Starke Wurzeln geben einem Baum Halt, in Krisenzeiten zu bestehen.
Zu Ende der Zweiten Tempel -Ära gab es einige Richtungen, die alle der Tora Mosis gehorchten, jedoch in der Schriftauslegung geteilter Meinung waren … Unter all diesen wählte der Nazarener das Gute und das Rechte und folgte der Pharisäerschule … er nicht nur glaubte nur an Heilige Schrift als Gotteswort, sondern auch an die mündliche Überlieferung … er sagte sogar : Himmel und Erde werden eher vergehen, als ein einziges Wort aus der heiligen Torah … Ich habe nicht geringsten Zweifel daran, daß Jesus nie und nirgends von sich behauptet habe, er sei Gott oder ein Teil der Gottheit, wie die Christen von ihm behaupten, sondern soweit wir das aus seinen Werke und Worten beurteilen können, kam ihm solch ein Gedanke Sinn.
Juda Leon de Modena (1571 -1648), venezianischer Rabbiner in: Pinchas Lapide: Ist das nicht Josephs Sohn? GTB 1999,5. Auflage, S. 114
Jesus von Nazareth hat selbst nicht nur das Gesetz Moses, auch die Satzungen der Rabbinen beobachtet, und was in den von ihm aufgezeichneten Reden und Handlungen dem zuwider zu sein scheint, hat doch in der Tat nur dem ersten Anblick nach den Schein. Genau untersucht, stimmt alles nicht nur mit der Schrift, sondern auch mit der Überlieferung völlig überein.
Moses Mendelssohn (1792 – 1786) in Pinchas Lapide: Ist das nicht Josephs Sohn? GTB 1999,5. Auflage, S. 117
Man muss ein rabbinischer Jude sein, den Midrasch kennen, wenn man in den Geist des ersten Christentums eindringen will. Vor allem: Man muß die Evangelien in der hebräischen Übersetzung lesen. Es ergeben sich dann sofort Aspekte, welche der nichtjüdischen Evangelienforschung fast verschlossen bleiben … Die Juden haben die Pflicht, an der Erforschung des Neuen Testaments mitzuarbeiten, schon deshalb, weil sie ihrer eigenen Wissenschaft (damit) einen großen Dienst leisten. Man kann es ruhig sagen : Die Nichtjuden werden mit dieser wichtigen Arbeit nicht fertig werden, denn man muß das palästinische Judentum der urchristlichen Zeit im Kopfe und im Blute haben, wenn man diesem Forschungswerk gewachsen sein will.
Rabbiner H.P. Chajes, „Jüdisches in den Evangelien“, 6. November 1919 in: Pinchas Lapide: Ist das nicht Josephs Sohn? GTB 1999,5. Auflage, S. 122
Die Horden der heulenden Fanatiker, die noch immer den Juden „Christuskiller!“ nachbrüllen, müssen erst lesen lernen, um die Evangelien gebührlich zu verstehen.
Rabbiner Isaac Mayer Wise (1819 – 1900) in: Pinchas Lapide: Ist das nicht Josephs Sohn? GTB 1999,5. Auflage, S. 124
Ich habe hier aus dem Buch meines Schwiegervaters einige Zitate von verschiedenen Rabbinern aufgeführt, die Wichtiges zum Neuen Testament und zu Jehoschua (Jesus) sagten. Sie befassten sich schon früh mit diesem Anliegen, zum Teil, um auf die ihnen aufgezwungenen Disputationen vorbereitet zu sein, zum andern, weil sie in Jehoschua einen Gelehrten aus ihren Reihen erkannten, der vom Christentum vereinnahmt wurde.
Die Zitate entsprechen meiner Erfahrung. Auch wenn Rabbi Wise sehr emotional argumentierte, so kann ich doch die Wahrheit seiner Worte bestätigen. Wie viel steht in der Bibel, dass Christen nicht mehr gewohnt sind, zu verstehen, oder das Christen geflissentlich überlesen. So ist es mir lange Zeit ergangen, weil ich die Brille christlicher Auslegung trug und somit nur das las, was zu meiner Glaubenssicht passte.
Dagegen erfuhr ich die Notwendigkeit, das 1. Jh. und sein Judentum sowie Talmud und Midrasch genau zu kennen, als ich meinen Mann, Dr. Yuval Lapide, kennen lernte. Als Christin fühlte ich mich ihm überlegen und meinte, ihm „mein“ Neues Testament erklären zu müssen. Doch bevor ich dazu ansetzen konnte, erklärte er mir die neutestamentliche Begebenheit. Er hatte ein Wissen, das mir zu der Zeit verschlossen war, nämlich das Judentum Jesu im 1. Jh.!
Ich erkannte damals meine Überheblichkeit, die ich in der Folge in vielen Bereichen des Christentum erkannte, und ich begann zu lernen, sowohl bei meinem Mann als auch Hebräisch – und zu lesen! Jetzt sollen diese Beiträge helfen, im Sinne meines Schwiegervaters und meines Mannes die Bibel von ihrer hebräischen Wurzel her zu verstehen.
Mein innigster Wunsch ist es, wenn Kirchenchristen ihr Bibelwissen erneuern, sich an ihre jüdischen Wurzeln anschließen und in die Breite des Kirchenvolkes heraustragen.
Debora Lapide
Grundlagen zu meinen Auslegungen
Gedanke zu Corona mit Link zur Auslegung:
Jesaja 26,20: Wohlan, mein Volk, gehe hinein in deine Kammern und schließe deine Türen hinter dir; verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorüber ist.
Wenn wir gelernt haben, was für uns wichtig ist,
geht auch diese Zeit der Isolation vorüber.
Gott hält unsere Zeit in seinen Händen.
Ich beginne zu bloggen, weil…
ich das teilen möchte, was mir in den letzten knapp zwei Jahrzehnten wichtig geworden ist, nämlich ein tiefes Verständnis der Bibel, was zurückgeht zur Quelle, zum Glauben Jesu. Meinen Weg dahin möchte ich kurz erzählen.
Lies ihn in meinem gleichnamigen, ersten Blog-Beitrag.
April 2021
Liebe Debora! Hab Dank für den Bericht über Dein Leben und Deinen Weg zu den von Dir geliebten und wichtigen Wurzeln. Es tut gut, diese Zeilen zu lesen – nicht nur einmal.
Toda raba Mirjam