17. Schwat 5781, 30. Januar 2021

Der Weg in die Freiheit

Das jüdische Volk ist frei! Pharao hatte es freigeschickt, und während er es noch freischickte (Beschalach בְּשַׁלַּח), sorgte Gott sich schon um Seine Kinder. ER schickte sie nicht durch das Land der Philister, wo es zu Kämpfen kommen könnte, sondern Richtung Wüste am Schilfmeer entlang. Gott konnte sich in das gerade der Sklaverei entkommene Volk hineinversetzen, das vor einem Krieg zurückschrecken würde.
Ex. 13,18 … Gerüstet stiegen die Söhne Jissraels aus dem Land Ägypten herauf.
Gerüstet waren die Söhne Jissraels mit der Erfahrung, als Volk Gottes dem Tod entronnen zu sein. Gerüstet waren sie mit dem Ansehen bei den Ägyptern, das ihnen Geschenke mitgegeben hatte. Sie zogen aufrechten Hauptes aus Ägypten aus, nicht wie entlaufene Flüchtlinge. Vor 400 Jahren waren sie als angesehene Menschen gekommen, jetzt gingen sie ebenfalls mit einem Ansehen, weil ihr mächtiger Gott für sie gekämpft hatte. Sie kamen als angesehene Brüder des zweitmächtigsten Mannes von Ägypten und sie gingen als Volk des mächtigsten Königs der Erde.
Indem sie Ägypten verlassen, ziehen sie herauf und lassen die Gefangenschaft hinter sich. Sie ziehen als Söhne Jissraels herauf in das ihnen zugelobte Land, in ihre Heimat. Sie steigen aufwärts aus dem Leiden in die Freiheit! Aus der Enge geht es herauf in die Weite!

Rabbi Jacobson deutete die Stationen der Wüste als unseren spirituellen Lebensweg.
Auf Englisch finden Sie diese auf https://www.meaningfullife.com/42-journeys/
Hier möchte ich den ersten Teil in Übersetzung zur Befreiung aus Ägypten wiedergeben:
„1. Reise: Ramses – Ägypten
Die erste Etappe unserer Lebensreise ist unsere Geburt und beschreibt den Zweck der gesamten Reise: uns von den Zwängen des Mutterleibs und von all unseren materiellen Grenzen (Mizraim) zu befreien. Bei der Geburt sind wir auch mit der Kraft und den Werkzeugen ausgestattet, um all unsere zukünftigen Herausforderungen zu meistern (wir treten triumphierend „vor den Augen von Mizraim“ hervor), aber wir müssen geschult und ausgebildet werden, um unser Potenzial zu realisieren. Die Geburt ist daher ein freudiger Anlass, verbunden mit der Vorwegnahme, was wir  angesichts unserer langen Reise tun werden. Dies wird auch im Wort „Ramses“ erwähnt, das das „Beste des Landes“ war (Genesis 47:11).“

Ex. 13,19 Mosche aber hatte die Gebeine Jossefs mit sich genommen, denn Schwurs beschworen hatte der die Söhne Jissraels, sprechend: Zuordnen wirds euch, zuordnen Gott, bringt dann meine Gebeine von hier hinauf mit euch!
Mosche hat nicht vergessen, was Jossef von seinen Kindern in Gen. 50,25 erbeten hatte. Er nahm die Gebeine Jossefs mit herauf in ihr Land. Wie treu war Jossefs Bitte über die Jahrhunderte weitergegeben worden, dass Mosche den letzten Willen seines Vorfahren jetzt ausführen konnte! Und bei aller Vorbereitung und Eile geriet dieser Wunsch Jossefs nicht in Vergessenheit! Für mich ist das eine Zeichen, dass man trotz eigener Not noch an den Nächsten denken und seinen Wunsch ernst nehmen kann.
Wichtiger war, dass so nichts Jüdisches in Ägypten bleiben würde, zumal der neue Pharao Jossef nicht mehr kennen wollte und ihm keine Anerkennung seiner Dienste mehr entgegenbrachte. Jossef würde seine letzte Ruhestätte innerhalb seines Volkes finden, das er einst vor dem Hungertod gerettet hatte. Die Knochen Jossefs bilden das Rückgrat des jüdischen Glaubens, denn Jossef hatte bekannt, dass nur Gott ihn nach Ägypten geschickt hatte, Gen. 50,20  Habt ihr, ihr Böses wider mich geplant, Gott hats umgeplant zum Guten, um zu tun, wies heut am Tag ist: ein großes Volk am Leben zu halten.
Ex. 13,21 Vor ihnen einher ging ER, des Tags in einer Säule Gewölks, sie den Weg zu leiten, des Nachts in einer Säule Feuers, ihnen zu leuchten, zu gehen tags und nachts.
Gott ist mit Seinem Volk und begleitet sie bei Tag und bei Nacht. Sie sind noch immer in Eile und können so mit Gottes Hilfe Abstand gewinnen zum Land ihrer Unterdrückung. Gott begleitet sie in der Wolke, die Seine Präsenz zeigt, Seine Versorgung, denn eine Wolke spendet Regen und Schatten. Gott begleitet sie aber auch mit Seinem Feuer, Seiner Kraft, Seinem Leuchten. So umgibt ER sie zu jeder Zeit. Gott zeigt damit auch, wie wandlungsfähig ER ist, wie Sein Name JHWH (Ich werde dasein, als der Ich dasein werde. Ex. 3,14) es bereits ausdrückte. ER wird so bei Seinen Kindern sein, wie sie es zur entsprechenden Zeit brauchen.

Fatale Reue

Gott hat Seinen Kindern keinen Krieg zugemutet, aber einen neuen Erweis Seiner Stärke mutet ER ihnen doch zu. Sie dürfen vertrauen lernen und wissen, dass der, der sie befreite, nicht zulassen wird, dass sie wieder zurückkommen in die Versklavung.
Pharao denkt von den Hebräern, dass sie sich verirrt haben und eingeschlossen sind in der Wüste. Er traut ihnen nicht zu, dass sie sich organisieren und stark sind durch ihren Gott, den Überlebenskampf mit der Wüste aufzunehmen.
So wie Ein Kleiner Bruder von Charles de Foucault sagte: „Die Wüste trägt nicht den schwachen Menschen, sie erdrückt ihn. Nur wer die Mühe und den Kampf sucht, kann dort überleben.“ Und ich möchte ergänzen: Und wer Vertrauen in Gott für solche Kämpfe hat, kann überleben!
Pharao hält das Volk jedenfalls für schwach und desorientiert und ihm fällt mit Schrecken ein, dass er seine billigen Arbeitskräfte „entlassen“ hatte! Wer würde nun die Ziegel fertigen und die Ernte einbringen? Wer würde nun das Vieh versorgen und verwöhnte Ägypterinnen baden und cremen? Was an Ernte zerstört war, musste neu ausgepflanzt werden. Sollten das nun seine vornehmen Diener tun? Auch sie stimmten mit ein in die Schreckensschreie: Ex. 14,5  … Was haben wir da getan, daß wir Jissrael aus unserm Dienst freischickten!
Also holen wir sie zurück! V6 Er ließ sein Fahrzeug bespannen, er nahm sein Kriegsvolk mit sich, 7 sechshundert erlesene Fahrzeuge nahm er und allerlei Fahrzeug Ägyptens, und Wagen-Drittkämpfer auf allen.

So gerüstet will der Pharao also gegen GOTT kämpfen! Mit 600 Fahrzeugen, so erlesen sie auch sein mögen, bleibt er in der Kraft der 6, in seinem Machstreben, seiner Dominanz und Überheblichkeit. Er hat vergessen, wer gegen ihn mit dem Tod der Erstgeburt gesiegt hatte. Er macht auch jetzt die „Rechnung ohne den Wirt“, wenn er denkt, nur ein paar entlaufene Sklaven einfangen zu müssen. Gott „vernebelt“ ihm die Sinne, sodass er bereit ist, dem abtrünnigen Volk nachzujagen.
Ex. 14,8 ER aber stärkte das Herz Pharaos, des Königs von Ägypten, daß er den Söhnen Jissraels nachsetzte, und waren doch Jissraels Söhne mit erhobener Hand ausgefahren.
Die Söhne Jissraels waren siegreich mit erhobener Hand ausgefahren, weil sie wissen, wer für sie kämpft. Die Söhne Jissraels werden zweimal genannt als Kontrast zu Pharao. Jissrael heißt Gotteskämpfer und beinhaltet sowohl, dass Jissrael für Gott kämpft als auch Gott für Jissrael kämpft.
Dagegen wird Pharao in Verdoppelung als König von Ägypten genannt, als müsse er vor seiner totalen Niederlage noch einmal ein Denkmal bekommen. Damit wird von ihm, dem Angeber, voller Ironie gesprochen.
Ex. 14,9 Die Ägypter setzten ihnen nach und holten sie ein am Meer gelagert, alle Fahrzeug-Roßmacht Pharaos, seine Reisigen, sein Heer, bei Pi-Hachirot, vor Baal-Zfon.
Die Ägypter holen Jissrael ein bei Pi-Hachirot פִּי הַחִירֹת = der Quelle der Freiheit! Baal-Zfon ist ein Ort weiter nördlich und bedeutet: Herr der Dunkelheit, des Nordens, bei dem es sich um eine ägyptische Gottheit handelte. Am Ort „Quelle der Freiheit“ haben sie den Sieg schon in der Tasche. Wenn sie das nur verstünden, welche Botschaften Gott ihnen schickt!
Mosche kann ihnen versichern, dass sie nichts anderes sehen werden als die Größe Gottes. ER hatte ihnen Krieg erspart, also wird Gott jetzt für sie kämpfen.
Ex. 14,13 Mosche sprach zum Volk: Fürchtet euch nimmer! tretet hin, seht SEINE Befreiung, die er heut an euch tun wird, denn wie ihr heute Ägypten saht, seht in Weltzeit ihrs nicht wieder. 14 ER wird für euch kämpfen, und ihr, seid still!
Außer Vertrauen ist nichts vom Volk gefordert. Sie brauchen nicht zu kämpfen. Sie werden keine Gräber in Ägypten finden, denn auch Vater Jossef hat das ägyptische Grab verlassen. Kein Sklavendienst gibt es mehr für Gottes Volk, nur Gottesdienst! Nur um eins geht es: Die Ägypter werden zum letzten Mal sehen, dass ER Gott ist, und die Ägypter werden zum letzten Mal gesehen als strotzende Weltmacht.
Ex. 14,18  die Ägypter werden erkennen, daß ICH es bin, da ich mich verherrliche an Pharao, an seinen Fahrzeugen und an seinen Reitern.
Gott schützt Jissrael, indem die Wolkensäule ab jetzt hinter die Kinder Jissrael geht. War die Wolke für sie Wegweisung, ist sie für die hochmütigen Ägypter Nebel und Verwirrung. ER umnebelte die Ägypter, während ER den Kindern Jissrael das Licht in der Nacht schenkte. Mosche streckte den Arm aus und das Wasser wich. Trockenes, begehbares Land lag vor ihnen. Das Wasser floss aber nicht etwa zur einen Seite ab, sondern es wurde rechts und links zu einer Mauer, zu einer Orientierung auf ihrem Weg.
Es ist Gottes Wunder, wie alles zusammen passt: der Ostwind, die Desorientierung der Ägypter, die Lockerung der Radschrauben im Morast, sodass die viel gerühmten Streitwagen nicht vorankommen. Was dem ungläubig staunenden Betrachter wie ein Zufall erscheint, ist Gottes perfekter Zeitplan. Die Ägypter erkennen sofort, dass in ihrem Stocken der Gott der Hebräer Seine Hand im Spiel hat. Sie erkennen, was sie erkennen sollen: Gott kämpft für Jissrael! (V14) Aber der Zeitpunkt ihrer Erkenntnis kommt zu spät. Die Zeit der Umkehr hat ihr Ende, sie ist verpasst.
Ex. 14,27 Mosche streckte seine Hand übers Meer, und das Meer kehrte, um die Morgenwende, zu seiner Urstatt wieder, indes die Ägypter ihm entgegenflohn. ER schüttelte Ägypten mitten ins Meer.
Es wendet sich das Schicksal Ägyptens so, wie sich die Nacht zum Morgen wendet. Für Jissrael ersteht ein neuer Tag, ein neuer Anfang. Ägypten bleibt in der Nacht des Todes.
Dieser grausamen Machterweise Gottes an Ägypten wird an jedem Pessachfest gedacht, wenn aus einem Glas Wein 10 Tropfen beim Aufzählen der Plagen herausgenommen werden. Auch unsere Freude ist getrübt im Angesicht des Leidens der Ägypter. Einige Ägypter waren ja im Völkergemisch mit ausgezogen, da sie Gott erkannten in Seinen Taten und nicht mehr dem despotischen Pharao dienen wollten. Jissrael hatte an diesem Machterweis Gottes gesehen, dass ER fähig ist, Sein Volk in jeder Situation zu bewahren.
Ex. 14,31 Jissrael sah die große Hand, die ER an Ägypten dargetan hatte, das Volk fürchtete IHN und vertraute IHM und Mosche seinem Knecht.

Das Lied Mosches und Miriams

Nach dem Durchzug durchs Schilfmeer stimmt Mosche ein Loblied auf Gott an. Gott stritt für die Jissraeliten – und sie durften still sein!
Gott führte einen Krieg gegen die Götter Ägyptens – und gewann ihn. Gott zeichnet sich aus als guter Stratege, dessen Zeitplan immer stimmt. ER kämpft mit Seiner siegreichen Rechten. ER kämpft mit Seiner ganzen Majestät. Sogar Seine Nase vermag einen Wind und einen Wirbel zu entfachen, dass er sogar das Meer erstarren lässt.
Wenn Gott für Jissrael kämpft, so ist die Natur mit im Spiel. Alles gehorcht Gott, – nur der Pharao nicht. Strudel, Wogen und Meer dienen Gott. Sogar die Erde ist bereit, den Feind zu verschlingen. Im Schilfmeer versinken sie. Schilfmeer heißt Jam Suff יַם סוּף. Ohne Punktierung kann man auch Soff סוֹף lesen, was Ende bedeutet. Sie versinken in ihrem Ende, in ihrer Endlichkeit, die hinter allem Materiellen steht. Dabei frisst sie Gottes Glut wie Spreu. Die Ägypter haben keine Selbstwahrnehmung.
Der Pharao bleibt hochmütig. Seine Gier und seine Macht will er befriedigen und darum die Kinder Jissrael vertilgen. Er ist so herrisch wie die Wasser, die den Feind letztlich unter sich begraben werden.
Mosche rühmt seinen Gott, der seine Kraft und sein Loblied ist. Er lobt den Gott seiner Väter, der Seine Verheißungen, die ER Abraham, Jizchak und Jaakob gab, wahr machte.
Jetzt erfährt Jissrael Sein gnädiges Handeln, Seinen Schutz, Seine Erlösung und Seine Leitung. Sie werden zu Gottes Heiligtum gelangen und dort Heimat finden. Seine Hände selbst gründen das Heiligtum und nehmen Jissrael als Eigentumsvolk an.
Das alles ist ein Zeugnis für die Völker. Die feindlichen Völker werden zittern und sich fürchten vor Gottes Macht.
Wie Dwora, deren Lied in der zugehörigen Haftara gelesen wird, will Mosche für Heiden und Juden Gott in den Mittelpunkt stellen. Er wird zu Verkündiger Gottes für die Heidenwelt.
Miriam, Mosches Schwester, gilt als Künderin, weil sie die Frauen anfeuerte und mit ihr Mosches Lied zu singen. Sie tanzte und lobte mit den Frauen den großen Gott und König. Bestimmt waren die Frauen in besonderem Maße erleichtert, aus dem Land, das ihre Kinder verschlungen hatte, entkommen zu sein.

Jissraels Murren

Was wir am Ende von Kapitel 15 und im Verlauf von Kapitel 16 lesen, ist ein Muster, das sich in der Wüste oft wiederholen wird. Hatten die Kinder Jissrael zuerst allen Grund, Gott für Seine Fürsorge zu danken, fangen sie bei der kleinsten Unannehmlichkeit an zu murren und zu verzagen und malen die Fleischtöpfe Ägyptens in den herrlichsten Farben.

Bitterwasser

Ex. 15,23 Sie kamen nach Mara, aber sie vermochten nicht Wasser zu trinken von Mara, denn es war bitter. Darum rief man seinen Namen Mara: Bittre.
Bitteres Wasser konnten sie nicht trinken, und dass sie in der Wüste Wasser brauchten, war unbestritten. Doch warum beklagen sie sich bei Mosche? Können sie nicht Gott selbst um Trinkwasser bitten? Gott schickte sie doch in die „Sprechstätte“ (midbar – Wüste, von dawar – Wort), wo schon das Gespräch zwischen Mosche und IHM stattgefunden hatte. Gott zeigte Mosche ein Holz, durch das das Bitterwasser süß wurde und lehrte das Volk:
Ex. 15,26 Und sprach: Willst hören du, hören auf SEINE, deines Gottes, Stimme und was gerad ist in seinen Augen tun, seinen Geboten lauschen und all seine Gesetze wahren: – will ich von aller Krankheit, die ich auf Ägypten legte, nichts auf dich legen. Denn ICH bin dein Arzt.
Es gibt für alles Hilfe, wenn das Volk nur Gottes Worten folgt, Seinen Geboten und Weisungen. Gott ist ihr Arzt, DER ihnen jedwede Heilung verschafft, DER keine Krankheit Ägyptens auf sie kommen lassen wird. Mit diesen Worten könnten sie gut gerüstet durch die Wüste ziehen.
Zudem: „Darin liegt auch die Kraft der Heilung: Die Fähigkeit, das Bittere zu versüßen und die Infektion in seiner Quelle zu entwurzeln.“ (https://www.meaningfullife.com/42-journeys/)

Brot und Fleisch

Aber nun fehlt es ihnen an Brot. Ex. 16,3 Die Söhne Jissraels sprachen zu ihnen: Wer gäbs, wir wären gestorben im Land Ägypten durch SEINE Hand, als wir saßen überm Fleischtopf, als wir Brot zur Sättigung aßen! denn ausgeführt habt ihr uns in diese Wüste, all dieses Gesamt Hungers sterben zu lassen!
Gott beschenkt liebevoll die Murrenden mit Manna, obwohl sie nicht gegen Mosche, sondern gegen Gott gemurrt hatten! Wir gedenken heute noch am Schabbat des Mannas in der Wüste. Nur für den Schabbat durften zwei Portionen Manna gesammelt werden, ansonsten verdarb es. Demgemäß legen wir zwei geflochtene Brote auf die Schabbattafel in Erinnerung an die zwei Portionen Manna. Das Deckchen über den Broten erinnert uns an den Tau in der Wüste, unter dem es die Kinder Jissrael fanden.
Ex. 16,8 Mosche sprachs: Daß ER euch gibt am Abend Fleisch zum Essen und am Morgen Brot zum Sattwerden, daß ER euer Gemurr gehört hat, das ihr gegen ihn murrt, – was sind wir: nicht gegen uns ist euer Gemurr, sondern gegen IHN. … 13 Am Abend wars, das Wachtelvolk stieg auf und überhüllte das Lager. Aber am Morgen war eine Schicht Taus rings um das Lager, 14 und als die Tauschicht aufstieg, da war auf der Fläche der Wüste etwas Feines, Schuppiges, fein wie der Reif auf der Erde.
Mosche hörte sich das Murren des Volkes an und trat für sie vor Gott. Aber was die Kinder Jissrael ernst nehmen mussten gleichwie wir Heutigen, ist, dass all unsere Unzufriedenheit sich im eigentlichen Sinn gegen Gott richtet. Egal, was es ist, ob unser Aussehen, unsere Arbeit, unser Partner, Gottes Zuständigkeit kennt keine Grenzen. Es gibt bei IHM keine Weiterleitung mit dem Vermerk „Nicht zuständig“. Im Gegenteil, wir kränken Gott damit, wenn wir uns nicht an IHN wenden. IHM gehört doch die ganze Erde (Ex. 19,5)!
So versorgte Gott Seine Kinder mit Frühstück und Abendessen, aber sie vertrauten IHM noch immer nicht vollständig. Sie ließen vom Manna übrig in dem Zweifel, ob sie neues bekämen – und es waren die Maden in den Resten! Das Wunder war, dass zwei Portionen am Schabbat nicht verdarben.
Eine Portion Manna wurde in einem Krug gesammelt, um ihn später in der Bundeslade als Zeugnis zu bewahren. Das Volk aß so lange dieses Manna, bis es ins Land Kanaan einzog. Sobald es sich vom Ertrag des Landes ernähren konnte, hörte das Manna auf.

Wasser aus dem Felsen

Ex. 17,3 Das Volk durstete dort nach Wasser, das Volk murrte gegen Mosche, es sprach: Warum habt ihr uns dann heraufgebracht aus Ägypten, mich, meine Kinder, mein Vieh Durstes sterben zu lassen!
Wasser ist das ganz große Thema bis heute. Wasser ist wichtiger als Manna. Trotzdem haben die Kinder Jissrael eins nicht verstanden: Sich zu lösen von Ägypten, sich nicht gegen Mosche zu stellen, sondern direkt mit ihrem Versorger in ihrer Not zu sprechen. Die Vergangenheit wird verklärt, sie wird nicht mehr in ihrer erdrückenden Enge wahrgenommen. Das ist uns heute nicht fremd. Das Vertraute, Gewohnte scheint menschenfreundlicher als es in Wirklichkeit war. Vielleicht lässt Gott deshalb Sein Volk immer wieder in diese Situationen kommen, damit sie Vertrauen und Kommunikation mit IHM lernen.
Mosche bekommt von Gott die Ansage, nochmals den Stab zu nehmen, mit dem er in Ägypten den Fluss schlug. Nun darf er mit eben diesem Stab gegen den Felsen schlagen. Damals wurde das Wasser zu Blut und ungenießbar. Jetzt wird durch den Stab der Autorität des Mosche Wasser aus dem Felsen strömen. Die Ältesten Jissraels werden dabei stehen und das Wunder sowie die Autorität Mosches bezeugen.
Das Volk muss sich aber daran erinnern, wie es Gott versuchte (Massa von versuchen, auf die Probe stellen lenassot לְנַסּוֹת ) und dort zankte (Meriba מְרִיבָה Streit). Durch die Benennung dieser Orte war noch eine Erinnerung geschaffen, neben dem Krug mit Manna.

Der Krieg mit Amalek

Amalek gilt seit dieser Wüstenerfahrung als der bitterste Feind Jissraels, denn er wollte Gottes Volk überfallen und seine Schwäche nach der Zeit in Ägypten ausnutzen sowie seine Hilflosigkeit, die die entkommenen Sklaven zumindest nach menschlichem Ermessen auszeichnete. Während es immer wieder Völker gab, die von Gottes Machterweisen an den Ägyptern gehört hatten und Jissrael halfen mit Nahrung und Wasser, wollte Amalek ohne Grund gegen das Volk kämpfen. Mit Sicherheit hatte es auch von Jissrael, Ägypten und Pharao gehört, und dass dieses heimatlose Volk nun in der Wüste unterwegs ist. Die Amalekiter sind besonders hinterhältig. Im Buch Esther ist belegt, dass auch Haman ein Amalekiter war und die Juden auslöschen wollte.
Amalek war ein Enkel Esaus und übernahm den Hass, den dieser auf Jaakob hatte. Er heißt: der Nichtige; er hat also nicht gelernt, dem Wesentlichen nachzugehen, sondern bleibt dem Nichtigen verhaftet.
Ex. 17,9 Mosche sprach zu Jehoschua: Wähle uns Männer, fahr aus und kämpfe gegen Amalek! morgen stelle ich mich auf das Haupt des Hügels, den Gottesstab in meiner Hand.
Jehoschua (יְהוֹשֻׁעַ = ER wird retten) wählte für diesen ersten Kampf geeignete Männer aus, während Mosche auf dem Hügel den Kampf begleitete, mit dem Gottesstab, dem Zeichen seiner Autorität, in der Hand. Wie Dwora, so kämpfte Mosche den geistlichen Kampf und Jehoschua und seine Männer den militärischen. Dabei sehen wir, dass der geistliche Kampf der eigentliche war, denn er entschied über Sieg und Niederlage.
Ex. 17,11  Und es geschah, wie Mosche seine Hand aufreckte, überwog Jissrael, und wie er seine Hand ausruhte, überwog Amalek. 12 Schwer wurden Mosches Hände, sie nahmen einen Stein und legten den unter ihn, und er setzte sich darauf, und Aharon und Chur stützten seine Hände, von hier einer und von hier einer. Es blieben seine Hände in Treuen, bis die Sonne einging.
Bis zum Sonnenuntergang stützen Aharon und Chur die Hände Mosches, bis die Kämpfer den Sieg errungen hatten.
Ex. 17,14 ER sprach zu Mosche: Schreib das zum Gedächtnis ins Buch und legs in die Ohren Jehoschuas: ja, ich wische, wische das Gedenken Amaleks unter dem Himmel hinweg.
Es gilt bis heute, dass das Gedenken an Amalek ausgelöscht wird. Gott kämpfte hier wiederum für Sein Volk und schenkte ihm den Sieg. Deshalb baute im Mosche einen Altar und pries seinen Gott, der gegen die Feinde Jissraels kämpft, denn der Feind Amalek ist nicht in erster Linie Feind Jissraels, sondern Gottes Feind. Wer Feind des Volkes Jissrael  ist, hat auch Gott zum Feind. Das wird aufgeschrieben als ewiges Zeugnis und als Ermutigung für Jehoschua, der einmal Mosches Nachfolger werden wird.

Ich muss aus Ägypten ausziehen – jeden Tag

Maggid von Kosnitz

Der Maggid von Kosnitz weißt mit seinem Spruch zum einen darauf hin,
dass das Volk Jissrael durch Gottes Führung aus Ägypten in die Wüste gezogen ist,
aus der Knechtschaft in die kostbare Freiheit.
Zum anderen macht der Kosnitzer darauf aufmerksam,
dass jeder Glaubende den Exodus wagen muss,
an jedem Tag neu aus der Sicherheit ins Wagnis,
aus der Unselbstständigkeit in die Verantwortung,
aus Bequemlichkeit Indie Risikobereitschaft,
um den Zwängen des Wohlstandes Widerstand zu leisten:
Nicht resignieren! – Nicht schweigen! – Nicht aufgeben!

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