vorgeschlagen für den 16.02.2020 Sonntag Sexagesimae
Hesekiel Kap. 2
1Der sprach zu mir: Menschensohn, stelle dich auf deine Füße, ich will mit dir reden.
2Und als er zu mir redete, kam Geist in mich und stellte mich auf meine Füße, und ich hörte den, der zu mir redete. 3Er sprach zu mir: Menschensohn, ich will dich zu den Kindern Israels senden, den abtrünnigen, die von mir abtrünnig geworden sind, sie wie ihre Väter, bis auf diesen heutigen Tag. 4Zu den Kindern mit frechem Antlitz und verstocktem Herzen will ich dich senden, und du sollst zu ihnen sagen: «So spricht Gott der Herr!» 5Mögen sie dann hören, oder mögen sie es lassen – denn sie sind ein widerspenstiges Geschlecht -, sie sollen erkennen, dass ein Prophet unter ihnen aufgetreten ist. 6Du aber, Menschensohn, fürchte dich nicht vor ihnen und erschrick nicht vor ihren Worten, wenn Disteln und Dornen um dich sind und du unter Skorpionen wohnst. Fürchte dich nicht vor ihren Worten und erschrick nicht vor ihrem Angesicht; denn sie sind ein widerspenstiges Geschlecht. 7Rede zu ihnen meine Worte, mögen sie nun hören, oder mögen sie es lassen; denn sie sind ein widerspenstiges Geschlecht.
8Du aber, Menschensohn, höre, was ich zu dir rede; sei nicht widerspenstig wie das widerspenstige Geschlecht. Tue deinen Mund auf und iss, was ich dir gebe.
9Und ich sah, wie eine Hand gegen mich ausgestreckt war, und siehe, sie hielt eine Schriftrolle.10Und er breitete sie vor mir aus, und sie war auf der Vorderseite und auf der Rückseite beschrieben, und es waren darauf geschrieben Klage und Ach und Wehe.
Kap.3, 1Und er sprach zu mir: Menschensohn, iss diese Rolle und gehe hin und rede zum Hause Israel. 2Da öffnete ich meinen Mund, und er gab mir die Rolle zu essen
3und sprach zu mir: Menschensohn, speise deinen Leib und fülle deine Eingeweide mit dieser Rolle, die ich dir gebe. Da aß ich sie, und sie wurde in meinem Munde so süß wie Honig.
Der Menschensohn
Hesekiel ( = Gott stärkt mich; Gott gibt mir Kraft / Stärke; Gott ist mein Halt). Er war ein Exilsprophet in Babylonien. Was der Künder (so übersetzt Martin Buber das hebräische Wort Navi) = Prophet sagt, ist veränderbar, wenn das Verhalten der Hörer sich ändert.
Hesekiel predigte bereits 12 Jahre vor der Tempelstörung und warnte davor. Sein Thema ist, wie dieses Volk ohne Tempel leben kann. Die Kinder Israel waren nicht würdig, diesen Tempel zu behalten. Nachdem sie nicht auf Gottes Mahnung durch Hesekiel gehört hatten, mussten sie nun mit dieser Katastrophe leben. Aber Gott ist so gütig, dass es einen neuen Tempel geben soll.
Kein Prophet benutzt so viele Gleichnisse wie Hesekiel. Und in keinem anderen Buch der Bibel kommt der Begriff Menschensohn so häufig vor wie bei Hesekiel, auch nicht im NT.
Hesekiel selbst ist der Menschensohn (Ben Adam), der Prototyp des Gott gehorsamen und mit Gott lebenden Menschen. Zu ihm pflegt Gott eine intensive Beziehung. Er stärkt Hesekiel immer wieder, wie es das Programm seines Namens ist.
Wenn der Mensch den Willen zum ersten Schritt an den Tag legt, hilft Gott weiter. So gebot Gott Hesekiel zuerst das Stehen, und dann stellte Gott ihn gänzlich auf.
Gott möchte, dass sein Prophet kraftvoll steht. Er soll nicht nur aufstehen, sondern stehen, standfest sein, denn er soll zu dem abtrünnigen Volk reden mit harten und warnenden Worten. Dabei soll Hesekiel nicht wankelmütig werden, sich nicht beeinflussen lassen von den Zuhörern und nicht vor Enttäuschung schwach werden, wenn sie nicht auf ihn hören. Seine Aufgabe ist es, die Worte Gottes, die Gott ihm auftrug, auszusprechen. Die Reaktion der Hörer fällt nicht in seinen Verantwortungsbereich.
Es ist nicht unsere Aufgabe, ein Werk zu vollenden, aber es zu beginnen.
Gott spricht deutlich über die Vergehen der Kinder Israel. Sie sollen niemals sagen können, Gott habe sie nicht gewarnt. Ein Künder war in ihrer Mitte, egal ob sie hören oder nicht. Hesekiel wird gesendet, er soll sich von dem Verhalten der Kinder Israel nicht beeindrucken lassen. Er ist ein Vorbild und ist kein Widerspenstiger.
Martin Buber: 2,9 Ich sah, da, eine Hand, zu mir ausgeschickt, und da, eine Buchrolle in ihr, 10 die breitete er vor mich hin, sie war vorn und hinten beschrieben, und geschrieben war drüber: Klagrufe, Seufzen und Weheschrei.
Hesekiel musste das Leid annehmen, Gottes Wort verinnerlichen und verwandeln mit Gottes transformatorischer Kraft. Von vorne und hinten beschrieben ist Gottes Botschaft für alle sichtbar. Die Botschaft ist bitter: Klage, Seufzen und Weherufe. Diese Dreiheit weist auf die anstehende Transformation hin, wie es die jüdische Zahlenmystik sagt.
Gott macht aus dem Bittersten süßen Honig.
Off 10:9 :Und ich ging hin zu dem Engel und sprach zu ihm: Gib mir das Büchlein! Und er sprach zu mir: Nimm hin und verschling es! und es wird dich im Bauch grimmen; aber in deinem Munde wird’s süß sein wie Honig. Off 10:10 :Und ich nahm das Büchlein von der Hand des Engels und verschlang es, und es war süß in meinem Munde wie Honig; und da ich’s gegessen hatte, grimmte mich’s im Bauch.
Hes.3,2Da öffnete ich meinen Mund, und er gab mir die Rolle zu essen
3und sprach zu mir: Menschensohn, speise deinen Leib und fülle deine Eingeweide mit dieser Rolle, die ich dir gebe. Da aß ich sie, und sie wurde in meinem Munde so süß wie Honig. (Ps. 19,11)
Jer.15 16Stellte dein Wort sich ein, so verschlang ich’s; zur Wonne ward mir dein Wort. Zur Freude meines Herzens ward es mir, dass ich deinen Namen trage, Herr, Gott der Heerscharen.
Buchrollen waren das übliche Medium zur Verschriftlichung der Tora. Was der Prophet hier also isst, ist eine Rolle mit dem Wort Gottes. Es könnte sich um Teile der Tora handeln, denn in ihr gibt es Weherufe und Klage über das Volk, welches Gott aus der Knechtschaft in Ägypten befreite, das aber nicht zu Dank und Anerkennung diesem Gott gegenüber bereit war und sich nicht an seine Weisungen hielt.
Oder es handelt sich um die Worte, die Gott zu Hesekiel gesprochen hatte und die auf dieser Rolle aufgeschrieben waren.
Dtn.29,20Der Herr wird nicht willens sein, ihm zu vergeben, sondern alsdann wird der Zorn und Eifer des Herrn auflodern wider einen solchen Mann, und es werden ihm alle die Flüche (Segensentzug) auflauern, die in diesem Buche geschrieben stehen, und der Herr wird seinen Namen unter dem Himmel austilgen, 21und der Herr wird ihn zum Unheil aus allen Stämmen Israels aussondern, nach all den Bundesflüchen, die in diesem Buch der Weisung (Tora) geschrieben stehen.
Dieses Wort Gottes mit aller Klage und allem Wehe ist letztlich immer Kraftquelle, sodass diese Rolle den Propheten stärkt. Die Süße zeigt ihm, dass Gott trotz aller heftigen Worte immer voller Liebe ist und bleibt, denn ER will das Leben des Sünders, nicht seinen Tod.
Dtn.30,19Ich rufe heute Himmel und Erde wider euch zu Zeugen an: Leben und Tod habe ich euch vorgelegt, Segen und Fluch; so erwähle nun das Leben, auf dass du am Leben bleibest, du und deine Nachkommen, 20indem du den Herrn, deinen Gott, liebst, auf sein Wort hörst und dich fest an ihn hältst – denn davon hängt dein Leben ab und dein hohes Alter -, auf dass du in dem Lande wohnen bleibest, das der Herr deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob zu geben geschworen hat.
Bedeutung für den Alltag
- Worte der Kritik oder schmerzhafte Worte könnten auch hilfreiche Warnungen sein. Gottes Wort kann auch zur Umkehr aufrufen, was eine schmerzliche Entscheidung beinhalten kann, ein schmerzliches Loslassen.
- Gott ruft uns in Aufträge hinein, vor denen wir uns nicht fürchten müssen. Wenn wir zum ersten Schritt bereit sind, hilft Gott uns weiter.
- Wir haben nicht die Verantwortung, einen Auftrag zu beenden, aber ihn zu beginnen und so lange auszuführen, wie Gott es uns sagt. Für die Fortführung nach unserem Abtreten trägt Er die Verantwortung.
- Gottes Wort will verinnerlicht werden, damit es uns zur Stärkung und Hoffnung wird auch in dunklen Stunden. Von innen fließt es in unsere Worte und in unser TUN.
Gott segne diesen Sonntag und das Hören auf Sein Wort.