Beit El Straße
Predigttext vorgeschlagen für Sonntag, d. 21.09.2025
Gen. 28,10 Jaakob zog aus von Berscheba בְּאֵר שָׁבַע (Schwurbrunnen) und ging auf Charan zu 11 und geriet an den Ort. Dort nächtigte er, denn die Sonne war untergegangen. Er nahm einen von den Steinen des Orts und richtete ihn für sein Haupt und legte sich hin am selben Ort. 12 Und ihm träumte: Da, eine Leiter gestellt auf die Erde, ihr Haupt an den Himmel rührend, und da, Boten Gottes steigen auf, schreiten nieder an ihr. 13 Und da stand der Ewige über ihm und sprach: ICH bin der Ewige, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott Jizchaks. Das Erdland, auf dem du liegst, dir gebe ich es und deinem Samen. 14 Dein Same wird sein wie der Staub der Erde. Ausbrechen wirst du westwärts, ostwärts, nordwärts, südwärts. Segnen werden sich mit dir alle Sippen des Bodens und mit deinem Samen. 15 Ich da bin bei dir, ich will dich hüten, wo all hin du gehst, und will dich heimkehren lassen zu diesem Boden, ja, ich verlasse dich nicht, bis daß ich tat, was zu dir ich geredet habe.
16 Jaakob erwachte aus seinem Schlaf und sprach: So denn, der Ewige ist an diesem Ort, und ich, ich wußte es nicht! 17 Er ehrfürchtete sich und sprach: Wie ehrfurchtgebietend ist dieser Ort! dies ist kein andres als Gottes Haus, und dies ist das Tor des Himmels. 18 Frühmorgens machte sich Jaakob auf, er nahm den Stein, den er für sein Haupt gerichtet hatte, und errichtete ihn als Standmal und schüttete Öl ihm aufs Haupt. 19 Er rief den Namen jenes Orts Bet-El, Haus der Gottheit – früher jedoch war der Name der Stadt Lus.
Dieser Text birgt gerade in unserer heutigen, antisemitisch aufgeheizten Stimmung weltweit einigen Sprengstoff, predigt man ihn ernsthaft mit dem Bewusstsein, dass es sich um Gottes ewiges Wort handelt.
Eigentlich eine schöne Geschichte: ein junger Mann auf der Flucht bekommt den Segen Gottes durch einen ungewöhnlichen Traum. Doch so einfach und banal ist die Bibel nie.
Jaakob, der hier vor seinem Bruder fliehen muss, wird von seiner Mutter auf den Weg zu ihrem Bruder geschickt, da der Betrogene sich für den Diebstahl des Erstgeburtssegens rächen will. Man könnte nun auf der Seite des Bruders Esaus stehen, der nun das Nachsehen hat. Soll der Betrüger Jaakob doch die Beine in die Hand nehmen und nie wieder kommen!
Doch auch hier ist ein genauer Blick notwendig, um das ungerecht anmutende Ereignis zu verstehen. Als Rivka nach Jahren der Unfruchtbarkeit schwanger wurde, merkte sie, dass sie Zwillinge erwartete. Die Schmerzen trieben sie als erste Frau, die Gott befragte, zum Allmächtigen. Der antwortet ihr:
Gen. 25,23 … Zwei Völker sind in deinem Leib, und zwei Stämme werden sich aus deinem Schoß scheiden; …, und der Ältere wird dem Jüngeren dienen.
Die Mutter bekommt vom Ewigen selbst den Hinweis, wer der dritte Stammvater werden soll, denn Esau wird ein Draufgänger werden. So griff Rivka zu dem Trick, Jaakob als Esau zu verkleiden und ihn um des Erstgeburtssegens zu Jizchak zu schicken. Er war blind, im wahren und im übertragenen Sinn. Er liebte Esau so sehr, dass er dessen Fehler nur zu gerne übersah.
Was Rivka tat, war zum Wohl des späteren jüdischen Volkes, wie der Verlauf der Geschichte zeigt.
Jaakob macht sich zu seiner Reise in Beerschewa auf, einem Ort, der Streitigkeiten beseitigte. Hier schlossen Abimelech und Abraham einen Bund, der beinhaltete, dass Abraham diesen Brunnen gegraben hatte. Auch das ist für heute eine wichtige Botschaft, auf die ich noch kommen werde.
Jaakob kommt an den Ort בַּמָּקוֹם ba‘makom. Warum nicht einen Ort? Makom ist ein Synonym für Gott. Der Leser weiß also, was Jaakob noch verborgen ist, dass er dort in der Fremde Gott findet. ER ist mit ihm gereist und bietet dem Flüchtenden Heimat. Es mag ein unwirtlicher Ort sein, unheimlich und fremd in der Dunkelheit, aber Jaakob ist geborgen – er weiß es nur noch nicht. Unbewusst nimmt er einen Stein dieses Ortes und richtet sein Lager mit den Steinen an diesem Ort auf. In dem hebräischen Wort für Stein אֶבֶן ewen steckt das Wort Vater אב aw. Es zeigt aber auch, dass es ein Baustoff ist, denn es heißt אני אבנה ani awane ich werde bauen, Jaakobs späteres Vorhaben.
In Gott auf dem Vater ruhend, träumt Jaakob von einer Leiter, die Himmel und Erde verbindet.
Ps.115,16 Der Himmel ist der Himmel des Ewigen; aber die Erde hat er den Menschenkindern gegeben.
So heißt es im Psalm, und wir erfahren von einer eindeutigen Trennung zwischen Himmel und Erde, zwischen oben und unten, zwischen dem Bereich Gottes und dem Bereich des Menschen.
Jaakob aber erlebt, wie der Himmel auf die Erde kommt, indem eine Leiter diese beiden Welten verbindet. Aber halt! Die Engel steigen zuerst hinauf! Müssten sie nicht zuerst hinab steigen? Kommen Engel nicht immer aus Gottes Welt?
Jaakob erfährt, dass ihn auf seinem Weg immerzu Engel begleiteten und ganz konkret an seiner Seite gingen. Diese Engel steigen nun nach oben, denn sie sind an einer Landesgrenze angekommen. Andere Engel lösen sie ab, wir können sie „Auslandsengel“ nennen. Es gibt unablässig Engel, die uns begleiten, Engel mit unterschiedlichen Aufgaben. Über allen aber steht der Höchste, der sein Engelheer befehligt.
Der Ewige selbst redet nun mit Jaakob und gibt ihm ein Versprechen, wenn er nun in fremdes Land geht. ER stellt sich vor als der Gott Abrahams und Jizchaks, Jaakobs Großvater und Vater. Dieser treue Gott verspricht ihm, ihn nie zu verlassen und ihn zurückzubringen in das Land, das ER den beiden Patriarchen vor ihm bereits versprochen hat. Und es wird mit ihm nicht enden, sondern Gottes Versprechen gilt auch seinen Nachkommen. Und die werden zahlreich sein wie der Staub der Erde!
Jaakob erwacht aus dem Schlaf und ist von Ehrfurcht ergriffen. יִּירָא jira heißt das Verb, ehrfürchten, also nicht Angst haben. Doch zu verstehen, dass Gott zu ihm kommt, mit ihm spricht, der er doch einen Grund zur Flucht hat, auf den er nicht gerade stolz ist, das ruft Ehrfurcht hervor. An diesem Ort ist das Tor des Himmels, das Haus Gottes = Bet El בֵּית אֵל.
Der Stein, der unter seinem Haupt lag, soll ein Zeichen für die göttliche Begegnung sein, bis er zurückkommen wird. Das Öl war kostbar und heiligte den Stein, aus dem in Zukunft mehr werden sollte.
Der Ort hieß vorher Lus לוּז Haselnuss. An einem gewöhnlichen Ort findet eine Theophanie statt, und der gewöhnliche Ort wird zu Gottes Haus.
Was macht den Text so brisant? Die Frage, die sich der gläubige Christ und Bibelleser stellen muss, ist doch: Wann endet Gottes Versprechen?
Das Erdland, auf dem du liegst, dir gebe ich es und deinem Samen. 14 Dein Same wird sein wie der Staub der Erde. Ausbrechen wirst du westwärts, ostwärts, nordwärts, südwärts. Segnen werden sich mit dir alle Sippen des Bodens und mit deinem Samen. … und will dich heimkehren lassen zu diesem Boden,
Jaakobs Same – wie der Staub der Erde! Ausweiten wird er sich in alle Himmelsrichtungen. Mit ihm und seinen Nachkommen werden sich alle Völker der Erde segnen, wie schon die Verheißung an Abraham ging. Wann endet also Gottes Versprechen? – Nie!
Den Erzvätern wurde das Land versprochen, übrigens viel größer als der heutige Staat Israel. Den Erzvätern und ihren unzähligen Nachkommen. Gott führte sie immer wieder zurück in das Land der Verheißung, in das Land, in dem Abraham die Grabstätte Machpela für viel Geld gekauft hat (Gen. 23), in der Abraham Brunnen gegraben hatte, die durch ein Bündnis bestätigt wurden, in dem auch in der Neuzeit Männer wie Rothschild Land käuflich erwarben, obwohl Gott das Land versprochen hatte.
Segnen werden sich mit dir alle Sippen des Bodens und mit deinem Samen – heißt: An deinem göttlichen Segen werden alle die Völker teilhaben, die auf der richtigen Seite der Geschichte stehen, die auf deiner Seite stehen und in der Not nicht von deiner Seite weichen.
Wer dich aber verleumdet, der wird seinen Segen einbüßen. Völker der Geschichte wie Babylonien, Persien, das alte Ägypten etc. sind von der Weltbühne verschwunden. Selbst das British Empire verlor an Größe und Bedeutung, nachdem es das Volk der Juden im Stich ließ und auf die Seite der Araber wechselte. Beispiele gibt es von der Geschichte bis heute zahllose.
Wo steht die Kirche, die über diesen Text predigt? Wo steht Deutschland, wo die Länder Europas, die Terroristen mehr Glauben schenken als dem Volk Gottes? Die Staaten, die lieber die Vernichtung Israels – Gott bewahre! – ansehen und danach sagen: Wir haben nichts gewusst.
Es geht hier nicht um einzelne politische Entscheidungen der israelischen Regierung. Mit der deutschen Regierung sind wir auch nicht einverstanden, sicher auch nicht mit der ukrainischen. Aber wir verstehen, dass die Ukraine sich gegen einen Feind wehren muss, den es nicht mit Appeasement beschwichtigen kann. Genauso muss die Welt verstehen, dass Israel sich gegen Feinde an seinen Grenzen wehren muss, die nicht Land wollen, die nicht Israels Handeln verurteilen. Sie wollen Israel vernichten, weil es das Volk der Juden ist, das Volk Gottes. Sie haben die Ansichten Hitlers und des 3. Reiches übernommen und zu ihrer Maxime gemacht.
Schwer zu verstehen? Ja, denn das passt nicht in das Denken des gesunden Menschenverstandes. Nein, wenn wir die Bibel auch auf diesen Hass der Völker gegen das Volk Gottes schon während der Wüstenwanderung lesen. Dann verstehen wir besser, warum Kriege geführt werden mussten. Sonst gäbe es das Volk Israel nicht mehr und nicht den Segen, den es der Welt schenkte.
Stehen wir aus Dank gegenüber Gott auf der richtigen Seite und nehmen wir dankbar und demütig den Segen an!