Predigt vorgeschlagen für den 2. Febr. 2025
Diese Auslegung besteht in Teilen aus Inhalten eines Seminars, dass mein Mann zu Mosche hielt.
2. Mos 3,1 Mosche war Hirt der Schafe Jitros seines Schwiegervaters, Priesters von Midjan. Als er die Schafe hinter die Wüste leitete, kam er an den Berg Gottes, zum Choreb. 2 SEIN Bote ließ von ihm sich sehen in der Lohe eines Feuers mitten aus dem Dornbusch. Er sah: da, der Dornbusch brennt im Feuer, doch der Dornbusch bleibt unverzehrt. 3 Mosche sprach: Ich will doch hintreten und ansehen dieses große Gesicht – warum der Dornbusch nicht verbrennt.
4 Als der EWIGENDE aber sah, daß er hintrat, um anzusehen, rief Gott ihn mitten aus dem Dornbusch an, er sprach: Mosche! Mosche! er sprach: Da bin ich. 5 ER aber sprach: Nahe nicht herzu, streife deine Schuhe von deinen Füßen, denn der Ort, darauf du stehst, Boden der Heiligung ist‘s.
6 Und sprach: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Jizchaks, der Gott Jaakobs. Mosche barg sein Antlitz, denn er fürchtete sich, zu Gott hin zu blicken. 7 ER aber sprach: Gesehn habe ich, gesehn die Bedrückung meines Volks, das in Ägypten ist, ihren Schrei vor seinen Treibern habe ich gehört, ja, erkannt habe ich seine Leiden. 8 Nieder zog ich, es aus der Hand Ägyptens zu retten, es aus jenem Land hinaufzubringen nach einem Land, gut und weit, nach einem Land, Milch und Honig träufend, nach dem Ort des Kanaaniters und des Chetiters, des Amoriters und des Prisiters, des Chiwwiters und des Jebussiters. 9 Nun, da ist der Schrei der Söhne Jissraels zu mir gekommen, und gesehen auch habe ich die Pein, mit der die Ägypter sie peinigen: 10 nun geh, ich schicke dich zu Pharao, führe mein Volk, die Söhne Jissraels, aus Ägypten!
11 Mosche sprach zu Gott: Wer bin ich, daß ich zu Pharao gehe, daß ich die Söhne Jissraels aus Ägypten führe!
12 ER aber sprach: Wohl, ich werde da sein bei dir, und dies hier ist dir das Zeichen, daß ich selber dich schickte: hast du das Volk aus Ägypten geführt, an diesem Berg werdet ihr Gotte dienstbar.
13 Mosche sprach zu Gott: Da komme ich denn zu den Söhnen Jissraels, ich spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter schickt mich zu euch, sie werden zu mir sprechen: Was ist‘s um seinen Namen? – was spreche ich dann zu ihnen?
14 Gott sprach zu Mosche: Ich werde da sein, als der ich da sein werde. Und er sprach: So wirst du zu den Söhnen Jissraels sprechen: ICH WERDE DA SEIN schickt mich zu euch.
Mosche, der Ziehsohn der Tochter des Pharao, war nach Midian (מִדְיָן – vom Gericht, von Gott gerichtet und ausgerichtet) geflohen, nachdem bekannt geworden war, dass er einen ägyptischen Aufseher erschlagen hatte. Als Ägypter wurde er in Midian aufgenommen, denn seine Identität als Hebräer war nicht zu erkennen. Mosche war sich nicht zu fein dazu, die Schafe seines Schwiegervaters zu hüten und erwarb sich dadurch Fähigkeiten der Fürsorge, der Nähe zu den ihm anvertrauten Tieren, der Umsicht und Weitsicht und Verantwortung. Die Ruhe wird er für seine intime Beziehung mit Gott genutzt haben.
Mosche leitete die Schafe tief in die Wüste hinein, מִּדְבָּר midbar die Sprechstätte von מדבר medaber = er spricht. Der ideale Ort für tiefe Gespräche mit Gott. Am Berg Choreb lagerte er mit seiner Herde. Der Name des Berges spiegelt seine Identität wieder, denn Choreb חֹרֵבָה bedeutet Ruine, er steht für das Zusammenbrechen von Mosches Identität des als Ägypter, die hier zusammenbrechen muss. Darin steckt auch die Wurzel von Cherew חֶרֶב = Schwert. Hier muss Mosche nun ebenfalls eine Entscheidung treffen und eine Unterscheidung von alter zu neuer Identität vornehmen. Mein Mann und ich sagen, Mosche wird an diesem Ort als Hebräer neu geboren.
An dieser so sprechenden Stelle begegnet der Engel des Ewigen ihm und wird zu einer Begegnung mit Gott in drei Schritten. Im brennenden Dornbusch begegnet ihm in den Versen 2 + 4 Sein Bote, dann die Feuerflamme, die brennt aber nicht verzehrt, und endlich Gott selbst. So feinfühlig ist Gott, dass ER Mosche über diese drei Schritte anspricht, die die Naturgesetze außer Kraft setzen und Mosches Neugier wecken.
Als Mosche diesem Phänomen näher kommt, ruft Gott ihn zweimal bei seinem Namen, denn er steckt noch in seiner Polarität als Ägypter einerseits und als Hebräer andererseits. Seinen Brüdern wollte er doch einst helfen!
Mosches Antwort auf diesen Anruf ist הִנֵּנִי hineni! „Hier bin ich! Ich bin bereit, DIR zu begegnen, DICH zu hören an diesem Ort, der durch unsere Begegnung erst heilig wird.“ Es ist eine Antwort der Hingabe, der grundsätzlichen Bereitschaft, auch wenn Mosche noch nicht weiß, wie die Worte des Ewigen lauten werden.
Gott unterstreicht mit dem doppelten Anruf aber auch die Wichtigkeit der Begegnung und erklärt ihm dann, dass dieser Boden, der Wüstenboden wie jeder andere ist, geheiligt wird durch Seine Offenbarung. Boden der Heiligung meint, du musst etwas dazu beitragen, dass der Boden geheiligt wird. Der Boden ist nicht per se heilig. Es geht um einen Prozess der Heiligung, nicht um einen Zustand. Es geht um einen Prozess der Absonderung: Gottes, des Menschen Mosche und des Bodens durch die Theophanie – ein außergewöhnliches Geschehen an diesem Ort.
Darum ist Angelegenheit ernst, sie ist wichtig und heilig, und deshalb muss Mosche seine Schuhe ausziehen. Bein/ Fuß rëgel רגל heißt im Hebräischen auch Gewohnheit. Doch diese Begegnung entbehrt jeder Gewohnheit, jedem Gewöhnlichen. Na’al נעל ist die Sandale, aber auch abschließen לנעול lin’ol. Streife ab, was dich bindet, einschließt, einengt in deiner Gewohnheit, was deinen Wohlstand und deine Sicherheit darstellt.
Mosche ist zu allem bereit, doch als er hört, dass der Gott seiner Väter mit ihm spricht, verbirgt er sein Angesicht. Von Ehrfurcht ergriffen, wagt er nicht, den Schöpfer anzublicken. Mosche kennt die Gespräche Gottes mit Abraham, Jizchak und Jaakob, denn durch das Eingreifen des Ewigen konnte er doch in seiner hebräischen Familie aufwachsen. Dass Kinder sehr aufnahmefähig sind, ist heute noch in jüdischen religiösen Familien zu beobachten. Er begegnete DEM, der Josef nach Mizraim מִצְרָיִם Ägypten, was doppelte Enge bedeutet, geführt hatte und schließlich die übrigen Söhne Jissraels mit ihren Familien, um sie vor der Hungersnot zu bewahren. Er begegnete DEM, der schon Abraham vorhergesagt hatte, dass Seine Volk im Exil werde leben müssen, bevor es von dort wieder mit reicher Habe ausziehen könne (Gen. 15, 13f).
Gott fährt fort in Seiner Rede: ER kennt alle Not, ER sieht alle Bedrückung, ER hört jeden Schrei, ER kennt alle ihre Leiden. Wie wir im Midrasch erfahren, hat Gott in Seinem Erbarmen die Zeit von 400 Jahren auf 210 Jahre verkürzt, damit die Leidenden sich nicht in tiefer Sünde verstrickten.
So beten wir im Morgengebet:
Ewiger, unser Gott und der Gott unserer Väter, gewöhne uns an deine Lehre, lass uns anhangen deinen Geboten, lass uns nicht zu Sünde, Vergehung und Schuld, nicht in die Nähe von Versuchung und nicht in Schande kommen, lass den bösen Trieb nicht über uns herrschen, …
Im Vaterunser griff Jehoschua diese Bitte auf, die richtiger heißt: Du führst uns in der Versuchung,
und gibst uns die Kraft, die Neigung zum Bösen in diejenige zum Guten zu verwandeln, indem wir das Böse meiden, das Gute tun, Frieden suchen und ihm nachjagen. (nach Pinchas und Yuval Lapide)
Gott ist gnädig, deshalb stieg ER selbst hinab, um Sein Volk aus Mizraim zu erretten und es zurückzuführen in das verheißene Land Kanaan, in ein Land, wo Milch und (Dattel-)Honig fließen.
Aber im Buch Exodus ist doch von den 430 Jahren die Rede? Gott hat in Seiner Liebe die 430 Jahre bereits ab Jizchak gezählt, weil sein Thema viel mit Leid zu tun hat – seine Bindung -, und mit den Spannungen, die er mit umliegenden Herrschern hatte, die immer wieder die Brunnen Abrahams zuschütteten, die Jizchak mühsam wieder aufgrub.
Gott sieht nicht nur die Gepeinigten, sondern auch die Peiniger. Was sie dem Volk Gottes, Seinem Augapfel, antun, kann ER nicht dulden. ER will die Peiniger zurückrufen und Seine Macht über alle Völker zeigen. Dazu werden IHM die zehn Plagen dienen, um sich als der alleinige Gott, als יְהוָה אֶחָד Adonai echad dem Pharao und dessen Volk zu zeigen. Die Plagen zeigten, dass die ägyptischen Gottheiten keine Macht hatten.
Doch wie wir wissen, braucht der Ewige unsere Füße, um zu gehen, unsere Hände, um zu wirken, unseren Mund, um zu sprechen. Darum wird Mosche Gott daran erinnern, dass er nicht gut sprechen kann.
Ex. 4,10 ich bin nicht ein Mann von Reden, auch vortags auch ehgestern auch nun, seit du zu deinem Knechte redest, sondern ich bin schwer von Mund und schwer von Zunge.
Aber Gott weiß das, denn ER ist der Schöpfer:
Ex. 4,11f ER sprach zu ihm: Wer hat einen Mund dem Menschen gemacht oder wer macht stumm oder taub oder klaräugig oder blind? bins nicht ICH? Und nun geh! Ich selber werde dasein bei deinem Mund und dich weisen, was du reden sollst.
Gott zeigt uns allen hiermit, dass ER der Schöpfer auch der Einschränkungen eines Menschen ist. Wir sollen aber nicht auf uns und unsere Fähigkeiten oder Unfähigkeiten schauen, sondern auf Gott. ER erlöst die Kinder Israel, nicht Mosche. ER tut Wunder, nicht Mosche.
Mosche fragt Gott: מִי אָנֹכִי mi anochi? Wer bin ich? oder: Wer ist ICH? Sagt Gott doch in
Gen. 15,14 Aber: auch der Stamm, dem sie dienstbar sind – ich אָנֹכִי anochi urteile ihn ab, danach werden sie ausfahren mit großer Habe.
Indem Gott sich als אָנֹכִי anochi zu erkennen gibt, sagt ER zu Mosche: Du bist ein Kanal für MICH. Schau nicht auf dich selbst, denn nicht du führst die Kinder Israel aus Mizraim, nicht du gehst zum Pharao, sondern אָנֹכִי anochi ICH!
Darum kannst du den Kindern Israel auch meinen Namen nennen: אֶהְיֶה אֲשֶׁר אֶהְיֶה eheje ascher eheje – ICH אָנֹכִי anochi werde da sein als der ICH da sein werde.
ICH werde in jeder Situation so für dich und für euch da sein, wie ihr es braucht. ICH weiß, was auf euch zukommt, ICH kenne eure Wege und was auf euch herausfordert, darum werde ICH in jeder Situation so auftreten, wie ihr MICH braucht. Du bist mein Kanal, Mosche! Vertraue allein auf MICH!
ICH habe mich nicht gewandelt. So, wie mich eure Väter kannten und erlebten, so werdet ihr MICH erleben.
Mosche ist ein starkes Vorbild für uns. Er nimmt Gottes Berufung nach diesem langen Dialog schließlich an und weiß: „Es kommt auf den Ewigen an, am wenigsten auf mich. Ich werde bereit sein, ein Kanal für IHN zu sein.“