Schabbat 13. Elul 5781; 21. August 2021

Wenn wir diese Parascha wie auch die vorigen lesen, müssen wir uns immer wieder den zeitlichen Abstand zu uns heutigen Lesern bewusst machen. Manche Strafarten sind für uns heute überholt, damals aber Not-wendig, denn wir haben einen langen Weg der Entwicklung und Erkenntnis hinter uns. Dabei sollten wir uns nicht überheben und meinen, heute sei alles besser. Ein Blick in unsere Welt straft uns Lügen. Wir können die Parascha jedoch versuchen, spirituell zu verstehen und solche Stellen zu finden, die noch heute von Bedeutung sind.

Wer sind die Kriegsgegner?

Dtn. 21,10 Wenn du ausziehst zum Krieg wider deine Feinde, ER dein Gott gibt ihn in deine Hand, du fängst ihm Gefangene ab,
כִּי תֵצֵא Ki teze- wenn du ausziehest, so heißt die Parascha. Die Kinder Israel ziehen aus zum Krieg gegen die Feinde, die Gott in ihre Hand gibt. Damals waren die Feinde sehr real, dagegen haben wir es heute mit unseren inneren Feinden zu tun. Es sind die Feinde in Form unserer inneren Stimme, die uns verleitet, auf die vielfältigen Stimmen der Welt zu hören. Auf die Stimme des Konsums und der Äußerlichkeit, die uns weismachen will, dass unsere Wirtschaft immer wachsen muss, was die Ausbeutung armer Nationen und der Natur nach sich zieht. Unsere Mobilität muss wachsen, unsere Freizeitaktivitäten immer abwechslungsreicher und individualisierter werden.
Die Arbeitszeit hat in den letzten 60 Jahren abgenommen, und doch haben wir keine Zeit für Innerlichkeit, Bibelstudium und Gebet, keine Zeit für unseren Nächsten und die Hilfe, der er womöglich bedarf.

Im Verlauf des letzten Jahres wurden wir auf uns selbst zurückgeworfen, zurück zur erzwungenen Innerlichkeit, weg von unseren Angehörigen und weg von Reise- und Freizeitaktivitäten. Aber der Konsum nahm nicht ab. Corona-Leugner und Impfgegner wurden nicht zum Schweigen gebracht. Was haben wir in der Zeit gelernt? Noch schwebt die Seuche über unseren Köpfen; sie durchkreuzt noch immer unsere Pläne und wir könnten diese Zeit noch nutzen, um mit Gott ins Gespräch zu kommen.

Andererseits gibt es neue Heilsversprecher und Selbstverwirklichungsmöglichkeiten, die uns das Heil außerhalb von Gott versprechen. Wir brauchen also Gott und Seinen Geist, der uns hilft, die Stimmen zu unterscheiden. Und so tobt in uns ein Krieg, über dessen Ausgang wir wissen dürfen, dass Gott uns unsere Feinde siegreich in die Hand geben wird.

Gedanken über die Ehe

Dtn. 21,11 du siehst unter dem Fang ein Weib schön von Gestalt, du hängst dich an sie, willst zum Weib sie dir nehmen,
In den folgenden Versen könnte man den Eindruck gewinnen, dass Gott die Ehe mit fremden Frauen erlaubt. Wenn der Israelit unter den Gefangenen eine schöne  Frau sieht, soll sie in einen Raum seines Hauses kommen, sich Haare und Nägel schneiden, die Kleider der Gefangenschaft ablegen und einen Monat um ihre Eltern trauern.
Diesen Monat kann der Mann die Frau beobachten und feststellen, ob er nur der Lust seiner Augen folgte und ihm das Fremde nur im kurzen Moment des Erblickens begehrenswert erschien, oder ob er die Frau wirklich liebt. War ihr Anblick nur in dem Augenblicks reizvoll? Sind ihre Trauerrituale vielleicht doch in ihrer Fremdheit abstoßend oder nicht kompatibel mit dem Glauben und Leben des Mannes? Die Zeit zurück im Alltag besteht nicht unbedingt die Prüfung. Dann aber muss der Mann die Frau in die Selbstständigkeit entlassen. Er darf keinen Profit mit ihr machen und sie etwa verkaufen. Das gibt es im jüdischen Eherecht überhaupt nicht. Die Frau hat nun das Recht auf ihr eigenes Leben.
Die Überlegung muss auch heute in unserer sehr liberalen Zeit gestattet sein, ob interreligiöse Heiraten wirklich gut sind. Es geht um religiöse Rituale, die im Augenblick großer Liebe keine Rolle spielen. Wenn aber Kinder zu erziehen sind, müssen Eltern eine Entscheidung treffen. Hilft es dem Kind, wenn man die Feste beider Religionen feiert oder führen  sie zu Konfusion? Kennt das Kind dadurch wirklich den tiefen Charakter einer Religion oder fehlt ihm nachher eine eigene Zugehörigkeit? Manche Eltern meinen, durch den Verzicht auf religiöse Erziehung dem Kind später eine eigene Wahl zu ermöglichen, doch hat es bis zu dem Zeitpunkt den Sinn von Religion verstanden?
Ich halte eine klare religiöse Ausrichtung der Ehepartner für unumgänglich, auch um sich selbst nicht auseinanderzuleben. Wenn Kinder da sind, werden sie von dieser klaren Erziehung profitieren und sich deutlich positionieren können.

Im nächsten Kapitel wird sogar dem „Rosenkrieg“ Einhalt geboten. Damals sah der noch anders aus, da in einer patriarchalen Gesellschaft die Frau ihrerseits sich nicht von ihrem Mann trennen konnte. Verliert der Mann jedoch die Liebe zu der einst Erwählten, so darf er sie nicht in Verruf bringen. „Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen.“ Darum ist es auch dem Mann nicht erlaubt, Geschichten über seine Frau zu erfinden.
Die Beziehung zwischen Mann und Frau ist etwas Besonderes, spiegelt sie doch die Beziehung zwischen Israel und Gott wider. Diese Beziehung ist heilig, denn Gott schloss seit Abraham einen ewigen Bund mit Israel.
Die Haftara aus Jes. 54,1-10 zeigt deutlich, wie Gott zu diesem Bund steht, selbst wenn die Braut Israel untreu ist. Mit welcher Liebe ER sich ihr wieder zuwendet!
Darum gelten für untreue Ehepartner strenge Gesetze, u.a. die Todesstrafe. Nur unter dem Blickpunkt der Heiligkeit, zu der das Volk gerufen ist, können wir dieses damalige Gebot verstehen. Es verdeutlicht zudem, dass der einzelne Israelit innerhalb der Gemeinschaft Verantwortung trägt. Alle zusammen bilden das von Gott erwählte und geliebte Volk, das von jedem einzelnen Glied getragen wird.

Die Ehe ist das wichtigste Gebot im Judentum.
„Derjenige, der nicht verheiratet ist, lebt ohne Glück, ohne Hilfe und Freude, ohne Segen und Erlösung. Derjenige, der nicht verheiratet ist, kann nicht als vollständiges Wesen betrachtet werden. (Talmud).“[1] Die Eheschließung beinhaltet zudem das erste Gebot der Bibel:
Gen. 1,28 Und Gott segnete sie; und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde 
Die Ehe bietet den Ehepartnern eine adäquate Unterstützung und den Kindern verantwortungsvolle Eltern, denn sie haben ihr Vorbild in Gott, der Vater und Mutter ist.
Somit Regeln für das Scheitern einer Ehe wichtig wie auch für den Anfang einer Beziehung. Deshalb erließ Gott Vorschriften zum Schutz der Ehre unverheirateter Mädchen, denn es schützt gerade sie vor fremden Begehrlichkeiten. Im Fall von Vergewaltigung einer verlobten Frau muss der Vergewaltiger sterben.
Wird ein Mädchen durch Vergewaltigung entehrt, so besteht die Möglichkeit, durch Eheschließung die Beziehung dennoch zu legalisieren, denn es ging im damaligen Gesetz darum, menschliche Existenz nicht unnötig zu zerstören.

Die Schwagerehe aus Kapitel 25 gehört ebenso zum Recht der Frau auf eigene Kinder, die damals im Besonderen eine Witwe unterstützten. Darum durfte eine Frau den Mann, der sich weigerte, anstelle seines verstorbenen Bruders seiner Schwägerin zu Kindern zu verhelfen, vor Zeugen bloßstellen. Eine vergleichbare Situation kennen wir aus dem Buch Ruth Kap. 4.

Die nachfolgende Generation

Dtn. 21,15 Wenn ein Mann zwei Weiber hat, die eine geliebt, die andre verhaßt, sie haben ihm Söhne geboren, die Geliebte und die Verhaßte, der Erstlingssohn aber ist von der Verhaßten, …
Der Fall knüpft an die Geschichte von Lea und Rachel an. Wie liebte und verwöhnte Jakob den Erstgeborenen seiner geliebten Frau Rachel! Wir können uns lebhaft vorstellen, wie die Seele von Kindern leidet, wenn der Bruder oder die Schwester bevorzugt wird! Das benachteiligte Kind fühlt sich wertlos, klein, unfähig und wirft darum sein Leben weg an Drogen oder in die Kriminalität. Heute wissen wir von Kindern, die radikalen Gruppen auf den Leim gehen, weil sie dort die nie gekannte Wertschätzung erfahren.
In Jakobs und Josefs Fall schrieb Gott auf krummen Linien gerade. Er rettete Jakobs Familie vor dem Hungertod und ließ Josef zum Licht für den heidnischen Pharao werden.
In diesem Fall ist es dem Vater untersagt, das Kind der ungeliebten Frau zu enterben. Dem Erstgeborenen steht sein volles Erbe zu, was den doppelten Anteil seiner Brüder meint. Der Erstgeborene musste im Falle des Todes des Vaters für ihn einspringen und sein begonnenes Werk weiterführen, weshalb er mit dem größeren Erbteil entschädigt wurde. Was kann der Sohn dafür, dass sein Vater eine Frau genommen hatte, mit der er sich nicht oder nicht mehr verstand! Er ist eine eigene Persönlichkeit und muss als solche wahrgenommen und gewürdigt werden.

Was dagegen ein widerspenstiger Sohn ist, mit dem die Eltern verfahren, wie es in Kapitel 21 ausgeführt wird, können wir uns nicht vorstellen. Es mag Eltern geben, die keinen Zugang zu ihrem Kind finden und es dem weltlichen Richterspruch überlassen müssen. Selbst die Rabbiner fanden kein Beispiel für eine derart harte Strafe. Sie konstruierten dafür groteske Fälle und kommentierten, „dass der Fall des widerspenstigen Sohnes nie geschehen sei und nur deshalb niedergeschrieben wurde, damit sich die Gelehrten darüber verdienstvoll den Kopf zerbrechen.“ [2]
Die Überlieferung hält fest, dass es kein solches Urteil gab, da Eltern nie belegen können, dass sie in der Erziehung alles richtig machten.
Es ist aber genauso gut möglich, dass wir in unserem Leben ein Kartenhaus erbauten – wie בנה bana baute – Sohn בֵּן ben, der „Erbaute“-, das uns nicht zur Ruhe kommen lässt, uns immer wieder illusorische Gedanken vorgaukelt, von dem wir uns trennen müssen, indem wir diese Einbildung sterben lassen.

Dass Kinder die Ehe ihrer Eltern zu respektieren haben, macht dieser eine Satz deutlich:
Dtn. 23,1 Nicht nehme ein Mann das Weib seines Vaters: nicht mache er seines Vaters Laken bar.

Der Gehenkte

Dtn. 21,22 Wenn an jemand eine Sünde ist, Rechtspruch auf Tod, er wird getötet, du henkst ihn an ein Holz, 23 übernachte nicht sein Leichnam am Holz, nein, begraben sollst du ihn an dem selben Tag, begraben, denn Verwünschung Gottes ist ein Gehenkter: bemakle nicht deinen Boden, den ER dein Gott dir als Eigentum gibt!

Dieser Vers ist für Christen von Bedeutung, da er auch von Paulus in Gal. 3 nicht richtig wiedergegeben wurde. Ein aufgrund eines Rechtsspruchs Gehenkter ist immer noch ein Ebenbild Gottes. Sein Hängen am Holz ist über Tag eine Warnung für andere, nicht ebenfalls straffällig zu werden. Bleibt er aber über Nacht hängen, wird ihm also ein würdevolles Begräbnis verwehrt, so ist nicht der Verurteilte verflucht, sondern Gott! Gott ist in dieser Satzkonstruktion nicht der Verwünschende, nicht das Subjekt, sondern Objekt, wie mein Schwiegervater Pinchas Lapide es oft erklärte. Weil Seinem Geschöpf eine ehrbare Bestattung versagt wird, wird Gottes Ehre beschädigt. Sein Name wird קַל kal = leicht gemacht, קְלָלָה klala – Seinem Namen widerfährt Verwünschung.

Der Boden des Landes darf nicht bemakelt werden, denn es ist Gottes Land, das ER Seinem Volk zum Eigentum GIBT, nicht gab. נֹתֵן noten = er gibt, Präsenz. Das heißt, dass Gott das Land, die Tora und das Leben jeden Tag neu gibt, der Mensch es jeden Tag aufs Neue annehmen und gestalten muss. Wir haben nicht einmal empfangen und können uns zurücklehnen. Auch Gott ist nicht einmal mit Seiner Gabe fertig, wie der Besucher, der das Geburtstagsgeschenk überreichte und geht. Gott achtet auf Seine Gabe und auf uns. ER hilft uns, wo immer es nötig ist, Sein Geschenk zu würdigen und einen dankbaren Umgang damit zu pflegen. Darum gibt ER uns täglich neu das Land, die Tora, das Leben.
Das wusste schon Goethe, den Yuval sehr schätzt, weil er viel jüdisches Wissen in seiner Dichtung transportiere:

„Das ist der Weisheit letzter Schluß:
Der verdient sich Freiheit wie das Leben,
Der täglich sie erobern muß.“

Goethe, Faust. Der Tragödie zweiter Teil, 1832. 5. Akt

Auf jeden Fall müssen wir all diese Gesetze, die sich mit Widerspenstigkeit und Götzendienst befassen, unter dem Aspekt der Heiligkeit Gottes, des Volkes und des Landes verstehen.
Die dafür vorgesehene Strafe kann für uns ebenso bedeuten, dass wir in uns etwas töten oder sterben lassen müssen an falschen Ideen, Vorstellungen und Dogmen, sogar in dem Sinn, dass wir über uns selbst unsinnige Glaubenssätze lernten, aber wir sollen uns schnell von den Resten dieser alten Auffassungen trennen, um der Heiligkeit Gottes Raum zu geben.

Soziale Gesetzgebung

Im Kapitel 22 finden sich einige interessante Gebote zum Thema Tierschutz. So muss ein Tier, das sich verirrt hat, seinem Besitzer zurückgebracht werden. Ist der Besitzer nicht bekannt, so bleibt das Tier so lange in der Fürsorge des Finders, bis der Eigentümer es sucht und wieder zu sich nimmt. Auch anderes Eigentum ist an den Besitzer zurückzugeben.
Hinsehen statt wegschauen ist nicht nur Menschen gegenüber gefragt, sondern auch beim Tier des Nächsten, das sich in einer Notlage befindet. Daran vorbeigehen und das Tier seinem Schicksal überlassen, wäre grausam.
Ochse und Esel dürfen nicht in ein Joch gespannt werden, denn die beiden sind von unterschiedlicher Statue und unterschiedlichem Charakter. Sie würden sich nur gegenseitig verletzen.
Gott sorgt sich sogar um die Vogelmutter, die nicht mit ansehen soll, wenn die Jungen zu Zwecken der Ernährung genommen und getötet werden. Wenn sie zuerst verjagt wird, muss sie diesen Schmerz nicht erleben und kann für die Erhaltung der Art noch in Zukunft sorgen. Hier geht es um den Respekt vor ihrer Mutterschaft.
Außerdem zeigt die Vogelmutter an, wenn sie sich verscheuchen lässt, dass die Zeit ihrer Fürsorge für diese Brut beendet ist. Sie ist bereit für neue Nachkommen, darum trennt sie sich nach einer gewissen Zeit ganz von selbst von ihren Jungen.

Menschen haben nicht nur Verantwortung für ihren Mitmenschen, indem sie sein Leben nicht willentlich gefährden, sondern sogar dafür, dass er nicht unwillentlich durch sie sein Leben verliert, nur weil sie beim Bau ihres Hauses sparten und kein Geländer zum Schutz anbrachten. Wir stöhnen in Deutschland vielleicht unter strengen Bauvorschriften, aber wir sehen bei Unglücken im Ausland, was Pfusch am Bau für Leid mit sich bringt!

Die Rede ist in Kap. 23 weiterhin von Feinden, die immer Feinde bleiben werden und darum keinen Zugang zu Israel bekommen. Die Moabiter beispielsweise hatten sich durch ihren König Balak ins Abseits geschossen, da er die Israeliten verfluchen wollte. Er hatte sich selbst zum dauerhaften Feind gemacht, denn anstatt den Segen des Volkes zu nutzen, wie es seit Abram vorgesehen war, wollte er es vernichten.
Gen. 12,3 Segnen will ich, die dich segnen, die dich lästern, verfluche ich. Mit dir werden sich segnen alle Sippen des Bodens.

Ebenso ist Amalek ein Feind für immer:
Ex. 17,14 ER sprach zu Mosche: Schreib das zum Gedächtnis ins Buch und legs in die Ohren Jehoschuas: ja, ich wische, wische das Gedenken Amaleks unter dem Himmel hinweg.
Amalek nutze nach dem Auszug aus Ägypten die Schwäche des Volkes aus und griff es ohne Not an. Amalek mied sogar den frontalen Kampf, wodurch die Schwachen, die Alten und Kinder, besonders gefährdet waren. Das widerspricht der Ethik des Judentums, weshalb das Andenken an Amalek ausgelöscht werden muss.
Dtn. 24,17 Biege nicht das Recht eines Gastsassen, einer Waise, beschlagnahme nicht das Gewand einer Witwe, 18 gedenke, daß du Knecht warst in Ägypten, ER dein Gott dich von dort abgegolten hat, darum gebiete ich dir diese Sache zu tun.
Israels eigene Geschichte durch Gottes kraftvolles, erlösendes Handeln wird nun immer wieder dazu beitragen, dass es die Schwächsten schützt.
Später in der Geschichte Israel findet sich ein weiterer Amalekiter, der die Juden wie in einem Holocaust auslöschen wollte: Haman, der Agagiter. Haman war ein Nachfahre des Königs von Amalek, Agag, den König Scha’ul gegen Gottes Anweisung verschonte.
1. Sam. 15,18 Nun hat ER dich auf den Weg gesandt, gesprochen hat er: Geh, bannen sollst du die Sündigen, den Amalek, ihn bekämpfen, bis ein Ende mit ihnen gemacht ist. 19 Warum hast du nicht auf SEINE Stimme gehört, schossest auf die Beute nieder, tatest das in SEINEN Augen Böse?
An dieser Stelle hatte der König fälschlicherweise Mitleid mit einem Volk, dessen Vernichtung schon in der Tora geboten ist. Die jüdische Tradition geht sogar davon aus, dass Hitler Amalekiter war und somit seine Bosheit die Schoa ersann. König Scha’ul hätte viel Leid von seinem Volk fernhalten können!

Dagegen sind von solchem Feindbild die Edomiter ausgenommen, weil sie durch Esau zur Familie gehören, und die Ägypter, weil die Kinder Israel lange Jahre dort lebten. Damit darf es der Lebensrettung durch die Ägypter gedenken und der guten Jahre, die es in Goschen hatte.

Ein wichtiges Prinzip in unserer dieswöchigen Parascha ist die Eigenverantwortung:
Dtn. 24,16 Nicht sollen Väter sterben um Söhne, nicht sollen Söhne sterben um Väter, jedermann sterbe für seine eigene Sünde.
Keine Generation ist für eine andere verantwortlich. Kein Kind kann sich mit einer „schweren Kindheit“ und dem Versagen seiner Eltern rausreden. Es gibt keine Sippenhaft. Jeder Mensch kann als Erwachsener neue Wege gehen und seine eigene Entscheidung treffen. Als solch eigenverantwortliche Person hat er seine eigene Beziehung zu Gott, hört Gottes Wort und Gebot und entscheidet sich, ob er Gottes Willen folgt oder nicht. So gibt er mit seinem Leben immer wieder Gott aus freien Stücken die „verantwortende Antwort“ (M. Buber), die auch Teschuwa תשובה – Umkehr und damit Neuanfang bedeuten kann.


[1] E. Selig, Chumasch Schma Kolenu, Kommentare von Marc Breuer, Morascha Basel 2009², S.1029
[2] Hanna Liss, Bruno Landthaler, Erzähl es deinen Kindern, Die Torah in fünf Bänden, Ariella Verlag, Band 5, S. 100

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