Zum Schabbat 10. Cheschwan 5782; 16. Oktober 2021 Paraschat Lech lecha
Eine gute Frage, eine berechtigte Frage:
Jes. 40,27 Warum sprichst du, Jaakob, redest du, Jissrael: Verborgen vor IHM ist mein Weg, mein Recht entzieht sich meinem Gott?!
Gott stellt Fragen, meistens rhetorische. Gott spricht Sein Volk mit beiden Namen an, mit Jaakob und Jissrael, weil es sich hier als ein wankelmütiges Volk zeigt, dass noch nicht in den zweiten Namen seines großen Vorvaters Jissrael hineingewachsen ist. Das Volk im Exil hadert mit Gott und meint, Gott habe es übergangen, die guten Taten Seines Volkes nicht gesehen und es deshalb ungerecht behandelt.
Es ist laut Raschi der Meinung: „ER verbarg vor seinen Augen alles, womit wir ihm dienten, und gab denen, die IHN nicht kannten, die Herrschaft über uns. ER ignoriert das Urteil über den guten Lohn, den ER unseren Vorfahren und uns hätte zahlen sollen. Und Einer, der solche Kraft und solche Weisheit hat, kennt die Gedanken. Warum verzögert ER ihren Nutzen, nur um die Übertretung zu beenden und die Sünde durch Bedrängnis zu sühnen?“
Wie aber kann ein Mensch, der von Gott geschaffen wurde, überhaupt im Entferntesten annehmen, dass Gott irgendetwas nicht weiß? Sollte IHM irgendetwas entgehen? Der dem Sperling sein Zuhause gab und der Schwalbe ein Nest für ihre Jungen (Ps. 84,4), sollte der unwissend über das Ergehen Seiner Menschenkinder sein? ER kennt die Menschen von Anbeginn und an allen Enden der Erde. ER weiß um ihre Herausforderungen und erneuert ihre Kraft, wenn sie müde und matt werden.
Die auf Gott harren, können ihre leeren Batterien eintauschen in frische. Aber sie müssen genauso bereit sein, die Rollen wieder in die richtige Rangordnung zu tauschen. Die auf Gott Vertrauenden müssen ihren Mangel und ihre Überheblichkeit eingestehen, dann bekommen sie von DEM, dem es nie an Kraft und Stärke mangelt. Dann werden sie nicht müde werden im Dienst für Gott und im Kampf gegen die Feinde. Sie werden über sich hinauswachsen und sich leicht fühlen wie auf Adlerflügeln!
Die Heidenvölker von den Enden der Erde aber sind aufgefordert, Gott schweigend zuzuhören. Gott wird mit ihnen ins Gericht gehen. Können sie Gott standhalten?
Es gab einen, der aus den Heiden herausgerufen wurde und von Osten Gottes Ruf folgte, seine Heimat verließ und sich das neue Land von Gott zeigen ließ.
Jes. 41,2 Wer hat erweckt den vom Aufgang her, den in ihre Fußspur beruft die Wahrhaftigheit, er gibt Stämme vors Antlitz ihm, streckt Könige nieder, gibt jedwedes Schwert wie Staub hin, jedwedes Bogenstrang, wie verwehtes Stroh?
Nach Raschi erweckte Gott im Osten, aus Aram, den Gerechten, nämlich Abraham. „ER, der ihn reizte, seinen Platz zu verlassen, um ihn zu bewegen, der stellte ihm vier Könige und ihre Heerscharen vor. ER warf die Erschlagenen wie Staub vor sein Schwert. ER ließ sein Schwert so viele Opfer forderten wie Staubkörner, …“
Mit dieser Auslegung ist die Verbindung geschaffen zur Paraschat Lech lecha, denn dort wird von Abram erzählt, der Gott vertraute. Dabei erzählen uns Midraschim, wie Abrams Vater Terach vor dem Aufbruch Götzen herstellte und Handel mit ihnen trieb. Durch diese Midraschim soll uns verdeutlicht werden, wie heidnisch das nächste Umfeld des jungen Abram war, aus dem Gott ihn durch eine Audition herausrief. Mit Abram wuchs nach der Sintflut und nach der Erfahrung des Turmbaus ein neuer Mensch heran, der seine Beziehung zu Gott, im Gegensatz zu Adam, lebte und pflegte.
Gott ist der Erste und der Letzte, ER ändert sich nicht. Darum kennt ER alle Geschlechter der Erde, die vergangenen und die zukünftigen. ER kennt die Geschlechter, die Seinem Gericht in der Flut zum Opfer fielen, und ER kennt Abraham, dem ER vertraut wie einem Freund, vor dem ER keine Geheimnisse hat. Er kennt das Geschlecht der Menschen aus Sodom und Gomorra, die sich nicht zum Guten verändern lassen. Abraham sah in ihnen wie in allen Menschen Potential zur Umkehr, was ihn von Noach unterscheidet, denn Letzterer setzte sich nicht für die dem Untergang Geweihten ein.
Die Heiden hatten Abraham als Vorbild, jedoch lernten sie nicht von ihm. Sie fertigen weiter ihre Götzen mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln an und wollen ihnen Standfestigkeit geben. Sie verharren in ihrem Irrglauben.
Jes. 41,8 Du aber, Jissrael, mein Knecht, Jaakob, den ich wählte, Same Abrahams, meines Liebenden!
Jissrael, der Enkel Abrahams, ist durchgängig bei Jesaja der Knecht Gottes. Damit ist das Volk Jissrael etwas ganz Besonderes, denn es stammt von dem ab, der Gott über alles liebte. Abraham, der bereit war, seinen Sohn für Gott zu geben, ist derjenige, um dessentwillen Gott Seinem Volk die Treue hält. Mit Jizchak teilte Gott den Menschen ein für allemal mit, dass es keine Menschenopfer mehr geben dürfe. Noch heute ist es Bestandteil der jüdischen Gebete, dass Gott uns um Abrahams, Jizchaks und Jissraels hilft. Abrahams Glaube wirkt durch die Generationen!
Jes. 41,9 du, den ich erfaßte von den Rändern der Erde her, von ihren Säumen her habe dich ich gerufen, ich sprach zu dir: Mein Knecht bist du! Gewählt habe ich dich einst und habe dich nie verworfen, –
Gottes Erwählung kann ihn nicht gereuen, denn ER kennt sie alle! Jissrael bleibt Gottes Knecht; ER erbarmt sich immer wieder um der Vorväter willen. Sein Volk braucht sich nicht vor Menschen zu schämen, wohl aber diejenigen, die ihre Hand gegen Jissrael erhoben. Sie haben allen Grund zu Scham und Schande, denn sie berührten den Augapfel Gottes! Diese Völker werden verschwinden, sodass sie nicht mehr auffindbar sind. Dagegen kann Jissrael sich in Gottes Hand bergen, braucht sich nicht zu ängstigen, weil der mächtige Gott ihm Schutz und Schild ist.
Drei Mal ruft Gott Seinem Volk zu: „Fürchte dich nicht!“ „Du kannst noch so klein und schwach sein, ICH bin der Gott, der dir hilft; ICH bin dein Erlöser, du wirst nie einen anderen brauchen. ICH ändere mich nicht. ICH bin bei dir.“
Gott wird die Feinde sein lassen wie Spreu im Wind,
Jes. 41,16 …Windbraus trägt sie [die Heidenvölker] fort, der Sturm versprengt sie, du selber aber, jubeln wirst du um IHN, dich um den Heiligen Jissraels preisen.
https://www.chabad.org/library/bible_cdo/aid/15972/jewish/Chapter-41.htm/showrashi/true