lassen mußten, die Stadt zu bauen. 9 Darum ruft man ihren Namen Babel בָּבֶל, Gemenge, denn vermengt בָּבֶל hat ER dort die Mundart aller Erde, und zerstreut von dort hat ER sie übers Antlitz aller Erde.
Auf der Erde herrschte Einheit. Paradiesisch! Jeder verstand jeden. Man konnte gemeinsam Pläne schmieden und Ideen umsetzen, denn es gab keine Sprachbarrieren. Sogar Neues, nie Dagewesenes konnte man sich vornehmen. Einfach genial! Diese Einheit steht mit der Zahl eins אֶחָת echat für den Einen Gott, der die Menschen geschaffen und an den Ort ihres Ursprungs gesetzt hatte. Auch die Anliegen der Menschen (דְבָרִים d’warim = Worte, Taten, Anliegen) stimmten überein. Sie sprachen nicht nur mit einer Sprache, sondern auch mit einer Stimme.
So gab es keine Diskussion, keinen Einspruch als man sich entschloss, den Osten zu verlassen. מִקֶּדֶם mikedem heißt: vom Osten weg, vom Land des Ursprungs. Im östlichen Teil Mesopotamiens hatte Gott die ersten Menschen im Garten Eden angesiedelt, jetzt waren sie bereit, den Osten, das Land ihres Ursprungs, ganz zu verlassen.
In der Übersetzung lesen wir zwar, dass ein Mann spricht, aber im Hebräischen steht hier nicht die Zahl eins, es handelt sich vielmehr um den unbestimmten Artikel. So planen die Menschen untereinander. Sie haben die Einheit in Gott bereits verloren, noch bevor sie den Plan umsetzen.
Die Menschen wollen sich eine Stadt und einen Turm bauen. Eine Stadt steht für das Zusammenleben der Menschen an einem Ort. Es ist für sie ein Ort der Sicherheit, wenn Gott darin ebenfalls zu Hause sein darf gemäß seinem Zahlenwert. Zahlenwerte erzählen uns hier Zusätzliches.
עִיר ir Stadt hat den Zahlenwert 10, der für das doppelte Eingreifen Gottes steht sowie auch für Gottes Einheit. Aber diese Einheit ist den Bauenden nicht wichtig und mit Gottes Eingreifen rechnen sie nicht. Gott wird nach seiner Meinung gar nicht gefragt. Die Furcht ist ihr Ratgeber.
מִגְדָּל Migdal Turm hat den Zahlenwert 14=10+4 bedeutet: Gottes Eingreifen (10) im universellen Rahmen wird weltumspannende Bedeutung (4) haben. Als 2×7 kann die Zahl 14 auch bedeuten: ein Entwicklungszyklus ist abgeschlossen, allerdings unter den Umständen der Polarität, die nicht mehr von Einheit zeugen.
Ansinnen der Bauleute war, den Turm bis an den Himmel zu bauen. Himmel שָּׁמַיִם Schamajim ist ein Pluralwort und bedeutet: dort sind die Wasser, denen Gott diesen Ort bei der Schöpfung zugewiesen hatte. Keine Spur von Einheit, aber der Himmel hat verwandelnde Kraft (3).
Der erste Teil des Wortes erinnert zudem an ihr eigentliches Begehren, sich einen Namen שֵׁם Schem zu machen. Sich einen Namen zu machen, indem man eine Stadt ohne Gott baut und einen Turm bis an den Himmel, ausgerechnet an einem fremden Ort, das kann nicht gut gehen.
Gott sieht sich das Spektakel an, und stellt fest, wie sie ihre bisherige Einheit missbrauchen. Die Menschen wollen zu IHM herauf kommen, doch „ER fuhr nieder“ וַיֵּרֶד wa’jered (220 => 4), ließ sich herab, Seine Menschen selbst aufzusuchen, was Bedeutung für das gesamte Universum (4) haben würde. Wir können Gott nicht in Seinen Höhen finden, sondern immer nur in unseren Herzen und in unserem Nächsten.
Nun ruft ER als Richter die himmlischen Heerscharen zu Zeugen, damit sie sehen, wie dekadent die Menschheit geworden ist. Gemeinsam „fahren wir nieder“ und gemeinsam wollen wir zerstören, was sie nicht zu würdigen wussten:
Gen. 11,7 fahren wir nieder und vermengen wir dort ihre Mundart, daß sie nicht mehr vernehmen ein Mann den Mund des Genossen.
נָבְלָה nawla = wir werden vermengen, sodass die Stadt בָּבֶל Bawel hieß.
Die Menschen wurden aus der Einheit in die Vielheit vertrieben. Das, wovor sie sich fürchteten, kam über sie, indem Gott aus Seiner Einheit kam, sie versprengte und ihre einheitliche Sprache in viele verwirrte. Es gibt keine Einheit mehr. In Erinnerung an dieses Ereignis heißt der Ort Babel בבל, das Durcheinanderbringen. Daraus entwickelte sich im späteren Hebräisch bis heute lewalbel לְבַלְבֵּל = verwirren, durcheinanderbringen und Bilbul בִּלְבּוּל = die Verwirrung.
Lassen wir wieder die Zahlen erzählen, so hat Babel den Wert 34. Die Quersumme ergibt =7, die Zahl der Vollkommenheit, wie der 7. Tag der Schöpfung durch Gottes Segen vervollkommnet wurde. Aber in Babel ist diese 7 eine vertane Kraft. Die Einheit, die hätte bleiben können, wurde durch die Missachtung des Einen Gottes zerstört. Den Menschen von Babel fehlte der Segen Gottes, sodass die 7 scheiterte. Die Vervollkommnung fehlte.
Korrektur Babels an Schawu’ot
Aber am Berg Sinai wurde Babel, die Verwirrung, an Schawuot geheilt. Einem Midrasch zufolge wurden auch die Völker zur Toravergabe eingeladen:
Ehe Gott das heilige Gesetz Israel auf Sinai offenbarte, erschien er den andern Nationen, und bot es ihnen an. Die Nachkommen des Esau fragten, was darin geschrieben sei. Gott antwortete: Es steht darin geschrieben, nicht zu töten. Die Nachkommen Esaus stießen es zurück, indem sie ausriefen: Unser Leben beruht auf dem Schwerte; vom Schwerte lebte der Vater; wir wollen dieses Gesetz nicht.
Jalkut S. 211 a
Die Ismaeliten fragten, was darin geschrieben stehe. Gott antwortete: Es steht darin geschrieben, nicht zu rauben. Die Ismaeliten wiesen es ab, indem sie riefen: Die unserm Vater geweissagte Bestimmung war, mit allen in Krieg zu sein. Unser Leben beruht auf der Beute; wir wollen es nicht annehmen.
Ebenso fragte er alle Nationen, und ebenso antworteten die andern Nationen, und alle schlugen es aus.
Die Völker kamen – noch – nicht, darum machte ER erst einmal Israel zu einer Nation und sagte:
Ex. 19,5 Und jetzt, hört ihr, hört auf meine Stimme und wahrt meinen Bund, dann werdet ihr mir aus allen Völkern ein Sondergut. Denn mein ist all das Erdland, 6 ihr aber, ihr sollt mir werden ein Königsbereich von Priestern, ein heiliger Stamm. Dies ist die Rede, die du zu den Söhnen Jissraels reden sollst.
So erwählte Er das Volk Israel, damit sie das Empfangene lebten und mit dieser Kraft zu Zeugen für die Völker und zu einem Licht würden.
Jes. 49,6 den Weltstämmen gebe ich dich zum Licht, daß meine Freiheit werde bis an den Rand des Erdreichs.
Hier am Sinai kommt Gott zu Seinem Volk herunter, sodass ein jeder die Worte der Weisung vernehmen kann. Diese sind Sein Geschenk an die Kinder Israel, weshalb das Fest auch מתן תורה Matan Tora = Geschenk der Tora heißt.
Ex. 19,9 ER sprach zu Mosche: Da, ich komme zu dir in der Dichte des Gewölks, um des willen, daß höre das Volk, wann ich mit dir rede, und auch dir sie vertrauen auf Weltzeit. Mosche meldete IHM die Rede des Volkes.
Nur so war es auch möglich, dass das Volk an Mose glaubte und ihm vertraute, um den Weg durch die Wüste mit ihm gehen zu können. Für ewig würde Israel Mose vertrauen יַאֲמִינוּ ja’aminu, dem großen Propheten und Lehrer, von dem Israel die Tora bekommen hat.
7. „Ich glaube in ganzem Glauben, dass die Kündung unseres Lehrers Moses, Friede ihm, die Wahrheit und dass er von allen Propheten, früheren wie späteren, der Vater war.“
Glaubensartikel 7-9 des Maimonides
8. „Ich glaube in ganzem Glauben, dass diese Tora, wie wir sie jetzt besitzen, die gleiche ist, die unserem Lehrer Moses übergeben wurde.“
9. „Ich glaube in ganzem Glauben, dass diese Tora unverwechselbar ist und dass es nie eine andere Lehre vom Schöpfer her, gelobt sei sein Name, geben wird.“
Ex. 19,11 am dritten Tag fährt ER vor den Augen alles Volks auf den Berg Ssinai herab.
Das Volk Israel musste sich auf die Begegnung mit dem unsichtbaren Gott vorbereiten, der sich am 50. Tag nach dem Auszug aus Ägypten und nach 3-tägiger Vorbereitungszeit Seinen Kindern offenbarte. Die 3 Tage weisen auf die verwandelnde Kraft der Offenbarung Gottes hin. Der 50. Tag folgt auf die 49 Tage in der Wüste, 7×7 Tage. 49 bedeutet die Vollkommenheit in dieser Welt in ihrer größten Ausdehnung.
Die Quersumme der 49 Tage, die heute noch während der Omerzeit gezählt werden, ist 13. Diese Zahl ist im Judentum eine Glückszahl, denn denselben Zahlenwert haben die Worte Echad אחד = eins, Einheit und Ahawa אהבה = Liebe.
Während die Zahlen der 40er-Reihe in der Materialität und in der Zeitlichkeit verhaftet bleibt, geht die 50 über all das hinaus und weist uns auf Gottes Transzendenz hin. Die 50 sagt uns, dass nun der Geist Gottes eingreift, der רוח Ruach 214 = 7 Dieser erhöht das Irdische durch den EINEN Gott 1 + 6 die Welt in ihrer größten Ausdehnung (4 Himmelsrichtungen sowie oben und unten). Er belässt uns immer noch im Irdischen, denn 7 ist nicht 8, die Transzendenz!
Aber am dritten Tag, dem Tag der Verwandlung, rüttelt der Geist Gottes einen jeden, der am Berg Sinai steht, auf.
Ex. 19,16 Es ward am dritten Tag, wies Morgen wurde: Donnerschallen ward und Blitze, ein schweres Gewölk auf dem Berg und sehr starker Schall der Posaune. Alles Volk, das im Lager war, bebte.
Ex. 20,18 Alles Volk aber, sie sahn das Donnerschallen, das Fackelngeleucht, den Schall der Posaune, den rauchenden Berg, das Volk sah, sie schwankten, standen von fern.
An diesem Tag wird das Unmögliche möglich: Akustisches kann gesehen und Optisches kann gehört werden. Donnerbraus und Feuer sind starke Begleiter der Worte Gottes, sodass dieses Volk später sagt:
Ex. 24,7 Alles, was ER geredet hat, wir tuns, wir hörens!
Gott kann also nicht in den höchsten Höhen gefunden werden. Selbst wenn Mose auf den Berg Sinai heraufgeht, weil Berge Lernorte sind, so kommt Gott doch zu ihm herunter auf den Berg.
Ex. 25,8 Ein Heiligtum sollen sie mir machen, daß ich einwohne in ihrer Mitte.
– בְּתוֹכָם betochem in ihnen, nicht in einem Heiligtum
ER möchte im Herzen jedes Seiner Kinder leben. Herz heißt auf Hebräisch Lew לב und hat den Zahlenwert 32. Nimmt man aus der Zerrissenheit Babels (34) die Polarität (2) heraus, so ist man im Herzen. 32=34-2
3+2 =5 ist der 50. Tag in unserem Herzen (5). Das Herz gilt als Sitz der Weisheit. Wir bekommen die 10 Gebote (2×5) oder die 5 Bücher Mose.
Korrektur Babels an Pfingsten
Wie wir gesehen haben, Gott kommt herunter zu uns. Etwa 1500 Jahre nach dem ersten Schawu’ot feierten Juden aus vielen Nationen wieder das Geschenk der Tora. Laut Lukas sind 17 Nationen in Jerusalem versammelt, denn es handelt sich um das zweite der drei Wallfahrtsfeste.
Die Jünger werden vom Geist Gottes erfasst und an ihnen ereignet sich ein kleines Schawu’ot-Wunder. Nun sind durch die im Exil lebenden Juden die Heidenvölker vertreten:
Apg. 2,5 Es wohnten aber in Jerusalem Juden, gottesfürchtige Männer aus allen Heidenvölkern unter dem Himmel.
In den Sprachen dieser Heidenvölker sprechen nun die Jünger – und sie werden verstanden! An Pfingsten sind die vielen Sprachen wie eine! Alle verstehen an Pfingsten die Sprachen in der EINheit Gottes. Sie brauchen keinen Turm. Gott gießt in ihre Herzen die Sprache der Liebe und der Einheit.
Wenn Babel den Zahlenwert 34 hatte und in Jerusalem nun 17 Völker zum Fest versammelt sind, so ist 17 die Hälfte von 34, die 34 für Zerrissenheit wird auf 17 reduziert. Aus dem Zwiespalt Babels wird die Einheit von Jerusalems.
Jerusalem ist die Stadt des doppelten Friedens, des Friedens bei Gott und bei uns. Jeruschalajim ירוּשָׁלִָם hat den Zahlenwert 586 => 19 => 1! Die Völkerwallfahrt führt in die Einheit Gottes.
Jerusalem ist die Stadt des doppelten Friedens, des Friedens bei Gott und bei uns. Jeruschalajim ירוּשָׁלִָם hat den Zahlenwert 586 => 19 => 1! Die Völkerwallfahrt führt in die Einheit Gottes. Friede שָׁלוֹם Schalom (376 => 7) ist immer die Einheit in Gott, denn Schalom bedeutet Ganzheit. Wir erlangen den Schalom durch Gottes Segen בְּרָכָה B’racha 227 => 11, die doppelte Einheit Gottes, sodass die Kraft der 7, des Schalom, nicht vertan ist.
Der Zahlenwert ergibt sich, weil jedem Buchstaben des hebräischen Alphabets eine Zahl von 1 – 400 zugeordnet ist. So lässt sich ein Zahlenwert für jedes Wort darstellen und daraus die Quersumme ermitteln. א Aleph – י Jud > 1 -10; כ Kaph – צ Tzade > 20 – 90; ק Kuf – ת Taw > 100 – 400
Genaueres unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Hebr%C3%A4isches_Alphabet