Kennen sie ein christliches Fest, bei dem es explizit um die Bibel und um die Freude an ihr geht?
Der Psalmist sagt: Ps.119,162 Ich freue mich über dein Wort wie einer, der große Beute findet.
Auch mehr als Reichtum bedeutet ihm das Wort Gottes:
Ps.119,72 Die Weisung, die aus deinem Mund kommt, ist besser für mich als Tausende von Gold- und Silberstücken.
Das Ende des fröhlichen Laubhüttenfestes bildet dieses Fest Simchat Tora. Übersetzt heißt es, Freude an Gottes Weisung, denn die Tora ist kein Gesetz. An diesem Fest wird die Tora bis zu ihrem Ende gelesen, also bis zu ihrem letzten Abschnitt, welcher heißt: We sot habracha = Dies sind die Segnungen. Wie passend, dass die Tora mit Segenssprüchen endet!
Der Vorleser dieser Bibelstelle heißt Chatan Tora, der Bräutigam der Tora. Jeder anwesende, erwachsene Mann versucht am Vorabend dieses Festes, einen Teil dieses Wochenabschnitts zu lesen und die Ehre zu erhalten, zu dieser Torastelle aufgerufen zu werden.
Am nächsten Morgen, wenn in der Synagoge die Toralesung von vorne beginnt, also mit dem Schöpfungsbericht, nennt man den Vorleser Chatan Bereschit, der Bräutigam des „Anfangs“, des ersten Wortes der Bibel. Das Ende geht in den Anfang über. Die Toralesung endet mit dem strahlenden Segen über den Kindern Israel und beginnt wieder mit dem ersten Schöpfungslicht.
Man hat sogar festgestellt, dass die Tora mit einem Bet (ב = 2. Buchstabe) beginnt und mit einem Lamed (ל = 30. Buchstabe) endet. Somit ergibt sich der Zahlenwert des Wortes „Lew“לב = Herz, was uns den Hinweis gibt, das wir die Tora im Herzen tragen sollen. Es ergibt sich ebenso der Zahlenwert des Wortes „Kawod“כבוד = Herrlichkeit, woraus unsere Weisen schließen, dass die Tora die gesamte Herrlichkeit Gottes umfasst.
Nach der Toralesung werden alle Torarollen aus dem Toraschrein geholt und man tanzt mit ihnen 7 Mal um das Vorlesepult. Es wird gesungen und getanzt. Die Freude ist unbändig. In Israel geht man mit den Torarollen sogar auf die Straße, wo weiter mit ihnen getanzt wird. Jeder soll sich mitfreuen dürfen an dem Geschenk der Tora. Es ist wie bei einer Hochzeit, wo die Tora die Braut ist. Israel und seine Braut!
Die Kinder jauchzen und tanzen mit. Sie haben selbst gebastelte Wimpel und ihnen werden Süßigkeiten zugeworfen, ist doch das Wort Gottes süß wie Honig.
Psalm 119:103 Wie süß ist deine Rede meinem Gaumen, mehr denn Honig meinem Mund!
Hesekiel 3:3 Und er sprach zu mir: Speise deinen Leib und fülle deine Eingeweide mit dieser Rolle, die ich dir gebe! Da aß ich, und es war in meinem Munde so süß wie Honig.
Es handelt sich bei der Tora um wichtige Wegweisungen, um das Unterwegssein in unserem Leben und die dazu notwendigen Richtlinien.
Das Judentum ist eine Religion, die seit Anbeginn unterwegs ist. Schon unser Patriarch Abraham war unterwegs aus seiner Heimat in das Land, das Gott ihm zeigte. Auch die späteren Erzväter waren unterwegs. Jakob floh vor seinem Bruder ins Aramäerland zur Familie seiner Mutter und kehrte nach 21 Jahren zurück. Josef wurde sogar nach Ägypten verkauft, sodass das Volk 400 Jahre später auf dem Weg zurück ins verheißene Land war. So wurde auch die Tora dem Volk unterwegs auf der Wanderung ins Heimatland gegeben. Sie ist ein Geschenk, das Israel in der Wüste erhielt und mit dem es nach Hause kam. Später durfte die Tora ihr zu Hause im Tempel in Jerusalem finden, immer in Erinnerung an die vielen Wanderungen des Volkes.
Auch die Erfahrungen des Exils kommen noch hinzu, vor dem die Tora immer gewarnt hatte. Es hieß doch, dass das Volk weggeführt werden sollte, wenn es seinen Gott vergäße. Aus den Exilen führte Gott sein Volk immer wieder heim, auch nach dem letzten großen Exil, das bis 1948 dauert.
Simchat Tora zeigt, dass das Studium der Tora niemals unterbrochen werden darf. Dem Ende folgt sofort der Anfang. Die Tora ist unser Leben; „ein Baum des Lebens“ wird sie auch genannt. Von diesem Leben lassen wir uns nicht abschneiden, solange Gott es uns ermöglicht. Schon oft gab es Despoten, die das Torastudium versuchten zu unterbinden, ob in biblischer Zeit unter Königin Esther oder später die Seleukiden, die von den Makkabäern besiegt wurden. Auch im 2. Jahrhundert wurden Rabbiner zu Märtyrern, weil ihnen das Torastudium wertvoller war als das eigene Leben.
Und das sind die Segnungen
Mose segnet das Volk in der Reihenfolge, wie er es vom Berg Nebo vor sich sieht, wie es also im Lande wohnen wird.
Ruben wird nicht so dezimiert werden, dass er untergeht, vielmehr wird er leben.
Aus Juda kommt einst die königliche Familie und Levi wird die Ehrenzeichen der „Urim und Tumim“ zum Dienst an Gott hochhalten. Levi wird sogar Vater und Mutter vergessen, Brüder und Kinder, um Gott zu dienen. Das erinnert uns an ein anderes Wort:
Matth. 10:37 Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert.
Sie dienen vor Gott Tag und Nacht und machen ihm damit Ehre.
Ein Teil des Tempels stand auf dem Gelände von Benjamin, weshalb es von ihm heißt: Dtn.33,12 „… zwischen seinen Schultern wohnt er.“
Josef steht für die Stämme Ephraim und Manasse, darum wird er mit Fruchtbarkeit gesegnet. Ephraim heißt: doppelte Frucht.
Auf dem Gebiet von Gad, das in Transjordanien liegt, wird Moses Grab zu vermuten. Es hat also eine besondere Bedeutung.
Jeder Stamm steht im Licht des Segens da. Mose hat über Israel nicht nur einen geologischen Blick, sondern auch einen prophetischen. So wird am Ende festgestellt, dass nie wieder ein Prophet wie Mose erstand, mit dem Gott von Angesicht zu Angesicht sprach. Gott vertraute ihm die Tora an, sodass sie „die Tora Moses“ heißt.
Diese Feststellung ging auch in die 13 Glaubensgrundsätze des Maimonides ein, die jeden Morgen im Morgengebet ihren Platz finden.
- Ich glaube mit ganzem Glauben, dass alle Worte der Propheten wahr sind.
- Ich glaube in ganzem Glauben, dass die Kündung unseres Lehrers Moses, Friede ihm, die Wahrheit und dass er von allen Propheten, früheren wie späteren, der Vater war.
- Ich glaube in ganzem Glauben, dass diese Tora, wie wir sie jetzt besitzen, die gleiche ist, die unserem Lehrer Moses übergeben wurde.
- Ich glaube in ganzem Glauben, dass diese Tora unverwechselbar ist und dass es nie eine andere Lehre vom Schöpfer her, gelobt sei sein Name, geben wird.
Oder wie es im Lied „Jigdal“ gesungen wird, das auf den 13 Glaubensgrundsätzen gründet: „Niemals erstand in Israel dem Mosche gleich ein Prophet, der Seine Erscheinung geschaut.“
Lassen wir uns anstecken von der Freude, von der Begeisterung an Gottes Wort! Und nehmen wir es genau so ernst, dass wir es täglich lernen wollen!