am Sonntag, d. 10.01.2021

1 Ich ermahne euch deshalb, Brüder, angesichts des Göttlichen Erbarmens, euch selbst als Opfer darzubringen, lebendig und ausgesondert für Gott. Das wird ihm wohl gefallen; es ist der der folgerichtige “ Tempelgottesdienst“ für euch. 2 Mit anderen Worten, nehmt nicht die Maßstäbe des Olam Haseh. lasst euch vielmehr verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes; damit ihr wisst, was Gottes Wille ist, und ein seht, dass das, was er will, gut und befriedigend ist und gelingen kann. 3 Denn Ich fordere jeden einzelnen von euch durch die Gnade, die mir gegeben ist, auf, keine übertriebenen Vorstellungen von eigenen Deutung zu hegen. Entwickelt vielmehr nüchterne Selbsteinschätzung, ausgehend von dem Maßstab, den Gott jedem euch gegeben hat, nämlich Vertrauen. 4 Denn so, wie viele Glieder sind, die einen Leib bilden, die Glieder aber nicht alle dieselbe Aufgabe haben; 5 so sind viele von uns, und in der Vereinigung mit dem Messias stellen wir einen Leib dar, wobei jeder von uns zu den anderen gehört. 6 Wir haben aber unterschiedliche Gaben, die wir gebrauchen sollen nach der Gnade, die uns gegeben wurde. Wenn deine Gabe Weissagung ist, gebrauchen sie nach dem Maß des Vertrauens; 7 wenn es der Dienst ist, gebrauchte ihn zu dienen; wenn du ein Lehrer bist, gebrauche deine Gabe im Lehren; 8 wenn du ein Ratgeber bist, gebrauche deine Gabe, um zu trösten und zu ermahnen; wenn du jemand bist, er gibt, dann tu es selbstverständlich und großzügig; wenn du in einer leitenden Stellung bist, dann leite mit Sorgfalt und Eifer; wenn du eine bist der Werke der Barmherzigkeit tut, tu sie fröhlich.
aus: Das jüdische neue Testament, David Stern, Hänssler 1989

Paulus, der Pharisäer

Paulus war ein Schüler des pharisäischen Gelehrten Gamaliel. Apg. 22,3 Ich bin ein Jude, geboren zu Tarsus in Cilicien, erzogen aber in dieser Stadt, zu den Füssen Gamaliels unterrichtet nach der Strenge des Gesetzes der Väter, und ich war ein Eiferer für Gott, wie ihr alle es heute seid. Dort lernte er, die Schrift zu analysieren und zu deuten.לְפָרֵשׁ lifrosch = auslegen. Des Weiteren wissen wir, dass sich die Pharisäer in ihrer Lehre von den Pharisäern absonderten. פָּרוּשׁ perusch = Pharisäer, Abgesonderte.
Es ist also nicht ungewöhnlich, wenn er diese jüdische Lehre mit seinen Worten weitergibt.

Lehren aus den Opfer von Kain und Abel

So könnte er Lehren aus der Geschichte von Kain und Abel gezogen haben.
Gen. 4,4 und Habel – auch er – brachte von den Erstlingen seiner Schafe, von ihrem Fett. ER achtete auf Habel und seine Spende,  וְהֶ֨בֶל הֵבִ֥יא גַם־ה֛וּא מִבְּכֹר֥וֹת צֹאנ֖וֹ וּמֵֽחֶלְבֵהֶ֑ן וַיִּ֣שַׁע יְהֹוָ֔ה אֶל־הֶ֖בֶל וְאֶל־מִנְחָתֽוֹ:
Rabbiner Hirsch kommentierte: „Es kommt eben alles auf den Sinn an, in welchem die Opfer geopfert und gebetet wird. Es können zwei dieselben Opfer bringen, dieselben Gebete beten, und doch in unendlicher Verschiedenheit vor Gott stehen. Das ist hier bei dem ersten Opfer klar. Es heißt hier nicht: Gott wendete zu Abels Opfer und bitte sich nicht zu Kains Opfer, sondern: Er wendete sich zu Abel und seinem Opfer, aber zu Kain und seinem Opfer wendete er sich nicht. Die wesentliche Verschiedenheit lag in der Persönlichkeit der Opfernden, nicht im Opfer. Kain war missfällig und darum auch sein Opfer. Abel war wohlgefällig und darum auch sein Opfer.“

Kain brachte als Erstgeborener das Opfer dar und er meinte, etwas darbringen zu müssen. Er fühlte sich lediglich dem verpflichtet. Der Erstgeborene hatte für das Haus, für die ganze Familie zu opfern. Darum erstaunt ist den Leser im Hebräischen, wenn er hört, „Abel, auch er“.

Sach. 14,21 es wird sein, alljeder Topf in Jerusalem und in Jehuda ist geheiligt IHM dem Umscharten
„… wenn erst das ganze Leben ein Gott geweihtes, heiliges sein wird, dann allerdings dürften wir erwarten, dass gerade diejenigen, welchen die Träger des Hauses werden, des Hauses, das gar keinen anderen Eigentümer als Gott haben wird, … die in Gott Aufgehendsten sein werden. Solange das Leben noch nicht ganz durchgeistigt, nicht ganz von Gott durchdrungen ist, ist zu befürchten, … dass gerade die Träger des materiellen, die berufen sind, die Wohlfahrt Familie begründen, von denen die materielle Wohlfahrt erwartet wird, sich nicht zugleich auch als die geeignetsten Träger des priesterlichen Berufes bewahren werden.“ (Hirsch)

Es soll gesagt werden, dass das Leben so durchheiligt sein muss, dass in dem Opfer immer auch etwas von uns Menschen dabei ist. So hatte Abel als Zweitgeborener nicht aus Verpflichtung geopfert, sondern aus Liebe. Indem er sich selbst mit darbrachte, konnte Gott wohlgefällig auf sein Opfer sehen.

Der Talmud zur Tora, die über Opfern steht

Ex. 25,8 Ein Heiligtum sollen sie mir machen, daß ich einwohne in ihrer Mitte (in ihnen – betochem).
בְּתוֹכָם וְעָשׂוּ לִי מִקְדָּשׁ וְשָׁכַנְתִּי
So sagte Gott schon bei den Anweisungen zur Stiftshütte, dass ER „in ihnen“ – Plural! –  wohnen wolle, obwohl ER doch die Anweisung für ein Heiligtum gab! Auch das schrieb Paulus noch deutlicher an die Korinther:
1. Kor. 3,16 (f)  Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und dass der Geist Gottes in euch wohnt.
 
Wir sollen uns nicht überschätzen, schreibt Paulus. Richtige Selbsteinschätzung liebt Gott mehr als Opfer.
Ps. 51,19 Schlachtmahle für Gott sind ein gebrochener Geist, ein gebrochenes, zerschlagenes Herz, Gott, du wirsts nicht verschmähen. –
Ps. 34,19 Nah ist ER denen gebrochenen Herzens, und die am Geist Geduckten befreit er.
Jes. 57,15 Ja, so hat er gesprochen, der Hohe und Ragende, Ewig- und Heiligwohnender ist sein Name: Hoch und heilig wohne ich – und bei dem Zermalmten und Geisterniederten: zu beleben den Geist der Erniederten, zu beleben den Geist der Gemalmten.

Auch der Talmud, in dem die Diskussionen zur Anwendung der Tora niedergeschrieben sind, kennt die Nachrangigkeit der Opfer, solange der Tempel steht als auch danach. Hier seien einige Stellen zitiert.

aus Eruwin 63 a/63 b
… gestern Abend habt ihr das ständige Opfer versäumt, und nun habt ihr das Lernen der Weisung versäumt. Joshua sagte zu ihm: Wegen welcher der beiden Verschuldungen bist du kommen? Da sagte er zu ihm: Jetzt bin ich gekommen. … Rabbi Schmuel, Inyas Sohn, sagte im Namen Raws: Das Lernen der Weisung ist wichtiger als Darbringen der ständigen Opfer, denn er sagte zu ihm: Jetzt bin ich gekommen.
Anmerkung: Der Engel kam, weil das nächtliche Studium und nicht, weil das Abendopfer versäumt worden ist.

Taanit 27 b
… Er sagte vor ihm: Herr der Welt, das mag gelten in der Zeit, da das Heiligtum besteht, aber in der Zeit, da das Heiligtum nicht besteht – was wird mit ihnen? Er sprach zu ihm: Schon habe ich die Ordnung der Opfer vorbereitet. In der Zeit, da sie diese vor mir lesen, lasse ich es ihnen gelten, als ob sie vor mir Opfer darbrächten, und ich verzeihe ihnen ihre Verschuldungen.

Chagiga 27 a
Es steht nämlich geschrieben in Hes. 41,22: … der Altar von Holz, drei Ellen hoch, ihre Länge zwei Ellen, sie hat ihre Eckstücke, ihr Sockel und ihre Wände sind von Holz. Er redete zu mir: Dies der Tisch, der vor IHM ist.
Es beginnt mit Altar und schließt Tisch. Rabbi Jochanan und Resch Lakisch sind es, die beide sagen: In der Zeit, da das Heiligtum bestand, sühnte der Altar Menschen, jetzt sühnt eines Menschen Tisch für ihn.
Anmerkung: Der Tisch im Haus frommer Juden ersetzt den Altar. Um ihn versammelt sich die Familie an Schabbat – und an Festtagen zum gottesdienstlichen Mahl.

Menachot 110 a
Mal. 1,11b  An jedem Ort wird meinem Namen Rauchwerk dargereicht und reine Spende.
An jedem Ort ? Was kommt dir in den Sinn? Rabbi Schmuel, Nachmanis Sohn, sagte, Rabbi Jonatan habe gesagt: Das sind die Gelehrten, die sich an jedem Ort mit der Weisung befassen: Ich lasse es ihnen gelten, als ob sie räucherten und darbrächten meinem Namen.
Ps. 134,1 Ein Aufstiegsgesang. Wohlan, segnet IHN, ihr all SEINE Knechte, die in den Nächten in SEINEM Haus stehn!
Was bedeutet: in den Nächten? Rabbi Jochanan sagte: Das sind die Gelehrten, die sich bei Nacht mit der Weisung befassen. Ihnen lässt es die Schrift gelten, als ob sie sich mit dem Tempeldienst befassten.

Brachot 5 a
Rabbi Schimon, Lakischs Sohn sagte nämlich: Beim Salz ist es Bund, und bei den Leiden heißt es Bund. Beim Salz heißt es Bund, denn es steht geschrieben: 2. Chron. 33,12f Lass nicht fehlen das Salz des Bundes; und bei den Leiden heißt es Bund, denn es steht geschrieben: 5. Mos. 28,69 Diese sind die Worte des Bundes. Wie bei dem Bund, von dem beim Salz gesagt ist, dass Salz das Fleisch angenehm macht, so auch bei dem Bund, von dem bei den Leiden gesagt ist : Leiden tilgen alle Verschuldungen eines Menschen.
Anmerkung: 5. Mos.28,69 Dieser Vers steht am Ende des Kapitels, in dessen zweitem Teil die Leiden aufgezählt sind, von denen Israel heimgesucht wird, wenn es die Gebote nicht erfüllt.

Die Gaben Gottes und der Körper

Der Körper mit seinen Glieder spielt ebenso eine Rolle:
R ‚Chaim Vital in Shaar HaKavanot (Shaar 1, Teil 1) sagt: „Jedes der 248 geistigen Glieder erhält seine Nahrung von einer bestimmten Mizwa, die diesem Glied entspricht. Wenn eine Person diese bestimmte Mizwa nicht ausführt, das entsprechende Glied wird seine richtige Nahrung fehlen …“

Babylonischer Talmud, Sanhedrin 91a-91b:
„Antoninus sprach zu Rabbi: Körper und Seele können sich ja beide von der Strafe befreien, indem der Körper sagen kann, die Seele habe gesündigt, denn seitdem sie von ihm fort ist, liegt er ja da wie ein Stein im Grabe, und die Seele kann sagen, der Körper habe gesündigt, denn seitdem sie von ihm fort ist, schwebt sie ja wie ein Vogel in der Luft umher. Dieser erwiderte ihm: Ich will dir ein Gleichnis sagen, womit dies zu vergleichen ist. Einst hatte ein König aus Fleisch und Blut schöne Früchte in seinem Obstgarten, in dem er zwei Wächter angestellt hatte, einen lahmen und einen blinden. Da sprach der Lahme zum Blinden: Ich sehe schöne Frühfrüchte im Garten; komm, lass mich auf dir reiten, und wir holen sie uns und essen. Hierauf setzte sich der Lahme auf den Blinden, und sie holten sie und aßen. Nach Verlauf von Tagen kam der Eigentümer des Obstgartens und fragte sie, wo denn die schönen Frühfrüchte hingekommen seien. Der Lahme erwiderte: Habe ich denn Füße, um gehen zu können? Der Blinde erwiderte: Habe ich denn Augen, um sehen zu können? Was tat er nun? Er setzte den Lahmen auf den Blinden und bestrafte sie zusammen. Ebenso verfährt auch der Heilige, gepriesen sei er; er holt die Seele und bringt sie in den Körper, sodann bestraft er sie zusammen, wie es heißt (Psalm 50,4): Er ruft den Himmel droben und die Erde, um mit seinem Volke zu rechten; er ruft den Himmel droben, das ist die Seele, und die Erde, um mit seinem Volke zu rechten, das ist der Körper.

Die guten Taten sollen wir gerne und mit Freuden tun. Amos 5,15 Hasset das Böse und liebet das Gute und stellet das Recht her im Tor; vielleicht wird dann der Herr, der Gott der Heerscharen, dem Rest Josephs gnädig sein

Die Gaben sind von Gott, die wir zu seiner Ehre einsetzen können.
Ex. 35,34 Er hat ihm auch die Gabe verliehen, (andere) zu unterweisen, ihm und Oholiab, dem Sohne Ahisamachs, vom Stamme Dan.
Eine Gabe Gottes sind Kinder (Ps. 127,3) oder eine verständige Frau (Spr. 19,14). Ebenso ist auch Essen und Trinken vom Ewigen.
Pred. 3,13 Dass aber ein Mensch essen und trinken kann und sich gütlich tun bei all seiner Mühsal, auch das ist eine Gabe Gottes. 
oder Pred. 5,18 Auch wenn Gott einem Reichtum und Schätze gibt und ihm gestattet, davon zu genießen, sein Teil hinzunehmen und sich zu freuen bei seiner Mühsal – das ist eine Gabe Gottes. 

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