Der 17. Tammus war am 9. Juli und ist ein Fasttag im Gedenken an die Zerstörung der Stadtmauer Jerusalems. Der 9  Aw ist ebenfalls ein Fasttag, der fast genauso streng ist wie der Jom-Kippur Tag. Am 9. Aw fallen mehrere Gedenkanlässe zusammen, so die Zerstörung des Ersten und des Zweiten Tempels. Die Zerstörung des Zweiten Tempels führte zur Galut, zum Exil, das bis 1948 andauerte. Ebenso wurde an diesem Tag die Stadt Jerusalem 70 n.d.Z. dem Erdboden gleichgemacht.

Es stellte sich immer wieder die Frage, warum die beiden Tempel zerstört wurden, die den Juden so wichtig waren. Eine Antwort darauf lautet: Weil es unnötigen Hass untereinander gab und üble Nachrede.

Diese drei Wochen zwischen dem 17. Tammus und dem 9. Aw sind Trauerwochen im Judentum.

Nach den drei Wochen der Trauer kommen die sieben Wochen des Trostes. In ihnen werden als Haftara die Trostkapitel der Propheten gelesen, angefangen mit den Jesaja-Text: Nachamu, nachamu Ami. Tröstet, tröstet mein Volk.

Daran kann man sehr gut sehen, in welchem Verhältnis Gott seinen Zorn gegenüber seinem Volk zeigt und in welchem Verhältnis seine Gnade.  3 Wochen der Trauer stehen 7 Wochen des Trostes gegenüber. 3 Wochen, in denen das Volk in sich geht gegenüber 7 Wochen des Trostes. 3 – die Zahl der Verwandlung und 7 – die Zahl der Vollkommenheit in dieser Welt.

Wer ist es, der das Volk trösten muss? Es sind die heidnische Völker, die einst streng waren zum Volk Gottes und über die Maßen Sein Volk züchtigten. Nun sollen sie Sein Volk trösten und selber umkehren zum Ewigen.

ELUL – DER JÜDISCHE ADVENT

Die letzten vier Wochen im Jahr, die Trostwochen, fallen in den Monat Elul. Dieser Monat ist ein großer Vorbereitungsmonat auf das jüdische neue Jahr. Dadurch wird es zu einem großen Advent, wie mein Mann Yuval es mir aus seiner Kindheit berichtete, denn man bereitet sich vor auf den Gerichtstag Gottes. Es war ein Monat großer Aufregung und Heiligkeit für ihn.
Im Monat Elul ist Gott besonders empfänglich für unsere Bußgebete. Jeden Morgen wird bereits das Schofar geblasen, das zum Bußgebet aufrufen soll. Der König ist im Feld, so heißt es im Elul.

Jes. 55,6 SUCHET den ADONAI, solange er zu finden ist; rufet ihn an, solange er nahe ist.

Jetzt ist der König nah, jetzt ist der König im Feld und lässt sich von uns finden. Jetzt ist ER bereit für unsere Gebete.

Ani le dodi we dodi li. אני לדודי ודודי לי
Mein Freund ist mein, und ich bin sein, der unter den Lilien weidet.

Zweimal kommt dieser zentrale Satz im Hohenlied der Liebe vor. Dieses Akrostichon ist zum Motto geworden für den Monat Elul. Es drückt eine innige Beziehung zwischen dem König und jedem Gläubigen aus.
Sie ermutigt dazu, dass jeder mit sich selbst ins Gericht geht, denn somit können wir sicher sein, dass Gott uns nicht richten muss. Wir lassen das vergangene Jahr Revue passieren und versöhnen uns mit jedem Menschen, mit dem wir Schwierigkeiten hatten. Wir gehen selbstkritisch mit uns um, was ja auch der Sinn des jüdischen Gebetes ist. Wir sind gut vorbereitet, wenn das neue Jahr beginnt und damit die zehn Bußtage, die ihren Höhepunkt finden in Jom Kippur.

Psalm 24
1
Von Dawid, ein Harfenlied. SEIN ist die Erde und was sie füllt, der Boden und seine Siedler.
2Denn selber er gründete ihn über Meeren, festigte über Strömungen ihn.
3– Wer darf SEINEN Berg ersteigen? wer darf stehn an seinem Heiligtumsort?
4– Der an Händen Unsträfliche, der am Herzen Lautere, der zum Wahnhaften nicht hob seine Seele und zum Truge nicht schwur.
5Segen erhebt er von IHM, Bewahrheitung vom Gott seiner Freiheit.
6Dieses ist das Geschlecht derer, die nach ihm fragen. – Die dein Antlitz suchen, Jaakob ists. / Empor! /
7– Hebet, Tore, eure Häupter, erhebt euch, Pforten der Weltzeit, daß der König der Ehre komme!
8– Wer ists, der König der Ehre? – ER, sieghaft und heldisch, ER, heldisch im Kampf.
9– Hebet, Tore, eure Häupter, hebt sie, Pforten der Weltzeit, daß der König der Ehre komme!
10– Wer ist das, der König der Ehre? – ER, der Umscharte, das ist der König der Ehre. / Empor! /

Martin Buber/ Franz Rosenzweig

Das sind also unsere Wochen bis Rosch haSchana, dem jüdischen Neujahrsfest. Diese Wochen bereiten uns vor auf die Zeit, in der wir unseren König empfangen.

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