Schabbat 15. Ijar 5780;  9. Mai 2020; 30. Tag Omer

In dieser wöchentlichen Lesung geht es hauptsächlich um Reinheitsvorschriften für Priester und um Anweisungen zu den Feiertagen. Die Heiligkeit Gottes bildet immer das Grundthema.

Die Heiligkeit des Priesters

Wir haben bereits gelesen, dass der Zutritt zum Tempel und das Darbringen eines Opfers von der kultischen Reinheit des Menschen abhängen. Wenn schon der einfache Gläubige solchen Voraussetzungen unterliegt, um wie viel mehr müssen Priester, die ihren Dienst direkt im Heiligtum vor Gott verrichten, auf ihre Reinheit achten!
Die Priester lebten ohne eigenen Besitz in allen Stammgebieten verstreut.
Num.18, 20Und der Herr sprach zu Aaron: Du sollst in ihrem Lande kein Erbgut besitzen und keinen Anteil unter ihnen haben. Ich bin dein Anteil und dein Erbgut unter den Israeliten.
Für ihren Dienst im Heiligtum wurden sie in 24 Schichten aus jeweils sechs Familien eingeteilt. Jeden Tag arbeitete eine Familie; am 7. Tag dienten sie alle zusammen. Täglich wurde gelost, wer von den Priestern welche Aufgabe im Tempel auszuführen hatte.
Da die Priester außerhalb ihres Dienstes verstreut im Lande lebten, gab es auch für sie genügend Möglichkeiten, sich zu verunreinigen, was nichts mit äußerer Sauberkeit zu tun hat. [siehe Parascha Tasria-Mezora] Zuerst für den Priester, dann aber ebenso für das ganze Volk, gilt es, Gottes Heiligkeit zu begegnen und zu repräsentieren.
Lev.21,6 Sie [die Priester] sollen ihrem Gott heilig sein und den Namen ihres Gottes nicht entweihen; denn sie bringen die Feueropfer des Herrn, die Speise ihres Gottes, dar, darum sollen sie heilig sein.
Darum ist es wichtig, mit wem ein Priester verheiratet ist, da seine Ehe, mit der er in der Öffentlichkeit steht, ein Abbild des Bundes Gottes mit den Menschen ist. Außerdem schuf Gott die Frau zur Gehilfin des Mannes, der ohne sie nicht vollständig ist. So sollte die Frau des Priesters die Würde und den heiligen Dienst ihres Gatten in der Tiefe verstehen können.
Der Priester dient ausschließlich dem Leben, weshalb er nicht mit Leichen in Berührung kommen darf, die nicht zu einer engste Familie gehören. Sein ganzes Sinnen und Trachten ist auf den lebendigen Gott und dessen Präsenz im Heiligtum ausgerichtet. Darum kann er sich keinen langwierigen Trauerprozeduren hingeben oder gar sein Äußeres entstellen, was ihn unwürdig macht zum Dienst im Heiligtum.
Es ist wichtig zu sehen, dass auch ein Priester nicht gefeit ist, schuldig zu werden und in Folge übler Nachrede beispielsweise an Aussatz zu erkranken. In einem solchen Fall muss sich auch der Priester den vorgeschriebenen Reinigungen unterziehen, bevor er sein Amt wieder ausüben darf. Für ihn gilt, was für ganz Israel gilt, denn das ganze Volk heiligt Gott sich an. [Zum Aussatz siehe die genannte Parascha]
Es werden Priester für den Dienst als unrein bezeichnet, die an Gebrechen leiden. Einige werden in überschaubarer Zeit heilen, sodass der Priester sein Amt wieder ausführen kann. Andere werden bleiben, sodass er für sein Amt ungeeignet bleibt. Trotzdem bleibt er Priester und genießt alle Versorgung, die seiner Gruppe zusteht. Er behält seine Würde. Er wird nicht ausgegrenzt und missachtet. Seine Würde als Mensch und als Priester ist nicht angetastet, aber um der Heiligkeit Gottes willen übt er sein Amt nicht aus.
Man kann diese Einschränkung zum einen mit den Opfertieren vergleichen, die ebenfalls ohne jeden Makel sein müssen. Zum anderen kann man eine Allegorie in den Einschränkungen sehen, wie z.B. Blindheit oder Taubheit, die für Einschränkungen stehen, die das Wesentliche weder sehen noch hören wollen. Der Mensch, der Opfer bringt – ob Israelit oder Priester -, muss jedoch mit seinem ganzen Sein hinter diesem Opfer stehen und es uneigennützig Gott darbringen. Friedrich Weinreb geht in seinem Buch „Das Opfer in der Bibel“ sehr tief auf diese Hintergründe ein.
Der Priester, der den Israeliten beim Opfer vertritt, muss wegen seines Amtens direkt vor dem Angesicht Gottes höheren Anforderungen entsprechen als der Israelit.

Die Festzeiten

Die bis heute im Judentum wesentlichen Feiertage wurden in der Tora geboten. Sie dienen der Erinnerung an Ereignisse, mit denen Gott aus den befreiten Sklaven Sein Volk machte. Diese Erinnerungen bilden die Traditionsgrundlage für alle Generationen. Es geht allein darum:
Ex.13,14 Wenn dich dann künftig dein Sohn fragt: «Was hat das zu bedeuten?» so sollst du ihm antworten: «Mit starker Hand hat uns der Herr aus Ägypten, aus dem Sklavenhause, herausgeführt.
Dtn.6,20 WENN dich dann künftig dein Sohn fragt: «Was sollen denn die Verordnungen, die Satzungen und Rechte, die euch der Herr, unser Gott, geboten hat?»
Es ist ein Kennzeichen der jüdischen Feste, dass sie sich ungebrochen an den Anweisungen der Tora orientieren, auch wenn im Laufe der rabbinischen Erklärungen die Rituale reichhaltiger wurden. Gerade für die Wallfahrtsfeste, die an die Existenz des Stiftszeltes bzw. des Tempels gebunden waren, war es erforderlich, durch Gebete und Rituale die Feste anschaulich und tradierbar zu gestalten. Sie mussten losgelöst vom Zentralheiligtum gefeiert werden können.
Tradierung geschieht über die Weitergabe des Glaubens und des Wortes Gottes an die Kinder. Ihr Interesse, ihre Neugier muss geweckt werden, damit sie die Frage stellen können: „Was hat das zu bedeuten? Was sollen all die Gebote Gottes?“
Am besten lernt nicht nur ein Kind durch Wiederholung, weshalb die Toralesung des Schabbat in jedem Jahr wieder von vorne beginnt. Das Jahr = Schana שָׁנָה ist das sich Wiederholende. Das Wort schana heißt auch: er wiederholte vom Verb לִשְׁנוֹת lischnot. Die mündliche Lehre des Judentums = Mischna = מִשְׁנָה kommt von derselben Sprachwurzel, denn sie wiederholt die Tora und legt sie aus.
Die andere Methode der Tradierung ist das Erzählen, was das Pessachfest prägt, dessen Ordnung von der Haggada  הַגָּדָה bestimmt wird. Dieses „Erzählbuch“ handelt von den Geschehnissen der Befreiung aus Ägypten, die als Antwort auf die vier Fragen des Kindes erzählt werden. Die erzählenden Teile von Mischna und Talmud heißen ebenfalls Haggada, was vom Verb  לְהַגִּיד lehagid = erzählen kommt [ausführlich in Pessachdarstellungen Teil 2].
Ein weiterer Weg des Lernens ist die Einprägsamkeit durch Bilder und anschauliches sowie praktisches Erleben. Dazu dienen die symbolischen Vorgänge und die Kultgegenstände der verschiedenen Feste. Sie werden jedem Kind in Erinnerung bleiben, das Woche für Woche erlebt, wie die Mutter die Kerzen am Vorabend des Festes unter Gebet entzündet oder wie der Vater vor dem festlichen Mahl den Kiddusch, die Heiligung der Speisen, zelebriert. Lebendige Zeremonien bleiben in Erinnerung und werden fortgeführt, von Generation zu Generation.
Mir wurde während meines eigenen Erlebens immer wichtiger, dass jede dieser Zeremonien einen Bezug zur eigentlichen Bedeutung des Festes und damit zur Tora hat. Die symbolischen Speisen der Sederplatte finden ihren Ursprung im Buch Exodus. Jeder Becher Wein wird mit Gottes Handeln in Verbindung gebracht. Es braucht keine fremden Symbole und Rituale, weil die Tora sowie die rabbinischen  Auslegungen einen Reichtum an Verbindung schaffen.

Der Schabbat

An erster Stelle steht der wöchentliche Ruhetag, der Schabbat, an dem keine Arbeit getan werden darf. Es ist ein Tag der Ruhe und der Nachahmung Gottes. Der Mensch bekommt die Gelegenheit, sowohl auf Gottes Schöpfung als auch auf sein eigenes Werk der Woche zurückzublicken, zu danken, zu staunen und zu vertrauen, dass NICHTS von seinem Handeln abhängt, weil Gott die Schöpfung erhält. Selbst für das Werk unserer Hände wird ER sorgen, das wir im Vertrauen auf IHN unterbrechen und ruhen lassen. Lediglich die Sorge um Gesundheit und Leben bricht alle Gebote des Schabbat, denn diese Verantwortung für sich selbst und den Nächsten bleibt dem Menschen unbenommen.
Das Handeln der Frau und des Mannes sind priesterliche Pflichten am häuslichen Altar. Zwei Kerzen werden von der Frau entzündet, welche an die zwei Gebote erinnern: Halte den Schabbat! Hüte den Schabbat! Sie erinnern genauso an die zwei Stellen in der Tora, an denen die Gebotstafeln zitiert werden, in den Büchern Exodus und in Deuteronomium.
Zwei Brote backte die Hausfrau und ließ einen nussgroßen Teil des Teigs in Erinnerung an die Mehlopfer im Tempel nun in ihrem Ofen verbrennen. Die zwei Brote symbolisieren die zwei Portionen Manna in der Wüste, die nur anlässlich des Schabbat gesammelt werden durften. An jedem Wochentag verdarb am Ende des Tages alles, was die eine Portion überstieg. Das Deckchen auf den Broten symbolisiert den Tau, der morgens in der Wüste auf dem Manna lag.
Der Wein steht für die Lebensfreude, die Gott Seinen Kindern schenkt, für die Freude an all den Lebenserfahrungen mit Gott, der auch die Not zum Guten wendet. Mit dieser Symbolvielfalt erinnert der Schabbat wöchentlich an die Erlösung aus Ägypten.
Für die Gottesdienste in der Synagoge haben die Rabbiner eine Mindestanzahl von zehn Männern festgelegt, einen Minjan, der für das Ausheben der Torarolle sowie für bestimmte Gebete erforderlich ist. Sie beziehen sich damit auf Abraham, der für die Rettung von Sodom und Gomorra betete. Hätte Gott nur 10 Gerechte gefunden, so hätte ER die Städte nicht zerstört. Daneben sind das persönliche Gebet oder Gebete in Kleingruppen im Judentum genauso wichtig wie die Gemeinschaft. Es gibt keine Beschränkungen. Gott ist da, wo zwei oder drei in Seinem Namen zusammenkommen.

Pessach

Lev.23,5 gibt den Termin für das Übersprungsfest = פֶּסַח  = Pessach von  פָּסַח passach = überspringen an. Bei den Erklärungen zum Fest wie schon zum Schabbat geht es nicht vorrangig um den Opferdienst im Tempel, sondern um die Gestaltung der Feste eines jeden einzelnen innerhalb des Volkes. Neben dem Opfer ist das wesentliche Kennzeichen dieses Festes das Essen allein von Ungesäuertem während sieben Tagen, weshalb es auch das „Fest der ungesäuerten Brote“ = chag haMazot חַג הַמַּצּוֹת heißt. Diese ungesäuerten Brote erinnern an die Situation der Israeliten, als sie in großer Eile Ägypten verließen, sodass sie den Teig nicht mehr säuern lassen konnten.
Der erste und der siebte Tag sind Festtage, an denen nicht gearbeitet wird. Gottesdienste sind angesagt, um gemeinsam die Worte der Tora zu lesen und Gott zu danken.
Pessach ist als erstes Wallfahrtsfest auch das erstes Erntefest, denn es beginnt die Gerstenernte. Darum folgen Anweisungen, welche Speiseopfer zu bringen sind, sobald das Volk Israel in sein Land einziehen konnte.
Sieben volle Wochen werden ab dem zweiten Tag Pessach gezählt, in denen zu Tempelzeiten ein Maß = Omer Gerste zum Tempel gebracht wurde. Bis heute werden diese Omertage gezählt, wodurch eine Verbindung zwischen dem Auszug aus Ägypten und der Toravergabe am Sinai geschaffen wird.

Schawuot

Schawu’ot, das zweite Wallfahrtsfest, heißt Wochen und findet sieben Wochen nach Pessach statt. Es geschah am 50. Tag nach Pessach [Pentecoste (griech./ lat.) = Pfingsten = der 50. Tag], dass Gott sich dem Volk Israel am Berg Sinai offenbarte und ihm die Tora schenkte. Aus den entkommenen Sklaven sollte durch die Weisungen vom Sinai ein ethisch geprägtes, freies Volk werden, das nur Knecht seines Gottes ist.
Jes 41:8 :ZUR  Du aber, Israel, mein Knecht, Jakob, mein Auserwählter, du Spross Abrahams, meines Freundes,…
Auch in der Parascha der nächsten Woche wird es um diese einzigartige Knechtschaft gehen. Nur der, welcher Gottes Knecht ist, ist in Wahrheit frei.
Innerhalb dieser Festvorschrift befindet sich ein wesentliches Erntegebot:
Lev.23,22  Und wenn ihr die Ernte eures Landes schneidet, sollst du dein Feld nicht vollständig bis in die Ecken abernten und nach deiner Ernte nicht Nachlese halten; dem Armen und dem Fremdling sollst du es lassen. Ich bin der Herr, euer Gott.
Niemand feiert für sich allein. Im Feiern und Danken stellt Gott den Nächsten an meine Seite. Der Arme soll auf dem Feld ausreichend Getreide und Versorgung finden, wie es später der Moabiterin Ruth auf den Feldern des Boas möglich ist.

Die ernsten Feiertage

Unter dem Namen  Rosch HaSchana ist das Fest in der Tora nicht bekannt, denn zu biblischer Zeit wurde das Fest des Lärmblasens oder Gedächtnisschmetterns noch am ersten des siebten Monats gefeiert.
Lev.23,24 In der siebenten Mondneuung, am Ersten auf die Neuung sei euch ein Feiern, Gedächtnisschmettern, Ausrufen der Heiligung,
Erst die Rabbiner änderten den Kalender, um ihn dem landwirtschaftlichen Zyklus anzupassen, wodurch dieser Monat zum ersten und  das Fest des Schmetterns, des Schofarblasens, zum Neujahrsfest wurde.
Das Blasen des Schofar wird als Weckruf zur Umkehr verstanden, wodurch sich der Mensch auf eine ernste Buße vorbereitet, auf eine Bilanzierung seines Lebens im vergangenen Jahr.
Lev.23,27 Jedoch am Zehnten auf diese siebente Neuung, das ist der Tag der Bedeckungen [= Jom haKipurim יוֹם הַכִּפֻּרִים], Ausrufen der Heiligung sei euch, beuget eure Seelen, darnahet Feuerspende IHM.
Jom Kippur, der Tag der Bedeckung, nicht Versöhnung, ist der Bußtag nach 10tägiger Vorbereitung. [Die Bedeutung des Namens lies in Parascha ACHAREJ-KEDOSCHIM]. Gottes Anweisung heißt, „die Seele zu beugen“. Die Rabbiner interpretierten, dass dazu ein 25stündiges Fasten hilfreich sei sowie die entsprechenden Gebete in der Synagoge. Wie bereits erwähnt, ersetzen Gebete die Tempelopfer nach dessen Zerstörung. Das Arbeitsverbot ist so streng wie am Schabbat. Und wenn normalerweise am Schabbat nicht gefastet werden darf, weil der Schabbat ein Tag des Genusses und der Freude ist, so bricht Jom Kippur den Schabbat. Er ist der „Schabbat der Schabbate“.

Sukkot

Lev.23,34 … Am fünfzehnten Tag auf diese siebente Neuung ist Festreihn der Hütten ein Tagsiebent (= 7 Tage lang) IHM.  … 40 Nehmet euch am ersten Tag Frucht vom Prangenden Baum, Palmenfächer, Laub vom Dichtblättrigen Baum, Bachweiden, und freuet euch vor IHM eurem Gott ein Tagsiebent. … 42 BRUIn den Zelthütten siedelt ein Tagsiebent, jeder Sproß in Jissrael, sie sollen in den Hütten siedeln, 43 damit eure Geschlechter wissen, daß in den Hütten ich die Söhne Jissraels siedeln ließ, als ich sie führte aus dem Land Ägypten, ICH, euer Gott.
Nach den Tagen der Umkehr zu Gott feiert Israel das 3. Wallfahrts- und Erntefest. Jetzt werden die Früchte eingebracht. Und so gehört zum Fest ein besonderer Strauß aus vier Arten, mit dem die Freude ausgedrückt wird.
Sieben Tage in den Laubhütten wohnen, das ist für jedes Kind ein eindrückliches Erlebnis. Essen, Spielen, Erzählen, alles findet in der fragilen Hütte statt, die nur mit Palmzweigen bedeckt ist, durch welche nachts die Sterne schimmern. Nicht unser eigenes, steinernes Haus ist unser Schutz im Leben, sondern Gott. Das wird nacherlebt mit den in der Wüste wandernden Vorfahren und wird real für das eigene Leben im Hier und Jetzt.

Das Heiligtum

Das 24. Kapitel erläutert die Einrichtung des Heiligtums vor dem Vorhang, hinter dem die Bundeslade steht. Ein Leuchter soll ununterbrochen vor Gott leuchten, wozu nur reines Olivenöl zu verwenden ist. Außerdem wird der Schaubrottisch an jedem Schabbat mit 12 frischen Broten bestückt, die nur von den Priestern im Heiligtum gegessen werden dürfen. Und auf dem Rauchopferaltar wird Weihrauch verbrannt, der zuvor bei den Broten lag.
Aus diesen Darstellungen lassen sich die Vergleiche zum häuslichen Altar am Schabbat sowie an den anderen Festes ziehen, wo ebenfalls frische Brote liegen, die nach dem Segen von der Mahlgemeinschaft gegessen werden. Leuchter symbolisieren Gottes Licht, das uns in der Dunkelheit den Weg weist. In den Synagogen brennt über dem Toraschrein das „ewige Licht“ in Erinnerung an den siebenarmigen Leuchter im Tempel. Und an unseren Festen zeigen wir uns und allen Feiernden, wie wichtig uns Gott und Sein Wort sind, von dem es heißt:
Ps 119:105ZUR  Dein Wort ist eine Leuchte meinem Fuß / und ein Licht auf meinem Pfade.
Spr.6,23Denn eine Leuchte ist das Gebot und die Weisung ein Licht,
Am Ausgang eines Festtags und des Schabbats riechen wir an duftenden Kräutern, um die Atmosphäre des Schabbats bzw. des Festes mit in die neue Woche zu nehmen. Solche Wohlgerüche veranschaulichen uns, dass wir selbst als „Duft“ durch diese Welt gehen sollen. So wie wir Gottes Tempel sind, weil ER in uns wohnt, sollen wir ihn durch unser „wohlriechendes“ Verhalten im Alltag bezeugen.

Spiel mit der Heiligkeit?

Das Ende dieses Kapitels erscheint uns heute befremdlich, weil es um die Bestrafung eines Mannes geht, der Gott lästerte. Gott befiehlt die Todesstrafe.
Todesstrafe wird von unseren modernen Gesellschaften geächtet, und das ist auch richtig so. Zur Zeit der Bibel galten in allen Gesellschaften andere Maßstäbe, welche die Bibel moderiert, weil sie den Wert des Lebens in den Mittelpunkt stellt. Einen Menschen zu töten, bedurfte der klaren Anweisung Gottes. Da sich schnell herausstellte, dass sich die Menschen viel zu sehr von Gott entfernten, wurde auch deutlich, dass Todesstrafen nicht so leicht zu verhängen waren. Das Gerichtsgremium forderte gemäß der Tora eine strenge Zeugenbefragung und Eindeutigkeit der Beweise, weshalb im talmudischen Judentum keine Todesstrafen belegt sind. Allein die Erwähnung dieser Strafe galt der Abschreckung, ohne sie leichtfertig anzuwenden.
Dtn.19,15 EIN einzelner Zeuge soll nicht wider jemand aufkommen bei irgendeiner Schuld oder Missetat, bei irgendeiner Sünde, womit einer sich versündigen kann; auf die Aussage von zwei oder drei Zeugen hin soll eine Sache gültig sein.
Trotz allem Befremden gegenüber dieser Härte sollten wir uns die Frage stellen, wie wir heute mit Gott und Seiner Heiligkeit umgehen. Natürlich gibt es Atheisten, deren Lebensentscheidung wir respektieren. Aber tut es uns selbst gut, wenn wir leichtfertig mit Gott umgehen, leichtfertig über ihn sprechen? Wo ist die Grenze zwischen Humor und Lästerung?
Wir fechten heutzutage massive Kämpfe gegen Mobbing aus. Ob in der Schule, im Beruf, auf der Straße, im Internet – Respekt scheint für manchen Zeitgenossen ein Fremdwort zu sein. Autoritäten werden beleidig, weil jeder seine eigene Autorität sein will. Als Individuen gehen wir egoistisch unseren Weg.
Schauen wir in die Tiefe, wird uns schnell klar, dass diese Respektlosigkeit Ausdruck eines mangelnden Selbstbewusstseins ist. Wer sich seiner auf gesunde Weise selbst bewusst ist, kann den anderen neben sich nicht nur ertragen, sondern auch wertschätzen. Sein Wert nimmt meinem Wert nichts weg. Mein Lob für den anderen macht mich nicht klein, im Gegenteil.
Gerade Deutsche haben ihren Grund, Autoritäten gegenüber auf der Hut zu sein. Der heutige 8. Mai erinnert daran, dass schon einmal eine Autorität seine Macht missbrauchte und sich zum „Führer“ setzte. Enttarnt wurde er spätestens am 8. Mai 1945 als Verführer.
All diese Beispiele sind ein Hinweis darauf, dass uns der gesunde Umgang mit der Heiligkeit Gottes verloren ging. Wo Glaube an Gott das Leben trägt, wird kein Vakuum für Verführer entstehen. (Vgl. Auszüge aus der Rede R.v.Weizsäckers auf meiner Startseite.) Wo Gottes Heiligkeit eine Gesellschaft prägen darf, kann jeder Mensch seinen eigenen Wert als Ebenbild Gottes finden und leben. Er bringt dem Mitmenschen Respekt entgegen, weil er damit Gott, den Vater aller Menschen ehrt.
Denken wir doch bitte ernsthaft darüber nach, ob ein „unheiliger“, ein gedankenloser Umgang mit Gott nicht letztendlich uns selbst in unserem Inneren, in unserem gesellschaftlichen Miteinander tötet – auch ohne Ausübung einer Todesstrafe.

Wenn Ihnen mein Beitrag gefallen hat, so können die Chabad-Gemeinde auch gerne finanziell unterstützen, da sie sich um eine Stärkung des jüdischen Lebens in Deutschland intensiv bemüht.
https://www.synagoge-karlsruhe.de/templates/articlecco_cdo/aid/445134/jewish/Spende.htm

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