Predigttext vorgeschlagen für Epiphanias, Sonntag, d. 6.01.2024
1 Wie die Königin von Saba die Sage von Schlomo sagen hörte zusamt SEINEM Namen, kam sie, ihn mit Rätseln zu prüfen. 2 Sie kam nach Jerusalem mit sehr mächtigem Troß, Kamelen, tragend Balsame, Goldes sehr viel und Edelgestein, sie kam zu Schlomo und redete zu ihm, allwas sie auf dem Herzen hatte. 3 Schlomo ermeldete ihr all ihre Sinnreden, nicht blieb eine Sinnrede vor dem König verborgen, daß ers ihr nicht ermeldet hätte. 4 Als die Königin von Saba alle Weisheit Schlomos sah, dazu das Haus, das er gebaut hatte, 5 das Essen an seinem Tisch, das Umsitzen seiner Diener, das Dastehn seiner Aufwärter und ihre Bekleidung, sein Ausschenkenlassen, und seinen Aufzug, in dem er zu SEINEM Haus hinaufzog, blieb nicht Geist mehr in ihr. 6 Sie sprach zum König: Getreu war die Rede, die ich in meinem Lande hörte über deine Beredsamkeit, über deine Weisheit, 7 aber ich traute den Reden nicht, bis ich kam und meine Augen sahn, – nicht die Hälfte ja war mir gemeldet worden! du überholst an Weisheit und guter Art die Sage, die ich sagen hörte. 8 O des Glücks deiner Mannen, o des Glücks dieser deiner Diener, die immer vor deinem Antlitz stehn, die deine Weisheit hören! 9 Gesegnet sei ER, dein Gott, der Lust an dir hatte, dich auf Jissraels Stuhl zu geben! Weil in Weltzeit ER Jissrael liebt, hat zum König er dich eingesetzt, Recht und Wahrheit auszumachen. 10 Sie gab dem König hundertundzwanzig Barren Goldes Balsame, sehr viel, und Edelgestein, nicht kam seither Balsam ein in Fülle wie jener, den die Königin von Saba dem König Schlomo gegeben hatte. -11 Auch hatte Chirams Schiffsflotte, die Gold von Ofir hertrug, Sandelholz von Ofir, sehr viel, und Edelgestein einbekommen, 12 der König ließ aus dem Sandelholz ein Geländer machen für SEIN Haus und für das Königshaus, und Leiern und Harfen für die Sänger, nicht war solch Sandelholz eingekommen und nicht ward das wiedergesehn bis auf diesen Tag. – 13 Der König Schlomo gab der Königin von Saba alles, woran sie Lust hatte, was sie sich wünschte, außer dem, was er von selber ihr, nach des Königs Schlomo Vermögen, gab. Dann wandte sie sich und ging heim in ihr Land, sie und ihre Diener.
Die Königin von Saba kam aus einem fernen Land, um König Schlomo kennen zu lernen und seine damals legendäre Weisheit zu prüfen. In der ganzen damaligen Welt hatte sich Schlomos Weisheit und Reichtum herumgesprochen, und auch sie hatte davon gehört. Sie hatte gehört auf eine Weise, wie Israel hört: שֹׁמַעַת schoma’at wie im שְׁמַע יִשְׂרָאֵל Schma Jissrael. Dadurch hört sie bereits etwas von der Heiligkeit Gottes, mit der Schlomo in Berührung ist. Trotzdem ihre Frage: Kann man sich auf diese Gerücht verlassen? Oder handelte es sich um Übertreibungen? Die berühmte Königin schickte sich an, genau das zu überprüfen. Sie wollte ihn zuerst beeindrucken, denn sie kam mit großem Gefolge und reichen Geschenken – obwohl doch sein Reichtum sprichwörtlich war, und zwar in materieller wie in spiritueller Hinsicht. Vermutlich wollte sie sich ebenbürtig gegenüber einem so sagenumwobenen Herrscher zeigen.
Sie testete Schlomos Weisheit, nach jüdischer Tradition mit folgenden Fragen:
Midrash Mishlei 1:1 – https://www.sefaria.org/I_Kings.10.1?lang=bi&with=Midrash&lang2=en
Die Königin von Saba, die von seiner Weisheit hörte und sagte: „Ich werde gehen und sehen, ob er weise ist oder nicht“, sie wollte ihn mit harten Fragen auf die Probe stellen.“ Was sind „harte Fragen“? Rabbi Jeremiah Bar Shalom sagte:
Sie fragte ihn: „Bist du Salomo, von dem ich gehört habe, und von deinem Königreich und von deiner Weisheit?“
Er antwortete: „Ja.“
Sie sagte zu ihm: „Du bist ein großer Weiser, aber wenn ich dich etwas frage, wirst du mir dann antworten?“
Er antwortete (Spr. 2,6): „Denn der EWIGE gibt Weisheit; aus seinem Mund kommt Erkenntnis und Verstand.“
Sie stellte ihm ein Rätsel: „Was sind die sieben, die hinausgehen, die neun, die hineingehen, die zwei, die einschenken, und der, der trinkt?“
Er antwortete ihr: „Gewiss, die sieben Tage der Menstruation gehen vorüber, die neun Monate der Schwangerschaft treten ein, zwei Brüste füllen sich und das Baby trinkt.“ Sie sagte zu ihm: „Du bist ein großer Weiser, aber wenn ich dich etwas anderes frage, wirst du mir antworten?“
Er antwortete: „Denn der EWIGE gibt Weisheit.“
Sie fragte ihn: „Was ist das? Eine Frau sagte zu ihrem Sohn: Dein Vater – mein Vater, dein Ältester – mein Mann, du – mein Sohn und ich – deine Schwester?“
Er antwortete ihr: „Das sind sicherlich die beiden Töchter von Lot.“
Und sie tat noch ein anderes Beispiel: Sie brachte Kinder von gleicher Größe und gleichem Gewand vor ihn und sagte zu ihm: „Unterscheide mich von diesen Männern und Frauen.“ Er machte seinem Eunuchen einen Wink, brachte ihm Nüsse und Schalen und begann, sie vor ihnen auszustreuen; Männer, die sich nicht schämten, nahmen sie in ihren Kleidern, und Frauen, die sich schämten, nahmen sie in ihren Taschentüchern. Er sagte zu ihr: „Das sind Männer und das sind Frauen.“
Sie sagte zu ihm: „Sohn, du bist ein großer Weiser!“ Und ein anderes Beispiel tat sie: Sie brachte Beschnittene und Unbeschnittene und sagte zu ihm: „Unterscheide für mich die Beschnittenen von den Unbeschnittenen“; Er machte sofort einen Hinweis auf den Hohepriester und öffnete die Bundeslade. Die Beschnittenen unter ihnen verneigten sich bis zur Hälfte ihrer Größe, und nicht nur das, ihre Gesichter waren vom Glanz der göttlichen Gegenwart erfüllt, und die Unbeschnittenen unter ihnen fielen darauf. Als er ihre Gesichter sah, sagte er sofort zu ihr: „Diese sind unbeschnitten und diese sind beschnitten.“
Sie sagte zu ihm: „Woher hast du das?“
Er sagte zu ihr: „Von Bileam, denn es steht geschrieben (Num. 24,4): „Er hat gesagt, der die Worte Gottes hörte, der die Vision des Allmächtigen sah, der fiel, aber mit offenen Augen“, wenn er es nicht getan hätte, gefallen wäre – er hätte nichts gesehen.“
So musste schließlich die weitgereiste Königin sich und ihm, dem König, eingestehen:
V7 „Ich glaubte den Worten nicht, bis ich kam und meine Augen sahen, und siehe, nicht die Hälfte wurde mir gesagt. Du hast dem Gehör, das ich gehört habe, Weisheit und Güte verliehen; glücklich sind deine Männer, glücklich sind diese deine Diener, die immer vor dir stehen und deine Weisheit hören; Gesegnet sei der Herr, dein Gott, der dich begehrt hat, dich auf den Thron Israels zu setzten, und der dich zum König gemacht hat, um Recht und Gerechtigkeit zu üben.“
Von dieser Stelle können wir lernen, wie gängig es war, einen gelehrten Menschen zu testen, zu prüfen, ohne dass man ihm damit etwas Schlechtes wollte. Im Zweiten Testament heißt es immer wieder:
Mt. 19,3 Da traten die Pharisäer zu ihm, versuchten ihn und fragten ihn: Ist es einem Mann erlaubt, aus irgendeinem Grund seine Frau zu entlassen?
Lk. 11,16 Und andere versuchten ihn und verlangten von ihm ein Zeichen aus dem Himmel.
Doch was unterscheidet diese Fragen oder Anliegen von jenen der Königin von Saba? Auch sie forderte von ihm Zeichen, die Schlomo nur durch die Weisheit des Himmels vor ihr ausführen konnte, wenn wir uns auf diesen Midrasch (hintergründige Deutung des Wortlauts der Tora) einlassen. Wichtig ist das Ergebnis, denn bei der Herrscherin und bei denen, die Jehoschua aufsuchen, kommt es sehr oft zu einem Ausbruch des Gotteslobes. Jedermann wird deutlich, dass weder Schlomo noch Jehoschua aus sich heraus handeln und reden kann. Beide sind auf Gottes Wirken durch sie angewiesen. Und so wird schlussendlich GOTT gelobt, der Weisheit schenkt und die Fähigkeit, Großes zu wirken.
Die Königin lobt letztlich Gott, der sich diesen weisen Mann zum König erkor und lobte alle Menschen, die das Glück bzw. die Erfüllung hatten, in seiner Umgebung leben zu dürfen.
אַשְׁרֵי אֲנָשֶׁיךָ aschrei anascheicha ist nicht nur das Glück und die tiefe Erfüllung der Männer, sondern deiner Menschen in deinem Reich. Damit reiht sich die nicht jüdische Königin unwissentlich in die Reihe der Psalmbeter ein, denn nicht wenige der Psalmen Davids fangen mit אַשְׁרֵי aschrei an oder beinhalten diesen Terminus. Wie es auch der folgende Psalm 72 in V17 sagt: כָּל גּוֹיִם יְאַשְּׁרוּהוּ kol gojim je’aschruhu – alle Völker werden ihn glücklich heißen.
Der Psalm 72 wurde von David für seinen Sohn Schlomo verfasst. Darin bittet der Vater für seinen Sohn, dass dieser während seiner Herrschaft dem Recht Gottes gehorsam sein wird. Er bittet darum, dass sein Sohn das Recht und die Wahrheit für die Unterdrückten und Gebeugten durchsetzen wird, sodass Befreiung und Frieden im Land herrschen wird. Die Unterdrücker und Ungerechten werden sich vor ihm fürchten, aber die Könige der Nationen werden ihn ehren, so wie die Königin von Saba, die seinen Reichtum noch mehrte.
Wichtiger als dieser materielle Reichtum ist Schlomo das Wohlergehen der Bedürftigen, der Armen, und er wird ihnen helfen. Auch die, die keine Hilfe in Aussicht haben, werden in dem gerechten König einen Helfer finden, sodass ihnen nicht nur leiblich geholfen wird, sondern ihre Seelen Befreiung finden. Unter seiner gerechten Herrschaft wird es viele Gerechte geben, sie werden blühen und zum inneren wie äußeren Frieden beitragen.
In der Regentschaft Schlomos, die 40 Jahre andauerte, gab es nur Frieden. Bedenken wir, dass der Königssohn den Namen des Frieden als sein Programm trug. שְׁלֹמֹה Schlomo = Salomo = ER ist sein Friede. שָׁלוֹם Schalom = Friede, Ganzheit. Schlomo ist in Gottes Frieden, er ist in seinem Innern in einer Ganzheit, mit ganzem Herzen, dass er diese Art von Frieden seinem Land geben kann.
So wird der Name Schlomos ewig bleiben, denn dieser Name ist bis heute bekannt und wird es auch in Zukunft sein. Der Gott Jissraels wird dafür gelobt, dass ER treu ist, dass ER allein Wunder tut, auch durch Seinen gesalbten König Schlomo.
Ps. 72,1 Von Schlomo. Gott, deine Rechtsbräuche dem Könige gib, deinen Wahrspruch dem Königssohn! 2 Er urteile deinem Volke in Wahrheit, in Gerechtigkeit deinen Gebeugten! 3 Frieden tragen dann die Berge dem Volk zu, die Hügel in Wahrhaftigkeit. 4 Er rechte für die Gebeugten des Volks, befreie die Söhne des Dürftigen und ducke den Unterdrücker! 5 Man fürchtet dich mit dem Sonnenschein dann, angesichts des Monds für Geschlecht der Geschlechter. 6 Er senke sich wie Regen auf die Matte, wie Rieseln, Getröpfel zur Erde. 7 In seinen Tagen sproßt der Bewährte, Friedens Fülle ist, bis es keinen Mond gibt. 8 Er befehligt vom Meere zum Meer und vom Strom zu den Rändern der Erde. 9 Schiffsmächte knien ihm vorm Angesicht, seine Feinde lecken den Staub. 10 Die Könige von Tarschisch und den Inseln, Zinsspende entrichten sie, die Könige von Saba und Sseba, Tribut nahen sie dar. 11 Ihm bücken alle Könige sich, alle Stämme dienen ihm. 12 Denn er rettet den Dürftigen, der aufstöhnt, den Gebeugten, dem kein Helfer ist. 13 Ihn dauert des Armen und Dürftigen, die Seelen der Dürftigen befreit er, 14 löst ihre Seele aus Pressung und Unbill, teuer ist in seinen Augen ihr Blut. 15 Er lebe! Man gibt ihm von Sabas Gold, man betet für ihn beständig, all den Tag segnet man ihn: 16 »Er sei wie Schwellen des Getreids überm Erdland, am Haupte der Berge woge libanongleich auf seine Frucht, mögen der Stadt sie entblühen wie Kraut der Erde! 17 Sein Name bleibe auf Weltzeit, angesichts der Sonne pflanze sein Name sich fort, mögen alle Stämme sich segnen mit ihm, ihn glücklich heißen.« 18 Gesegnet ER, Gott, Der Gott Jissraels, der Wunder tut, er allein, 19 gesegnet der Name seiner Ehre auf Weltzeit, mit seinem Ehrenschein fülle sich alles Erdland! Jawahr, jawahr! 20 Zu Ende sind die Gebete Dawids Sohnes Jischajs.
Toda raba! Spricht der Dortmunder Shlomo
Vielen Dank, liebe Debora für diese sehr tiefgehende Erklärung durch den Midrasch! Es ist so bereichernd, dass ihr, du und dein Mann Yuval Lapide, uns aus der tiefsten Tiefe der jüdischen Weisheit heraus aufklärt und dadurch die ewig gültige Wahrheit des EWIGEN auch uns, Nicht- Juden, näher gebracht wird!✡️Vielen, vielen Dank!
Ich werde dadurch umso tiefer erstaunt und in tiefere Schichten der Ehrfurcht geführt vor dem Gott Abrahams, Jizchaks und Jaacows ✡️! Insbesondere mit den Worten des 72. Psalms HalleluYah!