Predigt vorgeschlagen für Sonntag, d. 3.07.2022
1 SEINE Rede geschah zu mir, es sprach: 2 Was ists mit euch, daß ihr wörtelt mit diesem Gleichwort auf dem Boden Jissraels, sprechend: Väter essen Herlinge, Söhnen werden Zähne stumpf! 3 Sowahr ich lebe, Erlauten ists von meinem Herrn, IHM: wirds euch fortan noch möglich sein, mit diesem Gleichwort zu wörteln in Jissrael,…! 4 Wohlan, alle Seelen, mein sind sie, gleich die Seele des Vaters, gleich die Seele des Sohns, mein sind sie: die sündige Seele, die stirbt.
Die Schrift; Martin Buber / Franz Rosenzweig
21 Der Frevler aber, wenn er umkehrt von all seinen Sünden, die er getan hat, hütet all meine Satzungen, tut Recht und Wahrhaftigkeit, leben soll er, leben, er muß nicht sterben: 22 all seine Abtrünnigkeiten, die er getan hat, werden ihm nicht zugedacht, durch seine Wahrhaftigkeit, die er getan hat, wird er leben. 23 Habe ich denn Gefallen, Gefallen am Sterben eines Frevlers, Erlauten ists von meinem Herrn, IHM, nicht daran nur, daß er von seinem Weg umkehre und lebe? 24 Wann aber der Bewährte sich abkehrt von seiner Bewährung und tut Falsch, tut allen Greueln gleich, die der Frevler getan hat, sollte der leben bleiben? all seine Bewährungen, die er getan hat, nicht zugedacht werden sie, – um seine Untreue, da er treubrüchig wurde, um seine Sünde, da er sündigte, um sie muß er sterben.
30 Darum: jedermann nach seinen Wegen werde ich euch richten, Haus Jissrael, ist meines Herrn, SEIN Erlauten. Kehret um! kehret euch ab von all euren Abtrünnigkeiten! nicht werde euch das mehr zum Strauchelstein der Verfehlung! 31 Werft von euch all eure Abtrünnigkeiten, mit denen ihr abtrünnig wart! Bereitet euch ein neues Herz und einen neuen Geist! Warum wollt ihr sterben, Haus Jissrael?! 32 Denn ich habe nicht Gefallen am Sterben dessen, der sterben muß, ist meines Herrn, SEIN Erlauten: kehret um und lebet!
Ein Sprichwort im alten Israel besagte, dass die Kinder das ausbaden müssten, was ihnen die Eltern eingebrockt hatten. Wenn also die Väter gegen Gott sündigten, musste es die nächste Generation büßen.
Gott korrigiert durch den Propheten Hesekiel diese Sicht. ER kennt jede Seele, will sagen, jeden Menschen, und darum wird die Seele sterben, die sündigte. Jeder Mensch trägt für sein Handeln ganz allein die Verantwortung.
Wer von seinem sündigen Weg umkehrt, wird leben. Wer von seinem guten Weg zur Sünde kehrt, wird sterben. Das ist Gottes Beschluss. Immer gibt es die freie Wahl, ein Leben mit Gott oder ohne IHN zu leben. Und immer gibt es die Gelegenheit zur Teschuwa, zur Umkehr תְּשׁוּבָה teschuwa zu Gott. Damit ist eine ehrliche Umkehr gemeint, eine Abkehr vom Bösen, ein ehrliches Bekenntnis und aufrichtige Reue. In der Umkehr geben wir Gott dann eine „verantwortende Antwort“, wie Buber es nennt, denn teschuwa heißt auch Antwort. לָשׁוּב laschuw heißt zurückkehren, heimkehren. Durch diese Umkehr zu Gott steht uns die Tür zur Heimkehr, zur Rückkehr zu Gott jederzeit offen. Gott knüpft sie nicht an Bedingungen. ER fordert kein einziges Opfer, kein Blut, keinen Priester, nur die Aufrichtigkeit des Umkehrwilligen. Diese Umkehr geht nur den Sünder und Gott etwas an.
Das Volk Israel war abtrünnig und machte Gott Vorwürfe, keinen guten und richtigen Weg für die Einzelnen zu haben. Dabei hörten sie nicht auf Gott und verließen Seine Wege. Sie hatten keine Beziehung zu Gott und zur Tora, die eine Weggemeinschaft mit Gott sein möchte. Deshalb spricht Gott die Gemeinschaft an und beurteilt jeden einzelnen nach dem Weg, den er gewählt hat.
Gott warnt, Gott ruft voller Liebe und Drängen. ER möchte jedem Einzelnen nur Gutes tun. Aber wir müssen umkehren, uns abwenden von den Götzen, die da heute heißen Konsumsucht, Profit, Vergnügen, Selbstverwirklichung, Erfolg. Unsere ganze westliche Welt wird durch die aktuellen Krisen, Krankheiten, Klima und Krieg an ihre Grenzen gebracht. Plötzlich steigen die Preise ins Unermessliche. Die Wegwerfgesellschaft wird zum Sparen von Energie und Ressourcen gezwungen. Getreide droht knapp zu werden, was über kurz der lang Hunger bedeuten kann. Hunger, der in der Bibel immer ein Hunger nach Gott ist. Brauchen wir solche drastischen „Rückrufaktionen“ Gottes? Es scheint so.
Aber eine Hoffnung ist das neue Herz, das wir uns selber durch Umkehr bereiten. Andererseits sagt Gott uns zu, dass ER Seinen Geist ausgießt und uns seinerseits ein neues Herz schenkt:
Hes. 36,25 Und ich will reines Wasser über euch sprengen, und ihr werdet rein sein; von aller eurer Unreinheit und von allen euren Götzen will ich euch reinigen. 26 Und ich will euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres legen; ich will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben; 27 ja, ich will meinen Geist in euer Inneres legen und werde bewirken, dass ihr in meinen Satzungen wandelt und meine Rechtsbestimmungen befolgt und tut.
Wir können unsere Beziehung zu Gott zu unserem beständigen Weg machen, nicht nur zu einem gelegentlichen Weg, indem wir nach Lust und Laune Gutes tun. Die Erscheinung des Bösen ist, immer gekoppelt an die Unterlassung des Guten! Gleichgültigkeit unterstützt das Böse. Darum müssen wir eine doppelte Sicht auf das neue Herz haben. Wenn wir uns für das Gute entscheiden, wird Gott das Seine dazu beitragen, unser neues Herz zu stärken. Wenn wir eine kleine Entscheidung treffe, werden sich Türen öffnen für weitere gute Taten. Dann wird Gott unsere Herzen stärken.
Doch im ersten Schritt heißt es: Trenne du dich zuerst vom Bösen. Das ist schon das erste Bereiten des neuen Herzens. Streif das Böse ab, denn welchen Sinn hat der Tod des Sünders?
Gutes tun ist allenthalben möglich, selbst in der DDR, sodass das alte Unrechtsregime zum Umsturz gebracht wurde. Schweigen und Zögern stärkt das System, ob damals oder heute Putin.
Mt. 10,16 Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben!
Keiner darf sich selber unnötig in Gefahr bringen. Aber entledige dich der Unterstützung des Kaisers und höre auf die Tora. Wer Gott nicht an erste Stelle stellt und opportunistisch ist, befindet sich nicht im Reich Gottes. Jeder ist gefordert, menschlich zu handeln. Jeder ist verantwortlich. Wir können nicht warten, bis sich die Situation oder Regierung verändert. Jeder einzelne ist gefragt, im Rahmen seiner Möglichkeit zu handeln.
Hes. 18,27 und wann der Frevler umkehrt von seinem Frevel, den er tat, tut Recht und Wahrhaftigkeit, der belebt seine Seele: 28 sieht er ein, kehrt er um von all seinen Abtrünnigkeiten, die er tat, leben soll er, leben, er muß nicht sterben.
Gott liebt die Umkehr! Der schlimmste Verbrecher und der kleinste Betrüger, jeder hat die Möglichkeit der Umkehr.
In der Zeit, in der keine Menschlichkeit herrscht, sei du ein Mensch und handele menschlich.
Pirke Awot
Gott hat keinen Gefallen am Tod des Sünders, sondern möchte die Umkehr. Keine Ausreden mehr wie bei Adam: „Die Frau, die du mir gegeben hast…“ Nein, jeder muss für sich nachdenken und Verantwortung übernehmen. Wir haben Gottes Zusage, dass ER das Seine dazu tut, wenn wir nur die Einsicht und die Bereitschaft in unser zielverfehltes Leben haben. Und wenn wir Seiner Hilfe und Macht vertrauen!
Ich möchte in dem Zusammenhang das Buch meines Mannes Yuval Lapide und der Malerin Christel Holl sehr empfehlen, das das neue Herz mit Worten und Bildern dem Leser eindrücklich nahe bringt:
Mit dem neuen Herzen denken; Ein Jude und eine Christin entdecken den Propheten Ezechiel
Gebundene Ausgabe – 15. September 2018, Beuroner Kunstvlg