8. Tag Chanukka, 22.12.2025
Heute ist der 8. Tag Chanukka und ich frage mich: „Was ist Chanukka im Innersten?“
Was Chanukka geschichtlich ist, habe ich bereits im vergangenen Jahr erklärt. Es ist der Sieg der Makkabäer über die feindlichen Seleuziden. Dabei war es nicht ihre Absicht, alle Juden zu töten. Sie wollten die Juden „nur“ ihren Glauben vergessen lassen, die Tora und die Gebote Gottes. Die gab Gott als Wegweiser für das Leben und für den Frieden.
Das begann schon mit der Übersetzung des Tanach ins Griechische, denn vom Griechischen her ist nicht nachzuvollziehen, welche sprachlichen Schätze in der Mischna diskutiert wurden, da die auf der hebräischen Sprache beruhen. Die ganze mündliche Tora ist hinfällig, wenn man von der Septuaginta ausgeht. Und die nichtjüdische Welt beruft sich auf die Septuaginta und trennte sich damit vom Judentum, ihrer Wurzel.
Doch hier geht es um den Tempel, den die Seleuziden verunreinigten, dazu auch das Öl, das für die Menora benutzt wurde, denn die musste ununterbrochen brennen. Da der Tempel verunreinigt war, u.a. indem die Feinde Schweine hineintrieben und Götzen im Heiligtum platzierten, konnten dort keine Opfer mehr dargebracht und keine Gebete mehr gesprochen werden. Dieser wichtige Teil des Judentums existierte nicht mehr. Juden fingen an, die griechische Kultur zu mögen, die griechische Philosophie, die sportlichen Spiele, die oft nackt durchgeführt wurden, griechisches Essen und vieles mehr.
Eine kleine Gruppe von Juden, die sich um Judas Makkabäus scharte, kämpfte gegen die mächtige Armee der Seleuziden und eroberte den Tempel zurück.
Das war der eigentliche Sieg! Die Wenigen gegen die Vielen! Wie wir im Gebet zu Chanukka einfügen:
„Du gabst Starke in die Hand von Schwachen. Viele in die Hand Weniger, Unreine in die Hand Reiner, Frevler in die Hand Gerechter, Trotzige in die Hand derer, die sich mit deiner Lehre beschäftigten. Und dir schaffst du einen großen und heiligen Namen in deiner Welt, und deinem Volk Israel verliehest du einen großen Sieg und Befreiung wie am heutigen Tage.“
Ein Sieg, wie ihn David über Goliath errang. So erringt auch Israel mit Gottes Hilfe immer wieder den Sieg über die Vielen! Nach dem Überfall der Hamas hatte Israel gleichzeitig an fünf Fronten zu kämpfen: im Süd-Westen gegen die Hamas, im Norden gegen die Hisbollah, im Osten gegen verschiedene Feinde in Jehuda und Schomron (vielen bekannt als Westbank), im Süden gegen die Huthi und gegen den Iran. Und es war erfolgreich, auch wenn die Welt es nicht versteht. All diese Gruppen und Nationen wollen den erfolgreichen Staat Israel ausradieren, wegwischen von der Landkarte. Sie wollen eine Ein-Staaten-Lösung, nämlich ohne Israel! Sie wollen keinen Juden neben sich, so wie Adolf Hitler, deren Ideologie diese Staaten und Gruppen immer noch feiern!
Und genau dieser Antisemitismus geschieht weltweit, weil die Regierungen der westlichen Welt den Hassparolen gegen Israel nicht Einhalt gebieten. Darum konnte so ein schreckliches Massaker wie beim Entzünden der ersten Chanukka-Kerze in Sydney/ Australien geschehen. Die Feinde Israels wollen uns an unserer schwächsten Stelle treffen, an unseren Feiertagen. Der Jom-Kippur-Krieg an Jom Kippur 1973, ebenso der Angriff auf die Synagoge in Halle 2019, der schwarze Schabbat an Simchat Tora 2023, und nun das Massaker am Chanukka.
Aber die vermeintlich schwächste Stelle wird zur stärksten, denn Juden weltweit geben nicht auf! An Simchat Tora tanzen sie weiter – zum Gedenken der Ermordeten – mit den Tora-Rollen und an Chanukka zünden sie weiter ihre Lichter an, weil sie wissen: Nur Licht vertreibt die Finsternis!
Und das ist das andere Wunder, dass die Makkabäer einen Krug mit Öl fanden, der nicht verunreinigt war und mit dem sie den Leuchter entzünden konnten. Der Ewige gab, dass es nicht nur einen Tag, sondern acht Tage brannte, bis frisches, reines Öl hergestellt war.
Dieses reine Öl können wir in uns finden, in unserer Beziehung mit Gott. Dieses reine Öl kann niemand verunreinigen, wenn wir unsere Beziehung mit IHM pflegen. Unsere Seele ist ein Teil von Gott, denn ER hat sie bei der Schöpfung des Menschen in ihn eingehaucht. Und so verkörpere ich IHN in meinem Körper, in meinem Nervensystem, in meinem Herzen, sodass ich ein Kanal für die Liebe des Ewigen, für Seine Wahrheit und den Glauben an IHN ohne Worte bin. Wie Ps. 19 bezeugt:
Ps. 19,2 Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und das Firmament verkündigt das Werk seiner Hände. 3 Es fließt die Rede Tag für Tag, Nacht für Nacht tut sich die Botschaft kund. 4 Es ist keine Rede und es sind keine Worte, ihre Stimme bleibt unhörbar.
Zur Unterscheidung sehen wir, dass die Heiden sagen: Alles ist Gott, jeder Stein, jedes Holz, ein Baum oder die Gestirne. Dazu sagt der Psalmist:
Ps. 115,4 Ihre Götzen sind Silber und Gold, von Menschenhänden gemacht. 5 Sie haben einen Mund und reden nicht, sie haben Augen und sehen nicht; 6 Ohren haben sie und hören nicht, eine Nase haben sie und riechen nicht; 7 Hände haben sie und greifen nicht, Füße haben sie und gehen nicht; mit ihrer Kehle geben sie keinen Laut. 8 Ihnen gleich werden die, welche sie machen, alle, die auf sie vertrauen.
Wir aber sagen gemäß des Tanach: Alles ist in Einheit, kommt aus der Einheit Gottes und ist somit erfüllt von göttlicher Energie. Wie ein Körper ein Organismus ist und alles in ihm eins. Alles hat eine göttliche Seele und ist damit eine Emanation, ein Ausfließen aus Gott, aber die Dinge sind nicht Gott. Deshalb ist ihre Anbetung Götzendienst.
Die Griechen sahen nirgends Spiritualität, sondern für sie existierte nur das Messbare, das Logische, was sie mit ihrem Intellekt durchdringen konnten, alles andere war tot.
Dagegen steht das Konzept von יהוה Adonai. Sein Name ist Bewegung, ist immerwährende Schöpfung, denn er bedeutet: ER wird sein, ER war und ER ist. ER ist in Bewegung und schafft jeden Augenblick Seine Schöpfung neu.
Im Morgengebet heißt es: „Der die Erde erleuchtet, und die auf ihr wohnen, mit Barmherzigkeit, und in seiner Güte erneuert er täglich beständig das Schöpfungswerk. Wie zahlreich sind deine Werke, Ewiger, alle hast du sie mit Weisheit geschaffen, voll ist die Erde von deinen Gütern.“ „וּבְטוּבוֹ מְחַדֵּשׁ בְּכָל־יוֹם תָּמִיד מַעֲשֵׂה בְרֵאשִׁית = uw’tuwo mechadesch bechol om tamid ma’asse bereschit“.
Bei dem Kampf gegen die Griechen ging es um das Licht gegen die Finsternis. Sie klammerten Gott aus, sie wollten uns die Wahrheit und die Seele rauben.
Dagegen kann man die Intimität mit Gott spüren. Der Unterschied zwischen reinem und unreinem Öl ist erfahrbar. Er liegt in der Energie der beiden Öle, denn sichtlich erkennbar ist er nicht. In der Beziehung mit Gott erleben wir, dass wir nicht abgetrennt sind. Wir müssen uns zwar durch alles Verschwiegene hindurch arbeiten, kommen dann aber in einen Zustand des Vertrauens emuna אֱמוּנָה = der Glaube, das Vertrauen, Festigkeit (vgl. Jes. 7,9), der bedingungslosen Liebe ahawa אַהֲבָה und Sicherheit בִּטָחוֹן bitachon. Für all diese wunderbaren Dinge sind wir ein Kanal, durch den andere ebenfalls Zugang zum Schöpfer finden sollen. Ich bringe mich so aktiv in die Beziehung mit Gott ein, denn ich habe die Wahl.
Das reine Öl lässt uns ganz im Innern den Frieden finden, der nur aus der Einheit Gottes kommt. Aus dieser Einheit kommt unsere reine Seele. Sie ist immer geborgen in unserem Schöpfer. Darum können zwar schreckliche Dinge geschehen, die uns traumatisieren, doch unsere Seele besinnt sich auf das Eigentliche: auf den Ewigen, der alles in der Hand hat. Mit dem reinen Öl spüren wir die Freude der Verbindung mit Gott, die Sicherheit in IHM, wenn alles aus den Fugen gerät.
Ps. 121,3 Er wird deinen Fuß nicht wanken lassen, und der dich behütet, schläft nicht
Ps. 125,1 Die auf den Herrn vertrauen, sind wie der Berg Zion, der nicht wankt, sondern ewiglich bleibt.
Ps. 131,2 wie ein entwöhntes Kind bei seiner Mutter, wie ein entwöhntes Kind ist meine Seele still in mir.
Ein Beispiel dafür, von dem wir gerade in der Wochenlesung in der Synagoge lesen, ist Josef. Er konnte widerstehen, er konnte durchhalten, denn er hatte in seinem Inneren dieses reine Öl des Glaubens. Er wusste um diese Quelle in sich, auch wenn der Ewige nie mit ihm sprach wie mit Abraham. Für ihn war Gott immer im Mittelpunkt. Er wusste, dass er dem Ewigen verantwortlich war, deshalb schlief er nicht mit Potifars Frau. Er wusste, dass nur der Schöpfer Träume deutet und er ein Kanal für IHN ist. Er wusste, dass nicht die Brüder ihn verkauft, sondern dass sein himmlischer Vater ihn geschickt hatte, um seine Familie vor dem Hunger zu retten.
Das alles ist die Folge davon, wenn wir das reine Öl in unserem Inneren finden. Unreines Öl dagegen schneidet uns ab von der Quelle der Sicherheit. Das unreine Öl muss ersetzt werden durch andere Gefühle, durch scheinbare Glücksmomente, durch Gedanken, die zu Ängsten werden und andere Ersatzmechanismen wie Alkohol oder Drogen hervorbringen.
Die eigene spirituelle Energie zu erleben, ist mit nichts vergleichbar. Sie hebt mich in andere Sphären durch echte Freude. Diese Spiritualität wird mich mit allen Herausforderungen weiterbringen, mich stärken, mich wachsen lassen; sie wird mich nicht brechen oder zerstören. Ich lasse die Kontrolle los und begebe mich in den Glauben, das Vertrauen, die Freude und Geborgenheit des Vaters.
Rabbi YY Jacobson, von dem ich viel gelernt habe über die Geheimnisse von Chanukka, offenbarte auch dieses Detail: Das „Schema Israel …“ besteht im Hebräischen aus 25 Buchstaben. Am 25. Kislew fanden die Makkabäer die eine Portion Öl, mit der sie die Menora entzünden konnten. Das ist kein Zufall, sondern zeigt uns, dass die Makkabäer und auch wir zurückgehen müssen in die Einheit des Ewigen, denn die ganze Schöpfung ist Einheit. Wir alle sind Teil der Unendlichkeit. Wir sind eine Seele mit einem Körper; eine reine Seele, wie es im Morgengebet heißt:
„Mein Gott! Die Seele, die du mir rein gegeben, du hast sie geschaffen, du hast sie gebildet, du hast sie mir eingehaucht, und du hütest sie in mir, du wirst sie einst von mir nehmen und sie mir wiedergeben in der zukünftigen Welt. So lange die Seele in nur ist, danke ich dir, Ewiger, mein Gott und Gott meiner Väter, Meister aller Werke, Herr aller Seelen. Gelobt seist du, Ewiger, der die Seelen zurückgibt den toten Leibern.“
Somit ist Chanukka ein Fest in mir. Entdecke es in dir beim Betrachten der Kerzen. Finde die Wahrheit, den Glauben, die Sicherheit und die bedingungslose Liebe. Nur das hilft uns, mit solchen Gräueln wie in Sydney fertig zu werden. Der Intellekt hilft uns nicht weiter, wir können so viel Böses nicht verstehen. Dagegen gilt:
Ps. 138,3 An dem Tag, da ich rief, hast du mir geantwortet; du hast mir Mut verliehen, in meine Seele kam Kraft.
Mit Seiner Tora und Seinen guten Geboten (Ps. 119) können wir der Dunkelheit widerstehen und uns gegen die zur Wehr setzen, die uns diese Werte vergessen lassen wollen – auch durch christliche Missionierung von Juden, die in unserer Zeit vergleichbar ist mit dem Antisemitismus der Seleuziden!