Meron im Norden Israels. Feierstätte am Fuß des Grabes von Rabbi bar Jochai

Freitag, 30.04.2021; 18. Ijar 5781 – חי = Leben!

Wir feiern Lag Ba’omer in Freude und Ausgelassenheit. Nach einem Jahr Pandemie freuen sich besonders orthodoxe Juden in Israel auf Picknick im Freien, auf Grillen und Lagerfeuer, denn es ist ein freudiger Anlass, der uns überliefert ist. Unter den Schülern Rabbi Akibas war eine Epidemie ausgebrochen, und sie starben in großer Zahl daran. Als Grund dafür wird kein Virus genannt, sondern Lieblosigkeit untereinander und üble Nachrede. Am 33. Tag der Omerzeit (auf Hebräisch sind das die Buchstaben Lamed und Gimmel לג, die den Zahlenwert 33 ergeben) hatte dieses massenhafte Sterben ein Ende. Grund zu Dankbarkeit, Freude und Jubel bis heute.

Dieser Tag ist auch der Todestag von Rabbi Schim’on bar Jochai. Und der Todestag eines Rabbi gilt als Freudenfest, denn er hat seine irdischen Aufgaben erfüllt und geht heim zum Vater. Darum tanzen besonders fromme Juden auf den Gräbern dieser Rabbiner, auch wenn beide Ereignisse in die Zeit des 2. Jh. n.d.Z. fallen.

Nun hat Gott uns auch, zumindest in Israel, von der Pandemie und einem massenhaften Sterben befreit, da ereignet sich ein unfassbares Ereignis in Meron, am Grab des Rabbi Schim’on bar Jochai, das mittlerweile zu einem Veranstaltungsort für Tausende von Gläubigen ausgestattet wurde. Und wie immer ist die Frage: Wie konnte Gott das zulassen?

Aber können wir wirklich Gott dafür verantwortlich machen, dass zu viele Menschen an einem Ort zusammenkommen? Sind wir nach den Beschränkungen im letzten Jahr nicht sensibel genug geworden, dass solche Massenveranstaltungen vielleicht nicht angebracht sind? Ich glaube, dass Gott zu uns spricht, auch durch solche Unglücke. Gerade heute, am Festtag, möchte ich hinhören und fragen: Gott, mein Vater, wozu? Ich kleiner Mensch, ich verstehe vieles nicht und bin traurig, dass die Freude von feiernden Menschen auf diese Art einen Dämpfer bekam. Doch durch Corona, das hier in Deutschland noch nicht zu Ende ist, bin ich sensibilisiert und denke: Wir können doch auch im kleinen Kreis feiern und fröhlich sein. Massen verbreiten oft Hysterie. Sind das noch die Freude und der Dank, mit dem wir Gottes Herz gewinnen?

Ich will nicht richten, habe nicht das Recht dazu. Ich möchte Gott bitten, dass ER die Seelen der Verstorbenen aufnimmt und sie bei IHM feiern können. Sie durften in fröhlicher und dankbarer Stimmung heimgehen zum Vater!
Ich bete für die Verletzten, dass ER sie heilt, denn ER hat gesagt: ICH bin Adonai, dein Arzt.
Für die Davongekommenen bete ich ein Dankgebet, den Segen für die Errettung (Birkat haGomel):
בָּרוּךְ אַתָּה ה’ אֱלֹהֵינוּ מֶלֶךְ הָעוֹלָם הַגּוֹמֵל לְחַיָּבִים טוֹבוֹת שֶׁגְּמָלַנִי כָּל טוֹב
Baruch ata Adonai, Eloheinu melech ha-olam, ha-gomel l’chayavim tovot she-g’malani kol tov.
Gepriesen bist du, Adonai, unser Gott, König der Welt, der den Unwürdigen mit Gutem belohnt und der mich mit Gutem belohnt hat.

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