Predigtvorschlag für Sonntag, 13.02.2022
22 So hat ER gesprochen: Nimmer rühme sich der Weise seiner Weisheit, nimmer rühme sich der Held seines Heldenmuts, nimmer rühme sich der Reiche seines Reichtums, 23 sondern dessen rühme sich, wer sich rühmt: zu begreifen und mich zu erkennen, daß ICH es bin, der Huld, Recht und Wahrhaftigkeit macht auf Erden. Ja, an solchen habe ich Gefallen, ist SEIN Erlauten.
Die Schrift, Martin Buber/ Franz Rosenzweig
Im Kontext des Predigttextes erfahren wir, dass das Volk Israel ungehorsam ist, sodass Gott es die Konsequenzen spüren lassen wird. Das Volk ist treulos und hinterlistig, es ist kein wahrer Freund, dem man vertrauen könnte. Gott findet Lüge und Unrecht bei ihm. In ihrer Arglist wollen sie Gott nicht erkennen. An Umkehr des Volkes ist nicht zu denken. Im Gegenteil erweisen sich die Worte des Mundes als tödliche Pfeile, denn sie stimmen nicht mit den Handlungen überein. Frieden führt man im Mund, aber im Herzen wird der Hinterhalt geplant.
All diese Verfehlungen kennen wir auch heute im christlichen Abendland, selbst wenn es keine Götzen mehr gibt. Treulosigkeit gegenüber Gott gibt es dort, wo wir IHM nicht die Zeit und Aufmerksamkeit schenken, die für ein aufrichtiges Hören im Gebet nötig wären. Oder die Unaufrichtigkeit gegenüber Freunden, denen wir nur die halbe Wahrheit sagen, gegenüber dem Ehepartner, den wir in Entscheidungen nicht einbeziehen, sondern vor vollendete Tatsachen stellen. Wie oft verletzen wir einen Menschen mit Worten und merken gar nicht, wie seine Gefühle durch sie sterben.
Nun plant Gott seinerseits, das Volk zu schmelzen und zu läutern. Wir wissen, dass das Schmelzen und Läutern von Silber durch große Hitze geschieht, doch nur so kann das kostbare Metall von der belastenden Schlacke befreit werden. Gott will also Sein Volk nicht vernichten, sondern von Untreue und Sünde reinigen. Das ist schmerzhaft, aber ein Akt der Liebe.
Gott ermutigt Seine Seele, die Zielverfehlung Seines Volkes zu ahnden תִּתְנַקֵּם titnakem (du wirst ahnden), wie es bei Buber heißt. Da dieses Wort von לָקוּם lakum = aufstehen und לְהָקִים lehakim = aufrichten kommt, ist die Aufrichtung des Rechts gemeint und keine unüberlegte Rache. Gott sehnt sich ja danach, Sein Volk zurückzugewinnen! ER will, dass die Israeliten Sein Handeln verstehen. ER verwüstet die Städte, weil Seine Kinder abgewichen sind von Seiner Weisung, weil sie Seine Stimme nicht hörten und dem Baal nachliefen.
Mitten hinein in die Ankündigung von Vertreibung, Tod und Verwüstung, von Trauer- und Klagegeschrei fallen diese Gottesworte des Predigttextes.
Kein Mensch darf sich seiner Weisheit, seiner Stärke oder seines Reichtums rühmen. Das Wort für rühmen im hebräischen Original heißt יִתְהַלֵּל jithalel = du wirst dich rühmen, das den Lesern bekannt ist durch den Jubelruf der Kirche: Halleluja, rühmet Gott! Dieses Verb wird ausschließlich für das Lob Gottes verwendet. Wer sich selber in diesem Sinne rühmt, ist hochmütig und arrogant, und er liegt völlig falsch mit seinem Lob. Derjenige macht sich selbst groß, er macht sich zu Gott und gibt nicht Gott den Dank und die Anerkennung für all das Gute seines Lebens. Wer seine Weisheit preist, sieht nicht, dass echte Weisheit nur von Gott kommt.
König Salomo wusste darum, deshalb bat er Gott um ein Herz, dass Gut und Böse unterscheiden könne. Das gefiel Gott so gut, dass ER ihm versprach:
1.Kö. 3,17 da mache ich es deiner Rede gleich, da gebe ich dir ein weises und unterscheidendes Herz, daß deinesgleichen vor dir nicht war und deinesgleichen sich nach dir nicht erhebt.
Und dazu versprach Gott, ihm Reichtum, Ehre und ein langes Leben zu geben.
Im Lob der integren und tüchtigen Frau wird diese nur gelobt mit תִתְהַלָּל tithalal = sie wird gepriesen, weil diese Frau ihrerseits Gott fürchtet, und weil sie weiß, dass sie ihre Größe und Ausstrahlung nur von ihrem Schöpfer hat.
Spr. 31,30 … ein Weib, das IHN fürchtet, das werde gepriesen!
Was ist außer Gott noch rühmenswert? Seine Gaben, die unser Leben erst ermöglichen, nämlich Gott zu begreifen, zu verstehen, dass es einen Schöpfergott gibt als Ursache für alles Leben auf der Welt.
Zu begreifen und zu verstehen, dass dieser Gott Seine Schöpfung jeden Augenblick erhält, weil ohne IHN alles zusammenfiele.
Zu begreifen und zu verstehen, dass Gott mich und meinen Nächsten versorgt und begabt. Weiterhin können wir rühmen, dass wir Gott erkennen können. Dieses Erkennen לדעת lada’at meint die Möglichkeit zu einer inneren, sicheren, intimen Beziehung mit dem Schöpfer. Es meint das unverbrüchliche Wissen, das in eine innige Beziehung mit dem transzendenten Gott führt, zu einem Einswerden mit dem Höchsten.
Somit weiß ich in meinem Herzen, dass alle Wohltaten חֶסֶד chesed, jedes Recht מִשְׁפָּט mischpat und jede Gerechtigkeit צְדָקָה zedaka von Gott kommt. Der Rechtsprechung eines liebenden Gottes kann ich vertrauen, denn jedes Gebot will in Gottes Namen mein Bestes. Gott, der Vater, ist gerecht, aber auch die Gerechtigkeit von Menschen ist eine Gabe Gottes. Jede Wohltat, jeder Liebesdienst, der mir widerfährt oder den ich meinem Nächsten tue, kommt letztlich von Gott.
So stellt sich Gott unser Rühmen vor. ER muss im Mittelpunkt allen Rühmens stehen, weil ER allein würdig ist, dass man IHM dankt und IHN lobt. Daran hat Gott Gefallen, dass wir Menschen uns IHM ganz anvertrauen, auch unsere Krisen und Herausforderungen vor IHN bringen. ER liebt es, wenn wir bei IHM Rat und Hilfe suchen und uns unter Seine Fittiche flüchten. Nur in Seiner Nähe kann Gott uns helfen, nicht, weil Sein Arm zu kurz wäre, sondern weil Gott unsere Freiheit respektiert, an anderer Stelle Hilfe zu suchen. Dass wir dort scheitern, liegt nicht an Gott, sondern dass an anderer Stelle kein Helfer zu finden ist.
Darum hat Gott Gefallen daran, wenn wir die Wahrheit, wenn wir IHN, begreifen und erkennen.
Gestern schon habe ich versucht, den Kommentar hineinzusetzen. Es war mir leider nicht vergönnt. Das System. Aber den wahren und einzigen zu rühmen, leitet mich nicht nur auf Grüne Auen sondern auch zur Hartnäckigkeit. Die Himmel rühmen, habe ich als kleiner Junge mit Innbrunst gesungen. Es ist in mir immerfort. Im Danklied G’tt rühmen. Dein Text lädt dazu wunderbar ein. Danke.