In Jaffo, der schönen Stadt mit dem großen Fisch

Jona 1 & 2; vorgeschlagene Predigt für Sonntag, d. 6. Juni 2021. Zum Teil beruht dieser Beitrag auf einem Seminar mit meinem Mann Yuval Lapide von 2009

Der Prophet Jona lebte im 8. Jh.v.d.Z. Er wird auch in 2. Kö. 14,25 genannt, ansonsten bleibt seine Biographie unbekannt. Im gleichnamigen Buch erleben wir ihn als einen Propheten wider Willen. Wie geht Gott mit einem solchen Propheten um? Steht Jona Gott im Weg?

Die Berufung, die Jona erlebt, ist eine typische Propheten-Berufung.
Jon. 1,1 SEINE Rede geschah zu Jona Sohn Amitajs, es sprach:
Gottes Wort דְּבַר dawar geschieht! Dem Wort „Dawar“ wohnt ein vielschichtige Bedeutung inne, die am besten mit den Worten aus Goethes „Faust“ wiedergegeben wird: „Wort, Sinn, Kraft, Tat“. Jona erlebt diese Berufung als Geschehen, denn sie ereignet sich als ein ganzheitliches Kraftereignis. Aus diesem Geschehen wird ihm ein Zustrom von Energie für den Auftrag zufließen. Er sollte sich sofort auf den Weg machen.

Sein Name lässt uns mit seinem gehorsamen Handeln rechnen, denn Jona יוֹנָה heißt „Taube“, die sich sofort in Bewegung setzten kann. Wir kennen die Taube von Noah als eine treue Botin. Im „Hohelied der Liebe“  verkörpert sie Unschuld und Reinheit, Schönheit und Verborgenheit. In Levitikus stellt sie ein hingebungsvolles Opfertier dar.
Auch der Name des Vaters lässt uns erwarten, dass sich Jona der Berufung verpflichtet weiß, denn Amitai אֲמִתַּי bedeutet „meine Wahrheit, meine Wahrhaftigkeit“, von אֱמֶת Emet = Wahrheit.

Jon. 1,2  Steh auf, wandre nach Ninive, der großen Stadt, und rufe über ihr aus, daß ihre Bosheit vor mein Antlitz herübergezogen ist.
Steh auf, geh! קוּם לֵךְ kum lech! Ein typischer Appell, in die Gänge zu kommen, denn Gott kommt zur Sache und ruft Jona auf, in Bewegung zu kommen. Wer mit Gott lebt, macht sich auf den Weg.

Ninive ist eine große Stadt, sowohl zahlenmäßig als auch groß an Bedeutung. Ihr Name bedeutet Wohnsitz, Wohnstadt von נָוֶה nawe. Zudem verweist ihr Name auf die Heiligkeit des Thronsitzes Gottes. Aber: Ninive ist zum Sündenpfuhl geworden.
Da, wo das tiefste Dunkel ist, sieht Gott das Potenzial für das größte Licht. Also schickt Gott Jona dorthin, wo es unangenehm ist. Auch Jesus erhielt den Auftrag, das Verlorene zu retten, um es zum Vater zu bringen.

Die Boshaftigkeit stieg zu Gott auf – עָלְתָה alta sie stieg auf. Diese Art Aufstieg belastet Gott. Sie ist keine עוֹלָה ola, kein Brandopfer, das angenehm zu Gott aufsteigt. Jona soll das aufsteigende Böse verwandeln in das IHM wohlgefällige Opfer.

Gott sah die Bosheit wie in Babel oder in Sodom und Gomorra. Wie zurzeit der Sklaverei Seines Volkes steigt Gott hinab, um sein Volk heraufzuführen.
Ex. 3,8 Nieder zog ich, es aus der Hand Ägyptens zu retten, …
Gott geht mit uns in die tiefste Tiefe des Leides hinein. ER lässt uns auch im Leid nicht allein, denn wir haben einen mitleidenden Gott.
Gen. 46,4 Ich selber ziehe mit dir nach Ägypten hinab und ich selber bringe dich wieder herauf, …
Jona scheint Gottes Mitleiden mit der Bevölkerung in Ninive nicht zu verstehen.

Jon. 1,3 Jona stand auf, nach Tarschisch zu flüchten, von SEINEM Antlitz fort. Er stieg nach Jaffa hinab, fand ein Schiff, das nach Tarschisch ging, gab den Fährlohn dafür, bestiegs, mit ihnen nach Tarschisch zu gehn, von SEINEM Antlitz fort.
Jona steht auf, aber er macht das Gegenteil, von dem, was ihm Gott geboten hatte. Er flieht vor Gott! Nach Tarschisch will er. Ihr Name bedeutet: יש שיש jesch schajesch – es gibt Marmor. Diese Stadt ist hart, streng, unterjocht und materiell ausgerichtet, weil es dort viel Marmor gibt.
Gott will das Gegenteil: Sei beweglich! Gott ist ein Gott der Dynamik, aber Jona will unbeweglich bleiben. Deshalb steigt Jona hinab nach Jaffo יָפוֹ (von יָפֶה jafe = schön), in die schöne Hafenstadt, heute zu Tel Aviv gehörend, die noch immer mit ihrem Charme besticht. Dort steigt er hinab in das Schiff – nur weg!
Es herrscht eine pendelnde Bewegung von hinauf und hinab. Das Böse steigt auf vor Gottes Angesicht, aber Jona flieht weg von Gottes Angesicht, indem er hinabsteigt.

Aus der Stadt der Schönheit flieht Jona, indem er sein Materielles, sein Geld, einsetzt und immer tiefer und tiefer hinabsteigt, um vor Gott zu fliehen. Zweimal heißt es: er steigt hin ab. Er steigt zuletzt in sein alles bestimmendes Ego, wenn er in das Schiff אֳנִיָּה onija steigt, denn das hebräische Wort beginnt mit אֲנִי ani = ich. Und sein Ego sagt: „von SEINEM Antlitz fort.”

Wenn Sein Prophet eigene Wege geht, gebietet Gott Seine ganze Schöpfung auf, um ihn eines Besseren zu belehren. Gott setzt Seinen רוּחַ Ruach, Seinen Wind, Seinen Geist, ein und somit über dem Schiff sein, das Jona für seine Flucht erwählte.  Dann lässt ER den Wind zum großen Sturm entbrennen. Gott ist es ein großes Anliegen, dieser großen Stadt zur Umkehr zu verhelfen, entsprechend groß ist der Sturm. Aber Jona flieht in die Kleinkariertheit, in die Unscheinbarkeit. Doch wohin will er fliehen vor Gott?
Ps. 139,7 Wohin soll ich gehn vor deinem Geist, wohin vor deinem Antlitz entlaufen! 8 Ob ich den Himmel erklömme, du bist dort, bettete ich mir das Gruftreich, da bist du. 9 Erhübe ich Flügel des Morgenrots, nähme Wohnung am hintersten Meer, 10 dort auch griffe mich deine Hand, deine Rechte faßte mich an.
Jon. 1,4 daß das Schiff zu zerbrechen meinte.
Das Schiff in personifizierter Form wird mit in den Prozess einbezogen. Im Gegensatz zu dem ungehorsamen Propheten meint es, zu zerbrechen, doch das muss in Jona passieren: der Zerbruch seines Egos.

Dagegen waren die Arche Noahs oder das Körbchen des Mose richtige Rettungsboote. Bei ihnen handelte es sich um eine תֵּבָה Tewa, was so viel bedeutet wie das Wort Gottes. Im Wort Gottes liegt die Rettung, nicht im Ego! Im Wort, von dem Jona sich abwandte.

Jon. 1,5 Die Seeleute fürchteten sich, sie schrien, jedermann zu seinem Gott, sie schleuderten ins Meer die Geräte, die im Schiff waren, sich darum zu erleichtern. Jona aber war ins hinterste Verdeck gestiegen, hatte sich gelegt und war eingeschlafen.
Jona war noch tiefer hinabgestiegen und kümmerte sich nicht um die Furcht der Seeleute. Dabei schrien sie und wollten ihr Schiff erleichtern, aber das half nichts. Sie schrien jeder zu seinem Gott, denn ihre Not war groß. Doch Jona schlief in der hintersten Ecke. Er schlief wie bewusstlos, nicht wie im Vertrauen, denn im Hebräischen hat „er stieg hinab יָרַד jarad“ dieselbe Wurzel wie „er schlief ein יֵּרָדַם jeradem“. Jona legte sich hin, obwohl er aufstehen und gehen sollte!

Was wir tun, nimmt Gott in Seinen Plan auf. Wenn wir vor Gott fliehen, rennen wir in die Arme Gottes. So rufen die Seeleute ihren Gott an. Indem sie die Gegenstände כֵּלִים kelim wegwerfen, besinnen sie sich auf das Wesentliche. Das Materielle, das Aufgeblasene wird in die Zeitlichkeit, das Meer, zurückgeworfen. [Der Buchstabe Mem מ hat auch die Bedeutung von מַיִם maijm = Wasser und den Zahlenwert 40, der für die Zeitlichkeit steht.]
Jona hatte sich in das hinterste Verdeck סְּפִינָה sfina zurückgezogen, was die Bedeutung von Endlichkeit hat, sof סוֹף = Ende. Hat er sich und das Schiff mitsamt der Mannschaft aufgegeben? Erwartet er das Ende? Was ist aus der Kraft seiner Berufung geworden?

Jon. 1,6 Da näherte sich ihm der Kielherr und sprach zu ihm: Wie kannst du schlafen! steh auf, ruf deinen Gott an! vielleicht bedenkt sich unsertwegen der Gott, daß wir nicht hinschwinden müssen!
Die Seeleute, welche Heiden waren, hatten nicht aufgegeben. Sie merken, dass es um Unendlichkeit geht. Darum erinnert der Kapitän Jona nun an Stelle Gottes an Seinen Auftrag. Der Kapitän benutzt die Worte Gottes: קוּם kum! Steh auf! Rede mit deinem Gott! Dazu muss ihn ein Heide auffordern! Der Kapitän hat die Hoffnung, dass Jonas Gott הָאֱלֹהִים ha’Elohim, der Gott der Götter, sich ihrer annimmt. Statt Jona hat er das Bewusstsein des Einen Schöpfergottes.

Jon. 1,7 Jene aber sprachen einer zum andern: Wohlan, wir wollen Lose werfen, daß wir erkennen, wessenthalb uns dieses Böse geworden ist. Sie warfen Lose, das geworfne Los fiel auf Jona.
Die Heiden wissen, dass es um das Böse geht. Sie werfen ein גּוֹרָל goral, ein Los, das einem Orakel gleichkommt, das ihrer aller Schicksal bestimmt. Dagegen ist das Pur פור, das im Buch Ester vorkommt, ein spielerisches Los.
Jona selbst ist zum Bösen geworden, weil er vor Gott floh, denn wer sich nicht vom Bösen abwendet oder Gutes unterlässt, wird Komplize des Bösen. Wo wir etwas tun können, dürfen wir es nicht unterlassen.

Jon. 1,8 Sie sprachen zu ihm: Vermelde uns doch, du, dessenthalben dieses Böse uns ward, welches ist dein Geschäft? und woher kommst du? welches ist dein Land? und von welchem Volk bist du?
Die Schiffsmannschaft ist erschrocken über den Fall des Loses und sucht das Gespräch mit Jona. Auf die Fragen nach seiner Identität muss nun Farbe bekennen. Sie fragen nach: 1) seiner Sendung, seiner Botschaft; 2) nach seiner Herkunft, seinem Vaterhaus; 3) nach seinem Land, seinem Antrieb; 4) nach seinem Ziel und 5) nach seinem Volk und seiner Verantwortlichkeit. Letztlich stellt Gott ihm diese Fragen, damit er sich positioniert und bekennt.

Jon. 1,9 Er sprach zu ihnen: Ich bin ein Ebräer, und IHN, den Gott des Himmels, fürchte ich, der das Meer und das Trockne gemacht hat.
Indem Jona zugibt, ein Hebräer zu sein, hat er sich als jemand offenbart, der in Bewegung ist. Abraham war der erste Hebräer, ein עִבְרִי Iwri = ein Grenzgänger von לַעֲבוֹר la’avor = hinübergehen. Jona sollte ein Grenzgänger werden, indem er zu den Heiden nach Ninive ging. Nun legt Jona ein Bekenntnis zu seinem Volk und zu seinem Gott ab. Aber wenn er den Gott des Himmels fürchtete, wie konnte er dann vor IHM fliehen? Oder dachte er, dass Gott im Himmel weit genug entfernt sei? Dass man IHM entkommen kann?

Jon. 1,10 Die Männer fürchteten sich, eine große Furcht, sie sprachen zu ihm: Was hast du da getan! Denn die Männer erkannten nun, daß vor SEINEM Antlitz er flüchtig war, denn damit hatte ers ihnen gemeldet.
Sogar die heidnischen Matrosen erkannten, dass Jona etwas Ungehöriges getan hatte. Sie erkennen in der Tiefe ihres Seins [יָדְעוּ jad’u sie erkannten von לדעת lada’at = erkennen], dass Jona vor dem mächtigen Gott nicht fliehen kann, dass er Seinen Auftrag hätte erfüllen müssen.

Das Meer toste und tobte, denn es hatte Gottes Botschaft zu verkünden, die nun auch Jona verstand. Er ist bereit, sich zu opfern, damit die Natur zur Ruhe kommt und die gestörte Beziehung mit Gott geheilt wird. Jona erkennt: „Ich bin die Ursache, nicht das Opfer des Sturms. Er wird von euch ablassen, wenn ihr mich ins Meer werft.“ Damit übernimmt Jona endlich Verantwortung.
Die Männer wollen ihn retten, aber sie erreichen das Land nicht. Da beten die heidnischen Matrosen zu Adonai יְהוָה JHWH, dem barmherzigen Gott. In V6 nannten sie IHN noch Elohim, den strengen Gott, doch mittlerweile wissen sie, mit wem sie es zu tun haben und erwarten Barmherzigkeit.

So führte Jona durch seinen Ungehorsam doch die Heiden zum Schöpfergott, denn Gott hat die Fäden unseres Lebens in der Hand – auch die unserer Umwege. Jede Situation im Leben ist Begegnung, wie Martin Buber es sagte. Wir alle sind füreinander Propheten und Boten Gottes.

Das Gebet dieser Heiden ist reinste, jüdische Theologie. Sie trauen Gott zu, dass nicht unschuldiges Blut vergossen wird, auch wenn sie Jona schließlich ins Meer werfen müssen.
Das Meer wurde ruhig, nachdem sie Jona dem Meer übergeben hatten. Die Seeleute wussten, dass zum Beten die Handlung gehört.
„Bete, als hinge alles vom Beten ab und handle, als hinge alles vom Handel ab!“
Sie spürten, dass Gott sie zu dieser Tat gedrängt hatte. Von sich aus wollten sie Jona nicht wehtun und ihm nicht schaden. Letztlich handelten sie in der Haltung: Dein Wille geschehe!

Jon. 1,16 Die Männer fürchteten IHN, eine große Furcht, sie schlachteten Schlachtmahl IHM, sie gelobten Gelübde.
Die große Furcht, die die Seeleute haben, ist die Ehrfurcht. Das hebräische Wort für Furcht יִרְאָה jir’a hat auch mit sehen (יִרְאֶה jir’e = er wird sehen) zu tun. Sehen und Einsicht führen zu Respekt und Ehrfurcht. Die Männer kehren um zu Gott, indem sie beten, Opfer bringen und Gelübde ablegen. Vielleicht wollen sie auch in Zukunft an den Einen Gott glauben und der Vielgötterei abschwören.

Jon. 2,1 ER aber bestimmte einen großen Fisch zu, Jona zu verschlingen.. Jona war im Leib des Fisches drei Tage und drei Nächte.
Gott bestimmt einen großen Fisch, um Jona zu verschlingen.
Ps. 148,6 er bestellte sie für ewige Zeit, Gesetz gab er, das man nie überschreite. 7 Preist IHN von der Erde her, Seedrachen, Urwirbel ihr alle, …
Alles fügt sich der Ordnung Gottes und alles dient IHM in Treue. Nur Jona nicht. Er kann von Gottes Schöpfung lernen, die sich auch jetzt Gott als treue Diener zur Verfügung stellt.
Jona wird in diese Ordnung, in das große Schweigen geworfen, wo er Gott vom Ursprung her erkennt. Hier soll er erkennen, sich in seine Berufung zu fügen.

Fisch = דָּג dag hat den Zahlenwert 7, wodurch wir sehen können, dass Gott alles vollkommen geplant hat.
3 Tage und 3 Nächte muss er im Leib des Fisches bleiben, eine Zeit der Transformation also, eine Zeit der Reparatur.
Hos. 6,2 nach einem Tagepaar belebt er uns wieder, läßt erstehn uns am dritten Tag, daß wir in seinem Angesicht leben.
Deshalb verwies auch Jesus auf Jona, da er auch eine Transformation erleben sollte.

Jona hatte das Leben vergessen, nun lernt er es neu im Erleben der Natur. Er hatte vergessen, was das Leben lebenswert und schön macht, auch für Sünder.
Ps. 104,30 Du schickst deinen Geist aus, sie sind erschaffen und du erneuerst das Antlitz des Bodens.

Jona betet im Bauch des Fisches. יִּתְפַּלֵּל jitpalal = er wird beten heißt, mit sich selbst ins Gericht zu gehen und sich zu diesem Zweck auf sich selbst auszurichten. Ist es wirklich das, was Jona tut?
Er ruft aus der Enge des Gruftreichs, der Sche’ol, welches ein großes Fragezeichen bleibt. Der hebräische Ausdruck kommt von שְׁאֵלָה sche’ela = Frage. Er sieht sich ins Herz des Meeres geworfen, doch eigentlich wurde er in sein eigenes Herz geworfen, was nach jüdischer Vorstellung der Sitz der Weisheit ist.
Sein Gebet lässt einen Dialog anklingen: DU hast mich geworfen! DEINEN Tempel möchte ich wiedersehen. Aber statt zum Tempel nach Jerusalem zu kommen, kommt er nun zu seinem Ur-Grund. Jona erkennt den Sinn im scheinbar Sinnlosen.
Gleiches empfahl Viktor Frankl in seiner Logotherapie, die er in der Hölle entwickelt hatte. Ohne Sinn im Sinnlosen hätte er Auschwitz nicht überlebt.

Jona erinnert sich Gottes. Sein Gebet wird zu IHM aufsteigen. An Nichtiges הַבְלֵ hewel will er sich nicht halten, sondern das tun, was er bei den Matrosen bereits erleben konnte: Jona will opfern und seine Gelübde erfüllen. Außerdem rechnet er mit der Erlösung durch Gott, mit יְשׁוּעָתָה Jeschu’a = Hilfe, Erlösung.

In seinem Gebet ist Jona beim Rezitieren von Psalmen geblieben. Er hat es nicht geschafft, echte Selbstreflektion an den Tag zu legen. Nicht ein einziges Mal bereut er, dass er vor Gott geflohen ist. Nicht ein Wort der echten Umkehr ist zu vernehmen, auch kein Wort der Besserung. Jona findet nicht in den Dialog mit Gott, denn er redet unablässig, aber da ist keine Bereitschaft zu hören. Es hätte doch die Möglichkeit gegeben, Gott die eigenen Ängste und Befürchtungen einzugestehen. Andere Propheten taten das und wurden durch das Gespräch mit Gott ermutigt. So Jesaja in Kap. 6, nachdem der Engel mit der Kohle ihn gereinigt hatte. Oder Mose am brennenden Dornbusch, der in einem langen Dialog mit Gott debattierte, sich aber doch mit der Unterstützung durch Aaron senden ließ.
Auch Jeremia hatte Argumente gegen seine Berufung: Jer. 1,6 Ich sprach: Ach, mein Herr, DU, da, ich weiß nicht zu reden, ich bin ja ein Knabe.  
Jona umging die ehrliche Auseinandersetzung und verpasste so Gottes Lösung für sein Problem.

Trotzdem hat Gott Erbarmen mit Jona.
Jon. 2,11 ER sprach zum Fisch, da spie der Jona aufs Trockne.
Der Fisch ist ansprechbar und gehorcht auf ein Wort von Gott. Nicht so Jona.

Jona macht sich zwar auf Gottes zweite Anrede auf den Weg nach Ninive, aber mit seinem Verhalten zeigt er bis zum Schluss, dass er Gottes Leidenschaft für die Menschen in Ninive nicht teilt. Es geht ihm mehr um sein Ansehen als um die Rettung Ninives. Wie steht er da, wenn Gott gnädig ist und die Stadt nicht vernichtet?

Gott hat nicht nur Erbarmen mit der großen Stadt Ninive, die zu IHM umgekehrt ist. ER bemüht sich bis zum Schluss um Seinen Propheten. Er soll die Weite und Güte Gottes erkennen, der nicht den Tod der Sünder will, sondern ihr Leben. Als Gott ihm das erklärt, schweigt Jona. So ein Schweigen am Ende eines Buches ist sehr selten in der Bibel. Es ist ein sehr beredtes Schweigen, ein Schweigen der Einsicht?

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